Kompaktkamera
Testbericht: Sony Cyber-shot DSC-TX5
2010-05-28 Outdoor ist "in" und so hat auch Sony seine Angebotspalette um ein robustes und wasserdichtes Modell erweitert. Darüber hinaus ist die TX5 aber auch eine so genannte Lifestyle-Kamera, d. h. sie ist in erster Linie schick, schlank und schön. Daher sieht man ihr auch die Outdoor-Qualitäten nicht an. In dem dünnen Gehäuse steckt aber nicht nur robuste, sondern auch feine Technik: Die Kamera hat 10 Megapixel, ein stabilisiertes 4fach-Zoom und filmt in 720p. Was noch alles in ihr steckt, haben wir uns genauer angesehen. (Stefan Meißner)
Ergonomie und Verarbeitung Das schlanke mit Metall eingefasste Gehäuse der Cyber-shot DSC-TX5 braucht nur geringfügig mehr Fläche als eine Scheckkarte und ist nur etwa so dick wie ein kleiner Finger. Von den Maßen her ähnelt es daher eher einem schlanken Mobiltelefon oder MP3-Player. Aufgrund der geringen Größe der Kamera wirkt das Gewicht von aufnahmebereit nur 148 g angenehm schwer in der Hand, was den Eindruck äußerster Solidität vermittelt. Kurz gesagt treffen die Attribute klein, handlich, formschön und "schnuckelig" voll auf die TX5 zu, und man nimmt sie einfach gerne in die Hand. Gut zu wissen, dass sie außer in elegantem Silber oder Schwarz auch in drei Modefarben zu haben ist.
Die schöne Sony ist damit nicht nur Jacken-, Brust- oder Hosentaschen tauglich, sondern findet auch in Badehose oder Badeanzug einen adäquaten Platz. Allerdings wird es viele Personen in Erstaunen versetzen, wenn man aus dem Wasser kommend die TX5 aus der Badehose zieht. Ihre Outdoorfähigkeit sieht man der TX5 nämlich überhaupt nicht an. Die Vorderseite wird in der gesamten Breite von einer Metallplatte abgedeckt, hinter der sich in ausgeschaltetem Zustand Objektiv und Blitz verbergen. Wird dieser Schutz gegen leichten Federdruck nach unten geschoben, ist die Kamera in kurzer Zeit aufnahmebereit. Dieses gelingt spielend sogar einhändig, so dass spontane Schnappschüsse möglich sind. Leider schiebt sich der Schutz manchmal auch versehentlich beim "in die Tasche stecken" auf, was evtl. einen unnötigen Stromverbrauch des ohnehin etwas unterdimensionierten Akkus zur Folge haben kann.
Auf der Oberseite befinden sich die wenigen mechanischen Schalter: Der Auslöser ist eine schmale Taste, die der Zeigefinger zwar gut findet, dessen Druckpunkt für den Schärfe- und Belichtungsspeicher aber viel zu weich ist. Schon durch leichtes Auflegen des Fingers wird die Messung aktiviert und mangels deutlichem zweiten Druckpunkt auch versehentlich ausgelöst. Hier kann es zumindest in der ersten Zeit häufiger zu "Fehlschüssen" kommen. Neben dem Auslöser befindet sich eine wirklich winzige Zoomwippe, die für Personen mit etwas dickeren Fingern sehr gewöhnungsbedürftig ist. Die Einhandbedienung wird dadurch erschwert, ist aber durchaus möglich. Bei der "Kleine" der TX5 wäre es andererseits auch schwierig, größere Bedienelemente unterzubringen. Größe und Eleganz haben halt ihren Preis. Auf der anderen Seite des Auslösers befindet sich ein Drucktaster, der als zusätzlicher Ein/Aus-Schalter dient. Wirklich notwendig ist dieser aber nicht, denn die Objektivabdeckung erfüllt denselben Zweck. Etwas versteckt unterhalb des Auslösers gibt es eine Wiedergabetaste. Die Kamera muss also nicht eingeschaltet werden, um gespeicherte Foto und Videos ansehen zu können.
