Spiegellose Systemkamera, Systemkamera
Testbericht: Sony NEX-C3
2011-09-02 Mit der NEX-C3 beginnt nun auch für das spiegellose Kamerasystem von Sony die zweite Generation. Äußerlich unterscheidet sie sich wenig von ihrer Vorgängerin, unter dem schmucken Kunststoffkleid hat sich jedoch einiges getan. Die Auflösung des APS-C-Sensors wächst auf gut 16 Megapixel, zudem wartet die Kamera mit einer Vielzahl spielerischer Effekte auf. Viel wichtiger aber ist: Sony hat mit der C3 das häufig kritisierte Bedienkonzept der NEX-Kameras überarbeitet. Unser ausführlicher Testbericht geht der Frage nach, ob sich die NEX-C3 nun einfach handhaben lässt. Im digitalkamera.de-Testlabor musste die C3 zudem zeigen, wie’s um die Bildqualität bestellt ist. (Martin Vieten)
Ergonomie und Verarbeitung Man glaubt es kaum: Sony hat es geschafft, das ehedem schon äußerst kompakte Gehäuse der NEX-Serie bei der C3 nochmals etwas zu verkleinern. Zwar schrumpft die C3 im Vergleich zur Vorgängerin nur um wenige Millimeter, doch unterm Strich wird die NEX-C3 immerhin um etwa fünf Prozent kompakter als die NEX-3 der ersten Generation. In ähnlichem Rahmen bewegt sich die Gewichtreduktion, betriebsbereit mit Akku und Speicherkarte (aber ohne Objektiv), bringt die C3 den Zeiger an der Waage bei exakt 283 Gramm zum Stehen. Das Gehäuse der NEX-C3 ist also kaum größer als das einer herkömmlichen Kompaktkamera, in der Jackentasche lässt sie sich allerdings höchstens mit dem extrem kurzen "Pancake" SEL 16F28 transportieren. Setzt man hingegen das deutlich vielseitigere E 3,5-5,6/18-55 an, wächst die Tiefe der Kamera-Objektiv-Kombination auf gut zehn Zentimeter – eine kleine Fototasche wird dann für den Transport unumgänglich. Die Kamera bleibt zwar auch mit dem Zoomobjektiv noch angenehm leicht, wird allerdings kopflastig. Einhändig sollte man sie besser nicht halten, zumal Sony auch die bei der Vorgängerin noch recht ausgeprägte Griffwulst bei der C3 deutlich schlanker gestaltet hat. Allerdings bietet ein weit nach vorne stehendes Objektiv einen guten Halt für die linke Hand.
Die Kamerarückseite wird zu rund 80 Prozent von einem angenehm großen Display im 16:9-Format belegt – da bleibt kaum noch Platz für dedizierte Bedienelemente. Für dieses Problem hat Sony schon bei der ersten Generation der NEX-Kameras eine recht clevere Lösung gefunden: Neben dem Display befindet sich ein Einstellrad, das die verschiedensten Funktionen annehmen kann. Die einzustellenden Parameter werden dann links neben diesem Rad auf dem Display angezeigt. Dieses Konzept geht voll auf, solange man nur die Grundfunktionen der Kamera ändern will – etwa von einem Motivprogramm zur Programmautomatik "P" wechseln möchte. Viel Kritik musste sich Sony aber bei der ersten NEX-Generation gefallen lassen, weil sich bereits so einfache und wichtige Einstellungen wie die ISO-Empfindlichkeit oder die AF-Betriebsart nur mit einem ausgedehnten Ausflug ins Hauptmenü ändern ließen. Glücklicherweise hat sich Sony diese Kritik zu Herzen genommen und schon im Herbst letzten Jahres ein Firmware-Update für die damaligen NEX-Modelle nachgeschoben. Es ermöglichte, zwei der vier Knöpfe auf der Kamerarückseite dauerhaft mit jeweils einer besonders häufig benötigten Funktion zu belegen.
