Kompaktkamera mit großem Sensor, Kompaktkamera
Testbericht: Sony DSC-RX1 und DSC-RX1R
2013-02-28, aktualisiert 2013-10-21 Es bedarf schon einiger Chuzpe, eine Digitalkamera mit fester Brennweite sowie mit Kleinbild-Vollformatsensor auszustatten und dann mehr als 3.000 Euro dafür zu verlangen. Doch genau das wagt Sony mit der DSC-RX1 und verschafft sich so Zugang zum exklusiven Kreis der Premium-Hersteller. Zweifelsohne ist die RX1 vorbild- und konkurrenzlos – umso gespannter waren wir auf diese konsequent puristische Kamera, deren Bildqualität ihresgleichen suchen soll. Ob die RX1 die hohen Erwartungen erfüllen kann, haben wir im Labor und in der Praxis genauestens getestet. Als Nachschlag haben wir auch die RX1R, die ohne Tiefpassfilter auskommt, im Testlabor durchgemessen. (Benjamin Kirchheim)
Ergonomie und Verarbeitung Für eine Kleinbild-Vollformatkamera besitzt die Sony DSC-RX1 mit einer Tiefe von weniger als drei Zentimetern ein erstaunlich kompaktes Gehäuse. Das markante Objektiv ragt jedoch gut vier Zentimeter nach vorne. Mit knapp 500 Gramm gehört die RX1 nicht unbedingt zu den Leichtgewichten, die Verarbeitung ist indes absolut hochwertig und tadellos. Die RX1 wirkt wie aus einem Block gefräst. Jegliche Beschriftungen der zahlreichen Bedienelemente sind nicht etwa nur aufgedruckt oder aufgeklebt, sondern ins Material gefräst und mit weißer Farbe gefüllt, was für absolute Langlebigkeit sprechen dürfte. Alle Bedienräder rasten satt, insbesondere das Programmwählrad geht sehr stramm, sodass ein versehentliches Verstellen ausgeschlossen sein dürfte. Lediglich das Belichtungskorrekturrad könnte bei gröberem Umgang unbeabsichtigt verstellt werden. Auf der rechten Gehäuseseite sorgt vorne und hinten ein genarbtes Gummi für den nötigen Halt der Kamera.
Die RX1 lässt sich fast vollständig mit der rechten Hand bedienen, lediglich das Fokusmodusrad vorne neben dem Objektiv sowie die Blitzentriegelung obliegen der linken Hand – und selbstverständlich auch die Einstellungen am Objektiv (siehe entsprechenden Abschnitt weiter unten im Text). Auch wenn die RX1 auf den ersten Blick mit recht wenigen Tasten auszukommen scheint, lässt sie sich ohne große Umschweife bedienen. Dazu trägt vor allem die auf den ersten Blick nicht so offensichtliche Möglichkeit der weitreichenden Individualisierung bei. Das Programmwählrad bietet nicht nur drei direkt abrufbare Speicherplätze für häufig verwendete Kameraeinstellungen, sondern gleich fünf Tasten lassen sich programmieren. Dabei handelt es sich um den C-Knopf auf der Oberseite, drei von vier Tasten der Vierwegewippe sowie die AEL-Taste, die sich individuell anpassen lassen. Hinzu kommen zwei Drehräder auf der Kamerarückseite.
