Kompaktkamera
Testbericht: Sony DSC-V1
2003-07-03 Während des so genannten "Blitzkriegs" war die V1 die geheime Waffe der Deutschen. Weitaus weniger feindlich gesinnt ist Sony mit seiner DSC-V1, bei der fast der ganze Funktions- bzw. Ausstattungsumfang der großen DSC-F717 in einem erstaunlich kompakten Gehäuse untergebracht ist. Ob die kleine DSC-V1 mit ihrem 5-Megapixel-Sensor die geheime Waffe von Sony gegen die Konkurrenz ist, haben wir in diesem digitalkamera.de-Erfahrungsbericht untersucht. (Yvan Boeres)
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Tatsächlich steht die DSC-V1 beim Anblick der technischen Daten der
bereits von uns getesteten DSC-F717 in kaum einer Hinsicht nach und bietet
sogar Features (wie z. B. den intelligenten Blitzschuh und den
MPEG-VX-Videomodus) an, die die DSC-F717 nicht hat. Mit einem etwas
kleineren Zoomfaktor und ohne schwenkbares Objektiv ist die DSC-V1 schon
fast das, was man als "Taschenversion" der DSC-F717 bezeichnen könnte. Denn
klein (99 x 65 x 57 mm) und leicht (296 Gramm im betriebsbereiten Zustand)
ist die Sony DSC-V1 schon; nur mit der Handlichkeit klappt es nicht so ganz.
Denn so kompakt die Kamera auch ist, so zusammengepfercht sind auch die
Bedienelemente. Die Zoomwippe (die Zoomrichtung kann vom Benutzer festgelegt
werden), der Sucher, das Jog-Dial und die Navigations-Tasten liegen so eng
beieinander, dass der Daumen manchmal etwas "Platzangst" bekommt – ganz
besonders, wenn man den optischen Sucher der V1 ans Auge hält. Dieser ist
übrigens hell und frei von jeglichem Farbstich, lässt aber eine
Dioptrieneinstellung vermissen und wird gerne von einem der restlichen
Fingern bedeckt, da der Suchereingang unmittelbar über dem "Griff" (den man
gerade noch als solchen bezeichnen kann) der Kamera angesiedelt ist.
Überhaupt haben die Hand bzw. die Finger Probleme damit, bei der DSC-V1 eine
optimale Haltung zu finden. Hält man die V1 nämlich – wie es eigentlich sein
sollte – mit zwei Händen fest, hindert die linke Hand bzw. deren Finger den
eingebauten Pop-Up-Blitz daran, aus dem Gehäuse herauszuspringen. Die DSC-V1
scheint also für den Einhand-Betrieb entworfen zu sein (im Interesse
verwacklungsfreier Fotos sollte man allerdings trotzdem beide Hände
verwenden).
Sony schafft es mit der DSC-V1, Fehler zu vermeiden, die andere, z. T.
größere Kameras wie die Canon PowerShot G3/G5, aufweisen. Der Sucher der V1
wird nicht vom Objektiv abgedeckt und auch der Blitz wird dank
Springmechanismus nicht vom Objektiv abgeschattet (selbst in Teleposition,
in der die Linse schon ziemlich weit aus dem Gehäuse der Kamera
herausfährt). Das Objektiv trägt die "Handschrift" von Carl Zeiss und bietet
einen vierfachen Zoom- bzw. Brennweitenbereich (entspr. 34-136 mm bei KB)
bei einer moderaten Lichtstärke (F2,8-4) an. Geschützt wird der Achtlinser
(8 Linsen in 7 Gruppen) bei ausgeschalteter Kamera durch einen
Lamellen-Schutzvorhang, der sich automatisch öffnet, sobald die Kamera
eingeschaltet wird. Der Einschaltvorgang (ca. 3,7 s) und die Zeit, in der
die V1 den gesamten Brennweitenbereich durchfährt (16 Stufen in rund 3
Sekunden), kann man als praxistauglich bezeichnen; das Zoomgeräusch ist kaum
hörbar. Gut bis sehr gut sind die optischen Leistungen des Objektivs: Die
Verzeichnung ist gering bis nicht sichtbar, die Vignettierung hält sich in
Grenzen (ca. 1/2 Blende Lichtabfall in den Bildecken) und chromatische
Aberrationen sind nur in einigen wenigen Fällen mit Mühe erkennbar.