Bei der NEX-C3 hat Sony dieses Konzept nun konsequent weiterentwickelt: Hier können vier Schaltern (zwei Knöpfe und zwei Positionen des als Vier-Wege-Wippe ausgeführten Einstellrads) individuelle Funktionen zugewiesen werden. Wem das noch nicht ausreicht, dem erlaubt die NEX-C3 die prominent in der Mitte des Drehrads platzierte SET-Taste mit bis zu fünf individuellen Funktionen zu belegen. Derart konfiguriert, kann die gewünschte Funktion bequem mit der Tastenwippe ausgewählt werden, nach Betätigen der SET-Taste lassen sich blitzschnell mit dem Rad die Parameter der ausgewählten Funktion ändern. Dabei bleiben alle Funktionen über das Hauptmenü erreichbar, die im Handbuch angegebenen Befehlsfolgen funktionieren also stets unabhängig von der individuellen Konfiguration der NEX-C3. Unverständlich ist allerdings, dass Sony die beiden Haupttasten nochmals kleiner ausgelegt hat als bei der Vorgängerin. Die alte Design-Regel "Form follows function", scheinen immer weniger Kamerahersteller zu beherzigen. Das etwas eigenwillig gegliederte Hauptmenü hat Sony indes verbessert: Man kann jetzt vorgeben, ob beim Sprung ins Menü der erste Eintrag angezeigt wird oder die zuletzt geänderte Einstellung.
Im Auslieferungszustand ist die Kamera übrigens ganz auf die Bedürfnisse von Einsteigern zugeschnitten. So holt die zentrale SET-Taste ein schick animiertes Moduswählrad auf den Schirm, gleich zwei der sogenannten Softkeys sind überhaupt nicht belegt. Haben ambitionierte Fotografen die Tasten ganz an ihre Bedürfnisse angepasst, gelten diese Einstellungen indes nicht für die intelligente Vollautomatik oder die Motivprogramme. Auch eine individualisierte NEX-C3 lässt so durchaus von mehreren Fotografen mit recht unterschiedlichen Kenntnissen nutzen.
Wie alle bisherigen NEX-Modelle verzichtet auch die C3 auf ein integriertes Blitzgerät. Stattdessen legt Sony ein sehr kleines Blitzgerät bei, das bei Bedarf in einen Multifunktions-Anschluss gesteckt wird. Dieser nimmt auch das externe Stereo-Mikrofon ECM-SST1 auf, leider nicht den neuen Videosucher FDA-EV1S – er bleibt exklusiv der kürzlich vorgestellten NEX-5N vorbehalten. Dabei mag vielleicht auch eine Rolle spielen, dass Sony die NEX-C3 vor allem als Alternative zu einer Kompaktkamera sieht. Wer es bislang gewohnt war, seine Aufnahmen via Display zu komponieren, wird in der Tat von der NEX-C3 nicht enttäuscht: Ihr Monitor löst über 900.000 Bildpunkte auf und zeigt ein sehr detailliertes Bild. Zudem lässt sich das Display nach unten und oben klappen, Über-Kopf-Aufnahmen oder Fotos in Bodennähe gelingen also ohne Verrenkungen. Da verzeiht man der kleinsten NEX-Kamera gerne, dass Sony sie in ein Gehäuse aus Kunststoff gepackt hat. Die Kamera ist sehr hochwertig verarbeitet und wirkt durchaus robust. Nur die Abdeckungen der USB- bzw. HDMI-Buchse vermitteln einen etwas billigen Eindruck. Dafür entschädigt die NEX-C3 mit einem ordentlichen, aus Metall gefertigten Stativgewinde, das zudem noch korrekt in der optischen Achse sitzt. Das Akkufach bleibt bei angesetzter Wechselplatte zugänglich, nicht aber das Speicherkartenfach.
Ausstattung Das schicke Äußere der NEX-C3 verbirgt raffiniert, welch beachtliche Funktionsvielfalt Sony in die Kamera gesteckt hat. Sowohl unbedarfte Schnappschussjäger als auch ambitionierte Fotografen finden (fast) alles, was sie für gelungene Foto- und Filmaufnahmen benötigen. Im einfachsten Fall wählt man die "Intelligente Automatik", sie stellt automatisch das für die jeweilige Situation am besten geeignete Motivprogramm ein. Natürlich lassen sich die acht Motivprogramme auch gezielt vorgeben. Zudem bietet die NEX-C3 einige clevere Sonderprogramme, darunter zum Beispiel das "Schwenkpanorama", bei dem die Kamera ein Panorama-Bild aufzeichnet, während sie geschwenkt wird. Auch Gesichts- und Lächelerkennung fehlen nicht, sie lassen sich sogar außerhalb der dafür vorgesehenen Motivprogramme aktivieren.
