High-End-Bridge-Kamera mit 1"-Sensor

Testbericht: Sony Cyber-shot DSC-RX10 III

Seite 4 von 2, vom 2016-07-04 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Sony verspricht übrigens einen 0,09 Sekunden schnellen Autofokus. In unserem Labor benötigte der Autofokus im Weitwinkel die 1,5-fache Zeit davon, nämlich 0,13 Sekunden. Hinzu kommen noch 0,02 Sekunden Auslöseverzögerung, die auch ohne Fokussierung auftreten. Zoomt man hingegen ordentlich ein, so wird der Autofokus deutlich träger. Knapp 0,4 Sekunden genehmigt er sich am langen Brennweitenende. Das ist zwar immer noch recht flott, aber die Fokuszeit hängt stark von der gewählten Brennweite ab. Die Fokussierung selbst erfolgt im Gegensatz zum Zoomen absolut lautlos. Das manuelle Fokussieren gelingt nicht nur aufgrund des schönen Fokusrings sehr gut, sondern auch dank der Hilfen wie Fokuslupe und Fokuspeaking.

Im Serienbildmodus will die RX10 III ebenfalls mit hoher Performanz punkten. 14 Serienbilder pro Sekunde verspricht Sony – und übertrifft sie sogar noch leicht, jedenfalls sofern man in JPEG fotografiert. In Raw hingegen sinkt die Serienbildrate auf gut acht Bilder pro Sekunde. Immerhin hält die RX10 III 43 JPEG- oder 28 Raw-Aufnahmen lang durch. Sobald der interne Puffer jedoch voll ist, sinkt die Aufnahmerate drastisch auf deutlich unter zwei Bilder pro Sekunde ab. Die schnelle UHS-I-Speicherkarte, die eine Mindestschreibrate von 30 MByte pro Sekunde garantiert und bis zu 94 MB/s schnell sein soll, kann eigentlich nicht der Grund dafür sein. Überhaupt benötigt die RX 10 III geschlagene 26 Sekunden, um den Puffer wegzuschreiben. Während dieser Zeit kann man zwar weitere Fotos aufnehmen, aber das Menü und der Wiedergabemodus sind gesperrt. Immerhin gibt es eine gut sichtbare Schreib-LED, die Sony bei anderen Modellen gerne an der Unterseite oder gar im Akku- und Speicherkartenfach versteckt hatte.

Rasant zugehen soll es auch bei den Videoaufnahmen, jedenfalls sofern dies gewünscht ist. Die Videoqualität jedenfalls kann sich mit 4K-Auflösung und 1,7-fachem Oversampling wahrlich sehen lassen. Der Fokus wird sanft angepasst wie auch die Belichtung und Videoexperten finden zahlreiche Einstelloptionen, die für reine Fotografen ein Buch mit sieben Siegeln darstellen. Das interne Mikrofon beispielsweise zeichnet in Stereo auf, kann aber selbstverständlich ausgepegelt werden oder durch ein externes Mikrofon ersetzt werden. Dank der Kopfhörerbuchse kann der Videograf den Ton live kontrollieren. Die Clean-HDMI-Videoausgabe beispielsweise für eine externe Aufzeichnung gehört da schon zum guten Ton. Schaltet man die Auflösung herunter, so erhöht sich auf Wunsch die Bildrate entsprechend auf bis zu 960 (NTSC) beziehungsweise 1.000 (PAL) Bilder pro Sekunde. 40-fache Zeitlupen sind damit möglich. Die ganz hohen Bildraten (über 120 fps) stehen allerdings nur für eine kurze Aufnahmedauer (zwei oder vier Sekunden) zur Verfügung. Als Videograf sollte man jedoch den Crop beachten, der sich je nach Modus zwischen 27-650 mm entsprechend Kleinbild und 60-1390 mm entsprechend Kleinbild bewegt.

