Superzoom-Kamera, Kompaktkamera
Testbericht: Sony DSC-HX100V
2011-06-15 Superzoomkameras sind beliebt und kämpfen dennoch mit vielen Problemen: Zu langes Zoom, zu schlechte Bildqualität, miserable Sucher, schlechte Verarbeitung, unzureichende Ausstattung oder komplizierte Bedienung. Mit einigen dieser Mankos könnte die Sony Cyber-shot DSC-HX100V aufräumen, schließlich hat sie auf dem Papier einen großen Ausstattungsumfang und der CMOS-Bildsensor soll laut Sony zusammen mit dem Zeiss-Objektiv und der BSI-Technologie eine hohe Bildqualität garantieren. Ob dem tatsächlich so ist und wo die Stärken sowie Schwächen der HX100V liegen, haben wir im digitalkamera.de-Test untersucht. (Benjamin Kirchheim)
Ergonomie und Verarbeitung Die Sony DSC-HX100V ist alles andere als klein geraten, was angesichts des 30-fach-Zooms auch kein Wunder ist. Dank ihres großen, gummierten Griffs liegt sie satt und sicher in der Hand und lässt sich hauptsächlich mit Daumen und Zeigefinger bedienen. Das Gehäuse besteht aus hochwertig wirkendem Kunststoff, dessen Schalenteile sauber und passgenau verarbeitet sind. Satte 580 Gramm bringt die Kamera betriebsbereit auf die Waage, was nicht nur am dicken Akku liegt, sondern auch dem vielen Glas im Objektiv geschuldet ist. Das Stativgewinde auf der Kameraunterseite ist aus Metall, liegt aber nicht in der optischen Achse. Kleine Stativwechselplatten erlauben dennoch den Zugriff auf das Akku- und Speicherkartenfach. Für rund 300 Aufnahmen im CIPA-Standardmessverfahren soll der Info-Lithium-Energiespender reichen. Das ist eine mittelmäßige Laufzeit, mit der man aber bei sparsamem Betrieb gut über die Runden kommen kann, zumal die Kamera eine minutengenaue Restzeitanzeige besitzt. Praktisch ist das Speicherkartenfach, das wahlweise eine SD-/SDHC-/SDXC-Speicherkarte oder Sonys hauseigenen MemoryStick Duo aufnehmen kann, auch wenn das Einstecken der Speicherkarten etwas hakelig ist.
Auf der Rückseite fällt sofort das große, leuchtstarke und brillante Drei-Zoll-Display ins Auge. Es löst mit 921.600 Bildpunkten äußerst fein auf. Die Arbeit damit macht richtig Spaß, zumal es nach oben und unten geklappt werden kann, um bodennahe oder Über-Kopf-Aufnahmen zu erleichtern. Beim Blick durch den Sucher indes schwindet die Freude: Klein, mit Tunnelblick, grobpixelig, ruckelig und auch noch farbstichig ist der EVF – schade, dass die Hersteller diesem nützlichen Teil so wenig Aufmerksamkeit schenken. Immerhin ist eine Dioptrienkorrektur vorhanden und der Näherungssensor schaltet automatisch zwischen Bildschirm und Sucher um.
Die Bedienung der Kamera hat Sony gut gestaltet. So sorgen zahlreiche Direktwahltasten inklusive einer frei belegbaren für den schnellen Zugriff auf wichtige Funktionen. Ergonomisch ist auch das Daumenrad, das sich drücken lässt. Dadurch kann einfach zwischen Blendeneinstellung, ISO-Wahl und Belichtungszeit gewechselt werden. Beim Druck der Menütaste öffnet sich zunächst eine Art Schnellmenü, das durch seine je nach Betriebsart umfangreichen Einstellmöglichkeiten schnell unübersichtlich wird. Ins Hauptmenü gelangt man dadurch erst über Umwege. Dieses bietet nur die nötigsten Einstellungen und wirkt dadurch relativ aufgeräumt.