Eingeschaltet wird die RX1 über den praktischen Schalter am Auslöser. Der Auslöser selbst bietet zwei eindeutige Druckpunkte sowie ein Schraubgewinde zum Anschluss eines mechanischen Fernauslösers. Auf der linken Gehäuseseite verdeckt eine robuste Kunststoffklappe drei Schnittstellen. Über den Micro-USB-Anschluss kann nicht nur die Speicherkarte ausgelesen werden, sondern über ihn wird auch der wechselbare Lithium-Ionen-Akku geladen. Zwar kann dies mit jedem Handyladegerät erfolgen, wodurch man sich auf Reisen ein separates Ladegerät sparen kann, andererseits reicht der Akku lediglich für 220 Aufnahmen nach CIPA-Standardmessverfahren. Zusammen mit dem Ersatzakku sollte man sich also auch die Anschaffung einer externen Ladeschale überlegen, bei einem Preis von über 3.000 Euro dürfte sie aber auch gerne zum Lieferumfang der Kamera gehören. Auch bei der HDMI-Schnittstelle setzt Sony mit Micro-HDMI auf einen Standardanschluss. Wer einen CEC-fähigen Fernseher besitzt, kann sogar die Bildwiedergabe der Kamera mit seiner TV-Fernbedienung steuern. Bei der dritten Schnittstelle handelt es sich um eine Stereo-Klinkenbuchse im Standard 3,5-Millimeter-Format. Hier lässt sich alternativ zu einem Stereomikrofon auch ein Netzteil anschließen, falls die RX1 beispielsweise im Fotostudio eingesetzt wird. Apropos Studioeinsatz: Das Metall-Stativgewinde befindet sich vorbildlich in der optischen Achse. Der Abstand zum Speicherkarten- und Akkufach reicht jedoch nicht, um dieses auf dem Stativ öffnen zu können. Wie erwähnt fällt der Lithium-Ionen-Akku des Typs NP-BX1 mit nur 4,5 Wh recht klein aus, der Speicherkartenslot hingegen nimmt auch die sehr großen SDXC-Karten klaglos an, neben dem SD-Formfaktor wird auch Sonys eigener MemoryStick unterstützt.
So gar nicht zum puristischen Konzept mag das Fehlen eines Suchers passen. Sony setzt mit der RX1 jedoch nicht etwa auf den Retrotrend wie einige andere Hersteller, sondern auf Moderne. Wer unbedingt einen Sucher möchte, kann diesen über den ISO-Blitzschuh anschließen. Neben einem rein optischen Sucher bietet Sony als Zubehör auch einen hoch auflösenden und praktischerweise als Winkelsucher nach oben klappbaren elektronischen Sucher an. Dieser schlägt jedoch mit rund 450 Euro zu Buche. Er bietet mit 2,36 Millionen Bildpunkten eine äußerst hohe Auflösung von 1.024 x 768 Pixeln (XGA) und deckt 100 Prozent des Bildfeldes ab. Die 1,09-fache Vergrößerung kommt einem riesigen Sucherbild gleich. Am OLED stört jedoch das latente hochfrequente Flimmern, das zumindest empfindliche Naturen wahrnehmen. Gleich zwei Augenmuscheln befinden sich im Lieferumfang des Suchers, sogar eine edle Transportbox liegt bei. Angesteuert wird der Sucher über eine mehrpolige Schnittstelle, die sich vorne im Blitzschuh befindet. Der Sucher rastet beim Aufstecken zwar leicht ein, bietet jedoch keinen Schutz gegen versehentliches Lösen, man sollte also gut auf ihn achten. Das große Sucherbild ist mit Brille nur ungenügend zu überblicken, immerhin bietet der Sucher jedoch eine Dioptrienkorrektur von -4 bis +1 dpt.
