Spiegelreflexkamera, Systemkamera
Testbericht: Sony SLT Alpha 35
2011-09-11, aktualisiert 2012-01-23 Nicht einmal ein Jahr nachdem Sony mit der SLT Alpha 33 dem klassischen Schwingspiegel Ade gesagt hat, kommt nun mit der SLT Alpha 35 deren Nachfolgerin auf den Markt. Sie verzichtet wie alle SLT-Kameras auf einen optischen Sucher, das Sucherbild erscheint stattdessen in einem hochwertigen Videosucher oder auf dem rückwärtigen Display. Bei der ersten Generation der SLT-Kameras wollte dieses Konzept noch nicht völlig überzeugen. Die A35 konnte jetzt im ausführlichen Praxistest zeigen, ob Sony das SLT-Konzept inzwischen verbessert hat. Außerdem musste sich die A35 im Testlabor von digitalkamera.de auf Herz und Nieren prüfen lassen. (Martin Vieten)
Ergonomie und Verarbeitung Wer die Sony Alpha SLT Alpha 35 zum ersten Mal sieht, kann sie leicht für eine etwas groß geratene Bridge- oder Superzoom-Kamera halten. Für eine DSLR fällt ihr Gehäuse jedenfalls ausgesprochen kompakt und zierlich aus. Möglich wird dies, weil die A35 wie schon ihre Vorgängerin A33 keine DSLR-Kamera ist. Einen Schwingspiegel gibt es nicht mehr, demzufolge verzichtet die A35 auch auf einen optischen Sucher mit einem entsprechend ausgeprägten Dachkantprisma. Wie bei einer Bridgekamera gibt es einen elektronischen Sucher (EVF), der allerdings mit über einer Millionen Bildpunkten sehr fein auflöst. Verfechter eines klassischen DSLR-Suchers brauchen keine Bedenken haben, dass sich im EVF der A33 die Schärfe nicht hinreichend beurteilen ließe. Das Sucherbild ist sehr detailliert und vor allem heller als die in dieser Kameraklasse üblichen optischen Sucher. Nur bei Sonnenschein wirkt das Bild im Sucher dunkler als die Umgebung und zwingt das Auge eventuell zur Adaption. Wird die Kamera geschwenkt, zieht die Sucheranzeige etwas nach, kommt aber bereits nach einem Wimpernschlag wieder zum Stehen. Soweit ist der EVF also durchaus eine interessante und brauchbare Alternative zum herkömmlichen DSLR-Sucher – zumal der EVF eine recht gute Vorschau auf das Bildergebnis liefert, indem er auch Änderungen etwa der Belichtung, des Weißabgleichs etc. repräsentiert. Wie wir aber schon im Testbericht zur A33 bemängeln mussten (siehe weiterführende Links), ist auch bei der aktuellen A35 der Augenabstand des Sucherbildes zu gering. Brillenträger haben so keine Chance, die Anzeige zur Gänze zu überblicken. Vielmehr stellt sich trotz des nominell großen Suchers (1,1-fache Vergrößerung bezogen auf APS-C) das unangenehme Gefühl ein, in einen tiefen Schacht zu blicken, an dessen Ende sich das Sucherbild befindet. Hinzu kommt: Die eigentliche Anzeige im Sucher ist kleiner als die zur Verfügung stehenden Fläche. Deren Breite wird nur bei Aufnahmen im 16:9-Format ausgenutzt, im klassischen 3:2-Format wird das Sucherbild ringsum von einem schwarzen Rahmen eingefasst. Schade, dass Sony mit der neuen SLT-Generation nicht die Chance ergriffen hat, den EVF zu verbessern.
