Spiegellose Systemkamera, Systemkamera

Testbericht: Sony NEX-5N

2011-10-27 Sony erneuert sein spiegelloses Kamerasystems und baut es weiter aus. Mit der NEX-C3 gab kürzlich die erste Vertreterin der zweiten NEX-Generation ein Stelldichein im Testlabor von digitalkamera.de, jetzt fand sich die NEX-5N zum Test ein. Sie löst die NEX-5 aus dem Vorjahr ab und wird zukünftig die Mittelklasse in der NEX-Familie repräsentieren, das Spitzenmodell NEX-7 soll in den kommenden Wochen erscheinen. Was bietet die neue NEX-5N mehr als die kleinere NEX-C3? Dieser Frage sind wir im ausführlichen Praxiseinsatz nachgegangen. Im Testlabor von digitalkamera.de musste die NEX-5N zudem zeigen, ob sie die bereits sehr gute Bildqualität der NEX-C3 nochmals überbieten kann.  (Martin Vieten)

Sony NEX-5N mit E 18-55 mm 3.5-5.6 OSS (SEL1855) [Foto: MediaNord]Ergonomie und Verarbeitung Im Vergleich zur NEX-C3 wirkt die NEX-5N bereits auf den ersten Blick erwachsener. Sony hat bei der Mittelklasse-NEX auf Designspielereien verzichtet, die Formensprache ist klar, doch keineswegs kantig. Zum wertigen, fast schon edlen Eindruck trägt sicherlich auch das matt-schwarze Gehäuse unseres Testmodells bei, wahlweise ist die Kamera auch in Silber erhältlich. Sony hat bei der NEX-5N das Gehäuse im Vergleich zur Vorgängerin nicht abgespeckt, so bleibt es auch bei der ausgeprägten Griffwulst für die rechte Hand. Sie gibt der Kamera einen guten Halt, selbst wenn sie nur einhändig gehalten wird. Das gilt sogar, wenn das recht voluminöse Set-Objektiv angesetzt ist. Der gut ausgeformte Griff nimmt das Drehmoment der etwas Kopflastigen Objektiv-/Kamerakombination deutlich sicherer auf, als die sehr flache Griffwulst der NEX-C3. Zum hochwertigen Eindruck der NEX-5N trägt auch bei, dass Sony der Kamera ein massives Metallkleid aus einer Aluminium-Magnesium-Legierung auf den Leib geschneidert hat. Das sieht nicht nur gut aus, sondern macht die NEX-5N auch sehr robust – das kühle Metall lässt selbst kräftigstes Zupacken ohne Knarzgeräusche über sich ergehen.

Diesen guten Eindruck kann auch nicht die Kamerarückseite schmälern, die aus Kunststoff gefertigt ist. Das ist insofern verschmerzbar, als vier Fünftel der rückwärtigen Fläche von einem hochauflösenden Display mit einer Diagonalen von üppigen drei Zoll Länge eingenommen werden. Dieses Display lässt sich um fast 90 Grad nach oben klappen oder rund 45 Grad nach unten. So werden auch Überkopf- und bodennahe Aufnahmen ohne große Verrenkungen möglich. In der Regel fotografiert man mit der NEX-5N also ähnlicher wie mit einer Kompaktkamera am ausgetreckten Arm. Wem das nicht liegt, kann die 5N als bislang einzige NEX-Kamera mit dem optionalen hochauflösenden elektronischen Sucher FDA-EV1S erweitern. Er basiert auf derselben OLED-Technik wie das EVF der Alpha SLT-65/77 und findet Platz im kleinen Systemschuh der 5N.

Sony NEX-5N [Foto: MediaNord]Doch zurück zum Display, das bei der NEX-5N 921.000 Subpixel aufweist und zudem berührungsempfindlich ist. Ähnlich wie bei einem Smartphone navigiert man darauf mit Fingertippern und -wischern durch die aufgeräumten Menüs, blättert durch die aufgenommen Fotos oder legt den Fokus auf die gewünschte Motivpartie. So lässt sich die Kamera noch einfacher bedienen. Nicht aber unbedingt flotter, denn das Display reagiert bisweilen etwas zäh auf Eingaben. Zudem hätte Sony dem Touchscreen gerne noch weitere Fähigkeiten mit auf den Weg geben dürfen, etwa zur Aufnahme eines Fotos oder Vergrößerung des Sucherbildausschnitts.

