Kompaktkamera mit großem Sensor, Bridge-Kamera, Kompaktkamera
Testbericht: Sony DSC-R1
2005-12-19 Welche Experimente Sony noch so in seinen Laboren treibt, weiß niemand so richtig, aber kürzlich ist es den Sony-"Forschern" gelungen, einer so genannten Bridge- bzw. Prosumerkamera einen CMOS-Bildwandler in der von digitalen Spiegelreflexkameras bevorzugten Größe "einzupflanzen". Der Patient bzw. die Patientin scheint sich bester Gesundheit zu erfreuen und zeigt auch keine Abstoßungsreaktionen; obwohl die DSC-R1 mittlerweile die Sony-Labore verlassen hat und seit kurzem sogar am aktiven (Markt-)Leben teilnimmt, haben wir die Kamera zu einer "Nachuntersuchung" in unserem (Test-)Labor einbestellt. (Yvan Boeres)
Eine
solche "Kreuzung" aus Prosumer-Kamera und DSLR hat es natürlich besonders
schwer, muss die DSC-R1 sich doch an der Konkurrenz aus gleich zwei
grundverschiedenen Kameraklassen messen. Doch die Sony-Kamera der besonderen
Art ist mehr als nur ein wissenschaftliches Experiment, sondern ein fertiges
Produkt, das den Markt für anspruchsvolle Fotografen und DSLR-Verweigerer
anpeilt. Wie gut die Bildwandler-Transplantation verlaufen und wie "fit" die
Sony DSC-R1 sonst noch ist, können unsere Leser sowohl im nachfolgenden Text
als auch im nebenstehenden Steckbrief, in der Tabelle "Messwerte" am Ende
des Tests und in einer aktualisierten Version unseres
digitalkamera.de-Datenblattes zu dieser Kamera nachlesen. Als hilfreiche
Ergänzung dazu bieten wir das DCTau-Testprotokoll zum kostenpflichtigen
Abruf (bzw. im Abo) an, das diesem Test bei der Beurteilung der Bildqualität
zugrunde lag.
Ergonomie/Verarbeitung
Als wolle man in wirklich jeder Hinsicht mit dem von den Kameras der F-Serie
(DSC-F505, DSC-F717, DSC-F828 usw.) her bekannten Gerätekonzept brechen,
verabschiedet sich Sony mit der DSC-R1 von der Drehgelenk-Konstruktion ihrer
Vorgängerinnen, um ein "Monoblock"-Design anzunehmen. Demnach bilden Kamera
und Objektiv eine feste Einheit, wobei Aufnahmen aus ungewöhnlichsten
Perspektiven dank dreh- und schwenkbarem LC-Bildschirm weiterhin möglich
sind. Mit einem Identitätsverlust braucht die R1 auch nicht zu kämpfen, da
sie als Kamera immer noch auffällig genug ist, um sich von der Masse
abzuheben. Das tut sie bereits durch ihre verhältnismäßig üppigen
Dimensionen und ein ebenso imposantes Gewicht. 140 x 168 x 97 mm sind für
Bridge-Kameras eben nicht besonders kompakt und gut 1 kg (im
betriebsbereiten Zustand) auch nicht besonders leicht. Die Handlage bzw.
Balance und die Verarbeitung sind allerdings ganz gut – auch wenn die
Gewichtsverteilung ein klein bisschen ungleichmäßig ist (der
Gewichtsschwerpunkt liegt halt auf der linken Seite) und das Gehäusematerial
fast ausschließlich Kunststoff (von der stoßfesteren und allgemein
hochwertigeren Sorte) ist.
Doch das Auffälligste am Design der R1 sind der Blitzschuh am Handgriff
(mehr dazu im Testabschnitt "Blitz") und der über dem Sucher montierte
Dreh-/Schwenkbildschirm. Bei Benutzung des "Deckmonitors" – so wie ihn
unsere Kollegen vom FotoMagazin nennen – fühlt man sich irgendwie in alte
Zeiten zurückversetzt, wo man Mittelformatkameras an die Brust bzw. an den
Bauch hielt und von oben herunter in den Lichtschachtsucher blickte;
zumindest dann, wenn der LC-Bildschirm so eingeklappt ist, dass die
Bildschirmoberfläche nach oben zeigt. Mit einer Bilddiagonale von 2" gehört
der Farbmonitor zu den Größeren seiner Art (in der Kategorie der dreh- und
schwenkbaren Bildschirme) und steht im gesunden Verhältnis zur
Bildschirmauflösung von 134.000 Bildpunkten. Mit grellem Sonnenlicht kommt
der LCD dank transreflektiver Technik und weitgehend entspiegelter
Displayschutz-Scheibe genauso gut klar wie mit schnellen Kameraschwenks (die
zumindest auf dem Bildschirm zu keinen Rucklern oder Nachzieheffekten
führen) und von der Seite auf das Bild guckende Zuschauer (der hohe
Betrachtungswinkel macht es möglich). An eine automatische
Bildschirmaufhellung bei schwachem Licht hat Sony auch gedacht; eine Art
"Restlichtverstärkerfunktion", wie sie manche Sony-Kameras in Form der
NightFraming-Funktion oder wie sie einige andere Kameras in Form einer
"Extraportion" Bildschirmhelligkeit per Knopfdruck bieten (z. B. Fujifilm
FinePix F10, neuere Lumix-Modelle von Panasonic, BrightCapture-Technologie
von Olympus), lässt die R1 jedoch vermissen. Dafür funktioniert die
Bildschirmumschaltung automatisch. Sofern der entsprechende Schalter auf
"Auto" steht, schaltet sich der elektronische Videosucher der R1 ganz von
alleine ein, sobald man das Auge ans Okular führt. Nimmt man das Auge wieder
weg, wird wieder auf den LC-Bildschirm umgeschaltet. Leider ist aber der
Augensensor für unseren Geschmack etwas zu empfindlich eingestellt, so dass
die Anzeige etwas zu willkürlich umher springt. Wer das ähnlich sieht, kann
– wie wir es gemacht haben – die Umschaltautomatik abschalten und manuell
die Anzeigeart wechseln. Der so genannte EVF (Electronic View-Finder) zeigt
ein schön großes Sucherbild mit guter Abstimmung zwischen
Sucherbildvergrößerung und Detailfeinheit/Auflösung. Hier setzt der
elektronische Sucher der R1 in Punkto LCD-Technik (leider) keine neuen
Maßstäbe und bleibt bei einer Bildschirm- bzw. Sucherauflösung von 235.000
Bildpunkten. Eine Dioptrieneinstellung unter dem Okular erlaubt die
Anpassung der Schärfe an die individuelle Sehstärke, doch auch mit Brille
lässt es sich ganz bequem durch den Sucher gucken. Ein paar Sonderfunktionen
bieten der Sucher und der Bildschirm in Form einer ein- und abschaltbaren
Belichtungsvorschau (Framing/Preview-Schalter an der Kamerarückseite), eines
einblendbaren Gitternetzes, der so genannten "Zebra"-Funktion (bei der
überbelichtete Bildpartien schraffiert hervorgehoben werden), einer
zuschaltbaren Histogrammanzeige (im Wiedergabemodus sogar für jeden
einzelnen Farbkanal) und einer Flimmerreduzierungsfunktion (das von manchen
Leuchtstoffröhren und z. T. auch von Kathodenstrahlröhren-Bildschirmen
verursachte Flimmern auf dem Bildschirm bzw. im Sucher kann damit verringert
werden). Störende Farbstiche gibt es auf den beiden LCDs keine; das von uns
als etwas "düster" empfundene Sucherbild des elektronischen Videosuchers
kann im Einstellungsmenü durch Umschaltung der "EVF-Gegenlicht"-Einstellung
auf "Hoch" aufgehellt werden.