Dominant wirkt auf der Kamerarückseite der 7,5 Zentimeter große Bildschirm. Seine hohe Auflösung von 1,23 Millionen Bildpunkten setzt sich durch die RGBW-Struktur aus vier Subpixeln je Echtfarbpixel zusammen, so dass sich effektiv eine Auflösung von 640 x 480 Pixeln (VGA) ergibt. Jedes Pixel besteht also aus einem roten, grünen, blauen und weißen Bildpunkt, wovon sich Sony vor allem eine höhere Helligkeit des Monitors und damit eine bessere Ablesbarkeit in hellem Umgebungslicht verspricht. Die Monitorhelligkeit regelt die Kamera anhand des Umgebungslichts automatisch, sie kann aber auch manuell eingestellt werden. Das helle Monitorbild hilft durchaus bei der Ablesbarkeit in hellen Umgebungen, auch die effektive Entspiegelung trägt ihren Teil dazu bei. Der Bildschirm bietet zahlreiche Einblendungen wie Kameraeinstellungen, drei verschiedene Gitterraster, ein Livehistogramm und eine elektronische Wasserwaage, die nicht nur die horizontale, sondern auch die vertikale Neigung anzeigt. Sowohl das Live-Histogramm als auch die Helligkeit des Live-Bilds passen sich bei manueller Belichtung und bei Verwendung der Belichtungskorrektur an, sodass man eine gute Vorschau auf das spätere Foto bekommt. Schaltet man den Blitz bei zu dunkler Belichtung zu, so hellt sich das Monitorbild wieder auf. Wichtige Kameraeinstellungen, die man über die programmierten Direktwahltasten nicht erreicht, sind über das Fn-Schnellmenü im Zugriff. Die links und rechts auf dem Bildschirm eingeblendeten Kamereinstellungen sind dann direkt anwähl- und verstellbar. Das Menü selbst ist in zahlreiche Reiter gut strukturiert aufgeteilt, ein vertikales Scrollen entfällt damit, was der Übersichtlichkeit stark zuträgt.
Ausstattung Auch wenn sich die Sony DSC-RX1 durch ihren hohen Preis eher an enthusiastische Hobby- und Berufsfotografen richtet, bietet sich doch zahlreiche Automatikfunktionen, sodass das Beherrschen der Fotoparameter nicht vonnöten ist, um zu technisch ordentlichen Fotos zu kommen. Neben zahlreichen Motivprogrammen bietet die RX1 auch eine Vollautomatik mit Motiverkennung an. Egal ob Makro, Porträt, Landschaft oder etwa Gegenlichtsituation: Die Kamera erkennt dies und stellt sich optimal darauf ein. Am besten jedoch lässt sich die Sony in der Zeitautomatik und manuell bedienen. Im manuellen Modus arbeitet sogar die ISO-Automatik auf Wunsch weiter, sodass man bei vorgegebener Blende und Belichtungszeit dennoch ein automatisch korrekt belichtetes Foto erhält. Im Bereich von ISO 100 bis 25.600 lässt sich die Automatik konfigurieren; das heißt wo sie beginnt und endet, entscheidet der Anwender. Bei manueller ISO-Einstellung sind sogar Drittelstufen wählbar und der Bereich lässt sich nach unten auf bis zu ISO 50 erweitern. Mit der Funktion Multi-Frame-NR lässt sich die Empfindlichkeit auf bis zu ISO 102.400 erhöhen, wobei die Kamera in schneller Folge sechs Aufnahmen anfertigt und diese zu einem Bild verarbeitet, das dann geringeres Rauschen aufweist.
In einem Punkt greift die Automatik nicht konsequent: Das Blitzgerät muss vom Anwender manuell entriegelt werden. Mit einer Leitzahl von gemessen 5,8 gehört es eher zu den Schwächeren, zusammen mit der hohen Lichtstärke und dem großen ISO-Bereich lässt sich jedoch eine erstaunliche Reichweite erzielen, beispielsweise 11,5 Meter bei Blende F2 und ISO 1.600 oder sogar 23 Meter bei ISO 6.400. Der Blitz leuchtet gut bis in die Ecken, die etwa 40 bis 50 Prozent Lichtverlust fallen durch den sanften Helligkeitsabfall nicht so unangenehm auf. Einmal aufgeklappt, bietet der Blitz in der Automatik sowie den Motivprogrammen eine Automatikfunktion, zündet also nur bei Bedarf. In den Kreativprogrammen P, A, S und M hingegen zündet der Blitz aufgeklappt immer. Dem Fotografen stehen aber auch eine Langzeitsynchronisation, das Blitzen zum Ende der Belichtung, eine Drahtlosblitzsteuerung und eine Blitzbelichtungskorrektur zur Verfügung. Über den TTL-Systemblitzschuh lassen sich größere Blitzgeräte anschließen, wobei Sony in der RX1 den neuen ISO-Blitzschuh verwendet, der den alten Minolta-Schuh ablöst und auch die Verwendung einfacher Mittenkontaktblitze erlaubt. Für die alten Systemblitzgeräte gibt es einen Adapter als Zubehör, auch einen Studioblitzkabeladapter bietet Sony für den Blitzschuh an.