Dafür hat Sony sich um das rückwärtige Display gekümmert, leider nicht im Guten: Der hochauflösende Monitor (921.600 Bildpunkte) ist jetzt fest verbaut, das pfiffige Klapp-Schwenk-Drehscharnier der Vorgängerin hat Sony eingespart. Die damit einhergehende Komforteinbuße ist kaum akzeptabel für eine Kamera, die ganz auf ein elektronisch erzeugtes Sucherbild setzt. Davon abgesehen hat sich am Gehäuse kaum etwas getan. Es ist bei einer auf den ersten Blick einfachen und leichten Kunststoffkonstruktion geblieben, die aber robust genug ist, selbst beherztes Zupacken mit stoischer Ruhe über sich ergehen zu lassen. Und man packt durchaus gerne zu, denn die A35 liegt dank ihres ausgeprägten Handgriffs hervorragend in der Hand, sie lässt sich prima einhändig halten. Die wichtigsten Funktionstasten sind ergonomisch günstig angeordnet, sodass sie sich bei einer ans Auge gehobenen Kamera mühelos mit dem rechten Daumen oder Zeigefinger erreichen lassen. Das ist durchaus bedeutsam, denn im EVF erscheinen dieselben Anzeigen wie auf dem rückwärtigen Display, die Kamera muss also zur Konfiguration nicht abgesetzt werden.
Wie schon seit einiger Zeit bei den Alpha-Kameras von Sony üblich, lassen sich auch an der A35 die wichtigsten Befehle über eine Fn-Taste aufrufen und einstellen, ohne sich in die Tiefen des Hauptmenüs begeben zu müssen. Wird doch einmal der Gang in das Kameramenü nötig, fällt dank dessen klarer Gliederung die Orientierung leicht. An der A35 lässt sich jetzt zudem vorgeben, ob beim Sprung ins Hauptmenü der zuletzt gewählte Menüpunkt erscheinen soll oder der erste Menüeintrag. Zur direkten Anwahl von Bildmodus (Einzel- oder Serienbild), ISO-Zahl oder Weißabgleichvorgaben dienen drei Positionen auf der Vierwege-Wippe. Auf der Kameraoberseite gibt es eine vierte Taste, die Sony standardmäßig mit der D-Range-Funktion belegt hat. Ihr lässt sich bei der A35 aber auch eine andere Funktion zuweisen, etwa die Wahl des AF-Modus oder die Gesichtserkennung. Diese praktische Neuerung kann übrigens bei der A33/A55 per Firmware-Update nachgerüstet werden. Die Grundfunktionen der Kamera werden mit einem griffigen Wählrad links oben gewählt. Für den Zeigefinger gibt es ein Drehrad griffgünstig unterhalb des Auslösers. Weitere Tasten dienen zur Belichtungskompensation, den Messwertspeicher oder zum Aktivieren des Autofokus.
Sogar an eine Abblendtaste hat Sony gedacht. Ihre Wirkung zeigt sich im EVF übrigens, ohne dass das Sucherbild abgedunkelt wird – ein weiterer Pluspunkt für den elektronischen Sucher. Neu bei der A35: Der EVF kann jetzt so konfiguriert werden, dass er nur das Sucherbild, aber keine weiteren Informationen anzeigt. Die erscheinen in diesem Fall erst dann, wenn der Auslöser angetippt wird – eine empfehlenswerte Einstellung für alle, die eine überfrachtete Sucheranzeige stört.
Das aus massivem Metall gefertigte Stativgewinde hat Sony ordentlich in der optischen Achse platziert. Akku- und Speicherkartenfach liegen weit genug davon entfernt, sodass Energiespender und Speicherkarte auch bei angesetzter Wechselplatte zugänglich bleiben. Verbessert hat Sony die Akkulaufzeit der A35, der unverändert von der Vorgängerin übernommene Akku hält nun für rund 440 Aufnahmen (Messung nach CIPA-Standard) gegenüber mageren 340 Fotos bei der A33.
Ausstattung Sieht man einmal von dem nicht mehr beweglichen Display ab, hat Sony an der äußeren Hülle der A35 gegenüber der Vorgängerin wenig geändert. Wie aber sieht es unter deren Kleid aus? Um es kurz zu machen: Auch beim Funktionsumfang gibt es wenig Neuerungen. Hinzugekommen sind ein paar nette Spielereien, in Gestalt von elf Bildeffekten wie "Spielzeugkamera", "Highkey" oder "Teilfarbe" (Color-Keying). Der eine oder andere wird es sicherlich begrüßen, dass sich nun auch ohne Bildbearbeitungsprogramm zunächst interessante Effekte schon direkt bei der Aufnahme erzielen lassen. Da man dabei jedoch auf Gedeih und Verderb der Automatik ausgeliefert ist, nutzt sich die immer gleiche Wirkung der Effekte andererseits recht schnell ab, Eingriffsmöglichkeiten in die Bildeffekte gibt es nicht. Für Fotografen, die ohne viel Federlesen ein ansprechendes Bild aufnehmen möchten, hält die A35 eine Reihe von Automatikfunktionen bereit. So erlauben es acht Motivprogramme, die Kamera sehr schnell auf eine gängige Aufnahmesituation wie "Landschaft" oder "Portrait" einzustellen.
