Kompaktkamera

Testbericht: Sony DSC-W1

2004-08-05 Seit Wochen schon führt sie die Spitze unserer Datenblatt-Top-20 (siehe weiterführende Links) an: die Sony DSC-W1. Obwohl die kleine 5-Megapixel-Kamera offenbar viele Fans hat, gibt es keinen großen Medienrummel in Form von Tests um sie, und sie ist auch nicht von "Skandalen" umwittert (wie z. B. heißen Diskussionen um Farbsäume oder Bildrauschen). Die Sony DSC-W1 feiert ihren Erfolg vielmehr in aller Bescheidenheit und entwickelt auch keine Starallüren. Wir haben nach den Gründen für ihre Popularität gesucht und Sonys Zögling mal "gecastet".  (Yvan Boeres)

   Sony DSC-W1 [Foto: MediaNord]
 

Im Grunde genommen haben wir es mit einem Star-Duett zu tun: der silbernen DSC-W1 und der schwarzen DSC-W12. Sie unterscheiden sich außer in der Gehäusefarbe durch den etwas "exklusiveren" Lieferumfang und den Vertriebsweg bei der W12-Version. Auch wenn wir unser Augenmerk vor allem auf die DSC-W1 gerichtet haben, gelten alle Anmerkungen und Ergebnisse dieses Tests natürlich auch für die DSC-W12. Was bei unserem "Casting" herausgekommen ist, haben wir sowohl im nachfolgenden Text als auch im nebenstehenden Steckbrief, in der Tabelle "Messwerte" am Ende des Tests und in einer aktualisierten Version unseres digitalkamera.de-Datenblattes zu dieser Kamera festgehalten. Als hilfreiche Ergänzung dazu bieten wir das DCTau-Testprotokoll, das diesem Test bei der Beurteilung der Bildqualität zugrunde lag, zum kostenpflichtigen Abruf (bzw. im Abo) an.

Ergonomie/Verarbeitung  Es gibt zwar sicherlich noch kompaktere Digitalkameras als die (etwa zigarettenschachtelgroße) DSC-W1, aber mit ihren Außenmassen von 91 x 60 x 36 mm und ihrem Gewicht von 251 Gramm (betriebsbereit) ist die Kamera immer noch klein und leicht genug, um locker in Hemd- oder Jackentaschen hineinzupassen bzw. mit einer passenden Tasche am Gürtel getragen zu werden. Auch wenn die DSC-W1 keine ausladenden Formen besitzt, liegt sie recht griffig und verwacklungssicher in der Hand, eine kleine Ausbuchtung als Griffersatz sorgt für den nötigen Halt. Sollte einem die Kamera doch mal aus der Hand rutschen, sorgen das Metallgehäuse und der Objektivvorhang zu einem gewissen Mindestschutz. Am "verwundbarsten" ist die DSC-W1 wohl am LC-Farbbildschirm, der wegen seiner überdimensionalen Größe mechanischen Beschädigungen die größte Angriffsfläche bietet.

Dafür vermittelt der 2,5" (ca. 6,2 cm) große Bildschirm aber einen komfortableren Bildeindruck als etwa die "Mäusekinos" der Konkurrenz. Außerdem ist er in den meisten Fällen dem – besonders für Brillenträger nicht gerade bequemen – optischen Sucher vorzuziehen. Der LC-Farbbildschirm liefert, selbst unter direkter Sonneneinstrahlung, noch ein halbwegs lesbares Sucherbild. Bei schwachem Licht andererseits ist eine Bildbeurteilung mangels Monitorbildverstärkung nur schwer möglich. Sony DSC-W1- Rückansicht [Foto: MediaNord]Das Verhältnis zwischen Monitorgröße und Auflösung (123.200 Pixel) fällt für eine Beurteilung der Schärfe etwas knapp aus. Die übrigen Abbildungseigenschaften (Rauschverhalten, Nachzieheffekte, Kontrastbewältigung, Farbneutralität, Bildfeldabdeckung) des LC-Bildschirms geben keinen Anlass zur Kritik.

