Ausstattung
Das Programmwählrad bietet sowohl Einsteiger- als auch ambitionierten Hobbyfotografen alles, was das Herz begehrt. So übernimmt etwa der Automatikmodus auf Wunsch die komplette Aufnahmekonfiguration inklusive der Wahl des Motivprogramms anhand einer Livebildanalyse. Wer möchte, kann aber genauso gut das Motivprogramm selbst wählen oder aber in den Kreativprogrammen P, A, S und M tiefer in die Fotografie einsteigen und die volle Kontrolle über die Aufnahmeparameter übernehmen. Sogar eine ISO-Automatik im manuellen Modus bietet die Sony. Der Schwenkpanoramamodus erlaubt einfache Rundumsichten, löst allerdings nicht allzu hoch auf und kommt bei Motiven, die zu nah an der Kamera sind, gerne mal ins Schleudern.
Das Gehäuse der Sony RX100 VI bietet auf der Vorderseite keinerlei Griff für einen ergonomischen Halt. [Foto: MediaNord]
Empfehlenswert ist der HDR-Modus, der aus zwei unterschiedlich belichteten Aufnahmen automatisch ein neues Bild zusammensetzt. Allerdings betont dieser vor allem die Schatten, sodass es bei Motiven mit wenig Spitzlichtern und vielen dunklen Bereichen empfehlenswert ist, mit der Belichtungskorrektur etwas nachzuhelfen, was zu ausgewogeneren Bildern führt. Wer möchte, kann mit Hilfe der umfangreichen Belichtungsreihenfunktion aber auch eigene HDR-Aufnahmen am PC zusammensetzen. Bei bis zu einem EV Belichtungsabstand sind neun Aufnahmen möglich, bei drei EV Belichtungsabstand immerhin noch fünf Aufnahmen, was einem insgesamt noch größeren Dynamikumfang entspricht.
Was es hingegen leider nicht gibt, ist eine Intervallaufnahmefunktion. Wer möchte, kann seine Aufnahmen direkt mit Kreativfiltern aufpeppen, etwa dem Spielzeugkameraeffekt, einem Schwarzweiß- oder einem Sepiamodus und noch vielen mehr. Allerdings lassen sich diese Funktionen nicht nachträglich auf die Fotos anwenden, denn weder das Menü hält Bildbearbeitungsfunktionen bereit, noch gibt es nachträglich installierbare Apps wie früher, denn diese Funktion hat Sony leider wieder gestrichen.
Neben dem heimischen PC kann jedoch auch das Smartphone zur Bildbearbeitung dienen. Die Sony RX100 VI gibt sich erfreulich kontaktfreudig. Sie verfügt nicht nur über NFC, sondern auch über Bluetooth und WLAN. Dank der stromsparenden Bluetooth-Funktion kann die Kamera die Positionsdaten des Smartphones übernehmen und direkt bei der Aufnahme in den Metadaten der Fotos speichern. Zudem können Bilder übertragen werden, um sie auf dem Smartphone zu bearbeiten und in sozialen Netzwerken zu teilen. Außerdem lässt sich die RX100 VI via App inklusive Livebildübertragung fernsteuern.
Beim Autofokus schummelt die RX100 VI etwas, denn defaultmäßig ist der Vor-AF eingeschaltet, der die Performance verbessert und durchaus auch praktisch ist, da das Livebild dadurch immer scharf erscheint. Tatsächlich benötigt die Sony ohne Vor-AF je nach Brennweite inklusive Fokussierung von unendlich auf zwei Meter ca. 0,25 bis 0,32 Sekunden vom Drücken des Auslösers bis zum eigentlichen Auslösen. Das ist schnell, wenn auch nicht rekordverdächtig, aber vor allem ohne Ausreißer nach unten. Das ist insofern erfreulich, als dass frühere Kameras mit großem Zoom vor allem am langen Teleende oft Probleme mit einer recht langsamen Fokussierung hatten. Die reine Auslöseverzögerung nach Vorfokussierung beträgt sogar lediglich 0,02 Sekunden, was äußerst flott ist und selbst teuerste DSLRs übertrifft. Hier spielen der nicht vorhandene Schwingspiegel, die physikalisch kleine Blende und natürlich der Zentralverschluss ihre Vorteile aus.