Wer die
DSC-V1 um optisches Zubehör erweitern will, kann mittels des Objektivadapter VAD-VHA Filter, Nahlinsen und Konverter mit einem Gewindemaß von 58 mm an
der Kamera montieren. Im Sony-Zubehörprogramm für die DSC-V1 aufgelistet
sind der Weitwinkel-Konverter VCL-DEH07V (0,7-fach), der Tele-Konverter
VCL-DEH17V (1,7-fach) sowie diverse Filterkits (Polfilter,
Neutraldichtefilter, Spezialeffektfilter). Anhand eines winzigen Schalters
im Objektivring erkennt die DSC-V1, ob solches Zubehör an der Kamera
montiert ist oder nicht.
Bei der DSC-V1 versieht das gleiche Autofokus-System seinen Dienst wie
man es bei der DSC-F717 vorfindet. Demnach hat man es auch bei der DSC-V1
mit einem 5-Punkt-Autofokus mit Laser-Hilfslicht (so genannter Hologramm-AF)
zu tun. Leider funktioniert die manuelle Wahl des AF-Feldes ähnlich
umständlich wie bei der DSC-F717: Anstatt das AF-Feld über die
Navigationstasten anzuwählen, muss man weiterhin das Jog-Dial so lange
drehen, bis das gewünschte AF-Feld auf dem LCD-Farbbildschirm "aufleuchtet".
Verbessert wurden allerdings die Genauigkeit und die Ansprechzeit des
Autofokus: Letztere ist von durchschnittlich 0,9 Sekunden (DSC-F717) auf
nunmehr ca. 0,6 Sekunden reduziert worden, womit die DSC-V1 einen neuen
Rekord in Sachen Fokussiergeschwindigkeit bei Kompaktdigitalkameras setzt!
Kombiniert mit einer ultrakurzen Auslöseverzögerung (die wir mit den uns zur
Verfügung stehenden Mitteln nicht einmal seriös messen können), macht die
schnelle Fokussierung die DSC-V1 durchaus für echte Schnappschüsse und z. T.
auch schon für Sport- und Actionfotos tauglich. Der Autofokus arbeitet
übrigens in einem Bereich von 40 cm bis unendlich; ein Makro-Modus erlaubt
es, den Mindestabstand zum Motiv bis auf 10 cm zu verkürzen. Eine manuelle
Scharfstellung ist bei der DSC-V1 ebenfalls möglich, indem mit dem Jog-Dial
fest eingestellte Entfernungspositionen abgerufen werden.
Fast genauso vorbildlich wie beim Fokussieren verhält sich die DSC-V1
beim Belichten. Die 49 Messfelder, die der Matrix- bzw.
Mehrfeld-Belichtungsmesszelle der Kamera zur Verfügung stehen, sprechen für
eine höhere Zuverlässigkeit bei der Ermittlung der richtigen Belichtung –
und das wird auch anhand der Bilder von der DSC-V1 bestätigt. Nur mit
Gegenlichtsituationen kommt die DSC-V1 nicht so richtig klar: Obwohl Sony
sogar damit wirbt, dass der eingebaute Miniaturblitz der Kamera automatisch
bei Gegenlicht in Aktion tritt, reagierte die Kamera bei unseren Versuchen
weder mit einem automatischen Aufhellblitz noch mit einer automatischen
Belichtungskompensation. Werden die Belichtungsparameter in der
Vollautomatik oder in der Programmautomatik von der Kamera ausgewählt und
gesteuert, kann man beim Aufrufen der Semi-Automatiken (Blenden- und
Zeitenautomatik) oder des manuellen Belichtungsmodus die Verschlusszeit
(1/1.000 bis 30 s in 46 Stufen) und/oder die Blende (F2,0 bzw. F4,0 bis
F8,0) vorgeben. Je nach Brennweite stehen einem bei der Blendenwahl 7 bis 10
Blendenstufen zur Auswahl. Fühlt sich ein Anwender mit solchen
Einstellmöglichkeiten überfordert, kann er/sie in der Programm- bzw.