Die meisten Bedienelemente der DSC-W1 sind rechts neben dem LC-Farbbildschirm angeordnet. Das sind im Einzelnen die Zoomwippe, der Ein-/Ausschalt-Knopf für den Bildschirm, die Menü-Taste, die Löschtaste (die im Aufnahmemodus der Einstellung der Auflösung gewidmet ist) und das obligatorische Navigationskreuz. Fast alle Bedienelemente haben Doppelfunktionen; so dienen die Richtungstasten des Navigationskreuzes auch zur direkten Einstellung der Blitzfunktionen, zum Einschalten des Makro-Modus und des Selbstauslösers sowie zum Abruf der Schnellansicht. Wechselt man per Knopfdruck in die Menüansicht, wird im unteren Bildschirmbereich eine Menüleiste eingeblendet.

Bei der DSC-W1 bleibt der Funktions- und Einstellumfang aufs Nötigste beschränkt; für den Einsteiger hat diese spartanische Menügestaltung den Vorteil der Übersichtlichkeit. Für die wichtigsten Einstellungen ist so nicht einmal die Exkursion ins Menüsystem nötig.

Auf der Kameraoberseite umschließt ein Drehrad den Auslöser und bietet Zugriff auf die wichtigsten Aufnahmemodi (Vollautomatik, Programmautomatik, manuelle Belichtungssteuerung, Motivprogramme) und Betriebsarten (Wiedergabemodus, Einstellungsmenü, Videomodus). Es ist sogar möglich, das Drehrad zu betätigen ohne den Blick vom LC-Farbbildschirm zu wenden – eine virtuelle Ansicht des Drehrades bzw. ein rotierendes Menü auf dem Bildschirm macht's möglich. Aus Platzgründen grenzen das Stativgewinde (aus Metall, aber leider nicht mit der optischen Achse fluchtend) und der Batterieschacht (für 2 AA/Mignon-Zellen) aneinander, Nachteil: Bei angesetzter Stativ-Schnellwechselplatte ist ein Batteriewechsel auf die Schnelle nicht möglich. Dafür besitzt die DSC-W1 aber einen seitlichen Einschub für den Memory Stick, was den Speicherkartenwechsel auch bei Stativbetrieb erlaubt. Sony DSC-W1- unten [Foto: MediaNord]Weitere Schnittstellen an der DSC-W1: eine USB 2.0-Schnittstelle (laut Sony Highspeed-kompatibel), ein Netzeingang (4,2 V) und ein Audio/Video-Ausgang (PAL/NTSC umschaltbar). Generell macht die Kamera einen soliden, aufgeräumten und sauber verarbeiteten Eindruck.

Objektiv  "Ein hohes Kleinod ist der gute Name", das wusste schon Friedrich Schiller – und auch Sony weiß gute Namen im so genannten "Co-Branding" zu nutzen. Folglich darf das Zoomobjektiv der Sony DSC-W1 den Namen "Carl Zeiss Vario-Tessar" tragen. Auf die optischen Abbildungsleistungen des Objektivs gehen wir später im Abschnitt "Bildqualität" ein, hier geht es zunächst um die übrigen Eigenschaften der Optik.

Über eine Wippe an der Kamerarückseite setzt man den Zoommechanismus in Gang und kann in ca. acht Zwischenstufen den gesamten Brennweitenbereich von 7,9 bis 23,7 mm (38-114 mm entspr. KB) durchfahren. Nonstop braucht die DSC-W1 ca. 2,1 Sekunden vom Weitwinkel- zum Tele-Anschlag. Das Geräusch beim Ausfahren des Zooms ist unüberhörbar, beim partiellen Zoomen sinkt der Pegel auf ein diskretes Niveau. Insgesamt vier Blenden stehen der Automatik bzw. dem Benutzer über die manuelle Belichtungssteuerung zur Auswahl, wobei – je nach eingestellter Brennweite – jedoch immer nur zwei davon zur Verfügung stehen. Die Erklärung: In Weitwinkel-Position öffnet das Objektiv beispielsweise bei F2,8 oder F5,6 und in Tele-Position bei F5,2 und F10.

