Kompaktkamera
Testbericht: Sony Cyber-shot DSC-WX1
2010-01-21 Sony verspricht durch den neuen rückwärtig belichteten Exmor-R-CMOS-Sensor in der Cyber-shot DSC-WX1 eine gute Bildqualität auch bei hohen Empfindlichkeiten, bzw. sie soll signifikant besser sein als bei herkömmlichen Bildsensoren. Gerade bei Kompaktkameras wie der WX1 sollte das viel bringen, die Digitalkamera wirft aber auch andere Eigenschaften wie ein F2,4 lichtstarkes 5fach-Zoom mit 24 mm Weitwinkel (KB), 10 Bilder/s Serienbildfunktion, HD-Videoaufnahmemöglichkeit sowie den Sweep-Panorama-Modus mit in die Waagschale. Der macht Panoramaaufnahmen durch einen simplen Kameraschwenk möglich. Ob die DSC-WX1 hält, was Sony verspricht, haben wir getestet. (Benjamin Kirchheim)
Ergonomie und Verarbeitung Vorne Metall in Silber, Schwarz oder Gold, hinten dunkelbrauner oder schwarzer Kunststoff – so präsentiert sich die Sony Cyber-shot DSC-WX1. Mit einer Dicke von 2 cm, einer Größe von 9 x 5 cm und einen Gewicht von knapp 150 Gramm ist sie erstaunlich leicht und kompakt, findet so in jeder Hosen-, Hemd- oder Handtasche ein Plätzchen. Die Verarbeitung ist einwandfrei, das recht weit seitlich angeordnete Stativgewinde ist sogar aus Metall. Der Li-Ion-Akku bringt es auf stattliche 3,4 Wh, womit nach CIPA etwa 350 Aufnahmen möglich sind – alternativ lässt sich der Akku gegen einen Dummy mit Netzteilanschluss tauschen. Als Speicher kommt der MemoryStick Duo zum Einsatz. Eine Universalschnittstelle auf der Kameraunterseite erlaubt den Anschluss eines USB- oder HD-Komponentenkabels. Es ist aber auch möglich, die Kamera auf den Party-shot IPT-DS1 zu stecken, mit dem die Kamera mit Hilfe der Gesichtserkennung automatisch Fotos aufnehmen kann. Die Funktion konnte uns aber bei Party-Lichtverhältnissen nicht überzeugen, bei Tageslicht hingegen ist zwischen viel Ausschuss auch der eine oder andere schöne Schnappschuss zu finden.
Fast die gesamte Gehäuserückseite wird von dem 2,7" (6,9 cm) großen Bildschirm eingenommen, dessen Schutzscheibe leicht entspiegelt ist. Der Bildschirm zeigt die Kompaktheit der Kamera, 3" hätten nicht gepasst. Die Auflösung ist mit 230.000 Bildpunkten gerade noch fein genug, um ein gutes Bild zu produzieren. Es ist brillant und kontrastreich und vor allem bei schwachen Lichtverhältnissen noch erstaunlich gut und rauschfrei, was dem 10 Megapixel auflösenden Exmor-R-Sensor geschuldet sein dürfte – einzig die leichte Ruckeligkeit stört dann etwas.
Die Bedienung der Kamera gestaltet sich recht simpel. Ein Rad dient der Einstellung des Aufnahmeprogramms, mit der 4-Wege-Wippe und dem Menü mit Schnellwahlfunktion werden die wichtigsten Aufnahmeparameter eingestellt – auf Wunsch macht die Kamera das aber auch vollautomatisch inkl. Motiv- und Gesichtserkennung (mit Unterscheidung zwischen Kindern und Erwachsenen) – der Smile-Shutter (in drei Stärke-Stufen) darf bei Sony natürlich nicht fehlen. Wer sich auf Automatiken verlassen will, ist mit der WX1 gut bedient, denn manuell lässt sich nicht viel einstellen, und auch insgesamt bleibt der Einstellumfang eher übersichtlich als üppig.