Vollautomatik bleiben oder auf eines der am Programmwählrad mit SCN
gekennzeichneten Motivprogramme (Strand, Schnee, Landschaft, Dämmerung,
Porträt bei Dämmerung, Porträt) zurückgreifen.
Wer die Kreativität in den
Vordergrund stellt, wird hingegen die verstellbaren
Lichtempfindlichkeitsstufen (entspr. ISO 100/200/400/800), die
Belichtungskorrekturfunktion (+/- 2 EV in Drittelstufen), die im Aufnahme-
und Wiedergabemodus funktionierende Histogrammanzeige, die zusätzlichen
Messverfahren (mittenbetonte Integralmessung, Spotmessung) und die
Belichtungsreihenautomatik zu schätzen wissen. Weiterhin lassen sich
Scharfzeichnung, Bildkontrast und Farbsättigung einstellen – und zwar in
jeweils drei Stufen (weniger, normal, mehr).
Die – mit Ausnahme des Verhaltens bei Gegenlichtsituationen – durchaus
leistungsfähige Belichtungsmessung und -steuerung hat Sony bei der DSC-V1
auch auf die Blitzbelichtungssteuerung angewandt. Dabei hat man bei der
DSC-V1 die Wahl, ob man den kleinen eingebauten Kamerablitz, mit einer von
uns gemessenen Leitzahl von 14, oder einen leistungsstärkeren Zusatzblitz am
Blitzschuh der Kamera befestigt. Der eingebaute Blitz schaltet sich
automatisch bei schwachen Lichtverhältnissen und (theoretisch) bei
Gegenlicht zu und erreicht – den Herstellerangaben zufolge – Motive bis zu
einer Distanz von 0,5 bis 3,5 Metern (WW/Tele). Tatsächlich ist innerhalb
dieses Distanzbereiches mit sowohl von der Ausleuchtung als auch von der
Abdeckung und der Farbneutralität des Blitzlichtes her sauber belichteten
Blitzbildern zu rechnen; Rote Augen produziert der Blitz der DSC-V1
allerdings trotz Pop-Up-Mechanismus und selbst bei eingeschalteter
Roter-Augen-Korrektur. Allerdings leuchten die Roten Augen der abgebildeten
Menschen nicht so stark wie bei mit manch anderen Kameras gemachten Fotos,
so dass die DSC-V1 hier zumindest sprichwörtlich mit einem "blauen Auge"
wegkommt. Die ultimative Waffe gegen die Roten Augen ist natürlich ein
externes Blitzgerät und hier funktioniert das Zusammenspiel zwischen Kamera
und Blitzgerät ganz besonders bei dem speziell für die DSC-V1 entwickelten
Systemblitz HVL-F32X. Der mittelstarke Blitz (von uns gemessene Leitzahl 32)
unterstützt – z. T. dank zusätzlichen Kontakten an Kamera-Blitzschuh und
Blitzgerät – alle erweiterten Funktionen des Blitzsystems (Mess-Vorblitz,
AF-Hilfslicht-Funktion, Modellierlicht, Stromsparbetrieb, manueller Betrieb
mit/ohne Teilleistungen usw.) und verfügt über einen nach oben schwenkbaren
Reflektor. Beim indirekten Blitzen rastet der Blitzkopf in den Positionen 0,
45, 60, 75 und 90 Grad ein; beim direkten Blitzen kann eine eingebaute
Weitwinkel-Streuscheibe vor den Reflektor geschwenkt werden. Das Einzige,
was dem HVL-FX32 noch fehlt, ist ein Motor-Zoom zur Anpassung der
Reflektor-Stellung an die Kamerabrennweite sowie der drahtlose Blitzbetrieb
mit mehreren Blitzgeräten. Obwohl die Belichtungsmessung beim Blitzen sowohl
mit dem eingebauten Blitz als auch mit dem HVL-F32X kein echtes TTL-System
zu sein scheint, ist in den meisten Fällen (sogar im Makro-Bereich) kaum mit
Überblitzeffekten zu rechnen. Erweiterte Blitzfunktionen bietet die DSC-V1
und/oder der HVL-FX32 in Form einer
Langzeitbelichtungssynchronisations-Funktion, einer dreistufigen
Blitzbelichtungskorrektur sowie der möglichen Abschaltung des Messblitzes
(praktisch beim Arbeiten mit Studioblitzanlagen). Dass es Sony gelungen ist,
ohne auf bestehende Produkte zurückgreifen zu können, ein homogenes
Blitzsystem zu entwickeln, das in manchen Punkten sogar die Blitzsysteme der
etablierten Konkurrenz übertrifft, verdient Anerkennung.