Ist die A35 in den "Auto+"-Modus geschaltet, wählt sie das geeignete Programm sogar vollautomatisch. Acht Programme mögen dabei auf den ersten Blick etwas wenig erscheinen, bieten andere Hersteller doch dutzende an Motiv-Programmen. In der Praxis reichen diese Konfigurationsmöglichkeiten jedoch völlig, zumal die A35 noch einige Spezialitäten bietet. Dazu gehören etwa Gesichts- und Lächelerkennung, zumal beide Funktionen nicht an die Wahl eines bestimmten Motivprogramms gebunden sind. Ferner gibt es mit der "Multiframe Noise Reduction" und der HDR-Funktion zwei weitere Spezialfunktionen, die das Einsatzspektrum der Kamera auf clevere Weise erweitern. Beide Funktionen basieren auf der mehrfachen Aufnahme eines Motivs. Die Multiframe-Rauschreduktion nimmt bis zu sechs Bilder auf, die sie trickreich derart miteinander verrechnet, dass Bildrauschen deutlich geringer ausfällt als in den Einzelaufnahmen. Bei der HDR-Funktion sind es drei Aufnahmen, die unterschiedlich belichtet werden. Auf diese Weise bändigt die Kamera auch sehr hohe Kontraste, man erhält also Fotos, in denen von den dunkelsten Tiefen bis zu den hellsten Lichtern alles perfekt durchgezeichnet ist. Anders als bei den NEX-Kameras lässt sich die Multishot-Rauschunterdrückung mit der A35 bei jeder ISO-Stufe nutzen und ist auch nicht an ein spezielles Aufnahmeprogramm gebunden.
Wer sich bei Bildgestaltung und Aufnahme nicht auf die Automatiken der Kamera verlassen möchte, dem bietet die A35 im Wesentlichen dieselben Funktionen wie schon ihre Vorgängerin: Die Belichtung lässt sich halbautomatisch oder manuell steuern, die Blitzfunktion ist recht ausgereift – unter anderem gibt es die Möglichkeit zur drahtlosen Ansteuerung geeigneter Systemblitze. Sehr vielseitig zeigen sich auch die Möglichkeiten zur Konfiguration des Weißabgleichs. Hier ist neu die Möglichkeit hinzugekommen, zur eingestellten Farbtemperatur den Grün- oder Magenta-Anteil justieren zu können. Nicht so anpassungsfreudig zeigt sich indes die ISO-Automatik, sie ist fest auf den Bereich von ISO 100-1.600 fixiert. Fokus und Belichtung lassen sich getrennt voneinander speichern, die A35 nimmt auf Wunsch Belichtungsreihen auf, Belichtung und Blitzleistung können separat korrigiert werden. Somit empfiehlt sich die A35 durchaus auch für anspruchsvolle Fotografen. Sie wird zudem freuen, dass die Kamera auch einen Anschluss für einen klassischen Kabelfernauslöser besitzt. Zudem bietet die A35 eine Klinkenbuchse zum Anschluss eines externen Mikrofons (für hochwertige Filmton-Aufnahmen), mit einem TV-Gerät oder Monitor nimmt sie via HDMI-Kabel Kontakt auf.