Die Frontlinse ist durch einen automatisch öffnenden bzw. schließenden Vorhang gegen Transportschäden geschützt. An einer Schraubfassung findet der Objektivadapter VAD-WA Anschluss, der optisches Zubehör mit einem Gewindemaß von 30 mm, wie etwa den Weitwinkel-Konverter VCL-DH0730 (für 0,7-fache Brennweitenverkürzung) oder den Tele-Konverter VCL-DH2630 (für 2,6-fache Brennweitenverlängerung), aufnimmt.

Der Autofokus der DSC-W1 bedient sich fünf kreuzförmig angelegter Messfelder, um auch auf solche Motiven scharf zu stellen, die sich nicht genau in Bildmitte befinden. Sony DSC-W1- oben [Foto: MediaNord]Je nachdem, wo die Kamera "glaubt", das Hauptmotiv gefunden zu haben, leuchten zur Kontrolle ein oder mehrere der AF-Felder an der entsprechenden Bildstelle auf dem LC-Farbbildschirm auf. Versagt die Automatik oder will man die wenigen Millisekunden "Bedenkzeit" einsparen, kann man alternativ im Kameramenü auch nur das mittlere AF-Feld aktivieren. So oder so verwendet, gehört der Autofokus der DSC-W1 zu den schnelleren seiner Art (siehe Messwert-Tabelle) und kann bedenkenlos als schnappschusstauglich bezeichnet werden. Im Vergleich zur größeren Schwester DSC-V1 fehlt ihr jedoch die Laser/Hologramm-AF-Funktion; die DSC-W1 verfügt aber immerhin über ein klassisches AF-Hilfslicht (Rotlicht-Lampe), was die automatische Scharfstellung auch bei schwachen Lichtverhältnissen ermöglicht. Weitere Fokussieroptionen bietet die DSC-W1 bzw. ihr Menü in Form einer manuellen Scharfstellung (Voreinstellungen für 0,5 m, 1 m, 3 m, 7 m und unendlich), einer Makro-Funktion (Mindestabstand von 6 cm in WW-Stellung) sowie in der Wahl der AF-Betriebsart (Einzel-AF oder Schärfenachführung).

Blitz  Mit ihrem "schlitzäugigen" Miniaturblitz kann die DSC-W1 ihre fernöstliche Herkunft wahrlich nicht leugnen. Kaum zu glauben, dass der in einem nur 5 mm schmalen Spalt eingebaute Lichtspender kraftvoll genug sein soll, um auch etwas weiter entfernte Motive korrekt auszuleuchten. Tatsächlich erwies sich der Blitz bei unserer Leitzahl-Messung als sehr schwachbrüstig (siehe Messwert-Tabelle). Um die von Sony angegebene Maximalreichweite von 3,5 m (bei Objektiv in Weitwinkelstellung) zu erreichen, dreht die DSC-W1 kräftig an der Empfindlichkeitsschraube. Nachteil: Je weiter das Motiv beim Blitzen entfernt ist, desto stärker fällt das Rauschen aus. Leider bietet die DSC-W1 keinen Anschluss für ein externes Blitzgerät, so dass man für mehr Blitzpower auf ein Zusatzblitzgerät mit Fernauslösezelle wie z. B. das HVL-FSL1B aus dem Zubehörprogramm angewiesen ist und die Lichtregelung dem externen Blitzgerät überlässt (sofern dieses über eine Eigenautomatik verfügt). Das Fehlen eines Blitzanschlusses ist noch aus einem anderen Grund umso schmerzlicher: Sony DSC-W1- rechte Kameraseite [Foto: MediaNord]Der "Bordblitz" der DSC-W1 liegt nämlich mitten in der optischen Achse, und folglich sind Rote Augen bei dieser Kamera leider keine Seltenheit. Da hilft die Rote-Augen-Verminderungsfunktion, die mit einer Vorblitz-Salve arbeitet und etwas umständlich über das Einstellungsmenü eingeschaltet werden muss, auch nicht viel.