Etwas gewöhnungsbedürftig ist die Bedienung der R1. Ein Großteil der
Bedienelemente ist unter dem Sucher an der Kamerarückseite angesiedelt, und
wenn man zum Einstellen diverser Parameter darauf blicken will, muss man
entweder das Auge vom Okular nehmen oder – wenn man stattdessen den
LC-Bildschirm benutzt – die Kamera leicht nach vorne neigen; es sei denn,
man nimmt die Einstellungen im "Blindflug" vor. Ein gleichzeitiges Gucken
durch den Sucher bzw. Anvisieren des Motivs und Einstellen der Kamera ist
nur mit viel gutem Willen möglich; richtig intuitiv ist das Ganze jedenfalls
nicht. Wenigstens sind alle wichtigen Funktionen und Einstellungen ohne
Ausflug ins Menüsystem der R1 erreichbar. Die Lichtempfindlichkeitsstufen
(ISO-Einstellung), die Belichtungsmessart, das Belichtungsprogramm, die
Belichtungsparameter (Verschlusszeit/Blende), die
Weißabgleich-Einstellungen, die Selbstauslöser-Funktionen und die
Bildfolge-Modi sind alle über Tasten, Schalter oder Einstellräder direkt
aufrufbar – nur die Bildqualität (Bildgröße, Komprimierung, Dateiformat)
muss noch im Menü eingestellt werden. Sehr "Canon-like" ist die
Funktionseinstellung über das große Kodierrad an der Kamerarückseite.
Alleine oder in Verbindung mit dem kleineren Einstellrad an der Rückseite
des Handgriffs erlaubt es den schnellen Aufruf verschiedener Funktionen oder
Parameter. Inmitten des Drehkranzes ist ein Miniatur-"Joystick" eingefasst,
der das sonst bei vielen Digitalkameras übliche Steuerkreuz ersetzt und
sowohl bei der Navigation durch die Menüs als auch bei der AF-Messfeldsteuerung (mehr dazu im nächsten Testabschnitt) zum Einsatz
kommt. Das Menü selbst ist – Sony-typisch – horizontal aufgebaut und vereint
248 Einstellungen auf 34 Menüpunkten. Personalisierungsmöglichkeiten wie z.
B. umprogrammierbare Tasten, Benutzerprogramme oder "Shortcuts" (bei denen
man über bestimmte Tastenkombinationen direkt zu einem Menüpunkt gelangt)
gibt es bei der Bedienung nicht.
Die restlichen Bedienelemente sind oben auf dem Handgriff und seitlich am
Objektiv zu finden. Im Handgriff finden auch die Speicherkarte(n) und der
Lithiumionenakku Platz, wobei der Batterieschacht und die Kartensteckplätze
(CF I/II/II+, MemoryStick) über unterschiedliche, scharnierbesetzte
Hartkunststoff-"Türen" zugänglich sind und einen getrennten Wechsel von
Speicherkarte und Akku zulassen. Ihnen steht auch keine
Stativ-Schnellwechselplatte o. ä. im Weg, da das metallene Stativgewinde
weit vom Griff entfernt mitten in der optischen Achse liegt (wo es auch
hingehört). Die Steckerleiste der R1 (ACC-Zubehörbuchse, USB-Schnittstelle,
Videoausgang, Netzeingang) ist an der linken Kameraseite gelegen und wird
von einer semi-rigiden Kunststoff-Kappe abgedeckt. Keine richtige
Design-Sünde, aber im praktischen Betrieb störend ist die Tatsache, dass die
Kamera ans Netz muss, um den Akku aufzuladen. Wer sich vorsorglich einen
Ersatzakku für längere Fotostrecken gekauft hat oder noch einen von anderen
Sony-Kameras (z. B. DSC-F828, DSC-F707/717 oder diversen Modellen der
"S-Klasse") besitzt, kommt u. U. nicht darum herum, sich ein externes
Ladegerät hinzu zu kaufen, da ein gleichzeitiges Laden des Akkus und
Betreiben der Kamera mit dem Ersatzakku sonst unmöglich ist.