Serienbilder nimmt die RX1 mit flotten knapp über fünf Bildern pro Sekunde auf, sofern man auf die Nachführung von Fokus und Belichtung verzichtet, ansonsten sinkt die Serienbildrate je nach Situation. Zwölf Aufnahmen in Raw (mit 14 Bit Farbtiefe je Kanal) beziehungsweise 13 bei JPEG Superfine können am Stück aufgenommen werden, bevor die Serienbildrate trotz schneller Speicherkarte deutlich auf rund ein Bild alle zwei Sekunden einbricht. Wahlweise können auch Raw- und JPEG simultan aufgezeichnet werden. Die RX1 speichert Fotos stets im Hintergrund, solange im Buffer also noch Platz frei ist, kann man unterbrechungsfrei weiter fotografieren. Öffnet man während des Speichern das Speicherkartenfach, so warnt dort eine rote LED vor der Entnahme der Karte, solange noch nicht alle Fotos geschrieben sind.
Videos nimmt die RX1 maximal in Full-HD-Auflösung (1.920 x 1.080 Pixel) bei wahlweise 25p, 50i oder 50p im AVCHD-Format auf. Zwar lassen sich Videos alternativ auch im MP4-Format speichern, die Auflösung sinkt dann jedoch auf 1.440 x 1.080 Pixel, darüber hinaus steht die VGA-Auflösung zur Verfügung. Leider bietet die RX1 die kleine HD-Auflösung von 1.280 x 720 Pixel nicht an. Der Ton wird mit automatischer Aussteuerung und optional zuschaltbarem Windfilter wahlweise über das interne Stereomikrofon oder ein extern angeschlossenes aufgezeichnet. Den Fokus führt die Kamera unhörbar, sanft und einigermaßen flott nach, ohne groß zum Pumpen zu neigen. Blende, Verschlusszeit und ISO-Empfindlichkeit können manuell eingestellt werden. Eine Videoaufnahmetaste erlaubt jederzeit Filmaufnahmen, darüber hinaus bietet die RX1 einen dedizierten Filmmodus auf dem Programmwählrad.
Sony knausert bei der RX1 auch nicht mit modernen Funktionen wie etwa einem Modus für handgehaltene Nachtaufnahmen, bei dem mehrere Fotos zu einem zusammengefügt werden oder Schwenkpanorama. Jedoch liefert die Panoramafunktionen lediglich zwölf Megapixel Auflösung, höher auflösende Panoramen muss man also weiterhin mit einem Panoramakopf vom Stativ aus anfertigen und am Computer zusammen setzen. Darüber hinaus bietet die Sony einstellbare Bildparameter, sRGB und AdobeRGB als wählbaren Farbraum und sogar digitale Filter und Effekte an, wie etwa Retrokamera, Pop-Farbe, Schwarzweiß, Weichzeichner etc. Eine Gesichts- und Lächelerkennung sind genauso an Bord wie ein automatischer Porträt-Beschnitt und eine Soft-Skin-Funktion, die Hautunreinheiten automatisch beseitigt. Mit Nachbearbeitungsmöglichkeiten in der Bildwiedergabe knausert die Kamera hingegen, auch eine Raw-Entwicklungsfunktion besitzt sie nicht. Die DRO-Funktion hingegen greift schon bei der Aufnahme, sie soll die Tonwertkurve optimieren, um die Zeichnung in Lichtern und Schatten besser heraus zu arbeiten. Der HDR-Modus nimmt automatisch drei unterschiedlich belichtete Fotos auf und fügt sie zu einem Bild zusammen, das durchgezeichnete Lichter und Schatten auch in sehr kontrastreichen Situationen bietet. Wahlweise entscheidet die Kamera automatisch über den Belichtungsabstand oder der Fotograf stellt diesen zwischen einem und bis zu sechs EV ein.