Im normalen Serienbildmodus nimmt die DSC-V1 lediglich drei Bilder in
Folge in voller Auflösung auf. Die Bildfolgerate ermittelten wir mit ca. 2,3
Bildern pro Sekunde (Herstellerangabe: 2 Bilder/s). Bedauerlicherweise
lassen sich weder die Bildzahl noch die Geschwindigkeit durch Heruntersetzen
der Auflösung und/oder Kompression erhöhen. Wer schnellere Bildfolgen
braucht, muss auf den Multibildmodus ausweichen, bei dem die Kamera 16
Miniatur-Einzelaufnahmen in einem Bild unterbringt. Dabei muss man den so
genannten Multi-Burst-Modus im Setup-Menü der Kamera aktivieren und die
DSC-V1 in den Video-Modus umschalten. Dann kann man im Menü das
Bildintervall (1/25, 1/12,5 oder 1/6,3 s) festlegen, was in der Praxis
Bildfolgeraten von ca. 7, 15 und 31 Bilder/s ergibt. Allerdings ist der
Multi-Burst-Modus nur bedingt für Serienbilder brauchbar, da die
Gesamtauflösung in diesem Modus nur 1.280 x 960 Pixel beträgt und so jedes
einzelne Bild gerade mal 320 x 240 Pixel groß ist. Praxistauglicher ist der
MPEG-VX-Videomodus, die derzeit höchste Entwicklungsstufe der unzähligen
MPEG-Varianten, die Sony bisher auf den Markt gebracht hat (MPEG, MPEG-EX,
MPEG-HQ, MPEG-HQX).
Der MPEG-VX-Modus verbindet hohe Auflösung (640 x 480
Pixel) mit einer halbwegs flüssigen Bildfrequenz (16 Bilder/s) und der
gleichzeitigen Tonaufnahme – und das alles in einer Länge, die nur durch die
Speicherkapazität des eingesetzten Memory Sticks begrenzt wird). Während des
Filmens findet weder eine Nachfokussierung statt noch ist das Zoomen
möglich; zwei Punkte, die Sony als Camcorder-Pionier eigentlich besser
machen könnte. Ergänzt werden die Bildfolge- bzw. Auslöse-Funktionen durch
den – für Sony fast schon traditionellen – Clip-Motion-Modus (für animierte
GIFs), einen Selbstauslöser mit 10 Sekunden Vorlaufzeit sowie die
Fernauslösung mit dem optional erhältlichen elektrischen Kabel-Fernauslöser
RM-VD1 (eine "Fern"-Auslösung ist auch mit dem Stativ VCT-D680RM möglich).