Optik
Das Objektiv der R1 zu übersehen, dürfte einem schwer fallen, da die
Fünffachzoom-Optik einen Großteil der Dimensionen und des Gewichtes der
Kamera ausmacht. Das als Carl Zeiss Vario-Sonnar auftretende Zoomobjektiv
ist eine der seltenen fest verbauten Konstruktionen, deren Brennweite schon
bei umgerechnet 24 mm anfängt. Ein ähnlich weitwinkelfreudiges Objektiv
wissen derzeit nur die Nikon Coolpix 8400 und die Kodak EasyShare P880
aufzuweisen, wobei die beiden R1-Kontrahentinnen von der Sensorgröße und
Auflösung her in einer ganz anderen Klasse mitspielen. Die Brennweite endet
bei 120 mm (KB-äquivalent), so dass sich ein nutzbarer Brennweitenbereich
von 24 bis 120 mm ergibt. Das ist eine vor allem bei Reise-, Natur- und
Reportagefotografen sehr beliebte "Zoom-Range". Die Brennweitenverstellung
erfolgt vollkommen manuell durch einen Dreh am griffig geriffelten und
großzügig dimensionierten (3 cm breit) Zoomring. Die Drehbewegungen der
Benutzerhand werden über eine mechanische Kopplung direkt auf das
Linsensystem übertragen, und das ist einer der wenigen Bereiche, wo die
Mechanik der Elektronik in Sachen Intuitivität, Präzision, Diskretion und
Schnelligkeit noch überlegen bleibt. Wer sich jedenfalls schon mal mit einem
motor- bzw. tastengesteuertem Zoom abgemüht hat, weiß, dass die "gute alte"
manuelle Einstellung in dieser Hinsicht unübertroffen bleibt.
Mit der Brennweite ändert sich auch die Lichtstärke des R1-Objektivs. Die
größtmögliche Blende beginnt bei F2,8, um am anderen Ende des
Brennweitenspektrums (d. h. bei umgerechnet 120 mm) mit F4,8 aufzuhören.
Welche Brennweite man ungefähr eingestellt hat, kann man auf dem Zoomring
ablesen, wo an den entsprechenden Positionen die geläufigsten
Brennweitenwerte (24, 28, 35, 50, 70, 100 und 120 mm) als Referenz
aufgedruckt sind. Schade nur, dass man auf dem Bildschirm bzw. im Sucher
statt der eingestellten Brennweite nur den jeweiligen Zoomfaktor angezeigt
bekommt, denn mit einer genauen Brennweitenangabe (z. B. 87 mm) dürfte ein
Fotograf mehr anzufangen wissen als mit einem – vergleichsweise nichts
sagenden – Zoomfaktor (z. B. 1,2x). Was sich ebenfalls mit der Brennweite
ändert, ist die Länge des Objektivs. Beim Zoomen kann der Objektivtubus um
bis zu 5 cm anwachsen; dank eines sehr geringen Spiels kommt es nicht vor,
dass der Tubus durchrutscht, wenn sich die Kamera beim Transport zum Boden
neigt.
Spürbar weniger mechanisch arbeitet der 2 cm breite Fokussierring am
Objektiv der R1. Im Normalbetrieb, wo der Autofokus aktiv ist, zeigt das
Drehen an diesem Ring keine Wirkung; hier genügt es, wie gewohnt den
Auslöser halb niederzudrücken, damit die Kamera die Scharfstellung von
alleine vornimmt. Dabei versucht sie auch, die Position des Hauptmotivs in
einem von 5 AF-Messfeldern abgedeckten, kreuzförmigen Areal in und um die
Bildmitte zu ermitteln. Wo der Autofokus nun scharf gestellt hat, zeigt die
Kamera im Sucher bzw. auf dem Bildschirm durch eine oder mehrere grün
hervorgehobene Klammern. Versagt die automatische "Zielerfassung", kann man
auch die Stelle vorgeben, wo der Autofokus die Schärfe finden soll. Das kann
durch einmaliges Drücken des Miniaturjoysticks auf der Kamerarückseite
entweder ganz in der Bildmitte sein oder – wenn man den Joystick noch einmal
drückt und ihn anschließend bewegt – punktgenau an einer beliebigen Stelle
auf dem Bild (es sind 540 einzelne Positionen möglich). Im Einstellungsmenü
darf man wählen, ob der Autofokus schon vor dem Antippen des Auslösers
"Vorarbeit" leistet (so genannter Monitor-Modus), erst auf Auslöserbefehl in
Aktion tritt und die Scharfstellung abschließt (Einzel-AF) oder noch die
Schärfe kontinuierlich nachjustiert (Serien-AF).
Sofern das Motiv von der Entfernung her im Arbeitsbereich des Autofokus
liegt (50 cm bis Unendlich) und es nicht zu dunkel ist bzw. die
Motivkontraste nicht zu schwach sind, funktioniert die automatische
Scharfstellung schnell (siehe Messwert-Tabelle) und zuverlässig. Das
eingebaute und bei Bedarf abschaltbare AF-Hilfslicht der R1 ist allerdings
ein Rückschritt im Vergleich zum Laser-System früherer Prosumerkameras von
Sony (als Hologramm-AF seit der DSC-707 bekannt), das technologisch
fortgeschrittener war und irgendwie auch besser funktionierte. Verloren
gegangen sind auch die ausgezeichneten Makro-Fähigkeiten der
Vorgängermodelle. Vorbei sind die Zeiten, wo man noch bei 1 cm Motivabstand
scharfe Bilder hinbekam. Bei der R1 gibt es zwar auch einen Makro-Modus, mit
dem man aber nur bis auf 35 bis 40 cm (je nach eingestellter Brennweite) an
das Motiv herankommt. Große Bildsensoren und entsprechend große Objektive
haben eben nicht nur Vorteile.
Über den gleichen Schalter, mit dem man in den Makro-Modus gelangt, lässt
sich auch die manuelle Scharfstellung einschalten. Dann darf man endlich am
Fokussierring drehen und zusehen, wie sich diesesmal etwas tut. Das merkt
man zuerst am Sucher- bzw. Monitorbild, das augenblicklich eine vergrößerte
Ansicht des mittleren Bildausschnitts zeigt (diese Funktion lässt sich im
Einstellungsmenü abschalten) und so die visuelle Scharfstellung wesentlich
bequemer bzw. präziser gestaltet. Zur Kontrolle wird dann noch die
eingestellte Entfernung mit angezeigt. Zur schnellen Voreinstellung bzw. für
solche Fälle, wo man keine Zeit hat, den AF-Modus zu wechseln, braucht man
nur den Knopf in der Mitte des AF-Schalters zu drücken, damit der Autofokus
sofort wieder die Kontrolle über die Scharfstellung übernimmt.