Weitere Blitzfunktionen stehen dem Benutzer in Form eines Zwangsblitzes, einer Blitzsperre, der Blitzlangzeitsynchronisation und der automatischen Blitzzuschaltung zu Gebote, die über die Blitztaste am Navigationskreuz aufgerufen werden. Im Aufnahmemenü findet man zusätzlich noch eine Blitzbelichtungskorrekturfunktion, die man selten in Anspruch nehmen muss, da der eingebaute Blitz der DSC-W1 im normalen Entfernungsbereich sehr präzise belichtet. Nur bei Nahaufnahmen bzw. im Makro-Bereich stört ein deutlich sichtbarer "Hotspot" im unteren Bildbereich, dem auch mit einer Blitzbelichtungskorrektur nicht abholfen werden kann. Nicht ganz so augenfällig, trotzdem aber ein weiterer Schwachpunkt des DSC-W1-Blitzes ist seine Blitzverteilung. Auf ausgeprägten Flächenmotiven fällt die Helligkeit zu den Bildrändern hin ab; bei alltäglichen Motiven wird man das indessen wenig bemerken. Abschattungsphänomene konnten wir beim Blitzen mit der DSC-W1 nicht feststellen; zur Farbtemperatur des Blitzlichtes bleibt zu sagen, dass diese neutral bis ganz leicht warm ist. Summa summarum schlägt sich der eingebaute Miniaturblitz der DSC-W1 aber ganz wacker und liefert bei normalem Motivabstand mehr als ordentliche Bilder.

   Sony DSC-W1- Menü 1 [Foto: MediaNord]
   Sony DSC-W1- Menü 2 [Foto: MediaNord]
   Sony DSC-W1- Menü 3 [Foto: MediaNord]
  
  
Sony DSC-W1- Menü 4 [Foto: MediaNord]
  

Bildqualität  Um es gleich auf den Punkt zu bringen: Die DSC-W1 steht in Sachen Bildqualität anderen 5-Megapixel-Minis mit 1/1,8"-CCD und ähnlich kleinem Objektivdurchmesser (wie z. B. der Canon Digital Ixus 500 oder der Casio QV-R51) in nichts nach und gibt keinen Grund zur Unzufriedenheit. Ganz im Gegenteil: Die Auflösung ist bei allen Brennweiten hoch bis sehr hoch und – trotz Abnahme zum Bildrand hin – ist der Randabfall nicht ausgeprägter als bei den erwähnten Konkurrenzmodellen und erreicht nie kritische Werte. Da die Detailschärfe (vor allem in der Bildmitte) auch noch als gut bezeichnet werden kann und die kamerainterne Scharfzeichnung nicht allzu stark ausfällt, lässt sich folgern, dass Sony bei der DSC-W1 das Objektiv und den CCD gut aufeinander abgestimmt hat. Die zurückhaltende kameraeigene Scharfzeichnung und der dem CCD vorgesetzte Tiefpassfilter harmonieren ebenfalls gut miteinander. Sowohl Moiré-Effekte als auch etwaige Anzeichen exzessiver Scharfzeichnung treten nur unter ganz seltenen Randbedingungen in Erscheinung (mehr dazu im DCTau-Testprotokoll). Nur durchschnittlich ist die Fähigkeit der DSC-W1, hohe Kontraste zu bewältigen; zwischen der hellsten Stelle im Bild, die noch Detail aufweist, und der dunkelsten Bildpartie, in der noch Zeichnung vorhanden ist, dürfen ca. 8,6 Blendenstufen liegen, mehr verkraftet die DSC-W1 nicht. Die dazwischen liegenden Stufen bzw. Tonwerte weiß die DSC-W1 allerdings im fertigen Bild fein abzustufen (252 von 256 möglichen Stufen) und die Lichter, Mittentöne und Schatten durchaus schön zu verteilen.