Objektiv Das opulente Carl-Zeiss-Sonnar-Objektiv der Sony RX1 bietet Platz für gleich drei Einstellringe. Beim vordersten handelt es sich um den elektronischen Fokusring, gleich dahinter befindet sich der Makro-Einstellring. Die Naheinstellgrenze beträgt im normalen Fokusmodus 35 Zentimeter ab Sensorebene, die oben auf dem Kameragehäuse markiert ist. Das entspricht etwa 29 Zentimeter ab Objektivvorderkante. Die Fokussierung erfolgt intern, so dass weder die Frontlinse mit dem 49-Millimeter-Filtergewinde rotiert, noch ein- oder ausfährt. Sogar an ein Bajonett für eine Sonnenblende hat Sony gedacht, die Blende selbst muss man jedoch als separates Zubehör erwerben. Stellt man den Makroring in den Makromodus, so fährt der Objektivtubus um etwa zwei Millimeter aus und die Naheinstellgrenze sinkt auf 20 Zentimeter ab Sensorebene respektive 14 Zentimeter ab Frontlinse. Die maximale Fokusdistanz liegt im Makromodus bei lediglich 35 Zentimetern, so dass sich der Makromodus wirklich nur für ganz nahe Motive eignet. Der maximale Abbildungsmaßstab beträgt dann etwa 1:3,9, sodass rund 14 Zentimeter breite Motive formatfüllend abgebildet werden können.
Bei der Autofokusgeschwindigkeit bekleckert sich die Sony DSC-RX1 nicht gerade mit Ruhm. Etwa 0,8 Sekunden vergehen, um von unendlich auf rund zwei Meter zu fokussieren. Die reine Auslöseverzögerung nach erfolgter Fokussierung beträgt dagegen schnelle 0,03 Sekunden. In dunklen Umgebungen leuchtet ein abschaltbares oranges AF-Hilfslicht das Motiv aus. Im Single-Fokusmodus ist der Autofokusmotor durchaus zu hören, die sanfte Nachfokussierung während Filmaufnahmen erfolgt hingegen unhörbar. Der Fokusmodusschalter vorne neben dem Objektiv am Kameragehäuse bietet drei Einstellungen: Autofokus (AF), "Direct Manual Fokus" (DMF) und manuellen Fokus (MF). Der DMF-Modus erlaubt die direkte manuelle Korrektur nach erfolgter automatischer Fokussierung. Die RX1 besitzt sowohl einen kontinuierlichen Autofokus, der mittels des zentralen Bestätigungsknopfes des Navigationskreuzes aktiviert wird, als auch einen Tracking-Autofokus, der ein anvisiertes Motiv über das Bildfeld verfolgen kann. Die Fokussierung erfolgt mit neun Messfeldern, die die Kamera automatisch wählt. Es lässt sich aber auch wahlweise nur das mittlere Autofokusfeld verwenden oder ein flexibler Spot-Autofokus, der sich fein abgestuft über fast das gesamte Bildfeld bewegen lässt. Nur die äußersten Ränder werden dabei ausgespart. Der Ring für die manuelle Fokussierung lässt sich äußerst fein und präzise bedienen. Neben einer Entfernungsanzeige bietet die RX1 auch eine Fokuslupenfunktion sowie Fokus-Peaking. Letzteres hebt Kontrastkanten farbig hervor, sodass man genau beurteilen kann, wo das Bild scharf gestellt wurde.
Das Objektiv besitzt eine klassische Reportage-Brennweite von 35 Millimeter, die sich jedoch beispielsweise für Gesichtsporträts weniger eignet, es sei denn man steht auf große Nasen. Lediglich ein bis zu vierfaches Digitalzoom steht zur Verfügung, die effektiv genutzte Sensorbildauflösung sinkt bei maximaler Vergrößerung jedoch auf 1,5 Megapixel bei 140 Millimeter entsprechend Kleinbild. Verwendet man nur das so genannte Klarbild-Zoom, steht lediglich eine maximal zweifache Vergrößerung zur Verfügung. Aus den verbliebenen sechs Megapixeln Auflösung will Sony aber mittels Interpolation, die Kanten erkennt, scharf zeichnet und strukturierte Flächen mit Texturen behandelt, ein visuell wie 24 Megapixel wirkendes Foto berechnen. Der Zentralverschluss der RX1 arbeitet mit einem praktisch nicht hörbaren Klicken, sodass man selbst bei Theateraufführungen oder in Kirchen und Museen lautlos fotografieren kann. Einen optischen beziehungsweise mechanischen Bildstabilisator besitzt die RX1 nicht, im Moviemodus hingegen wird das Bild effektiv elektronisch stabilisiert.