Mit der Sony RX100 VI und VII konnten wir bei 24 mm Kleinbildäquivalent ab 6 cm von der Objektivfront fokussieren und damit eine minimale Bildbreite von 11,7 cm aufnehmen, was einem kleinbildäquivalenten Abbildungsmaßstab von 1:3,3 entspricht. [Foto: MediaNord]
Mit der Sony RX100 VI und VII konnten wir bei 200 mm Kleinbildäquivalent ab 89,4 cm von der Objektivfront fokussieren und damit eine minimale Bildbreite von 17,6 cm aufnehmen, was einem kleinbildäquivalenten Abbildungsmaßstab von 1:4,9 entspricht. [Foto: MediaNord]
Mit der Sony RX100 VI und VII konnten wir bei 55 mm Kleinbildäquivalent ab 8,8 cm von der Objektivfront fokussieren und damit eine minimale Bildbreite von 7,7 cm aufnehmen, was einem kleinbildäquivalenten Abbildungsmaßstab von 1:2,1 entspricht. [Foto: MediaNord]
Im Weitwinkel beträgt die Naheinstellgrenze gemessene sechs Zentimeter ab Objektivfront, womit wir ein 11,7 x 7,8 Zentimeter kleines Motiv formatfüllend aufnehmen konnten, allerdings mit deutlich unscharfen Bildrändern. Das entspricht einem kleinbildäquivalenten Abbildungsmaßstab von immerhin 1:3,3. Beim Zoomen steigt die Naheinstellgrenze erst langsam und dann immer schneller, so dass wir uns bei maximaler Brennweite 89,4 Zentimeter weit vom Motiv entfernen mussten – auch hier mangels Markierung der Sensorebene von der Objektivfront gemessen. Das minimale Bildfeld haben wir mit 17,6 x 11,7 Zentimeter gemessen, was einem kleinbildäquivalenten Abbildungsmaßstab von 1:4,9 entspricht; immerhin sind hier die Bildränder scharf.
Den größten Abbildungsmaßstab erreicht man tatsächlich im Bereich von 50 bis 55 Millimeter kleinbildäquivalenter Brennweite. Bei 53 und 55 Millimeter konnten wir bei Motivabständen von 8,2 beziehungsweise 8,8 Zentimeter ab Objektivfront ein 7,7 x 5,1 Zentimeter kleinem Motiv formatfüllend abbilden. Das entspricht einem beeindruckenden kleinbildäquivalenten Abbildungsmaßstab von 1:2,1, also fast dem eines Kleinbild-Makroobjektivs. bei 50 Millimeter kleinbildäquivalenter Brennweite ist das Bildfeld mit 7,8 x 5,2 Zentimeter nur minimal größer bei einem Abstand von Motiv zu Objektivfront von ebenfalls 8,2 Zentimeter, der Abbildungsmaßstab beträgt hier 1:2,2. Aber auch hier gibt es einen Wermutstropfen: Die Bildränder sind sichtbar unscharf.
Die manuelle Fokussierung geht dank des Objektivrings intuitiv von der Hand. Dank Fokuslupe sowie Fokuspeaking lässt sich zudem der Schärfepunkt problemlos finden. Außerdem wird die Entfernung mittels Balkendiagramms auf dem Display beziehungsweise im Sucher eingeblendet, lässt sich aber mit diesem nur recht ungenau ablesen. Apropos Bildschirmanzeigen: Eine digitale Wasserwaage und ein Gitter lassen sich ebenfalls einblenden.