Recht einzigartig und fortschrittlich sind weiterhin die Videofähigkeiten von Sony SLT-Kameras: Bei ihnen kann der schnelle Phasen-Autofokus – anders als bei herkömmlichen DSLRs – auch bei Filmaufnahmen scharf stellen. Hier macht die A35 keine Ausnahme, in den Videoaufnahmen ist kaum das gefürchtete Fokuspumpen auszumachen, das so typisch für einen Kontrast-AF via Hauptsensor ist. Einen kleinen Haken hat diese Technik indes doch: Ist der Nachführ-AF während der Filmaufnahme aktiv, wird die Blende fest auf F3.5 eingestellt, beziehungsweise auf die maximal verfügbare Blendenöffnung. Wer für Videos mit hoher Schärfentiefe abblendet, kann während der Filmaufnahme den Fokus nicht mehr nachführen lassen. Dafür entschädigt die A35 mit einem Bildstabilisator via Sensor-Shift, der mit praktisch allen Objektiven funktioniert. Allerdings sirrt der Stabilisator deutlich vernehmbar, bei leiser Umgebung findet sich das Geräusch auch auf der Tonspur des Videos wieder. Und noch einen Nachteil bringt die Bildstabilisation via Sensor-Shift mit sich: Sie ist energiehungrig und erzeugt viel Abwärme. Schon bei 30 °C Umgebungstemperatur sinkt die maximal mögliche Aufnahmezeit laut Sony auf 14 Minuten. Danach braucht die Kamera eine Pause von mehreren Minuten um abzukühlen. Trotz dieser kleinen Einschränkungen sind die Videofähigkeiten der A35 insgesamt sehr gut, zumal sie in Full-HD aufzeichnet und im platzsparenden AVCHD-Format speichert. Nur beim Videoton hat Sony etwas gespart, er lässt sich weder manuell aussteuern, noch gibt es einen elektronischen Windfilter für das Stereomikrofon der A35.
Die A35 bietet im Highspeed-Modus eine rasante Serienbildgeschwindigkeit von bis zu 7,2 Fotos pro Sekunde (fps), wobei Schärfe und Belichtung auf Wunsch für jede Aufnahme nachgeführt werden. Doch Sony hat bei der A35 im Vergleich zur Vorgängerin den Hochgeschwindigkeitsmodus deutlich eingeschränkt: Bei der "Serienaufnahme mit hoher Geschwindigkeit" nimmt die A35 nicht den kompletten Bildausschnitt auf, sondern beschneidet die Aufnahmen auf etwas mehr als acht Megapixel. Die Brennweite verlängert sich damit scheinbar um den Faktor 1,4. Hochgeschwindigkeits-Serien in RAW, die mit der A33 problemlos möglich waren, verweigert die aktuelle A35.
Wenn die A35 bei Highspeed-Serien den Fokus automatisch nachführen soll, gibt sie ISO-Empfindlichkeit und Blende fest vor, beides lässt sich vom Fotografen nicht mehr beeinflussen. Die Kamera wählt jetzt wie bei der Videoaufnahme F3.5 beziehungsweise die größte Blende des verwendeten Objektivs. Sind Serienaufnahmen mit großer Schärfentiefe gewünscht und blendet man daher entsprechend ab, fixiert die A35 den Fokus auf das erste Bild der Serie. Grund für diese eigentümlichen Beschränkungen ist die Blendensteuerung der Sony-A-Objektive, die noch auf das Design der Minolta-AF-Objektive aus dem Jahre 1985 zurückgeht. Die Objektive können zuverlässig nur mit einer maximalen Frequenz von 5,5 fps zwischen Offen- und Arbeitsblende umschalten. Der Autofokus benötigt aber mindestens eine Lichtstärke von F5.6 für die Schärfenachführung; wird weiter abgeblendet, kann die Blende für den AF nicht mehr schnell genug geöffnet werden, sobald die Bildfrequenz 5,5 fps übersteigt.
Ohne die lästigen Beschränkungen des Highspeed-Modus kommt der herkömmliche Serienbildmodus der A35 aus. Laut Sony geht die Kamera hier mit 5 fps immer noch sehr flott zu Werke. Im Test erlebten wir dann aber eine faustdicke Überraschung: Die A35 sprintete noch schneller, im RAW-Modus erreichte sie eine Geschwindigkeit von 6,7 fps, bei JPEG-Aufnahmen waren es immer noch rasante 6,3 fps. Offenbar spornen die Testbedingungen von digitalkamera.de die A35 zu dieser Höchstleistung an, wir messen stets bei manueller Belichtungssteuerung und ohne Autofokus. Nach elf JEPG-Fotos beziehungsweise acht RAW-Aufnahmen war bei dieser Schussfahrt der Puffer voll, danach geht’s deutlich gemächlicher weiter: Im RAW-Modus mit nur noch einer Aufnahme alle zwei Sekunden, bei JPEG mit knapp 1 fps.