Besonders eindrucksvoll sind indes die bereits mit der letzten NEX-Generation eingeführten Spezialfunktionen, die auf Mehrfachaufnahmen basieren: Zum einen beherrscht die NEX-C3 echte HDR-Aufnahmen, zum anderen bietet sie eine Rauschreduktion per Multishot. In beiden Fällen nimmt die Kamera in sehr schneller Folge mehrere Bilder auf. Im HDR-Programm belichtet sie drei Aufnahmen unterschiedlich und fügt diese dann zu einem Foto zusammen, in dem selbst bei ausgeprägten Kontrasten von den dunkelsten Tiefen bis zu den hellsten Lichtern alles perfekt durchgezeichnet ist. Bei der Multishot-Rauschunterdrückung werden hingegen sechs Aufnahmen derart miteinander verrechnet, dass sich das Bildrauschen weitgehend aufhebt. Schade nur, dass die clevere HDR-Funktion nicht innerhalb der Motivprogramme oder der Motiv-Automatik zur Verfügung steht. Auch die Rauschunterdrückung per Mehrfachbelichtung ist – typisch NEX – ein Programm, das wenig Eingriffsmöglichkeiten bietet. Es legt seine Priorität auf kurze Verschlusszeiten und lässt die Vorgabe einer Blende nicht zu.
Ganz neu mit der NEX-C3 hat Sony Bildeffekte eingeführt. Wer möchte, kann damit direkt bei der Aufnahme Color-Key-Bilder erzeugen, bei denen bis auf eine wählbare Farbe alles andere in Graustufen dargestellt wird. Es gibt zudem diverse Schwarzweiß-Effekte und auch ein Spielzeugkamera-Effekt fehlt nicht. Der ambitionierte Fotograf wird sich allerdings mit derartiger Effekthascherei nicht länger aufhalten. Er freut sich vielmehr darüber, dass sich die NEX-C3 auch halbautomatisch oder gar vollmanuell steuern lässt. Und wird schnell feststellen: Ihr volles Potential entfaltet die NEX-C3 erst, wenn man Motivprogramme oder Motivautomatik hinter sich lässt. Solange die NEX sich nämlich in einem dieser Automatik-Modi befindet, erlaubt sie nicht einmal rudimentäre Eingriffe in die von der jeweiligen Automatik vorgegebenen Parameter. Belichtungskorrektur? Fehlanzeige! Vorgabe der ISO-Empfindlichkeit? Nicht möglich! Serienbilder oder Belichtungsreihen? Gerne ja, aber nicht im Motivprogramm "Makro" oder "Landschaft".
Wer also wirklich alles herausholen will, was in der NEX-C3 steckt, betreibt die Kamera als Programmautomat. Oder steuert die Belichtung via "A" beziehungsweise "S" halbautomatisch beziehungsweise stellt gleich alles manuell ein. Nur für Panorama-Aufnahmen oder die Multishot-Rauschunterdrückung muss dann wieder das entsprechende Motivprogramm bemüht werden.
Weniger professionell zeigt sich die NEX-C3 bei der ISO-Automatik, sie ist stur auf ISO 200-1.600 festgelegt. Warum Sony dem ambitionierten Fotografen verweigert, eine niedrigere oder höhere Obergrenze für die Automatik vorzugeben, bleibt ein Rätsel. Die Blitzsteuerung bietet hingegen eine ordentliche Funktionsvielfalt: Die Kamera beherrscht zum Beispiel Langzeitsynchronisation, kann also auch bei langen Belichtungszeiten den Vordergrund per Blitz aufhellen, ohne dass der Hintergrund im Schwarzen versinkt. Der Blitz lässt sich ferner auf den zweiten Verschlussvorhang synchronisieren, eine wichtige Funktion, wenn Motive in Bewegung geblitzt werden. Einen integrierten Blitz hat die NEX-C3 indes nicht an Bord, stattdessen legt ihr Sony einen Mini-Aufsteckblitz mit magerer Leitzahl 7 bei. Immerhin gibt es seit Kurzem im Zubehörprogramm des NEX-Systems mit dem HVL-F20S (Preis: rund 150 Euro) ein kräftigeres Blitzgerät mit Leitzahl 20. Fortgeschrittene Blitzfunktionen wie Kurzzeitsynchronisation oder gar drahtlose Steuerung beherrscht die NEX-C3 aber auch damit nicht.