Der integrierte Pop-Up-Blitz springt, sofern mechanisch entriegelt, sehr hoch auf. Allerdings erlaubt der Klappmechanismus kein "getrickstes" indirektes Blitzen, da sich der Blitz nicht mit dem Finger nach hinten klappen lässt. Ob der geringen Leistung von etwa Leitzahl 5,5 ist dies aber verschmerzbar. Für eine Bridgekamera ist der Blitz damit ziemlich leistungsschwach. Auch die Blitzfunktionen sind auf das Nötigste beschränkt, etwa eine Blitzbelichtungskorrektur, eine Langzeitsynchronisation, eine Synchronisation auf den zweiten Verschlussvorhang, geblitzt wird dann am Ende der Belichtung, sowie eine Rote-Augen-Korrektur. Als Drahtlos-Master taugt der integrierte Blitz hingegen leider nicht, dafür muss schon ein externer in den Multifunktionsschuh geschoben werden. Immerhin besitzt die RX10 III einen Zentralverschluss und erlaubt damit eine 1/2.000 Sekunde kurze Blitzsynchronzeit – jedenfalls sofern mindestens auf F8 abgeblendet wurde. Bei Offenblende liegt die kürzeste mechanische Verschlusszeit nämlich bei 1/1.000 Sekunde. Mit dem bis zu 1/32.000 Sekunde schnellen elektronischem Verschluss kann leider nicht geblitzt werden, dem steht der Rolling-Shutter-Effekt entgegen. Egal ob der Verschluss elektronisch oder mechanisch betätigt wird, sehr leise bis unhörbar ist er allemal.

Bildqualität

Die beste Kamera nützt nicht viel, wenn die Bildqualität nichts taugt. Diese ergibt sich aus dem Zusammenspiel von Objektiv und Bildsensor. Letzterer bietet mit 20 Megapixeln auf dem für Kompaktkameras recht großen Ein-Zoll-Sensor (13,2 mal 8,8 Millimeter) gute Voraussetzungen. Da auch das Objektiv mit großem Aufwand ohne Rücksicht auf Kompaktheit konstruiert wurde, verspricht dies ebenfalls eine gute Qualität. Überprüft haben wir das nicht nur in der Praxis, sondern vor allem unter kontrollierten Bedingungen in unserem Lübecker Testlabor. Wer sich für den detaillierten Laborbericht mit allen Diagrammen interessiert, kann diesen über die weiterführenden Links zu einem Preis von 1,40 € abrufen oder mittels einer Prepaid-Flatrate ab umgerechnet 2,08 € monatlich auf das gesamte Testarchiv zugreifen, beispielsweise um die Messergebnisse mit denen anderer Kompaktkameras oder sogar DSLRs zu vergleichen. Ein Kauf unterstützt uns, nebenbei bemerkt, bei unserer redaktionellen Arbeit. Die folgenden Betrachtungen jedenfalls beruhen auf unserem Labortest.

Das Objektiv schrammt mit dem 20-Megapixel-Sensor nur ganz knapp unterhalb der Marke von 60 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) im Kleinbildäquivalent bei 50 Prozent Kontrast vorbei. Erreicht wird die höchste Auflösung im Weitwinkel in der Bildmitte bei F2,8 und F4. Bei F5,6 beginnt bereits die Beugung einzusetzen, die aber erst bei F11 und erst Recht bei F16 die Auflösung deutlich verringert. Am Bildrand liegt die Auflösung im Weitwinkel knapp 30 Prozent unter der im Bildzentrum. Das ist ein durchaus sichtbarer Randverlust, zumindest bei größeren Ausgabeformaten, aber noch nicht dramatisch. Von F2,4 bis F8 werden jedenfalls locker über 40 lp/mm am Bildrand aufgelöst. Zoomt man das Objektiv, so verringert sich die Auflösung stetig. Bei 120 Millimeter entsprechend Kleinbild werden nur noch knapp über 50 lp/mm erreicht – dafür aber sowohl im Bildzentrum als auch am Bildrand. Die Auflösung ist außergewöhnlich gleichmäßig. Bei langer Brennweite schließlich gibt es wieder einen Randabfall der Auflösung, doch selbst im Bildzentrum sind die 50 lp/mm allenfalls ein feuchter Traum. Nur bei F4 und F5,6 gibt es überhaupt über 40 lp/mm, am Bildrand muss man sich gar mit maximal 36 lp/mm begnügen. Nichtsdestotrotz ist auch eine solche eher mäßige Auflösung einem Digitalzoom klar überlegen.