Der dritte und hinterste Einstellring am Objektiv erlaubt das direkte Verstellen der Blende in Drittelstufen zwischen F2 und F22, wobei jede Stufe spürbar satt rastet, ohne dass der Ring schwer zu verstellen wäre. In der Automatik bleibt der Blendenring ohne Funktion. Die neun abgerundeten Blendenlamellen sorgen für ein angenehm sanftes Bokeh. Die Abbildungsfehler des Objektivs wie Vignettierung, Farbsäume und Verzeichnungs lassen sich automatisch korrigieren, wobei die Verzeichnungskorrektur standardmäßig abgeschaltet ist, während die anderen beiden aktiviert sind. Das liegt daran, dass die Verzeichnungskorrektur den größten negativen Einfluss auf die Bildqualität hat, neben einer leichten Änderung des Bildausschnitts hat sie auch eine höhere Randunschärfe zur Folge. Man sollte diese Korrektur also nur verwenden, wenn die Verzeichnung bei einem Motiv besonders störend wirkt.
Bildqualität In der Praxis überzeugt die Sony RX1 mit lebendigen, rauscharmen Fotos, die viele Details und ein äußerst cremiges Bokeh auch bei Spitzlichtern im unscharfen Hintergrund zeigen. Wir wollten aber selbstverständlich auch wissen, wie sie sich im Testlabor schlägt. Die gesamten Messwerte mit allen Diagrammen sind wie üblich gegen eine kleine Gebühr abrufbar (siehe weiterführende Links). Der Labortest erfolgte in Defaulteinstellungen, was eine aktivierte Korrektur von Farbsäumen und Randabdunklung, aber eine deaktivierte Verzeichnungskorrektur bedeutet. Als Bildstil war Standard gewählt, DRO hingegen haben wir abgeschaltet und die Bildqualität auf JPEG Superfine gestellt. Schon bei Offenblende zeigt das Objektiv eine äußerst hohe Auflösung von knapp 46 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) im Bildzentrum, zum Bildrand hin verliert es weniger als 10 Prozent an Auflösung. Selbst für eine Festbrennweite ist das ein exzellenter Wert, erst recht wenn man die Brennweite bedenkt. Abblenden vermag die Auflösung kaum zu steigern, sie erreicht im Maximum fast 50 lp/mm, sinkt aber ab F5,6 schon wieder minimal. Bei F11 wird dann beugungsbedingt die Offenblendauflösung etwas unterschritten, erst bei der kleinsten Blende F22 unterschreitet die Auflösung knapp den Wert von 40 lp/mm. Beim Abblenden legt der Bildrand kaum an Auflösung zu, so dass der Randabfall dann über zehn Prozent liegt, aber immer noch deutlich unter 20 Prozent. Die hohe Auflösung erreicht Sony übrigens ohne störend starke Schärfeartefakte, die Artefaktrate bleibt stets unter zehn Prozent. Weder Randabdunklung noch Farbsäume spielen eine große Rolle, die Verzeichnung hingegen schon. Etwa zwei Prozent Tonnenform beträgt sie, für ein 35-Millimeter-Objektiv nicht gerade wenig.