Richtig flott zur Sache geht die Kamera bei Serienbildaufnahmen, zumindest im Modus "Bildfolgezeitpriorität": Knapp sechs Fotos pro Sekunde (fps) nimmt sie auf, allerdings nur bis nach etwa zehn JPEG-Aufnahmen der Puffer voll ist; bei RAW-Aufnahmen reicht er gar nur für sechs Serienfotos. Danach geht es mit gemächlichen 1,5 fps weiter. Die zunächst recht hohe Serienbildgeschwindigkeit schafft die NEX-C3 jedoch nur mit einem Trick: Sie friert Fokus und Belichtung während der Aufnahmeserie auf die für das erste Foto ermittelten Werte ein. Sollen Fokus und Belichtung während der Aufnahmeserie nachgeführt werden, schafft die NEX-C3 nur noch weniger beeindruckende 2,5 fps.
Wenig fortschrittlich gibt sich die NEX-C3 bei der Aufnahme von Videos. Sie bleibt im Wesentlichen bei dem, was auch schon ihre Vorgängerin konnte: Die maximale Videoauflösung beträgt 1.280 x 720 Pixel (HD-Auflösung) bei einer Framerate von 30 fps. Aufgezeichnet wird im MP4-Format, das zeitgemäßere AVCHD-Format beherrscht die NEX-C3 nicht. Auf Wunsch führt die Kamera den Fokus beim Videodreh nach, lässt sich dabei aber etwas viel Zeit. Eines hat Sony im Vergleich zur Vorgängerin allerdings doch verbessert: An der NEX-C3 kann eine beliebige Blende vorgegeben werden, etwa um gezielt Videos mit großer Schärfentiefe aufzunehmen – die NEX-3 nahm Videos stets bei Offenblende auf. Den Ton zum Film zeichnet die NEX-C3 in Stereo auf, einen Filter gegen Störgeräusche bietet sie nicht.
Objektiv Die NEX-C3 wird nur im Set mit Objektiv(en) angeboten. Zur Wahl stehen dabei das SEL 1855 (18-55/3.5-5.6) sowie das "Pancake" SEL 16F28. Beide Objektive bündelt Sony auch mit der NEX-C3 zu einem Doppel-Kit, dieses Paket stand uns zur Verfügung. Anders als bei den Alpha-DSLR von Sony gibt es im NEX-System nur einen Bildstabilisator, wenn dieser im Objektiv integriert ist. Das 18-55 ist mit einem optischen Bildstabilisator ausgestattet, das 16-Millimeter-Objektiv hingegen nicht. Dennoch passt das gerade einmal drei Zentimeter kurze Weitwinkel hervorragend zur NEX-C3. Bezogen auf Kleinbild bietet es den Bildwinkel eines 24-Millimeter-Objektivs, für manchen eine schöne Reportage-Brennweite. Und weil das kurze Objektiv deutlich weniger als 100 Gramm wiegt, wird die NEX-C3 mit ihm zur "Immer-Dabei-Kamera". Als Ergänzung zum Standardzoom macht das 16er eine gute Figur, etwa für Landschaftsaufnahmen. Bevorzugt wird man jedoch das Zoomobjektiv mit einem kleinbildäquivalenten Brennweitenbereich von 27 bis 82 Millimeter an der NEX-C3 einsetzen, es ist einfacher flexibler. Keine 200 Gramm wiegt das SEL 1855, es erhöht das Gewicht der Fotoausrüstung also kaum merklich.
Besonders hilfreich steht einem die NEX-C3 beim manuellen Fokussieren zur Seite: Sobald der Fokusring gedreht wird, erscheint für zwei oder fünf Sekunden der zentrale Bildausschnitt in 7,5- bzw. 12-facher Vergrößerung auf dem Display. Mit der NEX-C3 hat Sony zudem eine weitere Scharfstellhilfe eingeführt, die wirklich praktisch ist: Auf Wunsch kann die Kamera die Umrisse von Motiven, die sich innerhalb der Fokusebene befinden, auf dem Display farbig hervorheben. Fokuslupe und Umrissmarkierung sind umso hilfreicher, als die NEX-C3 auch die Betriebsart "Direct Manual Focus" (DMF) kennt. Ist sie aktiviert, kann der Fotograf in den Autofokus eingreifen und die Schärfeebene manuell nachstellen. Kleiner Schönheitsfehler dabei: Findet die Kamera keinen Fokuspunkt (etwa bei schlechten Lichtverhältnissen), lässt sich die Schärfe auch nicht manuell einstellen.