Ausstattung Dafür wartet die WX1 mit einigen interessanten sowie nützlichen Sonderfunktionen auf. Dazu gehört etwa der Sweep-Panorama-Modus. Dabei drückt man nach Wahl der Schwenkrichtung einfach den Auslöser und schwenkt die Kamera gleichmäßig über den gewünschten Aufnahmewinkel. Hat man dabei nicht zu sehr geruckelt und befinden sich keine bewegten Objekte im Bild, hat man auf einen Schlag ein fertiges Panorama. Bei Fehlern sieht man, dass das Panorama aus schmalen, vertikalen Streifchen zusammengesetzt wurde. Die maximale vertikale Auflösung beträgt lediglich 7.152 x 1.080 Pixel (7,7 Megapixel), schwenkt man hochkant, sind es 4.912 x 1.920 Pixel (9,4 Megapixel) – allerdings schrumpft dann der Schwenkbereich. Dank 24 mm Weitwinkel (KB) lassen sich über 230° Bildwinkel abdecken – das gibt erstaunliche Bildeindrücke von Räumen, Landschaften etc. Aber die Gesamtauflösung reicht nicht für beeindruckende Posterdrucke, sondern beispielsweise eher für Panorama-Klapppostkarten, wie man sie vielerorts kaufen kann.
Nützlich ist auch die Serienbildfunktion, die 10 Bilder/s in voller Auflösung aufnimmt – aber nur für 10 Bilder am Stück, also eine Sekunde lang. Die Hochgeschwindigkeitsfunktion wird aber beispielweise auch dafür genutzt, bei wenig Licht durch Überlagerung von sechs Aufnahmen das Rauschen deutlich zu reduzieren. Auch gegen Bewegungsunschärfen nutzt die Sony eine 6fach-Bildüberlagerung, was je nach Motiv leidlich funktioniert. Die Bildbearbeitungsfunktionen sind hingegen eher puristisch. So können Bilder in 90°-Schritten gedreht werden, wobei die WX1 schon bei der Aufnahme mittels Orientierungssensor zwischen Hoch- und Querformat unterscheiden kann. Außerdem kann ein Bildausschnitt vergrößert werden, und rote Augen lassen sich automatisch wegretuschieren, was die Kamera außerdem auf Wunsch schon während der Aufnahme erledigen kann.
Das Objektiv der WX1 bietet mit 24 mm (KB) ordentlich Weitwinkel, was gerade bei Aufnahmen in Innenräumen (oder auch Landschaften und Architektur) sehr nützlich ist – die hohe Lichtstärke mit F2,4 macht sich zusätzlich positiv bemerkbar, wenn das Licht knapper wird. Die automatisch gesteuerte Blende wird übrigens über einen einschwenkenden Graufilter realisiert, wodurch keine Beugungsunschärfen auftreten. Die Schärfentiefe ist bei den kleinen realen Brennweiten sowieso sehr groß, so dass sich hier kein Nachteil ergibt. Die WX1 zoomt optisch 5fach bis auf 120 mm (KB) – insgesamt ein sehr praxistauglicher Brennweitenbereich, zumal das Objektiv vollständig im Gehäuse verschwindet. Die Lichtstärke ist mit F5,9 bei 120 mm hingegen nicht sehr groß. Ein optischer Bildstabilisator sorgt vor allem bei Tele für ein ruhiges Sucherbild und wirkt effektiv Verwackelungen entgegen. Der 9-Punkt-Autofokus arbeitet mit 0,5 bis 0,6 s durchschnittlich schnell, eignet sich also für die meisten Alltagsmotive. Bei dunklem Umgebungslicht schaltet sich ein (abschaltbares) grell-orange-farbiges Hilfslicht hinzu, das etwa 3 m weit reicht.