Objektiv Sony bietet die A35 gleich mit zwei verschiedenen Objektiven im Set an: Zum einen zusammen mit dem Standardzoom SAL 18-55/3.5-5.6, mit einem kleinbildäquivalenten Brennweitenbereich von 27 bis 82 Millimeter. Als zweite Option gibt es das "Double-Kit", bei dem zusätzlich zum Standardzoom noch das Telezoom 55-200/4-5.6 im Karton liegt. Wir hatten beide Objektive gemeinsam mit der A35 im Praxiseinsatz, zudem mussten die Set-Objektive im Testlabor von digitalkamera.de zeigen, zu welcher Leistung sie im Stande sind (siehe Abschnitt "Bildqualität"). Beide Objektive sind komplett in einer Hülle aus Kunststoff gefasst, das gilt auch für deren Bajonett. Der Verzicht auf eine Metallfassung wirkt sich günstig auf das Gewicht der Optiken aus, das SAL 1855 wiegt beispielsweise gerade einmal rund 220 Gramm. Beide Objektive sind mit einem schmalen Fokusring ausgestattet, der sehr griffig gummiert ist. Für den Fokusantrieb sorgt jeweils ein integrierter Motor, der allerdings nicht ganz lautlos arbeitet – in Filmaufnahmen wird eine Fokusänderung bisweilen hörbar. Im Zusammenspiel mit dem AF-Modul der A35 fokussiert das SAL 1855 flott, die Auslöseverzögerung inklusive Scharfstellen beträgt gerade einmal ca. 0,3 Sekunden.
Das Autofokus-System der A35 bietet Klassenübliches: Es basiert auf 15 AF-Sensoren, drei davon sind als besonders empfindliche Kreuzsensoren ausgelegt. Auf Wunsch lässt sich jedes Messfeld einzeln ansteuern – das ist praktisch, wenn sich das Hauptmotiv nicht im Bildzentrum befindet. Gesichts- und Lächelerkennung sorgen bei der A35 auf Wunsch dafür, dass die Kamera automatisch auf ein freundliches Gesicht im Bildausschnitt scharf stellt. Die Lächelerkennung nimmt es dabei sehr genau – erkennt sie kein Lächeln, kann auch nicht ausgelöst werden. Das manuelle Fokussieren erleichtert die Kamera mit einer flexibel konfigurierbaren Fokuslupe. Schade nur, dass sich diese nicht wie bei der NEX-C3 automatisch einschaltet, sobald man am Fokusring dreht. Die AF-Indikatoren zeigen beim Scharfstellen von Hand an, auf welchen Motivpartien die Fokusebene liegt.
Wie im Alpha-System von Sony üblich, sind die Objektive nicht stabilisiert. Als Verwacklungsschutz kommt bei der A35 das Sensor-Shift-Verfahren zum Einsatz: Ein beweglicher gelagerter Sensor gleicht im Verein mit einer entsprechenden Steuereinheit Verwacklungen aus. Vorteil dieses Systems: Es funktioniert mit allen angesetzten Objektiven. Und weil bei der A35 der Aufnahmesensor auch das Sucherbild erzeugt, wird dieses gleich mit stabilisiert.
Bildqualität Sony stattet die A35 mit einem APS-C-Sensor aus, der es bei 16 Megapixeln Auflösung bereits zu einer beachtlichen Pixeldichte bringt. Je dichter die einzelnen Fotozellen indes gepackt sind und je kleiner damit die einzelnen Zellen werden, desto mehr nimmt prinzipiell ihre Lichtempfindlichkeit ab. Zudem steigen die Anforderungen an die Optik, wenn die Sensorauflösung zunimmt, die Sensorfläche hingegen nicht. Das SLT-Konzept von Sony muss zusätzlich noch eine weitere Hürde nehmen: Der feststehende Spiegel zweigt permanent rund 30 Prozent oder ca. 0,5 EV des einfallenden Lichts für die AF-Sensoren ab. Ist zum Beispiel am Objektiv Blende 5,6 vorgewählt, erhält der Bildsensor der A35 also nur eine Lichtmenge, die Blende 6,7 entspricht. Wie die A35 sich mit diesem Handicap schlägt und welche Bildqualität man von ihr erwarten kann, haben wir ausführlich im neuen Testlabor von digitalkamera.de sowie im ausgedehnten Praxiseinsatz untersucht. Das ausführliche, kommentierte Testprotokoll kann gegen ein kleines Entgelt abgerufen werden (siehe weiterführende Links).