Einen nicht unerheblichen Anteil haben die Objektive im NEX-System an der Autofokusgeschwindigkeit. Um die Kameras so schlank wie möglich zu halten, setzt Sony beim AF auf Kontrastmessung via Hauptsensor – ein Verfahren, das gemeinhin als langsam im Vergleich zur Phasenmessung einer DSLR gilt. Wie schnell ein Kontrast-AF scharf stellen kann, hängt auch davon ab, wie fix die Stellmotoren im Objektiv die Steuerbefehle umsetzen. Das SEL 1855 zeigt sich an der NEX-C3 eher von der gemütlichen Seite: Im Durchschnitt dauert es knapp eine halbe Sekunde, bis die Kamera scharf gestellt und ausgelöst hat. Bei widrigen Lichtverhältnissen steigt die Fokuszeit zudem spürbar – immerhin kann die NEX-C3 dem AF mit einem grell-orangen Hilfslicht bei Bedarf assistieren.
Einstweilen muss man die Schwächen der beiden getesteten NEX-Objektive in Kauf nehmen, noch gibt es keine Alternativen. Doch Sony weitet das Angebot an Objektiven mit E-Bajonett kontinuierlich aus, erst unlängst wurde mit dem Carl Zeiss Sonnar T* E 24 mm F1.8 eine Edellinse für das NEX-System angekündigt. Zudem hat Sony Anfang des Jahres die Spezifikationen des E-Bajonetts offen gelegt und lizensiert sie kostenlos an Fremdhersteller. Und mit dem ebenfalls in diesen Tagen vorgestellten Objektivadapter LA-EA2 lassen sich Objektive mit dem Minolta-/Sony-A-Bajonett nun ohne Kompromisse an den NEX-Kameras verwenden. Dieser Adapter erweitert die NEX um die SLT-Technik mit Phasen-AF sowie einen Stellmotor für Objektive mit Kardanantrieb.
Bildqualität Schon die erste Generation der NEX-Kameras konnte mit einer sehr guten Bildqualität begeistern. Kein Wunder: Während Sony dem NEX-System Sensoren in APS-C-Größe gönnt, setzen die meisten anderen Hersteller spiegelloser Systemkameras auf Bildwandler im kleineren mFT-Format. Rund 16 Megapixeln löst der Sensor der NEX-C3 auf und spielt damit in der Oberliga der APS-C-Klasse. Ob es Sony damit gelungen ist, die Bildqualität gegenüber der Vorgängerin nochmals zu steigern, musste die NEX-C3 im DIWA-Testlabor von digitalkamera.de zeigen. Das ausführliche Laborprotokoll mit einer Vielzahl an Diagrammen und Erläuterungen kann gegen ein kleines Entgelt abgerufen werden (siehe weiterführende Links). Bei 18-55-Millimeter-Setobjektiv ist Abblenden Pflicht, insbesondere im Weitwinkelbereich. Am kurzen Ende zeigt es bei Offenblende einen nicht mehr akzeptablen Schärfeabfall, ab F5.6 ist die Welt dann jedoch wieder in Ordnung. Dennoch können die Labordaten des SEL 1855 nicht in allen Belangen überzeugen: Vor allem bei kurzer Brennweite verzeichnet das Objektiv sehr stark, chromatische Aberrationen (Farbränder an Kontrastkanten) können mit einem Maximalwert von über sechs Pixel extrem stark ausgeprägt sein.