Das 30-fach-Zoom wird über eine den Auslöser umschließende Ringwippe gesteuert. Diese arbeitet zumindest im unteren Brennweitenbereich recht feinfühlig. Alternativ kann auch der Objektivring per Umschalter statt zur manuellen Fokussierung zur Zoomsteuerung benutzt werden. Die Reaktion ist aber viel zu träge und indirekt, so dass kein Gefühl wie bei einem manuellen Zoomring einer DSLR aufkommt. Für eine gefühlvolle und feine Einstellung ist diese Möglichkeit dennoch sehr nützlich. Der optische Bildstabilisator ist dauerhaft aktiv und lässt sich auch im Menü nicht abschalten. Das wäre bei Stativbetrieb zwar wünschenswert, erschien bei der HX100V in der Praxis aber nicht nötig, da der Bildstabilisator auf dem Stativ keine negativen Auswirkungen auf die Bildschärfe zeigte. Sehr unglücklich ist dagegen der nervöse Auslöser. Der erste Druckpunkt ist dermaßen schwammig, dass man oft ein Foto aufnimmt, obwohl man nur fokussieren wollte. Überhaupt gehört der Autofokus zu den unzuverlässigeren Funktionen der Kamera. Mal arbeitet er schnell und präzise, vor allem im Weitwinkel. Bei längerer Brennweite hingegen werden die Fotos oft unscharf oder die Fokussierung dauert sehr lange. Zusammen mit dem schwammigen Druckpunkt des Auslösers ist die Kamera also weniger für Actionaufnahmen geeignet, obwohl sie eine hohe Serienbildgeschwindigkeit und einen Tracking-Autofokus besitzt.
Ausstattung Mit Funktionen, die den Fotoalltag vereinfachen sollen, geizt die DSC-HX100V nicht. So bietet sie beispielsweise zwei intelligente Automatikmodi, wobei der Plus-Modus zusätzlich einige Spezialfunktionen wie HDR-Aufnahmen mit einbezieht. Aber auch die klassische Programmautomatik mit mehr Einstellmöglichkeiten, beispielsweise einem Sepia-Modus, besitzt die HX100V. Wer seiner Kreativität mehr freien Lauf lassen möchte, findet Halbautomatiken mit feiner Blenden- bzw. Zeiteinstellung, einen eingebauten Neutraldichtefilter (auch Graufilter oder ND-Filter genannt) und eine manuelle Belichtungsmöglichkeit. Die ISO-Automatik ist hingegen nicht konfigurierbar. Die Cyber-shot bietet aber eine konfigurierbare Taste und einen Benutzerspeicher für Einstellungen, dessen Abruf über das Programmwählrad schnell möglich ist.
Filmaufnahmen, wahlweise im MP4- oder AVCHD-Format, startet die HX100V jederzeit über einen Filmknopf auf der Kamerarückseite, der gut für den Daumen erreichbar ist. Allerdings beginnt die Aufnahme leicht zeitverzögert. Das integrierte Stereomikrofon verfügt über einen zuschaltbaren digitalen Windfilter. Das optische Zoom ist bei der Videoaufnahme verwendbar, arbeitet deutlich langsamer für angenehme Zoomfahrten, wobei sich das motorische Zoomgeräusch als Nebeneffekt auch abmildert, so dass das Zoom nur noch in absoluter Stille auf der Tonspur vernehmbar ist. Autofokus und Belichtung werden ebenfalls sanft, aber zügig nachgestellt und der optische Bildstabilisator bleibt aktiv. Sogar die Aufnahmeeinstellungen werden automatisch optimiert, selbst während des Filmens erkennt die Kamera, ob es sich beispielsweise um eine Landschaft oder Gegenlichtsituation handelt. Mit der HX100V sind also tolle Filmaufnahmen in beachtlicher Qualität problemlos möglich; selbst der bei CMOS-Sensoren befürchtete Jelly-Movie-Effekt ist kaum auszumachen.