Da die DSC-V1 schon Videos mit Ton aufnimmt, bietet sie die
Tonaufzeichnung auch als 5-sekündige Sprachnotiz zu einem Foto an. Die
Audiosequenzen (sei es innerhalb eines Videoclips oder als Sprachnotiz)
können über den "Bordlautsprecher" wiedergegeben werden. Doch mit den bisher
erwähnten Funktionen ist nur ein Bruchteil des Funktionsumfangs der DSC-V1
abgedeckt. Jede einzelne Funktion hier aufzuzählen, würde den Rahmen dieses
Erfahrungsberichtes sprengen. Deshalb konzentrieren wir uns auf zwei
wichtigsten Features: den so genannten NightShot-Modus (bereits von Sony
Camcordern bekannt) und den NightFraming-Modus, zwischen denen man per
Schiebeschalter an der Kameraoberseite wechselt. Beim NightShot-Modus agiert
die DSC-V1 wie ein Nachsichtgerät: Eine zwischen Objektiv und Blitz
eingebaute Infrarot-Leuchtdiode sendet für das menschliche Auge unsichtbares
Infrarotlicht aus, lediglich ein schwacher Rotschimmer ist von der Diode aus
sichtbar. Das Infrarotlicht wird bei automatisch weg geklapptem
Infrarot-Sperrfilter vom CCD-Sensor in grünliche Monochrombilder (Stand-
oder Bewegtbilder) umgewandelt. Wie beim Hologramm-AF haben die
IR-Leuchtdioden ihre eingeschränkte Reichweite (etwa drei Meter) und einen
recht eng gebündelten Radius, d. h. in Weitwinkelstellung wird nur ein
innerer Kreis von der IR-LED ausgeleuchtet, der nicht einmal der Höhe des
Bildformates entspricht. Für Spanner und Hobby-Detektive, aber auch für
seriöse Anwendungen wie z. B. Tierfotografie bietet Sony aus dem
Camcorder-Bereich die aufsteckbare IR-Leuchte HVL-IRC als optionales Zubehör
an, die auf dem Blitzschuh der DSC-V1 Platz findet und den Aktionsradius des
NightShot-Modus auf etwa 20 Meter erhöht. Während der NightShot-Modus eher
dem Gebiet der Spezialanwendungen bzw. der Spielereien zugeordnet werden
kann, kommt der NightFraming-Modus auch der Alltagsfotografie zugute. Hier
wird der NightShot-Modus nur zum Anvisieren bzw. bei der Bildgestaltung
genutzt. Wenn man dann den Auslöser drückt, macht die Kamera ganz normale
Bilder in der ganzen Farbenpracht und keine grünlich-monochromen Bilder wie
im NightShot-Modus. In diesen Situationen ist das Licht normalerweise so
schwach, dass der Blitz zugeschaltet wird.
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Unter den noch zu erwähnenden Features der DSC-V1 gehört auf jeden Fall
die Menüführung in mehr als zwei Sprachen. Was bei Kameras anderer Marken
schon seit jeher eine Selbstverständlichkeit ist, gibt bei Sony erstmals
seit der aktuellen Kamerageneration. Zu den bisher wählbaren Menüsprachen
(Englisch und Japanisch) gesellt sich nun Deutsch, Spanisch, Französisch,
Italienisch und Portugiesisch. Am Rande erwähnt seien noch die Unterstützung
des PTP-Bildübertragungsprotokolls (treiberloser Betrieb auf manchen
Rechnern möglich), die Unterstützung von EXIF 2.2/Print sowie das
SmartZoom-Digitalzoom (fotografiert der Anwender mit einer geringeren als
der maximalen Pixelauflösung, verwendet die DSC-V1 die nicht genutzten Pixel
zum virtuellen Zoomen).
Doch was sind alle Funktionen ohne die entsprechende Bildqualität? Wie
bei so vielen kürzlich von uns getesteten (z. B. die Pentax Optio 550, die
Olympus C-5050 Zoom oder die Minolta Dimage F300) und vorgestellten
Digitalkameras (z. B. die Canon PowerShot G5 oder die Nikon Coolpix 5400)
kommt bei der DSC-V1 ein 5-Megapixel-CCD im 1/1,8"-Formfaktor zum Einsatz.