Die ISO-Automatik der NEX-C3 reicht stets bis zur recht hohen Empfindlichkeit von ISO 1.600. Besonders spannend wird da die Frage, wie’s die Kamera bei diesem schon ziemlich hohen Wert mit dem Rauschen und der Detailwiedergabe hält. Kurz und bündig: In Sachen Rauschen und Detailverlust schlägt sich die NEX-C3 außerordentlich gut. Zwar sinkt der Signal-Rauschabstand ausgehend von der Basis-Empfindlichkeit ISO 200 kontinuierlich ab und erreicht bei ISO 1.600 den kritischen Wert von 35 dB. Anderseits übertreibt es die Rauschunterdrückung jedoch nicht, die Texturschärfe bleibt bis ISO 3.200 im grünen Bereich. Viel wichtiger für den Bildeindruck ist jedoch: Die NEX-C3 hat bis in höchste Regionen von ISO 12.800 das lästige Farbrauschen fest im Griff. Dies ist nicht nur ein Verdienst der internen Bildaufbereitung, auch die RAW-Dateien der NEX-C3 zeigen in Adobe Camera RAW 6.5 RC praktisch keine farbigen Störpixel. Zum guten und visuell angenehmen Rauschverhalten trägt auch die insgesamt geringe Korngröße der Störungen bei, sie bleibt in der Regel unter der kritischen Größe von 2,5 Pixeln. Ein Vergleich von parallel aufgezeichneten RAW- und JEPG-Daten zeigt ferner, dass die kamerainterne Rauschunterdrückung auf dem Teppich bleibt. Sie wahrt weitgehend die Balance zwischen Rauschminderung und Bilddetails, wenngleich sich letztere ab ISO 3.200 bei RAW-Aufnahmen doch etwas besser rekonstruieren lassen.
Kameras, die ein gutes Rauschverhalten zeigen, glänzen meist auch mit einer guten Eingangsdynamik. Die NEX-C3 macht hier keine Ausnahme. Bis ISO 1.600 verarbeitet sie einen Motivkontrast von nahezu elf Blendenstufen (EV), ein sehr gutes Ergebnis. Ähnlich gut ist das Bild beim Ausgabe-Tonwertumfang, hier wird die kritische Schwelle von nur noch 128 Tonwertstufen bei ISO 3.200 erreicht. Dass die Kamera bei hoher und höchster ISO-Empfindlichkeit Tonwerte nicht mehr so gut differenzieren kann, zeigt sich auch in der Praxis: High-ISO-Aufnahmen machen einen flachen und blutleeren Eindruck. Da hilft es auch nichts, dass Sony die Tonwertkurve eher knackig Richtung "dunkel" abgestimmt hat. Überhaupt wirken die Aufnahmen mit der NEX-C3 tendenziell etwas dunkel, insbesondere die Schattenzeichnung könnte noch besser sein. Dazu mag auch beitragen, dass die von NEX-C3 gesteuerten ISO-Empfindlichkeiten meist rund 0,3 EV unter dem jeweiligen Sollwert bleibt.
Bei der Farbwiedergabe macht die NEX-C3 eine gute Figur, sowohl im Labor als auch in der Praxis: Die Farbabweichungen sind im Mittel mit einem Wert von 6 Δab zwar messbar aber noch nicht wahrnehmbar. Korrespondierend dazu zeigen Aufnahmen mit der NEX-C3 recht neutrale Farben, wobei die Kamera zu einer etwas kräftigen Farbwiedergabe tendiert, insbesondere von Rot- und Cyantönen. Zudem kann die NEX-C3 bis ISO 3.200 Farben sehr fein differenzieren. Unterm Strich bleiben also in Sachen Bildqualität kaum Wünsche offen – solange man die Leistung der beiden Set-Objektive außer Acht lässt. Die Bildqualität der NEX-C3 liegt auf Augenhöhe mit aktuellen APS-C-DSLRs. Bis ISO 800 vermag sie selbst anspruchsvolle Fotografen zu befriedigen, bei ISO 1.600 sind die Aufnahmen immer noch richtig gut und selbst bei ISO 3.200 aufgenommene Fotos können sich sehen lassen. Hinzu kommt, dass die NEX-C3 auf Wunsch auch im RAW-Format aufzeichnet, experimentierfreudigen Fotografen stehen damit alle Möglichkeiten offen, die Bildergebnisse ganz nach Geschmack abzustimmen.