Wie auch ihre kleinere Schwester NEX-C3, richtet sich das Bedienkonzept der NEX-5N eher an Einsteiger in die Fotografie mit einer Systemkamera als an erfahrene Fotografen. Letztere müssen sich zunächst damit anfreunden, dass die Menüs der Kamera nicht den üblichen Konventionen folgen, doch nach einer kleinen Eingewöhnungszeit stellt die Bedienung keine großen Rätsel mehr auf. Ist diese kleine Hürde gemeistert, lässt sich die NEX-5N sehr flott bedienen. Einen großen Beitrag dazu leistet das griffige Drehrad auf der Rückseite, das gleichzeitig als Vier-Wege-Wippe fungiert. Zudem lassen sich gleich drei Knöpfe mit individuellen Funktionen belegen, wobei die große Set-Taste im Zentrum des Drehrrads ausschließlich Funktionen aus dem individuell konfigurierbaren Benutzermenü auf den Schirm holt. Insgesamt passt sich die NEX-5N recht flexibel an die Wünsche auch des anspruchsvollen Fotografen an, Neulingen bietet sie bebilderte Erklärungstexte zu den wichtigsten Funktionen.

Sony NEX-5N mit E 18-55 mm 3.5-5.6 OSS (SEL1855) [Foto: MediaNord]Die wenigen Anschlüsse hat Sony unter ordentlich schließenden Klappen verborgen und nicht wie bei vielen Kameras unter fummeligen Gummiabdeckungen. Das Stativgewinde ist aus Edelstahl gefertigt und sitzt in der optischen Achse – vorbildlich. Akku und Speicherkarte teilen sich ein Fach, das fernab des Stativgewindes liegt und so auch bei angesetzter Wechselplatte zugänglich bleibt.

Ausstattung Ähnlich wie die kleinere NEX-C3 verbirgt auch die NEX-5N geschickt, welch beachtlichen Funktionsumfang ihr Sony mit auf den Weg gegeben hat. Dass die 5er darüber hinaus einiges mehr zu bieten hat als ihre kleinere Schwester, zeigt sich nicht einmal auf dem zweiten Blick. Das muss kein Makel sein, ermöglicht es doch dem unbedarften Fotografen, ohne Federlesen zu ansehnlichen Ergebnissen zu gelangen. Für ihn ist die "intelligente Automatik" gedacht, sie wählt passend zur jeweiligen Aufnahmesituation das geeignete Motivprogramm. Wer dieser Automatik nicht traut, kann das gewünschte Motivprogramm alternativ selbst vorgeben. Acht Motivprogramme bietet die NEX-5N, das hört sich zunächst nicht nach viel an. Doch Sony gestattet auch im Automatikbetrieb einige Eingriffsmöglichkeiten. Beispielsweise ist es im "Portrait"-Programm möglich, das Weichzeichnen von Hauttönen abzuschalten.

Zudem werden die Automatiken durch praktische Sonderfunktionen ergänzt. Dazu zählt etwa das "Schwenkpanorama", das einen sehr weiten Blickwinkel durch Schwenken der Kamera aufzeichnet. Die NEX-5N kann mit dieser Technik sogar vertikale Panoramen aufzeichnen und bannt so auch hohe Kirchtürme oder Berge auf den Chip, die das Objektiv nicht zur Gänze erfassen kann. Mit der zweiten Generation der NEX-Kameras hat Sony die bereits von anderen Herstellern bekannten Bildeffekte eingeführt, die NEX-5N bietet hier noch mehr Möglichkeiten als ihre kleinere Schwester. So lassen sich bei ihr viele Effekte wie "Spielzeugkamera", "HDR-Gemälde" oder "Miniatureffekt" individuell anpassen, etwa die Farben, Stärke des Effekts oder seine Sony NEX-5N mit E 18-55 mm 3.5-5.6 OSS (SEL1855) [Foto: MediaNord]Richtung. Zudem gibt es Kreativstile wie "Landschaft" oder "Portrait", bei der die kamerainterne Bildbearbeitung die Aufnahmen gleich im gewünschten Sinne aufbereitet. Ambitionierte Fotografen werden indes den aus den Alpha-DSLRs bekannten Stil "Neutral" vermissen, der bei der Bildaufbereitung schonender zu Werke geht als die Voreinstellung "Standard".