Der Signal-Rauschabstand bewegt sich bis einschließlich ISO 800 auf hohem Niveau von 40 bis 45 dB, erst bei ISO 12.800 wird der kritische Wert von 35 dB unterschritten. Farbrauschen spielt praktisch keine Rolle, wobei die Messkurve dennoch ab ISO 800 eine stärkere Farbrauschreduzierung erkennen lässt. Das Helligkeitsrauschen ist ebenfalls sehr gering und fängt erst bei der höchsten ISO-Stufe von 25.600 an leicht sichtbar zu werden. Dabei bleibt das Rauschen mit einer Korngröße von unter zwei Pixeln stets sehr feinkörnig. Texturen gibt die RX1 bis ISO 800 äußerst scharf wieder, aber auch darüber gibt es an der Texturwiedergabe nichts zu bemängeln. Selbst bei höchster Empfindlichkeit von ISO 25.600 sind die Texturen noch ausreichend scharf. Von ISO 100 bis 1.600 liegt die Eingangsdynamik auf einem sehr hohen Niveau von knapp elf Blendenstufen. Bei ISO 50 hingegen wird das Signal gedämpft, was die um mehr als eine Blendenstufe niedrigere Eingangsdynamik erklärt. Bis einschließlich ISO 6.400 bleibt die Eingangsdynamik auf einem guten Niveau von über zehn Blendenstufen. Die Tonwertkurve verläuft recht steil, was den visuellen Eindruck der kontrastreich-knackigen Bilder bestätigt. Für die Bildnachbearbeitung sind dies nicht unbedingt die besten Voraussetzungen, anspruchsvolle Bildbearbeiter sollten das Raw-Format vorziehen, zumal hier mit 14 Bit je Farbkanal viel feinere Abstufungen zur Verfügung stehen als bei den 8 Bit des JPEG-Formats. Der Ausgangs-Tonwertumfang ist bis ISO 800 mit über 225 von 256 Stufen sehr gut, bis ISO 6.400 bleibt er auf gutem Niveau von über 160 Stufen. Auch die tatsächliche Farbtiefe ist sehr gut, bis ISO 12.800 kann die RX1 über zwei Millionen Farbabstufungen wiedergeben, bis ISO 400 sind es sogar über acht Millionen. Während der manuelle Weißabgleich sehr präzise arbeitet, kann man das von der Farbwiedergabe nicht unbedingt behaupten. Die Sony RX1 besitzt eine sehr hohe Farbsättigung, vor allem bei Farbtönen wie Lila, Rot, Orange und Gelb.
Ein halbes Jahr nach unserem Test der RX1 brachte Sony im August 2013 die RX1R auf den Markt, die als einzigen Unterschied zur RX1 keinen Tiefpassfilter besitzt, was die Auflösung nochmals erhöhen soll, jedoch unter Umständen bei bestimmten Motiven zu Moirés führen kann. Diese traten in unserem Praxistest der RX1R jedoch nicht auf. Der Labortest der RX1R zeigt wie erwartet mit Ausnahme der Auflösung keine signifiikanten Unterschiede zur RX1. Allein bei den Schärfeartefakten sind noch leichte Auswirkungen zu sehen, angenehmerweise zeigt die RX1R noch etwas geringere Artefakte als die RX1. Bei der Auflösung liegt die RX1R rund zehn Prozent über der RX1, diese Dimension konnten wir bereits bei der Nikopn D800/D800E sowie Pentax K-5II/K-5 IIs feststellen, ebenfalls Kamerazwillige, die sich durch den Tiefpassfilter unterscheiden. Die höchste Auflösung im NBildzentrum wird bei F2,8 und F4 mit jeweils 56 lp/mm erreicht, der Bildrand löst bei F8 mit knapp 46 lp/mm am höchsten auf, bei dieser Blende bekommt man auch die insgesamt beste Performance, in der Bildmitte liegt die Auflösung dann bei 51 lp/mm. Interessanterweise löst die RX1R vor allem bei offeneren Blenden am Bildrand etwas geringer auf als die RX1. Ein Faktor dabei könnte die geringere Nachschärfung sein, genauso können aber auch Messtoleranzen und nicht zuletzt eine leichte Serienstreuung hier mit hineinwirken. Die bis zu drei Linienpaare pro Millimeter Unterschied sind kaum der Rede Wert, zumal die RX1R abgeblendet am Bildrand wiederum knapp 4 lp/mm höher auflöst als die RX1.