Zum Abschluss dieses Kapitels noch ein Wort zum Objektivzubehör. Dank
67-mm-Gewinde an der Objektivfront kann die R1 mit Filtern bestückt werden.
Die Frontlinse dreht sich beim Fokussieren und Zoomen nicht mit, so dass z.
B. Pol- oder Verlauffilter nicht bei jeder Änderung des Schärfepunktes
nachjustiert bzw. neu ausgerichtet werden müssen. Sony bietet extra für die
R1 berechnete und besonders flache Filter (Polfilter,
Neutraldichtefilter/Graufilter, mehrfach vergüteter Schutzfilter,
Makrolinse) als optionales Zubehör an, lässt sich die aber mit 50 bis 130 EUR
auch fürstlich bezahlen. Noch tiefer in die Tasche greifen muss man für den
Weitwinkel-Konverter VCL-DEH08R (0,8-fache Brennweitenverkürzung) und/oder
den Tele-Vorsatz VCL-DEH17R (1,7-fache Brennweitenverlängerung), zu deren
Einzelpreis von je 400 EUR noch 85 EUR für den dazu passenden
Vorsatzlinsenadapter VAR-RA hinzu kommen. Den Adapter braucht man aber nur
einmal zu kaufen (da er für beide Konverter konzipiert ist), und er bietet
den Vorteil, dass man die Konverter über ein Bajonettsystem schnell wechseln
kann.
Blitz An einer etwas ungewöhnlichen
Stelle sitzt der TTL-Systemblitzschuh der R1. Statt wie üblich in der Mitte
(d. h. in einer Achse mit dem Objektiv) zu sein, findet man ihn am Handgriff
gleich hinterm Auslöser. So etwas hat man zuletzt bei der Olympus C-2500L
und bei einigen Kleinbild-Spiegelreflexkameramodellen von Pentax (SF7, SFXn,
Z70, Z1 usw.) gesehen. Der Vorteil eines seitlich angebrachten Blitzgerätes
besteht darin, dass die – bei externen Blitzen ohnehin schon sehr geringe –
Anfälligkeit gegenüber roten Augen noch weiter reduziert wird. Diese
Position hat aber auch einen Nachteil, nämlich den einer leicht
ausgeprägteren Bildung von Schlagschatten beim frontalen Blitzen. Von allen
5 Kontakten am Blitzschuh (1 Mittenkontakt + 4 herstellerspezifische
TTL-Kontakte) macht derzeit nur das Systemblitzgerät HVL-F32X und –
womöglich auch – der Cullmann-Blitz 34 AF-S Digital Gebrauch, da allen
anderen Lösungen (Ringleuchte HVL-RLA, Systemblitz HVL-F1000, u. U.
SCA-kompatible Blitzgeräte der Firma Metz mit dem SCA-Adapter 3602, Cullmann 20-S
Digital) der Blitzschuh nur als Sockel dient.
Doch auch im besten Fall geht die TTL-Kompatibilität nicht über die
TTL-Grundfunktionen (vollautomatische Blitzsteuerung, Übertragung einer
Blitzbelichtungskorrektur, Blitzbereitschaftsanzeige an der Kamera usw.)
hinaus. Dem Sony-Blitzsystem fehlt eine motorische Anpassung des
Zoomreflektors an die eingestellte Brennweite genauso sehr wie eine
drahtlose TTL-Blitzsteuerung, eine Blitz-Belichtungsreihenfunktion oder
andere Blitzspezialitäten (z. B. Blitzbelichtungsmesswertspeicherung,
Farbtemperaturübertragung oder Pilotlicht-Funktion). Hier sind die digitalen
Spiegelreflexkameras von Canon, Nikon, Konica Minolta, Pentax und z. T. auch
Olympus der R1 in Sachen Blitzsystem um mindestens eine Generation voraus,
und angesichts der Tatsache, dass es den auf verschiedenen Sony-Seiten
aufgelisteten Systemblitz HVL-F36Z nach Angaben von Sony Deutschland nicht
gibt (und wohl auch in unmittelbarer Zeit nicht geben wird), kann man nur
hoffen, dass Sony da – eventuell mit Hilfe des neuen Kooperationspartners
Konica Minolta – schnell aufholt.
Gut ausgestattet ist dagegen der Bordblitz der R1. Der eingebaute
Miniaturblitz ist einigermaßen leistungsstark (siehe Messwerttabelle), poppt
wunschweise automatisch oder auf Knopfdruck-Befehl aus, kann wahlweise am
Anfang oder Ende der Belichtung gezündet werden (so genannte Synchronisation
auf den 1. oder 2. Verschluss-"Vorhang"), lässt bei entsprechender
Einstellung das Risiko roter Augen durch eine Blitzsalve vor der
eigentlichen Belichtung sinken, erlaubt eine Korrektur der Blitzleistung und
kann auch zusammen mit längeren Belichtungszeiten (=
Langzeitsynchronisation) gebraucht werden. Schade nur, dass sich der kleine
Lichtspender und ein externes Blitzgerät – auch wenn sie sich durch ihre
versetzte Position nicht gegenseitig behindern – nicht zusammen benutzen
lassen (im indirekten Blitzbetrieb könnte der interne Blitz dann als kleiner
frontaler Aufheller dienen) und selbst mit einem externen Blitz im
Serienbildmodus nicht geblitzt werden kann. Denn dies sind nur software-
bzw. firmwareseitige Einschränkungen, die nicht sein müssten oder zumindest
eleganter gelöst sein könnten.