Die beiden Set-Objektive schlagen sich in Sachen Auflösung überraschend gut am 16-Megapixel-Sensor der A35. Nicht gerade bei Offenblende – aber ab Blende 8 ist die Welt mit einer Auflösung von knapp 40 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) in Ordnung. Nur das Telezoom schwächelt am langen Ende etwas, insbesondere zu den Bildrändern hin. Beide Kit-Objektive haben eine etwas ausgeprägte Neigung zu chromatischen Aberrationen (Farbsäume an Kontrastkanten), die jedoch angesichts deren günstigen Preise noch akzeptabel sind. Weniger schön ist, dass das SAL 55200 schon bei 100 Millimeter sehr stark kissenförmig verzeichnet. Das SAL 1855 zeigt hingegen am kurzen Ende deutliche tonnenförmige Verzeichnungen, was aber für ein Standardzoom nicht so ungewöhnlich ist. Insgesamt ist dessen Abbildungsleistung an der A35 deutlich besser als das des vergleichbaren SEL 1855 an der NEX-C3, die wir ebenfalls in diesen Tagen getestet haben (siehe weiterführende Links).
Bis zu hohe ISO 12.800 beträgt die Empfindlichkeit der A35, die Multiframe-Rauschunterdrückung erlaubt gar ISO 25.600. Da der feststehende Spiegel rund 0,5 EV Licht schluckt, muss die Kamera intern die Empfindlichkeit eine halbe ISO-Stufe höher wählen als vorgegeben, also etwa ISO 9.600, wenn ISO 6.400 eingestellt sind. Das sind nicht gerade ideale Voraussetzungen für rauschfreie Bilder, doch die A35 meistert diese Hürde mühelos. Zwar erreicht der Signal-Rauchabstand bereits bei rund ISO 800 die kritische Grenze von 35 dB, Luminanzrauschen beginnt aber erst jenseits der ISO 1.600 leicht zu stören. Hervorragend hat Sony das Farbrauschen im Griff, selbst bei maximalen ISO 12.800 sind praktisch keine farbigen Störpixel auszumachen. Auch die Korngröße des Rauschens bleibt bis ISO 6.400 im grünen Bereich.
Sinkt der Signal-Rauschabstand, ohne dass im selben Maße das Rauschen zunimmt, ist das ein klares Indiz, dass die Kamerasoftware den Störungen zu Leibe rückt. Diese Rauschunterdrückung wirkt sich in der Regel negativ auf die Detailschärfe aus, auch auf die Eingangsdynamik hat sie oftmals keinen guten Einfluss. Sony hat indes die Rauschunterdrückung an der A35 sehr gut abgestimmt. Zwar nimmt die Texturschärfe bereits jenseits von ISO 400 ab, sinkt aber mit zunehmender Empfindlichkeit nur gemächlich. Sichtbar wird der Detail- und Schärfeverlust erst ab ISO 3.200, wird aber nie so stark, dass die Aufnahmen wächsern oder glattgebügelt wirken.
Wie gut Sony die Balance zwischen Rauschunterdrückung und Bilddetails bei der A35 wahrt, offenbart sich beim Vergleich parallel aufgezeichneter JPEG- und RAW-Aufnahmen: Den RAW-Dateien ließen sich in Adobe Camera Raw 6.5 RC nur unter Mühen mehr Details entlocken als ihren JPEG-Pendants. Auch bei der Eingangsdynamik – schon seit jeher eine Domäne der Sony-Sensoren – zeigt sich die A35 von ihrer besten Seite: Bis ISO 400 verarbeitet sie Motivkontraste von mehr als 11 EV, ein exzellenter Wert. Erst ab ISO 3.200 sinkt die Eingangsdynamik knapp unter immer noch sehr gute 10 EV. Nicht ganz so wacker schlägt sich die A35 beim Ausgangs-Tonwertumfang, bereits ab ISO 1.600 differenziert sie nur noch rund 128 von theoretisch möglichen 256 Graustufen. Mit der Farbwiedergabe hält es die Kamera ebenfalls nicht ganz so genau, sie hat tendenziell ein Faible für etwas kräftige Farben. Auch die Tonwertkurve ist eher knackig abgestimmt. Insgesamt kann die Bildqualität der A35 voll und ganz überzeugen. Sie liefert bis hinauf zu hohen ISO 6.400 blitzsaubere Fotos, mit etwas betonten Farben und Mitteltonkontrasten. Wer allerdings bis zum Bildrand hin scharfe und detailreiche Aufnahmen wünscht, sollte der Kamera höherwertige Gläser gönnen als die beiden Set-Objektive.