Weitere nützliche Funktionen sind der Schwenkpanoramamodus, der allerdings recht gering auflöst und die HDR-Funktion, die kontrastreiche Szenen mit einer sehr natürlichen Wiedergabe einzufangen vermag. Dem steht die hohe Serienbildgeschwindigkeit zur Seite, so dass die drei Aufnahmen innerhalb eines Wimpernschlags im Kasten sind. An Nachtszenen kann man sich auch ohne Stativ versuchen. Hierzu nimmt die Kamera mehrere Aufnahmen in kurzer Folge auf und setzt sie zu einem scharfen und mit geringem Rauschen versehenen Aufnahme zusammen; die HX100V schlägt also gleich zwei Fliegen (Verwackelung und Rauschen) mit einer Klappe. Nützlich ist auch das integrierte GPS, dem ein digitaler Kompass zur Seite steht. Bei entsprechendem Empfang werden die Fotos mit Angaben zum Ort und zur Aufnahmerichtung in den EXIF-Daten versehen, wodurch sie später in digitalen Karten verortet werden können. Das GPS arbeitet dabei erstaunlich schnell, wobei es hilfreich ist, die GPS-Assitenzdaten vorher auf die Kamera zu laden, was die Positionsbestimmung nochmals beschleunigt. Dennoch muss man für eine zuverlässige Ortsbestimmung stets auf den Satelliten-Fix warten, damit die Bilder nicht mit den alten Standortdaten verortet werden. Für sekundenschnelle, spontane Schnappschüsse ist das also nichts, es sei denn, man lässt die Kamera ständig eingeschaltet und vermeidet den Energiesparmodus, was aber letztlich sehr am Akku saugt.
Recht spärlich sind nach wie vor die Bildbearbeitungsmöglichkeiten in der Kamera. Bilder trimmen, drehen, mit Unschärfe versehen und rote Augen retuschieren ist alles, was Sony hier aufbietet. Digitale Filter und Effekte sucht man dagegen vergebens. Eine RAW-Speichermöglichkeit fehlt ebenfalls.
Bildqualität Als erstmals eine Kompaktkamera mit dem in der HX100V verbauten 16-Megapixel-Sensor vorgestellt wurde, malten wir uns schon aus, welch buntes Rauschen mit vermatschten Details das wohl geben würde. Umso gespannter waren wir auf die Ergebnisse der DSC-HX100V im digitalkamera.de-Labortest. Ein ausführliches Protokoll mit detaillierten interaktiven Diagrammen und einer PDF-Version zum Download wird bald gegen einen kleinen Obolus zur Verfügung stehen. Bei der Bildschärfe schlägt sich das Objektiv erstaunlich gut. Im Weitwinkel und bei mittlerer Brennweite reicht die Auflösung für detailreiche Abzüge im A4-Format locker aus. Lediglich am Teleende sinkt die Auflösung etwas, was sich aber schlussendlich erst an den Bildrändern bemerkbar macht. Die aus dem MTF-Diagramm abgeleitete Auflösung (MTF 50 %) zeigt in der Bildmitte im Weitwinkel fast 44 Linienpaare pro Millimeter (bezogen auf einen Kleinbildsensor), in den Bildecken hingegen ist die Auflösung absolut gesehen jedoch deutlich geringer. Bereits beim Abblenden zeigen sich erwartungsgemäß Beugungsunschärfen, bei dem kleinen Bildsensor von 1/2,3 Zoll sind die physikalischen Grenzen der Auflösung endgültig erreicht. So ist es klar, dass die Auflösung bei mittlerer und längerer Brennweite kleiner sein muss, da hier die Blende weiter geschlossen ist. Dennoch zeigt sich, dass das Objektiv bei mittlerer Brennweite etwas weniger auflöst, was am Teleende noch deutlicher wird. Dafür spielt aber der Randabfall der Auflösung bei Telebrennweite und F5,6 praktisch keine Rolle mehr.
Die Verzeichnung korrigiert Sony nahezu auf Null, was man von den chromatischen Aberrationen leider nicht behaupten kann. Der Mittelwert hält sich zwar noch in Grenzen, die Maximalausschläge im Weitwinkel sind jedoch enorm und legen im Telebereich sogar nochmal zu. Dies spricht nicht gerade für das Markenlabel Zeiss. Wiederum gut auskorrigiert ist die Randabdunklung, die kaum eine Rolle spielt. Das Rauschen ist zumindest bei ISO 100 gering. Bei ISO 200 sinkt der Signal-Rauschabstand schon so weit, dass das Rauschen sichtbar wird, spätestens ab ISO 400 wird es deutlich. Durch die zunehmend detailfressende Rauschunterdrückung bleiben die höheren Empfindlichkeiten zwar vom Rauschniveau erträglich, vor allem ab ISO 1.600 ist jedoch eine Abflachung des sinkenden Signal-Rauschabstands zu beobachten. Letztlich kann also auch hier die rückwärtig belichtete BSI-Technologie keine Wunder vollbringen. Einzig das Farbrauschen ist konstant sehr niedrig.
