2019-02-26 Eigentlich ist die Sony DSC-RX100 VA eine alte Kamera und doch irgendwie neu. Wo andere Hersteller ein "Mark II" anhängen oder gleich eine neue Typenbezeichnung vergeben, unterscheidet Sony die verbesserte Modellvariante nur durch ein angehängtes A in der Artikelnummer. In der DSC-RX100M5A ist der leistungsfähige Front-End-LSI der Alpha 9 eingebaut, der über einen größeren Pufferspeicher verfügt als das nicht mehr lieferbare Vorgängermodell. Damit einhergehend gibt es ein neues Menü und einen verbesserten Autofokus. Was das für Vorteile das bringt und ob auch die Bildqualität betroffen ist, klären wir im Test. (Benjamin Kirchheim)
Im kompakten Gehäuse bietet die Sony DSC-RX100 V ein 24-70mm-Zoom mit einer hohen Lichtstärke von F1,8-2,8 sowie einen verhältnismäßig großen 1"-Sensor. [Foto: MediaNord]
Seit einigen Monaten verkauft Sony die 2016 vorgestellte RX100 V mit einem neuen Prozessor unter derselben Modellbezeichnung, aber mit einer um ein "A" ergänzter Modellnummer RX100M5A. Während Sony an der bisherigen Modellbezeichnung RX100 V festhält, bezeichnen viele Händler das neue 2018er-Modell zur besseren Unterscheidung als DSC-RX100 VA, dem wollen wir der Einfachheit halber in diesem Test folgen. Doch bevor es zum eigentlichen Test geht, fassen wir die Neuerungen einmal kurz zusammen.
Die Umstellung auf den leistungsfähigeren Zusatz-Prozessor (es betrifft den Front-End LSI) hatte einen ganz einfachen Grund: Der alte war als Bauteil nicht mehr lieferbar und so musste Sony reagieren. Es wurde ganz pragmatisch der neue Front-End LSI der Sony Alpha 9 verwendet. Dadurch besitzt die RX100 VA einen größeren Serienbildpuffer, der laut Datenblatt nun 233 statt der bisherigen 150 Aufnahmen mit schnellen 24 Bildern pro Sekunde zwischenspeichern kann. Wie bisher werden dabei sogar der Autofokus und die Belichtung nachgeführt. Dies soll beim neuen Modell zudem noch besser funktionieren.
Darüber hinaus verfügt die RX100 VA über das neuere Sony-Menü-Design, was einen Vor-, aber auch einen Nachteil mit sich bringt. Das neue Menü ist etwas übersichtlicher und bietet zudem das "My Menu", das den schnellen Zugriff auf bevorzugte Menüfunktionen an einem zentralen Ort bietet. Dafür fallen jedoch die PlayMemories Kamera Apps weg, mit denen sich die erste Generation der RX100 V noch um Aufnahme- und Bildbearbeitungsfunktionen erweitern lies. Des Weiteren bietet der automatische Weißabgleich nun mit Standard, Umgebungslichtbetont und Weiß drei Optionen.
Der Autofokus wiederum wurde um die Zonen-Funktion erweitert und die Belichtungsmessung bietet verschieden große Spot-Messfelder inklusive einer Messung auf die Lichter. Praktisch ist auch die Möglichkeit des neuen Menüs, Bilder direkt in der Kamera bewerten zu können. Videografen dürfen sich über die Proxy-Funktion freuen, die neben 4K-Videos auch noch 720p-Videos parallel aufzeichnet. HDR-Videos (HLG bzw. Hybrid Log Gamma) bleiben hingegen weiterhin der zoomstärkeren RX100 VI vorbehalten. Soweit zu den Neuerungen.
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Weil die Kamera aus Marketing-Sicht gar keine Neuheit ist, gibt es von Sony keine Testgeräte von der RX100M5A. Unser Test-Leihgerät hat uns freundlicherweise Foto Wiesenhavern (Kiel, Lübeck, 2 x Hamburg, Bremen) zur Verfügung gestellt. Herzlichen Dank dafür!
Der folgende Text basiert größtenteils auf dem Test des weitgehend identischen Vorgängermodells RX100 V. An den entscheidenden Stellen gehen wir jedoch auf die Unterschiede ein, etwa beim Autofokus, der Serienbildfunktion und der Bildqualität.