Allgemein fällt die Belichtung im Blitzbetrieb sehr sauber aus. Das
Blitzlicht wird präzise dosiert – auch im Zusammenspiel mit der
Makro-Funktion im Nahbereich. Der Reflektorkopf des eingebauten Blitzes
nimmt genügend Abstand von der optischen Achse, um rote Augen weitgehend
auszuschließen, aber nicht weit genug, um bei montierter Sonnenblende oder
angeschlossenen Konvertern schattenfreie Bilder zu produzieren. Steht dem
Blitzlicht kein Hindernis im Weg, werden die Bilder ab einer Brennweite von
umgerechnet ca. 40 mm gleichmäßig ausgeleuchtet (darunter kann es vorkommen,
dass die Bildecken weniger Licht abbekommen als die Bildmitte). Wenn das
Licht des Bordblitzes nicht hundertprozentig auf Tageslicht abgestimmt sein
sollte, dann korrigiert die Weißabgleich-Automatik (die R1 weiß auch mit
einer Weißabgleich-Voreinstellung für Blitzlicht zu dienen) etwaige
Farbstiche sehr zuverlässig. Die Farbwiedergabe ist bei Blitzbildern neutral
bis leicht warmtönig bzw. zu keiner Zeit dem Bildresultat abträglich.
Bildqualität Am meisten dürfte es die
Leser dieses Tests interessieren, wie die R1 in Punkto Bildqualität
abschneidet, weckt die Kamera doch mit ihrem – im Vergleich zu anderen
Non-DSLR-Kameras – großzügig dimensionierten Bildwandler besonders hohe
Erwartungen. Der 21,5 x 14,4 mm große CMOS-Sensor mit seinen rund 10,3
Millionen Pixelelementen ist eine Eigenentwicklung und kommt derzeit nur in
der DSC-R1 zum Einsatz. Im Größenvergleich rangiert der Sony-Chip zwischen
Canon, Nikon & Co. (z. B. Pentax oder Konica Minolta) und dem
Four-Thirds-System von Olympus. Die einzelnen Pixel sind mit 5,49 µm
wesentlich lichtempfindlicher als die vergleichsweise winzigen Fotodioden
des 2/3"-CCD aus dem Vorgängermodell DSC-F828, und zu welcher Qualität die
CMOS-Technik fähig ist, beweist Canon schon seit längerer Zeit erfolgreich
mit diversen Kameras der digitalen EOS-Serie.
Doch so gut bzw. groß ein Bildwandler auch sein mag: wenn die Elektronik und
die Optik nicht optimal aufeinander abgestimmt sind, bringt der
Größenvorteil des Sensors nicht viel. Das weiß man auch bei Sony und hat
deshalb auch beim Objektiv aufgepasst, keine Fehler zu machen. Am
einfachsten geht das, wenn man sich mit der Zoomstärke des Objektivs
zurückhält. Olympus hat das schon vormals mit der C-8080 Wide Zoom bewiesen,
und derselben Philosophie folgt das optische System der R1. Bereits die
reinen Abbildungsleistungen des Objektivs wissen zu überzeugen. Zwar sind
die Verzeichnung und die Vignettierung am Weitwinkel-Ende des Zooms
messtechnisch etwas erhöht (0,8 Blenden Randabdunkelung und 2,1%
tonnenförmige Verzeichnung), wenn man aber berücksichtigt, welche enormen
Anforderungen die verhältnismäßig hohe Auflösung an die Optik stellt und wie
stark das Objektiv in den Weitwinkel-Bereich hineindringt, dann sind das
mehr als respektable Werte. Digitale Spiegelreflexkameras mit ähnlich hoher
Auflösung und in etwa gleich weitwinkelstarker Wechseloptik schaffen bei
Offenblende kaum bessere und z. T. sogar deutlich schlechtere Werte; zu den
vergleichsweise guten optischen Leistungen trägt bei der R1 neben der
Qualität der Optik sicherlich auch die extrem kurze Schnittweite
(Neudeutsch: Backfocus) bei, d. h. der Abstand zwischen dem letzten
Linsenelement des Objektivs und dem Bildsensor von nur 2,1 mm (das Fehlen
eines Schwingspiegels macht's möglich). Mit zunehmender Brennweite werden
die Resultate nur noch besser, und wenn man dann noch die Blende um auch nur
1 Stufe schließt, läuft das Vario-Sonnar-Zoom der R1 zu Höchstform auf.
Ähnlich verhält es sich bei der Auflösung, die – ebenfalls unter
Berücksichtigung der Sensorauflösung, der Anfangsbrennweite des Objektivs
und anderer Faktoren – trotz z. T. anders anmutender Messwerte zu keiner
Zeit wirklich schlecht ausfällt. Ganz im Gegenteil: In der kurzen und
mittleren Brennweite kann sie als "gut" (an den Bildrändern) bis
"hervorragend" (Bildmitte, halbe Bildhöhe) und in der langen Brennweite als
"sehr gut" (Bildränder, halbe Bildhöhe) bis "hervorragend" (Bildmitte)
bezeichnet werden. Die Auflösung ist auch nicht von irgendeiner Richtung, in
der gewisse Motivstrukturen verlaufen, abhängig; Auflösungsschwankungen gibt
es nur bei kurzer und mittlerer Brennweite, abhängig vom Farbkanal. Der
hohen Auflösung ist übrigens zu verdanken, dass sich die starke und deutlich
richtungsabhängige Scharfzeichnung auf mittleren bis kleinen Ausdrucken
nicht negativ auswirkt. Bei solch kleinen Formaten übersteigt nämlich die
Auflösung der Bilder die eines normalen Druckers, so dass die
Scharfzeichnung sozusagen erst gar nicht die Chance bekommt, aufzufallen.
Bei größeren Ausdrucken sollte geprüft werden, ob die Scharfzeichnung im
Kameramenü unter "Konturen" eine Stufe heruntergesetzt werden sollte. Ist
die Scharfzeichnung in den dunkelsten Bildpartien noch niedrig, nimmt sie zu
den angrenzenden – immer noch als dunkel geltenden Bildbereichen – rapide
zu. Im mittleren Helligkeitsbereich ist sie etwas weniger hoch und bleibt
weitgehend auf diesem Niveau; in den hellsten Bildpartien muss man mit
Übersteuerungseffekten rechnen. Trotz des hohen Wertes ist die
Scharfzeichnung sehr präzise und nur in Form von feinen Linien erkennbar,
daher geben sich die Bilder der R1 auch hier (nach-)verarbeitungsfreundlich.