Fazit Die Sony DSC-RX1 weiß wie die RX1R vor allem mit ihrer phänomenal guten Bildqualität und der grundsoliden Verarbeitung auf höchstem Niveau zu überzeugen. Das Objektiv ist scharf bis zum Bildrand und der Sensor bietet über einen großen ISO-Bereich rauscharme Fotos mit hoher Dynamik. In JPEG ist die Kamera vor allem bei Kontrasten und Farben sehr knackig abgestimmt, sodass die Fotos keiner weiteren Bearbeitung bedürfen. Wer hingegen Bilder bearbeiten möchte, sollte das Raw-Format mit seinen 14 Bit Farbtiefe je Kanal vorziehen. Obwohl Kamera und Objektiv vom Konzept her konsequent puristisch sind, was vor allem mit der sehr guten Bildqualität belohnt wird, geizt Sony nicht mit modernen Features, die den Fotografenalltag erleichtern. Die zuverlässige Automatik gehört genauso dazu wie die Panoramafunktion oder der HDR-Aufnahmemodus, selbst digitale Filter bietet die RX1. Nur die Bildnachbearbeitung in der Kamera ist nicht ihre Stärke. Dank zahlreicher konfigurierbarer Knöpfe und drei Benutzerprogrammen lässt sich die Bedienung der Sony sehr gut den eigenen Bedürfnissen anpassen. Kritisieren kann man allenfalls die dürftige Akkulaufzeit und den etwas behäbigen Autofokus sowie an der Bildqualität die starke Verzeichnung, die sich jedoch per Menüoption bereits in der Kamera digital korrigieren lässt. Das Fotografieren mit der Sony DSC-RX1 macht viel Spaß; schade, dass die hervorragende Qualität auch ihren gerechtfertigten Preis von über 3.000 Euro hat.
Kurzbewertung
- Sehr gute Bedienung inklusive drei Benutzerspeichern
- Hervorragende Verarbeitung
- Exzellente Bildqualität, vor allem bis ISO 800
- Trotz puristischem Grundkonzept hoher Ausstattungsumfang mit zahlreichen modernen Sonderfunktionen
- Sichtbare Verzeichnung als einziges Bildqualitätsmanko
- Verhältnismäßig langsamer Autofokus
- Geringe Akkulaufzeit
- Schwenkpanorama mit maximal nur zwölf Megapixel Auflösung
Technische Daten
Modell |
Sony DSC-RX1 |
Sensor |
CMOS-Sensor Kleinbild 36,0 x 24,0 mm (Cropfaktor 1,0) 24,7 Megapixel (physikalisch), 24,3 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
6.000 x 4.000 (3:2) |
Video (max.) |
1.920 x 1.080 50p |
Objektiv |
35 mm / F2,0 (feste Brennweite) |
Monitor |
3,0", 1,23 Mio. Bildpunkte, nicht beweglich, kein Touchscreen |
Belichtungsmessung |
Mittenbetonte Integralmessung, Matrix/Mehrfeld-Messung, Spotmessung |
Belichtungsreihe |
automatisch, max. 3 Aufnahmen (0,3-0,7 EV Schrittweite), mit interner HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
nein |
Eingebauter Blitz |
ja |
Blitzschuh |
Sony Multi Interface Blitzschuh |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: HDMI-Ausgang Micro (Typ D) Mikrofoneingang |
Serienaufnahmen |
max. 5 Bilder/s |
kürzeste Verschlusszeit |
1/4.000 s |
Autofokus |
Kontrast |
Akkulaufzeit |
keine Angabe |
Speicher |
Memory Stick (Duo Pro) SD |
Empfindlichkeit |
Automatisch ISO 100 bis 25.600, manuell ISO 50 bis 25.600 |
Abmessungen |
113 x 65 x 70 mm (B x H x T) |
Gewicht |
482 g (betriebsbereit) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/WNWZT (mit Preisvergleich) |