Sehr gute Werte erreicht die DSC-W1 beim Test auf Bildrauschen und Verzeichnung. Weder in einem bestimmten Farbkanal (Rot, Grün oder Blau) noch im Helligkeitskanal ist das Rauschen stärker ausgeprägt, ganz generell "krisselt" es kaum auf den Bildern. Das mag daher kommen, dass die DSC-W1 mehrere Formen der Rauschunterdrückung beherrscht (Slow Shutter-NR gegen das Rauschen bei Langzeitbelichtungen, Clear Colour-NR gegen das Farbrauschen, Clear Luminance-NR gegen das Helligkeitsrauschen) und so jedes Rauschphänomen einzeln behandelt. Die Verzeichnung ist in Weitwinkelposition zwar sichtbar, aber nicht übermäßig störend und pendelt sich ab der mittleren Zoomposition auf einen Normalwert ein. Sony DSC-W1- Batteriefach [Foto: MediaNord]Was die Vignettierung betrifft, sind Randabschattungseffekte nur auf einfarbigen und gleichmäßig hellen Flächen erkennbar – und dort auch nur mit einem Lichtverlust von etwa einer halben Blende, was bei Alltagsmotiven kaum auffallen dürfte. Weitere Bildfehler in Form von Treppenstufeneffekten oder Komprimierungsartefakten findet man im fertigen Bild auch kaum, allerdings neigt die DSC-W1 leicht zu Helligkeitsartefakten und Farbsäumen.

Zur Komprimierung ist zu erwähnen, dass zwischen den einzelnen Kompressionsstufen kein größerer Qualitätsunterschied zu erkennen ist. Was die Belichtung, den Weißabgleich und die Farbwiedergabe angeht, gibt es auch kaum einen Grund zur Klage. Die Matrix- bzw. Mehrfeldmessung (über 49 Messfelder) und die Weißabgleichs-Automatik arbeiten präzise; die etwas warmtönige Darstellung der Farben schmeichelt Personen und Landschaften. Zum Weißabgleich sei jedoch anzumerken, dass das Funktions-Repertoire Sony DSC-W1- linke Kameraseite [Foto: MediaNord]der DSC-W1 leider keinen manuellen Weißabgleich bietet, so dass man auf die Zuverlässigkeit der Weißabgleich-Automatik und auf die Weißabgleichs-Voreinstellungen angewiesen ist.

Sonstiges/besondere Funktionen  Wie bereits im Kapitel "Ergonomie/Verarbeitung" erwähnt, ist der Funktions- und Einstellungsumfang der DSC-W1 recht spartanisch, und auch die Anzahl der Sonderfunktionen hält sich in Grenzen. Erwähnenswert ist aber auf jeden Fall die Histogrammanzeige, die sowohl im Aufnahme- als auch im Wiedergabemodus funktioniert. Ferner auch die PictBridge-Unterstützung (für den herstellerübergreifenden Direktdruck), die PTP-Kompatibilität (für treiberunabhängiges Plug-and-Play mit erweiterten Funktionen), die mehrsprachige Menüführung und schließlich die Einstellung von Farbsättigung, Bildkontrast und Scharfzeichnung in drei Stufen.

Für schnelle Datenübertragungsraten sorgt die USB-2.0-Highspeed-Schnittstelle. Die schnellen Reaktionszeiten und die gute Bildqualität sind zu einem nicht unerheblichen Teil dem Real-Imaging-Signalprozessor zu verdanken (wie er z. B. auch in der DSC-F828 zum Einsatz kommt). Dieser LSI (Abk. für "Large Scale Integrated Circuit") mit einer Taktrate von 54 MHz ist eine Sony-Entwicklung und bringt nicht weniger als 13 Millionen Transistoren auf kleinster Fläche (von knapp 1 cm Kantenlänge) unter. Positiv spürbar wird die Leistung dieses LSI-Prozessors vor allem beim Einschalten der Kamera, beim Stromverbrauch und beim Fokussieren (siehe auch: Messwerttabelle), aber auch bei der Aufnahme von Videosequenzen. So lässt der MPEG Movie VX-Modus die Aufnahme von vertonten VGA-Videos mit 30 Bildern/s und ohne feste Zeitbegrenzung zu; dazu ist aber ein Memory Stick der schnelleren PRO-Variante erforderlich. Mit gewöhnlichen Memory Sticks reduziert sich die Bildwiederholrate auf 16 Bilder/s, was die Sache zu einem teuren Spaß macht. Begrüßenswert ist noch die Tatsache, dass die DSC-W1 während des Filmens die Schärfe nachführt; Zoomen ist beim Videodreh jedoch nicht möglich. Sony DSC-W1- Speicherplatz [Foto: MediaNord]Sony hat der DSC-W1 sogar einfache Videoverarbeitungsfunktionen mitgegeben; diese beschränken sich allerdings auf den Schnitt der aufgenommenen Videos.