Ergonomie und Verarbeitung
Für ihren, jedenfalls für eine Kompaktkamera, relativ großen 1"-Sensor (13,2 mal 8,8 Millimeter) und das lichtstarke Objektiv fällt die Sony DSC-RX100 VA geradezu winzig aus. Das Gehäuse misst lediglich zehn mal sechs mal 2,5 Zentimeter; hinzu kommt der um 1,5 Zentimeter aus dem Gehäuse ragende Objektivtubus. Beim Einschalten fährt das Objektiv um weitere fast vier Zentimeter heraus, wird beim Zoomen von 24 auf 70 Millimeter (Kleinbildäquivalent) jedoch wieder kürzer. Das Gehäuse ist modern und schlicht gestaltet, das schwarz eloxierte Metall fasst sich hochwertig an. Mit fast 300 Gramm ist die RX100 VA wahrlich kein Leichtgewicht. Angesichts ihrer geringen Größe wirkt sie fast schwerer als sie ist, was aber den hochwertigen Eindruck unterstreicht. Satte 1.049 Euro (UVP) verlangt Sony für die Kompaktkamera, das sind immerhin 150 Euro weniger, als die RX100 V bei ihrer Markteinführung kostete (die aber vor der Ersetzung durch die RX100 VA ebenfalls "nur" noch 1.049 Euro kostete). Leider gibt es am Gehäuse trotz des stolzen Preises keinerlei Wetterschutz. Der hohe Preis dürfte vor allem der modernen, leistungsfähigen Technik im Inneren geschuldet sein, die die VA von dem nächstgünstigeren Modell RX100 IV unterscheidet. Doch dazu später mehr.
Der rückwärtige Bildschirm der Sony DSC-RX100 V (DSC-RX100M5A) lässt sich um 45 Grad nach unten und 180 Grad nach oben klappen. Leider fehlt weiterhin eine Touchfunktion. [Foto: MediaNord]
Der deutlichste Unterschied zwischen der Sony DSC-RX100 V in der alten (voriges Bild) und neuen Version (dieses Bild) ist die geänderte Menüstruktur. [Foto: MediaNord]
So schön das kleine Gehäuse auch gestaltet ist und so wenig Platz die Kamera in der Tasche wegnimmt, sodass man sie fast immer dabeihaben kann: Der Ergonomie tut dieser Minimalismus nicht gut. Allein schon aufgrund der Größe beziehungsweise "Kleine" weiß man kaum, wo man die Finger lassen soll. Der Daumen findet auf der Rückseite eine kleine gummierte Fläche, wo er recht sicheren Halt findet. Das gilt für die zwei, maximal drei Finger auf der Gehäusevorderseite weniger, denn die ist nicht nur glatt, sondern besitzt auch keinerlei Konturen beziehungsweise Griff (immerhin bietet Sony einen Griff zum Aufkleben als optionales Zubehör an). Auch die linke Hand sucht verzweifelt nach Halt, reicht das Display doch bis an den rechten Rand. Auch das Objektiv ist zu schmal zum Festhalten und die Oberseite der Kamera beherbergt gleich zwei Pop-Up-Vorrichtungen.
Muss man bei der Ergonomie noch Kompromisse eingehen, so glänzt die RX100 VA mit ihrem Display, dem Sucher und den vielen Knöpfen. Der Bildschirm bietet mit 7,5 Zentimetern nicht nur eine große Diagonale, vor allem in Anbetracht der Kameragröße, sondern er löst mit 1,23 Millionen Bildpunkten auch sehr fein auf. Sogar die Helligkeit ist dank der zusätzlichen "weißen" Subpixel mit 860 cd/m² äußerst gut, so dass sich kaum noch Situationen finden lassen, in denen Helligkeit und Kontrast nicht mehr reichen. Darüber hinaus kann der Bildschirm um 45 Grad nach unten sowie um 180 Grad nach oben geklappt werden. Das bietet viel Flexibilität, auch wenn ein schmaler Teil des Bildschirms beim Selfie vom Gehäuse verdeckt wird. Leider fehlt weiterhin eine Touchscreen-Funktionalität.
Bereits von der RX100 III ist der geniale Pop-Up-Sucher bekannt, den Sony bei der RX100 IV weiter verbessert hatte. Mechanisch entriegelt schnellt der Sucher nach oben, zusätzlich muss das Okular ausgezogen werden. Gleichzeitig schaltet sich die Kamera ein. Ob sie beim Einfahren des Suchers auch wieder ausgeschaltet wird, lässt sich im Menü einstellen. Der Sucher bietet nicht nur eine Dioptrienkorrektur, sondern auch einen Augsensor zur automatischen Umschaltung. Mit einer 0,6-fachen Vergrößerung im Vergleich zum Kleinbild fällt der Sucher sogar anständig groß aus. Bauartbedingt bietet das Okular jedoch keinen Schutz vor seitlich zwischen Auge und Sucher einfallendem Licht. Zudem können Brillenträger aufgrund der zu geringen Austrittspupille den Sucher nicht überblicken, er schattet seitlich deutlich ab. Die Auflösung fällt mit 2,36 Millionen Bildpunkten sehr fein aus. Dabei kommt weiterhin ein OLED zum Einsatz, das in sehr hellen Bildpartien jedoch leicht flimmert.