Für ernsthafte Aufnahmen wesentlich nützlicher sind die bereits aus der ersten NEX-Generation bekannten Möglichkeiten, per Mehrfach-Aufnahme die Bildqualität deutlich zu verbessern. So kann die NEX echte HDR-Bilder erzeugen, indem sie drei unterschiedlich belichtete Fotos aufnimmt und diese derart miteinander verrechnet, dass von den tiefsten Schatten bis zu den hellsten Lichtern alles perfekt durchgezeichnet ist. Oder sie kombiniert Mehrfachaufnahmen so, dass sich das Bildrauschen drastisch verringert. Allerdings bleibt es hier bei den schon von der NEX-C3 bekannten Beschränkungen, die Rauschunterdrückung per Mehrfachaufnahme ist an ein Motivprogramm gebunden, das praktisch keine Eingriffsmöglichkeiten bietet. Das ist bei den SLT-Kameras cleverer gelöst, hier ist die Multishot-Rauschunterdrückung eine weitere Option im ISO-Menü.

Wer das herausholen will, was wirklich in der Kamera steckt, muss die Vollautomatik oder die Motivprogramme hinter sich lassen. Sie sind ganz klar für alle konzipiert, die sich nicht mit Einstelloptionen herumschlagen wollen. Nicht einmal die oftmals wichtige Belichtungskompensation ist im Automatikbetrieb erlaubt – eine etwas lästige Beschränkung. Auch die Sony NEX-5N mit E 18-55 mm 3.5-5.6 OSS (SEL1855) [Foto: MediaNord]ISO-Empfindlichkeit wird stets von der Automatik vorgegeben, sie regelt notfalls bis zu hohen ISO 3.200 hoch, beschränken lässt sich die Grenze nicht.

Ganz anders in den Modi P, A, S und M. Hier erlaubt die NEX-5N die manuelle Vorgabe der Empfindlichkeit von ISO 100 bis zu sehr hohen ISO 25.600. Gesichts- und Lächelerkennung funktionieren ebenfalls außerhalb der Motivautomatiken, ebenso die Kontrastverbesserung per HDR-Mehrfachbelichtung. Fotografen mit größeren Ambitionen wird zudem freuen, dass die NEX-5N zeitgemäße Blitzmodi bietet: Langzeitsynchronisation, Blitzbelichtungskompensation oder Blitzen auf den zweiten Verschlussvorhang sind möglich, einzig die Fähigkeit zur drahtlosen Steuerung von Systemblitzgeräten fehlt der NEX-5N.

Wie bei allen bisherigen Kameras der NEX-Familie, fand auch bei der NEX-5N kein Bordblitz mehr Platz im schlanken Gehäuse. Sony legt ihr stattdessen einen winzigen Aufsteckblitz bei, der mit Leitzahl 8,1 etwas schwach auf der Brust ist. Viel schwerer wiegt, dass der multifunktionale Blitzschuh wahlweise auch den optionalen Videosucher oder das Stereomikrofon ECM-SST1 aufnimmt. Blitzen ist bei Verwendung des Videosuchers also nicht möglich, ebenso wenig die Aufnahme von hochwertigem Ton bei gleichzeitiger Kontrolle des Sucherbildes durch den EVF. Erst bei der kommenden NEX-7 fallen diese Beschränkungen weg, bei ihr sind Blitz und EVF ins Gehäuse integriert, zudem bietet sie den herkömmlichen Blitzschuh des Minolta/Sony-Systems.