Die Cyber-shot DSC-WX1 nimmt aber nicht nur Fotos, sondern auch Videos auf. Die Auflösung erreicht 1.280 x 720 Pixel bei 30 Bildern/s, die Aufnahmen werden dank MPEG4 vernünftig komprimiert, so dass sie nicht zu sehr zum Speicherkartenfresser werden – der Einsatz einer mindestens 4 GBytes großen Speicherkarte ist aber schon angeraten. Während der Videoaufnahme bleiben Autofokus und optischer Bildstabilisator aktiv, auch das optische Zoom kann weiter benutzt werden. Dabei ist die Zoomgeschwindigkeit während der Aufnahme verringert, so dass keine hektischen Zoomfahrten entstehen – ganz nebenbei reduziert sich so das in den Aufnahmen hörbare Zoomgeräusch auf ein Minimum. Gerade bei wenig Licht bringt das rauschfreiere Bild vom Exmor-R-Sensor einen deutlichen Vorteil gegenüber anderen "filmenden" Digitalkameras.
Bildqualität Ihre Leistungsfähigkeit musste die kleine WX1 nicht nur im Praxiseinsatz, sondern auch im Labortest unter Beweis stellen, den sie tapfer durchlief. Alle Details mit Diagrammen und Notenbewertung der einzelnen Disziplinen sind über den Labortest (siehe weiterführende Links) abrufbar, der für Inhaber einer Labortest-Flatrate (ab 4,16 EUR pro Monat) mit keinen weiteren Kosten verbunden ist, alle anderen zahlen 1,40 EUR für den Einzelabruf.
Um das Bild in hoher Qualität auf den 1/2,4" kleinen Sensor zu bringen, bedarf es eines guten Objektivs. Das Sony schmückt sich nicht mit dem Carl-Zeiss-Label, sondern mit "Sony Lens G". Das "G" stand schon bei Minolta (bzw. Konica Minolta), deren Kamerasparte Sony übernommen hat, für die hochwertige Objektivserie. So richtig wird das 5fach-Zoom der WX1 diesem Anspruch aber nicht gerecht. Bei allen drei gemessenen Brennweiten war der Randabfall doch erheblich, nur bei 24 und 60 mm (KB) ist die Auflösung wenigstens in der Bildmitte gut. Über das gesamte Bildfeld betrachtet liegt der Wirkungsgrad zwischen 67 % bei 24 mm und 61 % bei 120 mm. Bei Verzeichnung und Randabdunklung hingegen ergibt sich durch die elektronische Kompensation ein besseres Bild. Mit 0,5 Blendenstufen bei 24 und 60 mm und 0,1 Blendenstufen bei 120 mm ist die Randabdunklung vernachlässigbar, was auch für die Verzeichnung bei 24 und 120 mm gilt, wo sie minimal kissenförmig ist. Damit eignet sich die WX1 vor allem für Weitwinkelaufnahmen wie Innenräume, Architektur oder Landschaft. Bei 60 mm hingegen zeigt sich eine tonnenförmige Verzeichnung von 1,8 %, was für eine mittlere Brennweite ungewöhnlich stark ist.
Beim Rauschen offenbart sich ein differenziertes Bild. Bei der geringsten Empfindlichkeit von ISO 160 ist bereits ein gewisses Rauschen sichtbar, aber vergleichbar zur Konkurrenz. Eine nahezu rauschfreie niedrigere Empfindlichkeit gibt es hingegen nicht. Die Vorteile des Exmor R und der starken Rauschunterdrückung von Sony zeigen sich dann bei höheren Empfindlichkeiten. Bis ISO 3.200 spielt Farbrauschen kaum eine Rolle, das Helligkeitsrauschen hat Sony gut im Griff. Zwar muss man gewisse Detailverluste in Kauf nehmen, vom Rauschen her aber kann man die Kamera gut auch auf ISO 800 "aufdrehen" und auch darüber ist die WX1 noch verwendbar. Ähnliches gilt für die Eingangsdynamik, die mit 8,7 Blendenstufen bei ISO 160 voll in Ordnung geht und selbst bei ISO 1.600 noch gute knapp 8 Blendenstufen erreicht, ISO 3.200 ist mit 7,6 Blendenstufen nicht viel schlechter. Die Tonwertwiedergabe ist nur leicht invers-S-förmig, die Lichter sind minimal weich, die Schatten könnten etwas schwärzer sein, sind aber noch vertretbar.