Vermutlich handelt es sich beim Herzstück aller gerade genannten Kameras
sogar um den gleichen CCD (Sony ICX452). Bisweilen sind wir in unseren
Erfahrungsberichten zu 5-Megapixel-Kameras mit solch kleinem Bildwandler
immer wieder zum Schluss gekommen, dass die geringe Größe der einzelnen
Pixel (2,775 µ) den Chip mit einem – je nach Güte der
Rauschunterdrückungsalgorithmen der Kamera – mehr oder weniger stark
ausgeprägten Rauschverhalten belastet. Auch Sony als Hersteller des ICX452
bekommt den Sensor nicht besser in den Griff als die Konkurrenz. Das
Rauschverhalten der DSC-V1 ist zwar – dank zahlreicher
Rauschunterdrückungsalgorithmen (Clear Colour-NR, Lumincance-NR, Slow
Shutter-NR) – minimal besser als bei manch anderen Kameras mit gleich großem
Bildwandler, sticht aber nicht wirklich aus der Menge hinvor und erreicht
bei weitem nicht die Rauscharmut der DSC-F717 mit ihrem größeren 2/3"-CCD.
Bereits ab ISO 200 beginnt man das Bildrauschen wahrzunehmen; bei ISO 400
und ISO 800 ist eine gründliche "Reinigung" mit Programmen wie Neat Image
oder der Rauschunterdrückungsoption im Canon-Druckertreiber unabdingbar,
wenn man das Maximum an Qualität aus den Bildern herauskitzeln will. Schade,
dass Sony in dieser Hinsicht es dem Benutzer nicht erlaubt, sich an
"unbehandelten" Bildern zu "vergreifen". Denn die maximal 2.592 x 1.944
Pixel großen Bilder, die die DSC-V1 liefert, werden ausschließlich im TIFF-
oder JPEG-Format auf Memory Stick- und Memory Stick-PRO-Karten gespeichert
(Speicherzeit mit dem mitgelieferten 32 MByte Memory Stick: JPEG
durchschnittlich 2,5 s bei ca. 1,8 MByte, TIFF ca. 44 s bei 14,4 MByte). Die
nervenstrapazierend lange Speicherzeit im TIFF-Modus sowie der hohe Preis
ausreichend groß dimensionierter Memory Sticks lassen den Wunsch nach einem
Platz sparenden RAW-Modus nur weiter gedeihen. Während "Handarbeit" in
dieser Hinsicht nicht möglich ist, wird sie bei einem anderen Aspekt sogar
Pflicht.
Denn während der automatische Weißabgleich der DSC-V1 unter fast
allen Tageslichtbedingungen angemessen reagiert, ist das unter
Glühlampenlicht nicht der Fall. Während die Automatik in der Situation stark
rotstichige Bilder liefert, bekommt man mit der Voreinstellung für
Glühlampenlicht gelbstichige Bilder und die anderen Voreinstellungen
bescheren einem noch andere Farbstich-Varianten. Dann hilft nur noch ein
manueller Weißabgleich, der dann auch prompt Weiß auch als solches
darstellt. Weitere Handarbeit ist u. U. auch bei der Farbsättigung angesagt:
Die Bilder der DSC-V1 wirken für manche ein wenig "ausgewaschen" – was
allerdings Geschmacksache ist. Da die DSC-V1 dreistufige Einstellungen für
den Bildkontrast, die kamerainterne Scharfzeichnung – und eben die
Farbsättigung – für alle Fälle parat hält, kann man die Farbe leicht
anheben. Ansonsten ist an der elektronisch bedingten Bildqualität wenig
auszusetzen. Die Auflösung und Bildschärfe ist gut, die Farbbalance ebenso
und auch bei anderen Qualitätsfaktoren (bewältigter Kontrastumfang, Blooming,
Moiré-Bildung usw.) leistet sich die DSC-V1 keine Patzer.
Bleibt ein letzter Kritikpunkt aufzugreifen: die Sony-untypische, völlig
unzufrieden stellende Batterielaufzeit. Die DSC-V1 ist im Vergleich zu ihrer
direkten Vorgängerin, der DSC-S85, so klein ausgefallen, dass die größeren
Akkus der NP-FM-Serie leider einem winzigen NP-FC11-Akku weichen mussten.