Fazit Gäbe es eine Auszeichnung für die Kamera mit der besten Bildqualität bezogen aufs Gehäusemaß, die Sony NEX-C3 dürfte sich diesen Lorbeerkranz sicherlich ums Haupt winden. Ihr neuer 16-Megapixel-Sensor leistet Beachtliches, im Alltag kann die Kamera bis zu hohen ISO 3.200 ohne Reue eingesetzt werden. Dabei ist die NEX-C3 wunderbar kompakt und leicht, auch die getesteten Set-Objektive erweisen sich als wahre Leichtgewichte. Musste die Vorgängerin sich noch heftige Kritik wegen ihres eigenwilligen, menülastigen Bedienkonzepts gefallen lassen, so hat Sony die Ergonomie nun mit gleich vier individuell belegbaren Tasten entscheidend verbessert. Allerdings bleibt es dabei, dass Motivautomatik und -programme praktisch keine Eingriffsmöglichkeiten bieten. Aber auch außerhalb dieser Automatik-Programme sind die Konfigurationsmöglichkeiten im Vergleich zu anderen Systemkameras begrenzt. Sony bleibt konsequent und will den Umsteiger von Kompaktkameras nicht zu viel zumuten. Dabei hat die NEX-C3 durchaus auch das Zeug, anspruchsvollen Fotografen zu gefallen. So bietet sie mit der Kantenmarkierung eine clevere Hilfe beim manuellen Fokussieren, dank ihres geringen Auflagemaßes lässt sich via Adapter eine Vielzahl auch älterer Objektive an der NEX-C3 verwenden. Das Angebot an aktuellen E-Mount-Objektiven ist indes weiterhin klein, die getesteten Set-Objektive können das volle Potential der der NEX-C3 nicht ausschöpfen. So empfiehlt sich auch der jüngste Spross der NEX-Familie vor allem für Umsteiger von einer Kompaktkamera, die mit der NEX-C3 eine deutlich bessere Bildqualität erhalten. Aber auch als professionelle Zweitkamera zu einer Alpha- oder gar Minolta-DSLR in Verbindung mit einem Objektivadapter weiß die NEX-C3 zu gefallen – wenn man ihr ihre etwas eingeschränkten Konfigurationsmöglichkeiten nachsieht.
Kurzbewertung
- Clevere Multishot-Programme (HDR, Rauschunterdrückung)
- Sehr leichtes, kompaktes Gehäuse
- Gegenüber Vorgängermodell deutlich verbesserte Ergonomie (aber zu kleine Tasten)
- Hervorragende Bildqualität (jedoch schlechte Abbildungsleistung der Set-Objektive)
- Videoaufnahme nicht in Full-HD
- Kein integriertes Blitzgerät (aber externer Miniblitz im Lieferumfang)
- Etwas eingeschränkte Konfigurationsmöglichkeiten
- Kurze Akkulaufzeit
Technische Daten
Modell |
Sony NEX-C3 |
Sensor |
CMOS APS-C 23,6 x 15,8 mm (Cropfaktor 1,5) 16,5 Megapixel (physikalisch), 16,2 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
4.912 x 3.264 (3:2) |
Video (max.) |
1.280 x 720 30p |
Objektivanschluss |
|
Monitor |
3,0" (7,5 cm), 0,922 Mio. Bildpunkte, nicht beweglich, kein Touchscreen |
Belichtungsmessung |
Integral-, Spot- und Matrix-/Mehrfeld-Messung (49 Felder) |
Belichtungsreihe |
automatisch, max. 3 Aufnahmen (0,3-0,7 EV Schrittweite), mit interner HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
nein |
eingebauter Blitz |
nein |
Blitzanschuh |
Sony NEX |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: HDMI-Ausgang Mini (Typ C) |
Serienbildfunktion |
max. 2,5 Bilder/s und max. 14 Aufnahmen in bester Qualität |
kürzeste Verschlusszeit |
1/4.000 s |
Autofokus |
ja |
Akkulaufzeit |
400 Aufnahmen gem. CIPA-Standard |
Speicher |
Speicherkartenfach 1: Memory Stick (Duo Pro), SD (SDHC, SDXC) |
Empfindlichkeit |
automatisch ISO 200 bis 1.600, manuell ISO 200 bis 12.800 |
Abmessungen |
110 x 60 x 33 mm (B x H x T) |
Gewicht |
283 g (betriebsbereit, ohne Objektiv) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/LVZMR (mit Preisvergleich) |