Zwar musste Sony ob der geringen Gehäusegröße sparsam mit Bedienelementen umgehen, aber die RX100 VA bietet selbst für ambitionierte Fotografen das Nötigste. So gibt es einen Bedienring am Objektiv und ein zusätzliches Daumenrad, sodass sich zwei Funktionen unabhängig voneinander steuern lassen. Insbesondere der Objektivring kann je nach Modus verschiedenste Funktionen annehmen und beispielsweise auch alternativ zur Zoomwippe als Zoomring, auf Wunsch in Stufen, dienen. Hinzu kommen das Steuerkreuz mit mittlerer Bestätigungstaste sowie vier weitere Bedientasten, die sich teilweise individuell belegen lassen.
Beim Menü bleibt Sony sich im Prinzip treu, nur dass mit dem neuen Front-End-LSI auch das überarbeitete Menü zum Einsatz kommt, das auch in der neuesten Generation der spiegellosen Alpha-Systemkameras zu finden ist. Die Hauptkategorien wurden etwas umgruppiert und die Menüseiten sind nicht mehr nummeriert, sondern mit entsprechenden Überschriften versehen, so dass man beim seitenweisen durchblättern schneller weiß, was auf der jeweiligen Menüseite eingestellt wird (beispielsweise Blitz, Belichtung, Film etc.). Bis zu sechs Menüpunkte finden sich auf bis zu zwölf Menükarten, die in einer der sechs Hauptkategorien zu finden sind.
Die Sony DSC-RX100 V besitzt einen Pop-Up-Sucher sowie einen Pop-Up-Blitz, jedoch keinen Blitzschuh. Schade, denn der integrierte Blitz ist sehr schwachbrüstig. [Foto: MediaNord]
Weggefallen ist das Menü mit den PlayMemories Camera Apps, mit denen sich frühere Sony-Modelle um neue Funktionen erweitern ließen. Stattdessen ist nun ein "Mein Menü" zu finden, das bis zu 30 Menüpunkte verteilt auf fünf Seiten aufnimmt. Leider kann man nicht im normalen Menü per Tastendruck den aktuellen Menüpunkt ins Mein Menü speichern, sondern muss das über die Verwaltungsseite des Mein Menüs erledigen, wo alle Menüpunkte auf 30 Seiten zu finden sind. Bei der Ersteinrichtung muss man sich also etwas Zeit nehmen, bekommt dann aber schnelleren Zugriff auf bevorzugte Menüpunkte in individueller Sortierung. In der Summe bietet das neue Menü etwas mehr Übersichtlichkeit, ist jedoch trotzdem sehr umfangreich, so dass man spezielle, selten verwendete Menüpunkte erst aufwändig suchen muss.
Mit Schnittstellen ist das kleine Gehäuse der RX100 VA hingegen äußerst sparsam ausgestattet. Es gibt lediglich eine Micro-HDMI- sowie eine Micro-USB-Schnittstelle. Letztere dient auch zum Aufladen des wechselbaren Lithium-Ionen-Akkus, der nur für gut 220 Fotos Saft liefert – das ist trotz des schnelleren Prozessors genauso viel wie bei der RX100 V, aber 60 Aufnahmen weniger als noch bei der RX100 IV, die ohne Front-End-LSI auskommen muss. Wer die 4K- oder HFR-Videofunktionen nutzt, wird einen deutlich erhöhten Akkuverbrauch mit einhergehender Wärmeentwicklung auf der rechten Gehäuseseite feststellen, die zuweilen sogar Abkühlpausen erfordert. Immerhin ist die USB-Schnittstelle nicht wählerisch, ob die Energie nun aus dem Originalnetzteil oder einem Fremdgerät, etwa einem Smartphoneladegerät, stammt. Sogar bei eingeschalteter Kamera läuft die Stromversorgung weiter, was bei Kameras im Gegensatz zu Smartphones noch längst keine Selbstverständlichkeit ist.
Auf der Gehäuseunterseite sitzt das Stativgewinde leider außerhalb der optischen Achse und zudem direkt neben dem Akku- und Speicherkartenfach. Um die 4K- und HFR-Videofunktionen nutzen zu können, ist eine entsprechend schnelle Speicherkarte nötig, die am besten die UHS-Speed-Class 3 erfüllt. Viel schneller muss die Karte allerdings auch nicht sein, das Speicherinterface schafft nämlich maximal 38 Megabyte pro Sekunde und stellt damit den Flaschenhals dar (dazu weiter unten mehr).