Einer Erklärung wert (und bedürftig) sind noch die Begriffe "Smart Zoom" und "Präzisions Digital Zoom". Beides bietet die DSC-W1 als Varianten ihrer Digitalzoom-Funktion an. Beim Präzisions-Digitalzoom kann man unabhängig von der eingestellten Auflösungsstufe das Bild per Ausschnittvergrößerung und nachträglicher Interpolation/Skalierung bis auf das 6-fache vergrößern. Beim Smart-Zoom ist der Vergrößerungsfaktor hingegen abhängig von der eingestellten Auflösungsstufe (je kleiner die gewählte Auflösung, desto größer der Zoomfaktor); es findet dann keine nachträgliche Interpolation/Skalierung statt. Man hat also die Wahl, nach welcher Methode man digital zoomen will – auch wenn das Digitalzoom keinen Ersatz für das optische Zoom bzw. für einen Tele-Konverter darstellt.

Zum Thema Verwacklungen  Von einigen der digitalkamera.de-Besucher, die bereits eine DSC-W1/12 oder die – in vielen Punkten ähnliche – DSC-P100/120 besitzen, stammen Aussagen über mangelnde Schärfe bei den Bildern, die sie mit ihrer Kamera gemacht haben. Zwar sind die Aufnahmen der DSC-W1/12 aufgrund der zurückhaltenden kamerainternen Scharfzeichnung (siehe Abschnitt "Bildqualität") ohnehin etwas "weich", doch bei genauerer Betrachtung der Bilder entpuppt sich die Unschärfe oft als direkte Folge von Verwacklungen. Diese provoziert die Kamera in zweierlei Hinsicht: Zunächst einmal scheint die DSC-W1/12 bei der automatischen Einstellung der Lichtempfindlichkeitsstufen nur zwei Stufen zu kennen (ISO 100 und ISO 320) und schaltet zu allem Überdruss erst bei fast totaler Dunkelheit auf die höhere Stufe um. Das mag vielleicht im Sinne der Rauschfreiheit eine weise Entscheidung von Sony sein. Doch vor allem unerfahrene Fotografen, die Sony eigentlich mit der DSC-W1/12 ansprechen will, übersehen gerne das Verwacklungswarnsymbol auf dem LC-Bildschirm und fotografieren dann mit Belichtungszeiten, die zumindest eine ruhige Hand voraussetzen. Die (oder besser ein Stativ) braucht man selbst dann, wenn man den Blitz eingeschaltet hat. Denn Sony hat die Blitzsynchronzeit im Automatikmodus auf ca. 1/40 Sekunde festgelegt, was u. U. auch schon zu Verwacklungen führen kann. Auch hier wollte Sony offenbar des Guten zuviel tun, denn eine relativ lange Blitzsynchronzeit von 1/40 s ist zwar der Bildstimmung dienlich (bei kürzeren Synchronzeiten "tötet" der Blitz erfahrungsgemäß die natürliche Lichtstimmung), Sony DSC-W1 [Foto: MediaNord]jedoch erhöht sich das Verwacklungsrisiko bzw. das Risiko von Verwischeffekten. Hier kann man sich fragen, ob die Einstellungen der DSC-W1/12 nicht mit der "Rundum-Sorglos"-Mentalität vieler Einsteiger im Konflikt stehen. Wer jedenfalls auch unter schwachen Lichtverhältnissen stets scharfe Bilder bekommen möchte, sollte unbedingt auf das Verwacklungswarnsymbol achten und ggf. die nötige Vorsorge treffen (Kamera ruhig halten, Stativ benutzen, Synchronzeit verkürzen oder Empfindlichkeitsstufe heraufsetzen).