Über nahezu alle Zweifel erhaben ist die Serienbildgeschwindigkeit der NEX-5N. Rund 10 Bilder/s nimmt sie im Modus "Bildfolgezeitpriorität" auf und ist damit deutlich flotter als die kleinere NEX-C3. Allerdings friert die Kamera dabei Fokus und Belichtung auf die für das erste Bild der Serie ermittelten Werte ein. Damit lässt sich in vielen Situationen sicherlich gut leben, weniger indes damit, dass der Pufferspeicher bereits nach zehn JPEG-Aufnahmen gefüllt ist. Das heißt: Nach nur einer Sony NEX-5N mit E 18-55 mm 3.5-5.6 OSS (SEL1855) [Foto: MediaNord]Sekunde fällt die NEX-5N vom Sprint in den gemächlichen Dauerlauf mit ca. 1,8 Bilder/s. Bei der RAW-Aufzeichnung passen sogar nur sieben Aufnahmen in den Pufferspeicher, Sony hätte diesen also gerne größer auslegen dürfen. Sollen Fokus und Belichtung für jedes Bild einer Aufnahmeserie neu eingestellt werden, erreicht die NEX-5N immer noch eine respektable Bildrate von rund 3,3 Bilder/s. Jetzt reicht der Puffer für ungefähr 18 JPEG-Fotos oder acht RAW-Dateien.

Deutlich fortschrittlicher als ihre kleine Schwester C3 gibt sich die NEX-N5 bei der Videoaufnahme. Ihre maximale Videoauflösung beträgt 1.920 x 1.080 Pixel (Full-HD-Auflösung) bei einer maximalen Framerate von 50 Vollbildern/s (50p), gespeichert wird im AVCHD-Format in der neuen Spezifikation 2.0. Ältere Blu-ray-Player beherrschen dieses Format nicht, lassen sich aber eventuell per Firmware-Update auf den neuesten Stand bringen. Wahlweise kann die NEX-N5 auch mit 24p aufzeichnen, also 24 Vollbilder/s wie bei Kinofilmen. Zudem offeriert sie das einfacher zu verwaltende MP4-Format, hier ist die Auflösung auf 1.440 x 1.080 Pixel beschränkt. Die sehr hohe Datenrate ist aber längst noch nicht alles, was die NEX-N5 dem Videographen zu bieten hat: Blende und Belichtungszeit lassen sich bei ihr im Modus M vorgeben, auch die Belichtungskompensation funktioniert während der Videoaufnahme. Zudem gibt es anders als bei der NEX-C3 jetzt einen zuschaltbaren Windfilter für die Tonaufnahme. Anspruchsvolle Videofilmer werden also höchstens noch einen externen Mikrofoneingang sowie die Möglichkeit zur manuellen Aussteuerung des Filmtons vermissen. Davon abgesehen begeistert die Kamera mit einer sehr guten Videoqualität und vielfältigen Konfigurationsmöglichkeiten.

Sony NEX-5N mit E 18-55 mm 3.5-5.6 OSS (SEL1855) [Foto: MediaNord]Objektiv Mit der NEX-Familie hat Sony das neue E-Bajonett eingeführt. Meist ist bei Markteinführung eines neuen Bajonetts das Angebot an passenden Objektiven recht überschaubar – aktuell gilt das auch für die NEX-5N. Derzeit hat Sony zwei Zoom-Objektive und zwei Festbrennweiten im Angebot. Doch noch vor Ablauf dieses Jahres sollen weitere folgen, darunter ein hochwertiges 24-Millimeter-Weitwinkel von Carl Zeiss und ein Makro-Objektiv. Wir hatten das Double-Kit im Test, hier legt Sony zur Kamera das SEL 1855 (18-55/3.5-5.6) sowie das "Pancake" SEL 16F28 (16/2.8) mit in den Karton. Anders als die Alpha-DSLRs bietet das NEX-System keinen Bildstabilisator per Sensor-Shift. Ihn gibt es nur, wenn das entsprechende Objektiv mit einem optischen Bildstabilisator ausgestattet ist. Dem Standardzoom SEL 1855, das bezogen auf ein Kleinbild einen Brennweitenbereich von 27 bis knapp 80 Millimeter abdeckt, hat Sony einen optischen Bildstabilisator spendiert – dem sehr flachen Weitwinkelobjektiv SEL 16F28 hingegen nicht. Beide Objektive stellen mit ihrem integrierten Fokusantrieb sehr leise scharf. Das Standard-Zoom erwies sich dabei im Labor als recht flott: Im Durchschnitt dauert es weniger als 0,3 Sekunden, bis die Kamera den Fokus eingestellt und ausgelöst hat. Bei widrigen Lichtverhältnissen steigt die Fokuszeit allerdings spürbar an – immerhin kann die NEX-5N dem AF in diesem Fall mit einem grell-orangen Hilfslicht assistieren.   