Etwas störender sind da die (durch den Farbinterpolationsprozess bedingten)
auffälligeren Farbmoirés an allgemein schräg verlaufenden Strukturen sowie
die Farbartefakte an horizontalen und vertikalen Feinstrukturen. Feine
Bilddetails werden bei der R1 überhaupt schon etwas stärker (mittelstark bis
offensiv) aufbereitet, was die Eignung der Bilder für die nachträgliche
Bildbearbeitung am Computer etwas einschränkt. Komprimierungsbedingte
Artefakte gibt es in der höchsten Auflösungsstufe je nach
Bildqualitätseinstellung nur wenige ("Standard"-Einstellung) bis – mit
bloßem Auge –keine ("Fine"-Einstellung) zu sehen. Die hohe Auflösung wird
durch die unterschiedlichen Artefakte allerdings kaum beeinträchtigt, wie
der gute Wirkungsgrad über den gesamten Brennweitenbereich hinweg belegt
(weitere Details dazu im DCTau-Testprotokoll).
Die Frage aller Fragen bleibt jedoch, wie sich die R1 in Sachen
Rauschverhalten schlägt. Schließlich ist der – für eine Prosumerkamera –
überdimensionale Bildsensor mit seinen verhältnismäßig großen Fotodioden
bzw. Pixelelementen eines der Haupt-Kaufargumente für diese Kamera.
Erwartungsgemäß ist das Rauschverhalten insgesamt sehr gut und übertrifft
alles, was man von Non-DSLRs her kennt. Mit den digitalen
Spiegelreflexkameras der Einsteigerklasse liefert sich die Sony ein
Kopf-an-Kopf-Rennen, ohne aber als klarer Sieger (aber auch nicht als
Verlierer) hervorzugehen. Auf den Bildern ist das Rauschen an den beiden
Enden des Helligkeitsspektrums sehr gering. Dazwischen ist es nur
geringfügig höher und gleichmäßig verteilt. Das Farbrauschen mit seiner
fließend ineinander gehenden Rauschstruktur ist deutlich geringer als das
gut (d. h. mit nicht allzu destruktiver Wirkung auf die Bilddetails)
geglättete Helligkeitsrauschen.
Farben werden von der R1 sehr realgetreu bzw. neutral wiedergegeben.
Vorausgesetzt, der automatische Weißabgleich hat richtig funktioniert. Das
tut er in der Regel auch; nur mit Glühlampenlicht kommt sie nicht so gut
klar. Bei solchem Licht sollte man gleich einen manuellen Weißabgleich
vornehmen, da dieser farblich noch besser abgestimmte Resultate liefert als
die entsprechende Voreinstellung (bei welcher der starke Rotstich lediglich
einem leichten Gelbstich weicht). Durch Drehen des joystickbesetzten
Einstellrades an der Kamerahinterseite kann in Kombination mit der WB-Taste
der Weißabgleich noch leicht korrigiert werden. Andere erweiterte
Weißabgleichfunktionen wie z. B. automatische Weißabgleich-Reihen (AWB bzw.
Weißabgleich-Bracketing) oder eine Einstellung der Farbtemperatur über den
Kelvin-Wert bietet die R1 leider nicht. Sehr gut verträgt sich die R1 mit
hohen Bildkontrasten. Die Kamera belichtet nicht nur vorbeugender Weise
etwas knapp (an der Präzision der Belichtungsmessung ist nichts
auszusetzen), sondern kann Helligkeits- bzw. Kontrastunterschiede von bis zu
8,6 Blendenstufen registrieren (das ist in Anbetracht der
Grundempfindlichkeit von ISO 160 ein sehr guter Wert) und auf den Aufnahmen
in 250 (von 256 möglichen) Helligkeitsstufen umsetzen. Die Tonwerte werden
dabei von den hellsten Bildpartien bis in die dunkleren Bildbereiche sehr
linear und präzise (d. h. den Kontrasten der Vorlage bzw. des Motivs
entsprechend) wiedergegeben, während die dunkelsten Stellen im Bild etwas
weicher (d. h. eher gräulich-dunkel als tiefschwarz) reproduziert werden.
Sonstiges/besondere Funktionen Umstritten ist die Nützlichkeit
der so genannten A.G.C.S.-Funktion. Hinter diesem Akronym verbirgt sich
das "Advanced Gain Control System", das – laut Handbuch – helfen soll,
"einen breiteren Farbtonbereich zu erhalten". In Wirklichkeit nimmt
diese Funktion nur Einfluss auf die Tonwertkurve, ohne aber so weit in
das Bildergebnis einzugreifen wie z. B. die
Adaptive-Lighting-Technologie von HP oder die D-Lighting-Funktion von
Nikon. Dafür haben wir aber einige Funktionen an der R1 vermisst, deren
Nutzwert eindeutiger ist. So fehlt eine Möglichkeit, die Erstellung
eines JPEG-Abbildes bei der Speicherung im RAW/SR2-Format zu
unterbinden, die Spot-Messung an das aktive AF-Feld zu koppeln, die
Farbbalance zu verändern (RGB-Parametereinstellung), automatische
Schärfereihen zu schießen oder – wie bereits unter "Blitz" erwähnt – auf
eine Belichtungsreihenautomatik für Blitzbilder zurückzugreifen. Und
wenn es schon keinen Videomodus gibt, dann hätte man zumindest eine
Sprachnotizfunktion vorsehen können.