Bei der Komprimierung bietet die WX1 überhaupt keine Einstellmöglichkeit, der Speicherverbrauch kann lediglich über die Dateigröße und das Seitenverhältnis (4:3, 3:2 und 16:9) gesteuert werden. Der Komprimierungsfaktor ist aber gut gewählt, es gibt keine visuellen Verluste von Details oder Komprimierungsartefakte. Der automatische Weißabgleich erfordert praktisch keinen manuellen Eingriff. Auch mit warmem Kunstlicht versteht sich die WX1 gut, so dass es zu keinen ausgeprägten Farbstichen kommt. Ähnlich zuverlässig arbeitet die Belichtungsmessung, so dass man sich auf die Automatikfunktionen sorglos verlassen kann. Einzige Eingriffsmöglichkeit ist ohnehin die Belichtungskorrektur, falls die Automatik mal von den Vorstellungen des Fotografen abweichen sollte.
Fazit Der Exmor-R-Sensor bringt bei normalen Empfindlichkeiten zwar keinen Vorteil, bei höheren aber schon. Doch die Sony Cyber-shot DSC-WX1 überzeugt nicht nur mit einer – für Kompaktkameras – guten Bildqualität, sondern auch mit ihrer Kompaktheit, der guten Verarbeitung und dem Funktionspaket, das für sorglose Alltagsfotografie alles bietet, was man braucht. Auch die HD-Videofunktion, Sweep-Panorama-Aufnahmen und die Serienbildgeschwindigkeit wissen zu überzeugen. Wer gerne manuell einstellt, ist bei der Sony allerdings auf dem falschen Dampfer.
Kurzbewertung
- Innovative Schwenk-Panorama-Funktion
- Im Weitwinkel lichtstarkes Objektiv mit praxistauglichem Zoomumfang und viel Weitwinkel
- HD-Videofunktion mit optischem Zoom
- Kompaktes, gut verarbeitetes Gehäuse
- Gute Bildqualität bei hohen Empfindlichkeiten
- Geringe Auflösung in der Schwenk-Panorama-Funktion
- Hohe geringste Empfindlichkeit von ISO 160 mit durchschnittlicher Bildqualität
- Wenig manuelle Eingriffsmöglichkeiten
Technische Daten
Modell |
Sony DSC-WX1 |
Sensor |
CMOS-Sensor 1/2,3" 6,2 x 4,6 mm (Cropfaktor 5,6) 10,6 Megapixel (physikalisch), 10,2 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
3.648 x 2.736 (4:3) |
Video (max.) |
1.280 x 720 30p |
Objektiv |
24-120 mm / F2,4-5,9 (5-fach Zoom) |
Monitor |
2,7", 0,234 Mio. Bildpunkte |
Belichtungsmessung |
Mittenbetonte Integralmessung, Matrix/Mehrfeld-Messung, Spotmessung |
Belichtungsreihe |
automatisch, ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
optischer Bildstabilisator |
Eingebauter Blitz |
ja |
Blitzschuh |
– |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: Komponentenausgang |
Serienaufnahmen |
ja |
kürzeste Verschlusszeit |
1/1.600 s |
Akkulaufzeit |
keine Angabe |
Speicher |
Memory Stick |
Empfindlichkeit |
Automatisch ISO 160 bis 800, manuell ISO 160 bis 3.200 |
Abmessungen |
91 x 52 x 19 mm (B x H x T) |
Gewicht |
149 g (betriebsbereit) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/QHY5J (mit Preisvergleich) |