Der InfoLithium-Akku NP-FC11 ist gerade mal so groß wie fünf
aufeinandergestapelte Memory Sticks und leistet 2,8 Wh (3,6 V bei 780 mAh).
Zum Vergleich: Der NP-FM50-Akku der DSC-F717 kommt auf 8,5 Wh (7,2 V bei
1.150 mAh). Dementsprechend kurz fällt auch die Batterielaufzeit bei der
DSC-V1 aus. Sind mit der DSC-F717 – je nach Beanspruchung der Kamera – bis
zu 400 Bilder mit einer Akkuladung möglich, schafft die DSC-V1 (besonders in
den ersten Tagen nach dem Kauf, wenn man viel mit der Kamera herumspielt)
gerade mal ein Viertel davon.
Selbst beim späteren, sparsameren Umgang mit
der Kamerapower kommt man bestenfalls auf 150 bis 180 Bilder.
Fazit: Rein vom technischen Aspekt her ist die Sony DSC-V1 eine
leistungsfähige und moderne Kamera. Der Autofokus der DSC-V1 setzt in puncto
Reaktionsgeschwindigkeit bei Kompaktdigitalkameras neue Maßstäbe, das
Belichtungsmesssystem und das Blitzsystem sind auf dem aktuellen Stand der
Technik (in manchen Punkten sogar für die etablierte Konkurrenz
richtungsweisend) und der Funktions- bzw. Ausstattungsumfang der Kamera
lässt selbst beim anspruchsvollen Fotografen kaum noch Wünsche aufkommen.
Anders sieht es vom praktischen Aspekt her aus: Gleichzeitig eine Stärke
(Kompaktheit) als auch deren größtes Handicap ist die Größe der DSC-V1. Alle
Hauptkritikpunkte an der DSC-V1 sind mehr oder weniger direkt mit der
geringen Gehäusegröße verbunden. Der kleine (und leider auch
schwachbrüstige) Akku, die etwas unglückliche Ergonomie (Handlage,
Rote-Augen-Veranlagung, Verwacklungsrisiko, durch die Hand abgedeckter Blitz
usw.) sowie das durch den kleinen CCD-Chip bedingte Bildrauschen sind alles
Faktoren, die den Spaß an der DSC-V1 trüben und sich leichter vermeiden
ließen, wenn die DSC-V1 ein paar Zentimeter größer ausgefallen wäre. Wer
aber die DSC-V1 gerade wegen ihrer Kompaktheit in die engere Wahl genommen
hat und sich der o. g. Einschränkungen bewusst ist, erhält mit der DSC-V1
eine ausgesprochen potente 5-Megapixel-Kamera, die auch die Ansprüche einer
kleinen Reportagekamera erfüllt.
Kurzbewertung
Technische Daten
Modell |
Sony DSC-V1 |
Sensor |
CCD-Sensor 1/1,8" 7,2 x 5,3 mm (Cropfaktor 4,8) 5,0 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
2.592 x 1.944 (4:3) |
Video (max.) |
640 x 480 16p |
Objektiv |
34-136 mm / F2,8-4,0 (4-fach Zoom) |
Sucher |
optischer Sucher |
Monitor |
1,5", 0,123 Mio. Bildpunkte |
Belichtungsmessung |
Mittenbetonte Integralmessung, Matrix/Mehrfeld-Messung über 49 Felder, Spotmessung |
Belichtungsreihe |
3 Aufnahmen, ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
nein |
Eingebauter Blitz |
ja |
Blitzschuh |
Sony-Blitzschuh (bis 2006) Blitzschuh |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: ja |
Serienaufnahmen |
ja |
kürzeste Verschlusszeit |
1/2.000 s |
Akkulaufzeit |
keine Angabe |
Speicher |
Memory Stick (Pro) |
Empfindlichkeit |
Automatik, manuell ISO 100 bis 800 |
Abmessungen |
99 x 65 x 57 mm (B x H x T) |
Gewicht |
298 g (betriebsbereit) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/LJR4W (mit Preisvergleich) |