Sony NEX-5N mit E 18-55 mm 3.5-5.6 OSS (SEL1855) [Foto: MediaNord]Da ist es nur zu begrüßen, dass einem die NEX-5N das manuelle Fokussieren wirklich leicht macht: Sobald der Fokusring gedreht wird, erscheint für zwei oder fünf Sekunden der zentrale Bildausschnitt in 7,5- bzw. 12-facher Vergrößerung auf dem Display. Praktisch auch: Auf Wunsch kann man den Autofokus jederzeit manuell übersteuern, ein kleiner Dreh am Fokusring des Objektivs genügt, um die Schärfe von Hand zu justieren. Darüber hinaus bietet die Kamera mit der "Kantenanhebung" eine Funktion, die das manuelle Fokussieren zusätzlich erleichtert. Ist dieses "Peaking" eingeschaltet, werden auf dem Display oder im optionalen Sucher alle Kontrastkanten innerhalb der Schärfeebene farbig hervorgehoben. Diese Funktion ist umso praktischer, als sich an die NEX-Kameras via Kupplungsring praktisch alle Kleinbildobjekte adaptieren lassen – ihr sehr kurzes Auflagemaß macht’s möglich. Wir haben diese Möglichkeit in einem kurzen aber intensiven Praxistest mit verschiedenen Objektiven für das Leica-M-Bajonett ausprobiert. Mit Hilfe der Peaking-Funktion ist es geradezu ein Kinderspiel, manuell scharf zu stellen. Auch die Schärfentiefe lässt sich anhand der farbig markierten Kanten sehr gut im Sucherbild kontrollieren. 

Bildqualität 4.912 x 3.264 Bildpunkte, also rund 16 Megapixel, löst der APS-C-Sensor der NEX-5N auf. Von der Papierform her scheint es sich dabei um denselben Sensor zu handeln wie bei der NEX-C3, der uns erst kürzlich angenehm überrascht hat (siehe weiterführende Links). Allerdings hat nicht nur der Sensor selber, sondern auch die kamerainterne Bildaufbereitung einen großen Anteil daran, welche Bildqualität eine Kamera liefert – oder auch nicht. Und so bestand durchaus einige Spannung, ob die NEX-5N im Testlabor von digitalkamera.de, aber auch in der Praxis, eine ähnlich gute Figur wie die kleinere NEX-C3 abgab oder ihre Sache vielleicht sogar noch besser machte. Detaillierte Antworten auf diese spannende Frage gibt das grafisch aufbereitete und ausführlich kommentierte Laborprotokoll, das wie stets gegen ein kleines Entgelt als PDF-Datei heruntergeladen werden kann.

Sony NEX-5N [Foto: MediaNord]Dass Sony bei der NEX-5N die Prioritäten anders gesetzt hat, zeigt sich schon beim ersten Blick in den Laborbericht: Bei der absoluten Auflösung gibt sich die NEX-5N etwas zurückhaltend, sie erreicht bei der MFT-Messung nicht ganz 40 Linienpaare pro Millimeter (lpmm) – eine Grenze, die die kleinere NEX-C3 noch mühelos überspringen konnte. Dafür glänzt die NEX-5N mit anderen Qualitäten, etwa einer deutlich sanfteren Aufbereitung der Bilddaten. Die Rate für Schärfeartefakte bleibt stets unter zehn Prozent. Das heißt auf der einen Seite, dass die Fotos aus der NEX-5N nicht ganz so knackig aussehen, wie Aufnahmen mit der NEX-C3 – anderseits ergeben sich so aber deutlich mehr Reserven für die nachträgliche Bildbearbeitung.