Über die ACC-Zubehörbuchse kann man eine elektrische
Kabelfernbedienung (RM-VD1) an die R1 anschließen. Deren Anschaffung ist
umso empfehlenswerter, wie die Cyber-shot nur eine Vorlaufzeit für den
Selbstauslöser kennt (10 s), keinen Intervallmodus anbietet und sich bei
Langzeitbelichtungsaufnahmen die Belichtungszeit quasi verdoppelt. Es
wird nämlich neben der eigentlichen Aufnahme noch eine
"Referenzaufnahme" gemacht (so genannte Dark-Frame-Substraction-Methode),
die zum Herausrechnen toter/defekter Pixel und z. T. auch des Rauschens
gebraucht wird. Ab Verschlusszeiten von 1/6 s tritt übrigens die
Langzeit-Rauschunterdrückung (Slow Shutter NR) ein; für das
Fotografieren mit hohen Empfindlichkeiten gibt es noch das so genannte Clear-RAW-NR. Ergänzt werden die Bildschaltungsfunktionen durch eine
besondere Form des BULB-Langzeitbelichtungsmodus. Statt des üblichen
B-Modus, bei dem der Verschluss so lange offen bleibt, wie der Auslöser
niedergedrückt bleibt, stellt die R1 einen Langzeitbelichtungsmodus zur
Verfügung, bei dem man ein erstes Mal den Auslöser drückt, um die
Belichtung zu starten und ein zweites Mal, um die Belichtung zu beenden.
Ganz neu ist die Funktion nicht, da sie alten Fotohasen eventuell noch
als T-Modus bekannt sein dürfte. Serienbilder kann das Sony-Teil zwar
auch, aber ausschließlich im JPEG-Modus (keine RAWs) und selbst dann
auch nur 3 Bilder lang. Das wird zum Teil durch eine Bildfrequenz
kompensiert, die im Praxisbetrieb bis auf 5 Bilder pro Sekunde (siehe
Messwerttabelle) hinauf gehen kann. Zwei "altbekannte" Funktionen findet
man letztendlich auch bei der R1 wieder: das so genannte "Präzisions"-Digitalzoom
und das so genannte "Smart"-Zoom. Beide stehen für unterschiedliche
Variationen der Digitalzoom-Funktion. Der Präzisions-Digitalzoom kann
unabhängig von der eingestellten Auflösungsstufe das Bild per
Ausschnittsvergrößerung und nachträglicher Interpolation/Skalierung über
den optischen Zoomfaktor hinaus bis auf das 10-fache vergrößern. Beim
Smart-Zoom ist der Vergrößerungsfaktor abhängig von der eingestellten
Auflösungsstufe (je kleiner die gewählte Auflösung, desto größer der
Zoomfaktor); es findet keine nachträgliche Interpolation/Skalierung
statt.
Neben den Aufnahmefunktionen gibt es noch ein paar
Wiedergabefunktionen. Bilder können nach der Aufnahme gedreht (während
das Live-Bild auf dem Monitor- bzw. im Sucher immer seitenrichtig
dargestellt wird, werden die Aufnahmen merkwürdigerweise nicht
automatisch ausgerichtet), verkleinert oder beschnitten werden; eine
Diaschau-Funktion und eine Erstellungsmöglichkeit für neue Ordner (in
denen die Bilder "einklassiert" werden können) dürfen natürlich auch
nicht fehlen. Bei den Grundeinstellungen (Setup-Menü) kann man
schließlich u. a. festlegen, ob die Bilder mit der Zeit und/oder dem
Datum der Aufnahme "gestempelt" werden, die automatische
Bildausschnittvergrößerung bei der manuellen Fokussierung eintritt oder
nicht und die Dateinummern wieder bei Null anfangen sollen oder weiter
fortlaufend gezählt werden.
Bleibt nur noch zu erwähnen, dass die R1 zwar im Prinzip mit einer
Highspeed-kompatiblen USB-2.0-Schnittstelle versehen ist und der
Datentransfer tatsächlich schneller als mit USB-1.1-Standards erfolgt,
aber diverse externe Lösungen deutlich weniger Zeit brauchen, die Bilder
auf den Computer zu bekommen. Vorsicht ist aber bei manchen
Kartenlaufwerken und Adaptern geboten: Ältere Geräte können oft nichts
mit den MemorySticks der PRO- oder PRO-Highspeed-Serie anfangen, was u.
U. einen Neukauf nötig macht. Übrigens fehlt der R1 trotz doppeltem
Speicherkartensteckplatz (CompactFlash I/II/II+ und MemoryStick) die
Möglichkeit, Bilder von einem Medium aufs andere zu kopieren.
Selbstverständlich kann die USB-Schnittstelle auch zum direkten
Anschluss eines Druckers zweckentfremdet werden; dem PictBridge-Standard
sei dank. Bei der Stromversorgung müssen wir – wie bereits am Anfang
dieses Tests erwähnt – nur kritisieren, dass der NP-FM50-Akku (7,2 V bei
1.180 mAh) innerhalb der Kamera geladen wird. Eine Akkuladung reicht
dafür für über 400 Aufnahmen (siehe Messwerttabelle) aus, und es wird
die Restlaufzeit auch minutengenau auf dem Monitor bzw. im Sucher
angezeigt. Das ist zu einem nicht unerheblichen Teil dem
Real-Imaging-Prozessor zu verdanken, der bei etlichen anderen
Sony-Kameras für ordentliche Leistung bei geringem Stromverbrauch sorgt
und auch der R1 wieder zu langen Akkulaufzeiten und schnellen
Reaktionszeiten (siehe Messwerttabelle) verhilft.
Fazit Hiermit möchten wir der Sony
DSC-R1 eine gute Gesundheit attestieren. Der größere Bildsensor bekommt der
Kamera gut und lässt sie vor allem bildqualitätstechnisch mit den Muskeln
spielen. Doch wie so manche, nicht allzu virulente Form eines "Erregers"
einen eher noch stärker als schwächer machen kann, dürften die
Sony-"Forscher" der R1 bzw. einem eventuellen Nachfolger gerne eine kleine
Spritze mit einer leichten Dosis "Featuritis" verpassen. Jedenfalls würden
ein kapazitätsstärkerer Pufferspeicher (für längere Bildserien), ein paar
mehr Sonderfunktionen (bei normalen Aufnahmen und im Blitzbetrieb), ein
effektiveres AF-Hilfslicht, ein eingebauter Bildstabilisator (was nicht nur
bei Superzoomkameras Sinn macht) und ein paar andere Features sicherlich
nicht schaden; Komplexe wegen des Zwitter-Status (halb Prosumerkamera, halb
DSLR) und der bescheidenen Zoom-"Potenz" (sie ist eben mehr Expertenkamera
als Zoom-Protz) braucht die DSC-R1 hingegen nicht zu haben. So oder so hat
Sony eine starke Kamera gezeugt, die sich gegen die Konkurrentinnen aus dem
DSLR-Lager behaupten kann, und wenn das alleine nicht schon reicht, um so
manchen DSLR-Verweiger oder ambitionierten Fotografen von ihrer
Attraktivität zu überzeugen, dann ist die DSC-R1 oder Sony sicherlich nicht
daran Schuld.