Das war es auch schon an Tastern und Knöpfchen, weitere Schalter gibt es nicht. Denn die Cyber-shot wird nach iPhone-Manier per Touchscreen bedient, was ziemlich "hipp" ist. Der Bildschirm nimmt mit seinen 7,5 cm Diagonale die gesamte Rückseite des Winzlings ein, löst aber leider nur 230.000 Bildpunkte auf. Dafür ist er hell und aus jedem Blickwinkel, selbst sehr flachen, gut einzusehen. Prima! Die Bedienung ist für Knöpfchen gewohnte Menschen zunächst etwas eigenartig, man gewöhnt sich aber schnell daran. Und dann macht das wirklich Spaß. Am linken und rechten Bildschirmrand erscheinen die wichtigsten Menüpunkte wie z. B. Betriebsarten, Blitzeinstellungen und Selbstauslöser. Je nach Betriebsart wechseln die Menüeinträge. Der Benutzer kann sich sogar durch einfaches ziehen der Symbole eigene Menüs mit den am häufigsten verwendeten Funktionen basteln.Aber der Touchscreen bietet noch mehr: Zum Scharfstellen muss das gewünschte Objekt nur auf dem Display angetippt werden, Blättern in Menüs oder Bildersammlungen und Scrollen des Bildausschnittes geschieht durch einfaches Wischen, Einzoomen in die Bildvorschau durch Antippen des gewünschten Bereichs. Die Eingaben erfolgen direkt auf dem Bildschirm. Und ist das Menü im Weg, schiebt man es mit dem Finger einfach beiseite, cool! Die TX5 ist sehr intuitiv zu bedienen und nach kurzer Zeit findet man sich gut zurecht. Allerdings hat diese Bildschirm-Fummelei auch einen Nachteil: Beim Halten der Kamera gelangt der Daumen ab und zu auf das Bedienfeld und schaltet die TX5 in eine andere Betriebsart. Das passiert zwar nicht häufig aber es ist gelegentlich doch lästig.
Auf der Unterseite etwas neben der optischen Achse gibt es einen Stativanschluss aus Kunststoff und das mit einem kleinen Schieber verriegelte Batterie- und Speicherkartenfach. Es nimmt neben SD-Karten auch Sony MemorySticks auf. Ist das Fach geöffnet, entdeckt man eine weitere Klappe, die den Multi-Anschluss für USB und TV frei gibt. Das Kläppchen wirkt etwas fragil und sollte sehr vorsichtig behandelt werden. Da natürlich gerade beim Akkufach auf die Wasserdichtigkeit großer Wert gelegt werden muss, ist das Öffnen und Schließen etwas schwergängig. Die Kunststoffklappe muss gegen eine Gummidichtung gedrückt und korrekt eingerastet werden. Nach dem wieder Einschalten erinnert die Kamera deshalb auch noch einmal daran, das Akkufach auf Dichtigkeit zu überprüfen.
Das Objektiv der Cyber-shot ist vollständig in das Kameragehäuse integriert und fährt auch im Betrieb nicht heraus. Erreicht wird das durch eine Periskopoptik, die für diese Kameraart typisch ist. Bei der TX5 sitzt das Objektiv am äußeren linken Rand, so dass die Finger der Auslöser-Hand nicht vor die Linse gelangen. Wird die linke Hand aber zur Unterstützung einer sicheren Kameraführung hinzugezogen, muss man schon sehr aufpassen, damit das Objektiv nicht abgedeckt wird.
Ausstattung Alle wesentlichen Funktionen der Sony Cyber-shot TX5 sind wie schon erwähnt direkt auf dem Touchscreen anwählbar. Dazu gehört eine von Sony "Intelligente Vollautomatik" genannte Funktion, die das Motiv analysiert und die entsprechenden Einstellungen selbständig vornimmt. Das klappt sehr gut und der Fotograf kann munter drauf los fotografieren. Mit der Programmautomatik kann der Fotograf etwas mehr Einfluss auf die Kamera nehmen, z. B. können verschiedene Blitz-Modi eingestellt werden. Der kleine Blitz jedoch ist vom Weitwinkel der Cybershot hoffnungslos überfordert. Von der Mitte bis in die Ecken verliert er über zweieinhalb Blendenstufen. Wirklich schlimm ist das nicht, denn die TX5 verfügt über ein Dämmerungsprogramm, bei dem aus 6 blitzschnellen Einzelaufnahmen ein rauschvermindertes Available-Light-Foto entsteht. Auch eine "HDR-Gegenlicht" genannte Funktion generiert aus zwei Aufnahmen eine mit angepasstem Kontrast. Einen manuellen Modus sucht man aber leider vergeblich.