Die Eingangsdynamik bewegt sich von ISO 100 bis 400 bei oder über 10 Blendenstufen und ist damit verblüffend gut. Auch bei höheren Empfindlichkeiten bleibt sie, wenn auch leicht fallend, noch gut. Die Präzision des Weißabgleichs ist ebenfalls erstaunlich gut, mit der Neutralität der Farbwiedergabe nimmt es die Sony dagegen nicht so genau. Cyan ist deutlich Richtung Blau verschoben, die warmen Farben von Orange über Rot bis zu Magenta werden zu stark gesättigt wiedergegeben. Die Farbdifferenzierung hingegen startet bei ISO 100 mit etwas unter 23 Bit, also gut acht Millionen Farben, aber selbst bei ISO 1.600 vermag die HX100V noch über eine Million Farben zu differenzieren, was durchaus keine Selbstverständlichkeit ist. Insgesamt kann man der HX100V bei ISO 100 also eine beachtliche Bildqualität bescheinigen, die aber spätestens oberhalb von ISO 400 sichtbar nachlässt.
Fazit Für eine Superzoomkamera hinterlässt die Sony DSC-HX100V ein überraschend positives Bild. So weiß sie mit einer guten Verarbeitung und einem gelungen Bedienkonzept zu überzeugen, der Bildschirm ist eine wahre Freude. Das kann man vom elektronischen Sucher leider nicht behaupten. Die Sony ist aber bei weitem keine Perfektionistin, sondern hat ihre Ecken und Kanten. Bei der Auflösung vermag sie teilweise positiv zu überraschen, die chromatischen Aberrationen hingegen sind vor allem im Telebereich zu deutlich. Als Allroundkamera gehört sie dennoch zu den besseren, was sich Sony aber auch gut bezahlen lässt.
Kurzbewertung
- Vernünftig verarbeitetes Kunststoffgehäuse
- Dank drückbarem Daumenrad gute Einstellung auch im (halb-) manuellen Modus
- Hoher Ausstattungsumfang
- Insgesamt erstaunlich gute Bildqualität mit hoher Auflösung und mäßigem Rauschen
- Fein auflösender, großer, klappbarer Bildschirm
- Ruckeliger, kleiner, grob pixeliger, farbstichiger Sucher
- Starke chromatische Aberrationen im Telebereich
- Unzuverlässiger, teils langsamer Autofokus
Technische Daten
Modell |
Sony DSC-HX100V |
Sensor |
CMOS-Sensor 1/2,3" 6,2 x 4,6 mm (Cropfaktor 5,6) 16,8 Megapixel (physikalisch), 16,2 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
4.608 x 3.456 (4:3) |
Video (max.) |
1.920 x 1.080 60p |
Objektiv |
27-810 mm / F2,8-5,6 (30-fach Zoom) |
Sucher |
elektronischer Sucher |
Monitor |
3,0", 0,922 Mio. Bildpunkte |
Belichtungsmessung |
Mittenbetonte Integralmessung, Matrix/Mehrfeld-Messung, Spotmessung |
Belichtungsreihe |
keine Automatik, mit interner HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
optischer Bildstabilisator |
Eingebauter Blitz |
ja |
Blitzschuh |
– |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: ja |
GPS |
intern |
Serienaufnahmen |
max. 10 Bilder/s und max. 10 Aufnahmen in bester Qualität |
kürzeste Verschlusszeit |
1/4.000 s |
Akkulaufzeit |
keine Angabe |
Speicher |
Memory Stick (Duo, Duo Pro) SD |
Empfindlichkeit |
Automatik, manuell ISO 100 bis 3.200 |
Abmessungen |
122 x 87 x 93 mm (B x H x T) |
Gewicht |
577 g (betriebsbereit) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/T4CQ2 (mit Preisvergleich) |