Messwerte |
Einschaltzeit |
ca. 1,0 s (Herstellerangabe: 0,8 s) |
Brennweitenverstellung
Anzahl Stufen
Zeit Weitwinkel bis Tele |
mechanisch über Drehring
stufenlos
benutzerabhängig |
Autofokus-Geschwindigkeit |
min. 0,3 s / ca. 0,5 s / max. 0,8 s (abhängig von Motiv und
Aufnahmebedingungen) |
Auslöseverzögerung |
<0,1 s (Herstellerangabe: 0,008 s) |
Blitz
Leitzahl |
16 bei ISO 160 (LZ12 bei ISO 100) |
Batterielaufzeit |
ca. 480 Aufnahmen |
Speicherzeiten
RAW
JPEG
TIFF |
ca. 7,3 s (20,0 MByte*)
ca. 1,1 s ( 3,4 MByte)
– |
Serienbilder
Verwendete Auflösung
Geschwindigkeit
Anzahl
mit Blitz |
3.888 x 2.592 (JPEG/Fine)
ca. 5 Bilder/s (Herstellerangabe: 3,12 Bilder/s)
3
– |
* JPEG-Abbild nicht mit einberechnet |
Kurzbewertung
- überzeugende DSLR-Alternative
- saubere und solide Verarbeitung
- praktische Langzeitbelichtungsfunktion
- CompactFlash/Microdrive-kompatibel (zusätzlich zu
Memory Stick)
- gute Akkulaufzeit, minutengenaue Restlaufzeitanzeige
- umfassende Belichtungskontrolle (erweiterte
Histogrammanzeige, Belichtungsvorschau, Zebra-Funktion)
- schneller Autofokus
- Drehringe für Zoom und Fokus
- TTL-Systemblitzschuh
- Belichtungsvorschau an- und abschaltbar
- automatische EVF/LCD-Umschaltung
- dreh- und schwenkbarer LC-Bildschirm
- originelles bzw. wagemutiges Design
- allgemein sehr gute Bildqualität (gute und hohe
Auflösung, geringes Bildrauschen, kaum Farbsäume usw.)
- APS-C-großer CMOS-Bildsensor mit gutem Rauschverhalten
- gute optische Leistungen
- vor allem für Reise- und Reportagefotografen
interessanter Zoombereich
- verhältnismäßig teueres optisches Zubehör
- Akkuaufladung innerhalb der Kamera
- bescheidener Datendurchsatz der USB-Schnittstelle
- z. T. schwacher Serienbildmodus (nur 3 Bilder in
Folge, kein RAW)
- keine automatische Bildausrichtung (außer bei der
Live-Vorschau)
- RAW-Aufnahmen immer mit JPEG-Abbild (keine
Trennungsmöglichkeit)
- Funktionsumfang bei Sonderfunktionen noch
unvollständig (keine Kelvin-Eingabe, keine Farbbalance-Einstellung, kein
Blitz-Bracketing, keine Intervallfunktion usw.)
- keine Brennweitenangabe im Sucher bzw. auf dem Monitor
- keine Bildkopierfunktion
- kein Videomodus, keine Sprachnotizen
- wenig effektives AF-Hilfslicht (kein Vergleich mit dem
Hologramm/Laser-AF anderer Sony-Kameras)
- int. u. ext. Blitz nicht gemeinsam auslösbar, keine
Serienbilder im Blitzbetrieb
- rudimentäres TTL-Zubehörblitzsystem (wenig
Sonderfunktionen, kein Profi-Blitz im Zubehörprogramm, eingeschränkte
Fremdanbieter-Unterstützung usw.)
- z. T. stark ausgeprägte Scharfzeichnung
- Rauschverhalten noch nicht ganz auf DSLR-Niveau
- unzureichende Personalisierungsmöglichkeiten (keine
Benutzerprogramme, umprogrammierbare Tasten
- sehr gewöhnungsbedürftiger Auslöser-Druckpunkt
- etwas überempfindlicher Augensensor
- ergonomisches, aber wenig intuitives Bedienkonzept
Technische Daten
Modell |
Sony DSC-R1 |
Sensor |
CMOS-Sensor APS-C 21,5 x 14,4 mm (Cropfaktor 1,7) 10,8 Megapixel (physikalisch), 10,3 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
3.882 x 2.592 (3:2) |
Objektiv |
24-120 mm / F2,8-4,8 (5-fach Zoom) |
Sucher |
elektronischer Sucher |
Monitor |
2,0", 0,134 Mio. Bildpunkte, kein Touchscreen |
Belichtungsmessung |
Mittenbetonte Integralmessung, Matrix/Mehrfeld-Messung, Spotmessung |
Belichtungsreihe |
automatisch, ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
nein |
Eingebauter Blitz |
ja |
Blitzschuh |
Sony-Blitzschuh (bis 2006) Blitzschuh |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: ja |
Serienaufnahmen |
ja |
kürzeste Verschlusszeit |
1/2.000 s |
Akkulaufzeit |
keine Angabe |
Speicher |
Memory Stick (Duo, Duo Pro, Pro) |
Speicherkartenplatz 2 |
CF (Type I, Type II) Microdrive |
Empfindlichkeit |
Automatik, manuell ISO 160 bis 3.200 |
Abmessungen |
139 x 168 x 97 mm (B x H x T) |
Gewicht |
1.000 g (betriebsbereit) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/IZOGP (mit Preisvergleich) |