Pfiffig ist die Schwenkpanorama Automatik: Die Kamera wird mit gedrücktem Auslöser einfach über die Landschaft geschwenkt und die interne Software bastelt beinahe in Echtzeit ein Panorama. Dass das Panorama nur eine Höhe von 1.080 Pixeln hat ist zu verschmerzen, die durch das Schwenken verursachte Bewegungsunschärfe aber nicht. Für beste Qualität sollte man doch lieber ganz klassisch Einzelaufnahmen in einem entsprechenden Programm zusammenfügen. Dennoch, so mühelos kommt man sonst nicht zu einem Panorama.
Besondere Freude macht der Videomodus. Der filmt zwar "nur" in 720p (1.280 x 720 Pixel mit 30 Vollbildern pro Sekunde), die Aufnahmen sind aber sehr gut. Nebengeräusche, wie sie bei anderen Kameras von Zoom- und AF-Motor verursacht werden, kennt die TX5 nicht, und dank der Wasserresistenz des Winzlings sind Filme in vielen Situationen unauffällig möglich. Dabei leistet der optische Bildstabilisator ausgezeichnete Arbeit. Einen Kritikpunkt gibt es aber auch hier, denn das Mono-Mikrofon der TX5 zeichnet Windgeräusche zu deutlich auf.
Die Wasserdichtigkeit bis zu den angegeben 3 Metern wurde aufgrund der Temperaturen in diesem Mai nicht getestet, dafür aber so mancher Schnappschuss in armtiefem Wasser. Ob Aufnahmen aus den "Tiefen" eines Brunnens, von Blüten einer Unterwasserpflanze oder von der Oberfläche eines sprudelnden Gebirgsbaches, die Cyber-shot lädt zum Experimentieren ein. Und die Unterwasserfotos haben wirklich ihren ganz eigenen Reiz. Das macht viel Spaß und eröffnet gänzlich neue Perspektiven, besonders in Verbindung mit der Videofunktion. Allerdings aufgepasst: die Kamera schwimmt nicht! Die Sturzfestigkeit der schönen Sony mochten wir nicht testen, das solide Gehäuse macht aber durchaus glaubhaft, Stürze aus 1,5 Metern Höhe verkraften zu können.
Eine Funktion macht besonders Kindern und jung gebliebenen Erwachsenen Spaß: Mit dem Menü "Malen" können aufgenommene Fotos mit Rahmen und verschiedenen Stempeln versehen oder per Freihandzeichnungen verschönert werden. Sogar kleinere Retuschen sind möglich. Die veränderten Fotos werden zusätzlich zum Original gespeichert, die Funktion ist also "non-destructive". Zumindest auf langen Reisen ist das ein lustiger Zeitvertreib.
Bildqualität Die Bildqualität der TX5 ist für ein Gerät dieser Klasse erstaunlich gut. Das Objektiv überdeckt zwar nur einen 4fachen Zoombereich, wobei die kurze Brennweite aber immerhin einem 25mm-Kleinbildobjektiv entspricht. Die Hauptschwierigkeit für die Konstrukteure lag aber wohl in der Bauart als Periskop. Diese extrem kompakte Optik ermöglicht besonders flache Kameras und, was für wasserdichte Gehäuse von Vorteil ist, sie kommt ohne das Ausfahren des Objektivs aus. Allerdings hat das auch Nachteile. Besonders störend im praktischen Einsatz ist die hohe Streulichtanfälligkeit. Schon bei hoch stehender Sonne bilden sich Lichtreflexe und Überstrahlungen. Schnell behoben sind diese, wenn die Linse z. B. mit der Hand beschattet wird, was allerdings recht umständlich ist. Konstruktiv hätte man dem Problem mit einer kleinen Sonnenblende beikommen können, allerdings war dafür wohl kein Platz. Wünschenswert aber auch teurer wäre eine Entspiegelung (Mehrfachvergütung) des Schutzglases, das die Optik am Gehäuse wasserdicht abschließt. Um dieses Problem zu minimieren sollte man das Schutzglas peinlichst sauber halten, besonders nach dem Gebrauch unter Wasser sollte es sorgfältig getrocknet werden. Bei der sehr kurzen Brennweite werden sowieso alle Verunreinigungen auf der Scheibe abgebildet.