Mag die absolute Auflösung der NEX-5N nicht zu Lobeshymnen hinreißen, so heißt das noch lange nicht, dass die Kamera die Wiedergabe feinster Details nicht beherrscht. Ganz im Gegenteil: Die NEX-5N überzeugt beim Test der Texturschärfe bis hin zu hohen ISO 3.200 mit einer sehr guten Detailwiedergabe; selbst bei ISO 6.400 zeigt sie noch Details, die viele Kameras bereits bei deutlich geringeren ISO-Stufen ins Nirwana der Rauschunterdrückung eingehen lassen. Das ist zum einen ein Beleg dafür, dass Sony den Spagat zwischen Rauschminderung und Detailfülle inzwischen meisterlich beherrscht. Zum anderen macht es aber auch klar, dass eine sanfte Bildaufbereitung – abseits der MFT-Kurven – durchaus von Vorteil sein kann. Und so gefallen Aufnahmen mit der NEX-5N durch eine sehr feine Detailzeichnung – wenn die Kamera mit entsprechenden Objektiven bestückt wird. Zudem besticht der Bildwandler der NEX-5N mit einem sehr hohen Dynamikumfang von nahezu elf Blendenstufen, das Rauchverhalten ist bis zu ISO 3.200 vorbildlich und Sony NEX-5N [Foto: MediaNord]bis ISO 6.400 gut. Farben gibt die NEX-5N abgesehen von einem leichten Hang zur kräftigen Sättigung recht neutral wieder, die Farbdifferenzierung ist bei niedrigen ISO-Stufen sehr gut. Die Ausgabedynamik ist ebenfalls auf einem hohen Niveau, allerdings hat Sony die Tonwertkurve recht knackig abgestimmt.

Mit dem Sensor und der Aufbereitung der Bilddaten ist Sony wirklich ein großer Wurf gelungen. Das gilt bedauerlicherweise nicht für das preisoptimierte Set-Objektiv. Besonders lästig ist, dass das 18-55/3.5-5.6 über den gesamten Brennweitenbereich hinweg stark verzeichnet. Aber auch in Sachen Randabdunklung und Randschärfe weiß das Standardzoom nicht so recht zu überzeugen. Was wirklich in ihr steckt, zeigt die NEX-5N erst, wenn sie mit edlem Glas kombiniert wird. Wir hatten die Kamera für ein Wochenende via Adapter mit exklusiven Festbrennweiten von Leica und deutlich günstigeren Objektiven der Marke Voigtländer bestückt – sie alle liefern eine sichtbar bessere Bildqualität als das Standardzoom. Da hilft es wenig, dass die NEX-5N die ärgsten Abbildungsfehler der Systemobjektive auf Wunsch per Software korrigieren kann. Wer das Potential der NEX-5N zur Gänze ausschöpfen möchte, braucht hochwertige Objektive – hier hat Sony noch ein paar Hausaufgaben zu erledigen. 

Fazit Schon die NEX-C3 wusste mit ihrer sehr guten Bildqualität zu gefallen, die NEX-5N legt da jetzt noch eine Schippe nach. Sie ist der Feingeist unter den beiden jüngsten NEX-Schwestern, die den Spagat zwischen Auflösung, Rauschminderung und Detailwiedergabe nahezu perfekt meistert. Damit empfiehlt sich die spiegellose Systemkamera von Sony durchaus auch für anspruchsvolle Fotografen, wenngleich das Angebot an adäquaten Objektiven derzeit noch große Lücken aufweist. Zudem setzen die etwas beschränkten Konfigurationsmöglichkeiten allzu großen Ambitionen dann doch Grenzen. Die NEX-5N wendet sich eben in erster Linie an Aufsteiger von einer Kompaktkamera. Mit ihren praxisgerechte Automatikfunktionen, dem einsteigergerechten Bedienkonzept sowie einer hohen Reaktions- und Serienbildgeschwindigkeit avanciert die NEX-5N zur hochwertigen Alltagskamera. Dank ihrer sehr guten High-ISO-Fähigkeiten eignet sie sich zudem bestens für den Reportage-Einsatz, selbst wenn wenig Licht zur Verfügung steht. Auch mit ihren Videofunktionen spielt die NEX-5N in der ersten Liga, lediglich die Möglichkeit zur manuellen Tonaussteuerung lässt sie vermissen.