Der Zentralverschluss arbeitet absolut lautlos und erlaubt auch eine Blitzsynchronisation mit allen Verschlusszeiten von bis zu 1/2.000 Sekunde. Kürzere Belichtungszeiten werden über den elektronischen Verschluss realisiert, bis zu 1/32.000 Sekunde ist möglich. Die Belichtungszeit für kreative Effekte bei viel Licht zu verlängern, geht mangels eingebauten ND-Filters jedoch nicht. Der Blitz muss mechanisch entriegelt werden und bietet lediglich die wichtigsten Basisfunktionen wie eine Automatik, eine Langzeitsynchronisation und das Blitzen erst am Ende statt am Anfang der Belichtung sowie eine Blitzbelichtungskorrektur. Die Leitzahl beträgt jedoch lediglich vier, was ziemlich mager ist. Wer gerne kreativ blitzen möchte, sollte sich eine andere Kamera suchen.
Sport- und Actionmotive lassen sich mit der Sony RX100 VI perfekt einfangen. Bei voller Auflösung nimmt sie, mit elektronischem Verschluss, knapp 24 Serienbilder pro Sekunde auf, egal ob in Raw oder JPEG. Dabei führt sie mit ihren 315 Phasen-Autofokus-Sensoren die Schärfe permanent nach, auch die Belichtung wird ständig angepasst. Dank des großen Zwischenspeichers von ca. vier Gigabyte kann man wahlweise 109 Raw- oder 224 JPEG-Aufnahmen mit dieser hohen Geschwindigkeit anfertigen, bevor die Serienbildrate jämmerlich auf zwei und weniger Bilder pro Sekunde zusammenbricht. Als echtes Nadelöhr erweist sich dabei das Speicherkarteninterface, das maximal 40 Megabyte pro Sekunde schreibt. Bei JPEG ist es sogar deutlich langsamer als bei Raw, denn die Aufbereitung der Bilddaten nimmt bedeutend mehr Zeit in Anspruch und wirkt als zusätzliches Nadelöhr. Satte 105 Sekunden dauert es, den JPEG-Puffer wieder zu leeren, bei Raw-Bildern sind es "nur" ca. 50 Sekunden. Immerhin lassen sich viele Funktionen trotzdem aufrufen, aber nicht alle. Auch das Ausschalten der Kamera wird verzögert, bis der Puffer wieder geleert ist.
Das Stativgewinde der Sony RX100 VI liegt nicht nur außerhalb der optischen Achse, sondern auch noch direkt neben dem Akku- und Speicherkartenfach, das damit selbst von kleinsten Schnellwechselplatten blockiert wird. [Foto: MediaNord]
Richtig rasant geht es im HFR-Modus zu. Hier nimmt die Sony kurze Videosequenzen mit bis zu 1.000 Bildern pro Sekunde auf. Je höher man die Bildrate einstellt, desto stärker sinkt jedoch die Auflösung. Dabei interpoliert die Kamera jedoch immer auf Full-HD-Auflösung hoch. Im normalen Videomodus arbeitet die Sony RX100 VI maximal mit 4K-Auflösung (3.840 x 2.160 Pixel) bei wahlweise 24, 25 oder 30 Bildern pro Sekunde. Gespeichert wird mit hoher Qualität von bis zu 100 Mbit pro Sekunde. Bei 4K-Aufnahmen arbeitet nur der optische Bildstabilisator, sodass Freihandvideos im Vergleich zu Full-HD-Aufnahmen verwackelter wirken, denn bei Letzteren kommt zusätzlich ein elektronischer Bildstabilisator zum Einsatz. Ohnehin sind die 4K-Videoaufnahmen arg begrenzt, denn je nach Außentemperatur erwärmt sich die Kamera recht schnell, sodass sie nach wenigen Minuten zum Abkühlen abschaltet.
In Full-HD-Auflösung besteht das Problem hingegen kaum. Hier sind die Videos mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde übrigens nochmals flüssiger. Die maximale Aufnahmedauer beträgt dann knapp unter 30 Minuten. Der Ton wird über das integrierte Mikrofon in Stereo aufgezeichnet, ein externes lässt sich mangels Anschluss nicht verwenden. Der Autofokus arbeitet flott, die Belichtung wird nachgeführt und auch das Zoom lässt sich gut und nahezu geräuschlos im sanften, langsamen Modus verwenden. Professionellen Ansprüchen wird die Videofunktion also nicht gerecht, sie bietet aber eine gute Qualität und viele interessante Funktion für den Hobbyfilmer ohne Profiambitionen.