Die Verzeichnung sowie die Randabdunklung des Objektivs sind völlig unkritisch. Eine Verzeichnung gibt es schlicht nicht, die Randabdunklung ist minimal. Bei den Farbsäumen wiederum sieht es schon etwas anders aus. Im Mittel falls sie zwar gering aus, im Weitwinkel werden die Extreme in der Nähe der Bildränder jedoch leicht sichtbar, in Telestellung etwas stärker. Die mittlere Brennweite schlägt sich hierbei mit den geringsten Farbsäumen am besten.

Die von Sony gewohnte gute Performance des 20-Megapixel-1-Zoll-Sensors leistet auch die RX10 III problemlos. So liegt der Signal-Rauschabstand im Bereich von ISO 64 bis ISO 200 im guten Bereich von über 40 dB und bis ISO 1.600 im akzeptablen Bereich von über 35 dB. Das Rauschen ist generell feinkörnig, wobei Helligkeitsrauschen ab ISO 3.200 langsam sichtbar wird. Farbrauschen spiel hingegen praktisch keine Rolle. Dabei bleibt die Rauschunterdrückung so zurückhaltend, dass bis ISO 800 keine Detailverluste auftreten und selbst bei ISO 1.600 nur minimale Verluste zu beklagen sind. Erst ab ISO 3.200 werden die Detailverluste deutlicher sichtbar. Die Messkurve selbst zeigt vor allem von ISO 64 bis ISO 400 einen hohen Messwert mit einer Überschärfung, der oberhalb von ISO 400 zu sinken beginnt.

Die Eingangsdynamik bewegt sich von ISO 64 bis 3.200 auf einem hohen Niveau von zehn bis elf Blendenstufen, nur bei der höchsten Empfindlichkeit von ISO 12.800 sinkt die Dynamik deutlich auf sogar nur noch acht Blendenstufen ab. Die bei ISO 64 noch etwas gedämpfte Tonwertkurve zeigt bei allen anderen Empfindlichkeiten eine leichte, aber keineswegs übertriebene Steilheit. Die Bilder wirken knackig, aber keineswegs künstlich. Feine Helligkeitsunterschiede vermag die RX10 III vor allem bei ISO 64 bis 1.600 darzustellen. Bei ISO 3.200 und 6.400 sinkt der Messwert deutlich in den noch akzeptablen Bereich, bei höchster Empfindlichkeit sind nur noch etwa ein Drittel der Helligkeitsstufen vorhanden. Die Farbtreue der RX10 III ist im Mittel gerade noch gut. Einzelne Messwerte weichen zugunsten einer "schönen" Farbdarstellung ab. So wird das Cyan blauer dargestellt, was einen schöneren Himmel ergibt. Warme Farben, insbesondere Violett und Rot, leuchten kräftiger als in der Realität, aber auch Magenta und Orangetöne sind davon betroffen. Der manuelle Weißabgleich arbeitete hingegen im Messlabor ohne Fehl und Tadel und leistet auch in der Praxis in der Regel gute Dienste.