Kurzbewertung

  • Anschlussmöglichkeit für optionalen elektronischen Sucher
  • Full-HD-Video mit 50 Vollbildern pro Sekunde
  • Durchdachte Hilfsfunktionen für manuelles Fokussieren (z. B. Kantenanhebung)
  • Exzellente Bildqualität (jedoch eingeschränkte Abbildungsleitung der Set-Objektive)
  • Hochwertiges, griffgünstiges Gehäuse
  • Touchscreen reagiert träge
  • Kein interner Blitz, externer Blitz und EVF teilen sich den Systemschuh
  • Etwas wenige Konfigurationsmöglichkeiten

Technische Daten

Modell Sony NEX-5N
Sensor CMOS APS-C 23,6 x 15,8 mm (Cropfaktor 1,5)
16,7 Megapixel (physikalisch), 16,1 Megapixel (effektiv)
Auflösung (max.) 4.912 x 3.264 (3:2)
Video (max.) 1.920 x 1.080 50p
Objektivanschluss
E-Mount
Monitor 3,0", 0,922 Mio. Bildpunkte, beweglich, Touchscreen
Belichtungsmessung Integral-, Spot- und Matrix-/Mehrfeld-Messung (1.200 Felder)
Belichtungsreihe automatisch, max. 3 Aufnahmen (0,3-0,7 EV Schrittweite), mit interner HDR-Verarbeitung
Bildstabilisator nein
eingebauter Blitz nein
Blitzanschuh Sony NEX
Konnektivität WLAN
AV-Anschlüsse AV-Ausgang: HDMI-Ausgang Mini (Typ C)
Serienbildfunktion max. 10,0 Bilder/s und max. 10 Aufnahmen in bester Qualität
kürzeste Verschlusszeit 1/4.000 s
Autofokus ja, Kontrast (25 Sensor(en))
Speicher
Speicherkartenfach 1: Memory Stick (Duo Pro), SD (SDHC, SDXC)
Empfindlichkeit automatisch ISO 100 bis 1.600, manuell ISO 100 bis 12.800
Abmessungen 111 x 59 x 38 mm (B x H x T)
Gewicht 269 g (betriebsbereit, ohne Objektiv)
Online-Datenblatt https://www.digitalkamera.de/SZ525 (mit Preisvergleich)
Kommentare

2 Kommentare aus dem alten Forum anzeigen

digitalkamera.de-Benutzer (Konto gelöscht) 2011-10-27

Scheint ein sehr guter Sensor zu sein in der NEX-5N, habe mich auf diversen Seiten von der Bildqualität überzeugt. Dagegen ist der 24 MP-Sensor aus der NEX-7 eher gruselig! Ich verstehe also mal wieder nicht, warum man für mehr Geld den schlechteren Sensor kaufen sollte?! Der Mangel an interessanten Objektiven würde mich allerdings eh vom Kauf des Systems abhalten.

breilecker 2011-11-21

Ich habe diese Kamera gerade im Test. Die Bildqualität (also die Signalaufbereitung, Farbwiedergabe...) der Kamera im JPG-Modus ist sehr schön! Das Objektiv geht... aber der Autofokus raubt mir den letzten Nerv. Selbst tagsüber liegt er manchmal daneben (trotz erkanntem Gesicht wird z.B. 5 m dahinter scharf gestellt) und in der Dämmerung geht trotz AF-Hilfslicht sehr oft NICHTS! Hoffentlich ist das nur so ein Firmware-Problem...

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