Ansonsten bescheinigt das Testinstitut der TX5 gute optische Qualitäten. Bis auf den Randabfall bei der kurzen Brennweite ist die Auflösung im gesamten Bereich (für diese Kameraklasse) gut, die Randabdunklung ist kaum wahrnehmbar und die Verzeichnung ist selbst für Architekturaufnahmen geeignet. Allerdings gilt das nicht für Videos, dort ist am kurzen Ende eine deutliche Tonnenform zu erkennen. Offenbar werden die Fotos per Software gerade gerückt. Das Rauschen des kleinen 10-Megapixel-Sensors haben die Techniker von Sony gut in den Griff bekommen, bis ISO 800 gibt es keinen Grund zur Kritik, darüber wird es etwas gröber. Die Rauschunterdrückung hat aber leider auch negative Seiten: In starker Vergrößerung wirken die Fotos eher wie gemalt. Auch bei der Scharfzeichnung sind die Techniker etwas übers Ziel hinaus geschossen, Weißclipping an senkrechten Kanten ist die Folge. Allerdings dürften diese Effekte bis zu üblichen Vergrößerungsformaten nicht störend auffallen. Die Eingangsdynamik ist ebenfalls bis ISO 800 mit über 8 Blendenstufen gut, darüber sinkt sie auf 7 Blenden ab. Toll ist die Auslöseverzögerung, denn schon mit Fokussierung liegt sie nicht höher als 0,4 Sekunden. Mit Vorfokussierung löst die TX5 nahezu verzögerungsfrei aus, das ist echt schnappschusstauglich.
Fazit Nach dieser Kamera haben sicher einige Hobbyfotografen schon lange gesucht: Klein, handlich, robust und dazu noch voll gepackt mit feinster Technik. Dabei ist die Bildqualität deutlich über dem Durchschnitt anderer Lifestyle-Kameras. Für alle Gelegenheitsknipser, die Urlaub und Familie dokumentieren, sich ohne großen Technikballast unbeschwert auf das Motiv konzentrieren und dabei viel Spaß haben möchten, ist die Cyber-shot TX5 eine Überlegung wert. Und auch Profis könnten an der eleganten "immer-dabei-Knipse" zumindest für Fotonotizen gefallen finden. Einzig manuelle Einstellmöglichkeiten sowie etwas geringere Rauschunterdrückung und einstellbare Scharfzeichnung könnten vermisst werden. Wer allerdings die perfekte Bildqualität benötigt, sollte einer DSLR mit Unterwassergehäuse den Vorzug geben.
Kurzbewertung
- Schnappschusstauglich
- Mechanischer Bildstabilisator
- Gute Foto- und Videoqualität
- Wasserdicht
- Kein manueller Modus
- Hohe Streulichtanfälligkeit
- Kurze Akkulaufzeit
Technische Daten
Modell |
Sony DSC-TX5 |
Sensor |
CMOS-Sensor 1/2,3" 6,2 x 4,6 mm (Cropfaktor 5,6) 10,6 Megapixel (physikalisch), 10,2 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
3.648 x 2.736 (4:3) |
Video (max.) |
1.280 x 720 30p |
Objektiv |
25-100 mm / F3,5-4,6 (4-fach Zoom) |
Monitor |
3,0", 0,230 Mio. Bildpunkte |
Belichtungsmessung |
Mittenbetonte Integralmessung, Matrix/Mehrfeld-Messung über 49 Felder, Spotmessung |
Belichtungsreihe |
keine Automatik, mit interner HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
Lens-Shift (optisch) |
Eingebauter Blitz |
ja |
Blitzschuh |
– |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: Komponentenausgang |
Serienaufnahmen |
max. 10 Bilder/s und max. 10 Aufnahmen in bester Qualität |
kürzeste Verschlusszeit |
1/1.600 s |
Akkulaufzeit |
keine Angabe |
Speicher |
SD Memory Stick |
Empfindlichkeit |
Automatisch ISO 125 bis 3.200, manuell ISO 125 bis 3.200 |
Abmessungen |
94 x 57 x 18 mm (B x H x T) |
Gewicht |
144 g (betriebsbereit) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/N5HN0 (mit Preisvergleich) |