Fazit und Kurzbewertung

Fazit

Mit der Mark III bohrt Sony die eierlegende Wollmilchsau RX10 nochmals deutlich auf. Das gewachsene Gehäuse ist sehr griffig, wenn auch klobig. Das bombastische Objektiv macht die Kamera einer DSLR nicht nur bei der Bildqualität nahezu ebenbürtig, sondern eben auch bei der Größe, wobei man ein DSLR-Objektiv mit einem solchen Zoomumfang und einer solchen Qualität vergeblich suchen wird. Auch die Videofähigkeiten der RX10 III sind enorm und sollten viele Anwender zufriedenstellen. Dank der vielen Tasten, des guten Suchers und des klappbaren Monitors lässt sich die Sony zudem gut bedienen, auch wenn Sony gerne einen Touchscreen verbauen könnte. Das Konzept der Kamera-Apps ist einerseits flexibel, aber auch etwas kompliziert und fügt sich nicht gut in die Ergonomie einer Kamera ein. Bei der Performance zeigt sich die RX10 III hingegen unerwartet durchwachsen. Der Autofokus ist zwar schnell, aber nicht immer. Die Serienbildrate ist sehr hoch, die Speichergeschwindigkeit jedoch nicht. Die Bildqualität hingegen bietet kaum Anlass zur Kritik. Bis ISO 1.600 lässt sich mit der RX10 III bedenkenlos fotografieren.

Kurzbewertung

  • Ergonomischer, großer Handgriff
  • Hohe Auflösung, die allerdings zum Tele hin abnimmt
  • Gute Bildqualität bis ISO 1.600
  • Sehr großer Funktionsumfang für Foto- und Videografen
  • Groß und schwer
  • Kunststoffgehäuse in der Preisklasse unangemessen und zudem nicht vor Umwelteinflüssen geschützt
  • Leistungsschwacher interner Blitz taugt nicht einmal zur Drahtlossteuerung
  • Auf dem Stativ sehr kopflastige Kamera

Technische Daten

Modell Sony DSC-RX10 III
Sensor CMOS-Sensor 1" 13,2 x 8,8 mm (Cropfaktor 2,7)
21,0 Megapixel (physikalisch), 20,1 Megapixel (effektiv)
Auflösung (max.) 5.472 x 3.648 (3:2)
Video (max.) 3.840 x 2.160 30p
Objektiv 24-600 mm / F2,4-4,0 (25-fach Zoom)
Sucher elektronischer Sucher, 2,36 Mio. Bildpunkte, Vergrößerung 1,89-fach (Sensor-bezogen)
Monitor 3,0" (7,5 cm), 1,23 Mio. Bildpunkte, beweglich, kein Touchscreen
Belichtungsmessung Mittenbetonte Integralmessung, Matrix/Mehrfeld-Messung, Spotmessung
Belichtungsreihe automatisch, max. 9 Aufnahmen (1/3-3 EV Schrittweite), mit interner HDR-Verarbeitung
Bildstabilisator Lens-Shift (optisch)
Eingebauter Blitz ja
Blitzschuh Sony Multi Interface, Standard-Mittenkontakt Blitzschuh
Drahtlos WLAN, NFC
AV-Anschlüsse AV-Ausgang: HDMI-Ausgang Micro (Typ D)
Mikrofoneingang, Audioausgang
Serienaufnahmen max. 14 Bilder/s und max. 43 Aufnahmen in bester Qualität
kürzeste Verschlusszeit 1/2.000 s
Autofokus Kontrast
Akkulaufzeit 420 Aufnahmen gem. CIPA-Standard
Speicher
Memory Stick (Duo, Duo Pro)
SD (SDHC, SDXC, UHS I)
Empfindlichkeit Automatisch ISO 100 bis 12.800, manuell ISO 64 bis 12.800
Abmessungen 133 x 94 x 127 mm (B x H x T)
Gewicht 1.095 g (betriebsbereit)
Online-Datenblatt https://www.digitalkamera.de/0A3BZ (mit Preisvergleich)

Passende Meldungen zu diesem Thema

Artikel-Vorschläge der Redaktion