Fazit  Echte Stars müssen tatsächlich nicht um jeden Preis auffallen. Die Sony DSC-W1/12 weiß sich beliebt zu machen, ohne mit spektakulären Ausstattungsmerkmalen oder Leistungswerten zu bestechen. Das Erfolgsrezept ist dabei denkbar einfach: Die kleine Kamera fällt eben in keinem Kriterium negativ auf und überzeugt mit einem ausgezeichneten Preis-/Leistungsverhältnis. Die Bildqualität ist – angesichts des Kamerakonzepts – recht gut, ebenso wie die Reaktionsgeschwindigkeit, die Erweiterungsfähigkeit, die Verarbeitung und das Handling. Ambitionierte Fotografen werden zwar den eingeschränkten Einstellungsumfang, den fehlenden Blitzanschluss (nicht mal über eine ACC-Zubehörbuchse) und die eine oder andere Funktion an dem Kameraduett DSC-W1/12 vermissen, doch für sie gibt es die DSC-V1. Als "Notizblockkamera" oder schlichtweg als Kamera für den Gelegenheitsfotografen ist die DSC-W1/12 allerdings voll und ganz in ihrem Element und macht einen starken Auftritt.

Messwerte
Einschaltzeit ca. 1,4 s
Brennweitenverstellung
  Anzahl Stufen
  Zeit Weitwinkel bis Tele
motorisch über Links/Rechts-Wippe
8
2,1 s
Autofokus-Geschwindigkeit min. 0,4 s / ca. 0,6 s / max. 0,8 s (abhängig von Motiv und Aufnahmebedingungen)
Auslöseverzögerung < 0,1 s
Blitz
  gemessene Leitzahl
 
5
Batterielaufzeit > 200 Aufnahmen
Speicherzeiten
  RAW
  JPEG
  TIFF


ca. 0,7 s (ca. 1,9 MByte)
Serienbilder
   Verwendete  Auflösung
   Geschwindigkeit
   Anzahl
   mit Blitz

2.592 x 1.944
ca. 1,4 Bilder/s
ca. 9 Bilder

Kurzbewertung

  • gute Bildqualität
  • "großer LC-Farbbildschirm
  • manuelle Belichtungssteuerung + Histogrammanzeige
  • optisches Zubehör anschließbar
  • USB 2.0-High-Speed-Schnittstelle
  • schnelle Reaktionszeiten (u. a. AF, Auslösung, Einschalten)
  • verwacklungsfördernde Automatikeinstellungen
  • beste Videoqualität nur mit Memory Stick PRO
  • kein externer Blitzanschluss
  • spartanischer Funktions- u. Einstellungsumfang
  • kein manueller Weißabgleich
  • jeweils nur 2 Blenden
  • schwachbrüstiger, schlecht positionierter Blitz

Technische Daten

Modell Sony DSC-W1
Sensor CCD-Sensor 1/1,8" 7,2 x 5,3 mm (Cropfaktor 4,8)
5,3 Megapixel (physikalisch), 5,1 Megapixel (effektiv)
Auflösung (max.) 2.592 x 1.944 (4:3)
Video (max.) 640 x 480 30p
Objektiv 38-114 mm / F2,8-5,2 (3-fach Zoom)
Sucher optischer Sucher
Monitor 2,5", 0,123 Mio. Bildpunkte
Belichtungsmessung Matrix/Mehrfeld-Messung über 49 Felder, Spotmessung
Belichtungsreihe keine Automatik, ohne interne HDR-Verarbeitung
Bildstabilisator nein
Eingebauter Blitz ja
Blitzschuh
AV-Anschlüsse AV-Ausgang: ja
Serienaufnahmen max. 1,2 Bilder/s und max. 9 Aufnahmen in bester Qualität
kürzeste Verschlusszeit 1/2.000 s
Akkulaufzeit keine Angabe
Speicher
Memory Stick (Duo, Duo Pro, Pro)
Empfindlichkeit Automatik, manuell ISO 100 bis 400
Abmessungen 91 x 60 x 36 mm (B x H x T)
Gewicht 244 g (ohne Akku und Speicherkarte)
Online-Datenblatt https://www.digitalkamera.de/QSQRC (mit Preisvergleich)

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