Fazit Die Alpha SLT Alpha 35 hinterlässt einen etwas zwiespältigen Eindruck. Ihr Bildsensor spielt auf höchstem Niveau, die interne Bildaufbereitung hat Sony sehr gut abgestimmt. So gut sogar, dass sich die Aufzeichnung im RAW-Format meist nicht lohnt. Die beiden Set-Objektive haben da etwas Mühe, das Potential des Sensors auszuschöpfen – angesichts ihres günstigen Preises geht deren Leistung aber in Ordnung. Für eine Kamera der unteren Mittelklasse gibt es auch am Ausstattungs- und Funktionsumfang der A35 nichts zu mäkeln. Sie reagiert sehr zügig, der Autofokus arbeitet schnell. Gegenüber der Vorgängerin hat Sony allerdings die Hochgeschwindigkeits-Serienaufnahme derart beschnitten, dass sie für ernsthafte Fotografien kaum noch zu gebrauchen ist. Weitaus ärgerlicher ist jedoch, dass Sony das hervorragende Display bei der A35 jetzt fest montiert hat, klappen oder gar schwenken lässt es sich nicht mehr. Dieser Nachteil wiegt umso schwerer, da es beim elektronischen Sucher keine Fortschritte gibt. Zwar ist das Sucherbild meist ausreichend hell und detailreich, aber die Austrittspupille liegt weiterhin derart tief im Schacht, dass es sich von Brillenträgern nicht gänzlich überblicken lässt. Von diesem wichtigen Punkt abgesehen, ist die Ergonomie der A35 gut. Das Gehäuse ist leicht und Kompakt, es liegt sicher in der Hand. Die wichtigsten Funktionen lassen sich schnell erreichen, für den weniger versierten Fotografen gibt es sinnvolle Automatik-Funktionen. Wer mit den Einschränkungen des EVFs und dem fest verbauten Display leben kann, bekommt mit der A35 eine schnelle Kamera, die eine hervorragende Bildqualität liefert.
Kurzbewertung
- Clevere Mehrfachaufnahme-Funktionen
- Hohe Serienbild- und Reaktionsgeschwindigkeit
- Leichtes, kompaktes Gehäuse
- Hervorragende Bildqualität (mit Set-Objektiven aber gerade noch gut)
- Autofokus-Nachführung bei Videos und Highspeed-Bildserien nur bei Ofenblende
- Eingeschränkter Sucherkomfort durch tiefliegende Austrittspupille
- Highspeed-Serien nur noch bei verminderter Auflösung
- Starres Display (nicht mehr klapp- und schwenkbar)
Technische Daten
Modell |
Sony Alpha SLT-A35 |
Sensor |
CMOS APS-C 23,6 x 15,8 mm (Cropfaktor 1,5) 16,5 Megapixel (physikalisch), 16,2 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
4.912 x 3.264 (3:2) |
Video (max.) |
1.920 x 1.080 50p |
Objektivanschluss |
|
Sucher |
vorhanden |
Monitor |
3,0", 0,922 Mio. Bildpunkte |
Belichtungsmessung |
Integral-, Spot- und Matrix-/Mehrfeld-Messung |
Belichtungsreihe |
automatisch, max. 3 Aufnahmen (0,3-0,7 EV Schrittweite), mit interner HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
Sensor-Shift (optisch) |
eingebauter Blitz |
ja |
Blitzanschuh |
Sony Alpha (auch Minolta) |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: ja |
GPS |
intern |
Serienbildfunktion |
max. 5,5 Bilder/s und max. 6 Aufnahmen in bester Qualität |
kürzeste Verschlusszeit |
1/4.000 s |
Autofokus |
Phasenvergleich |
Speicher |
Speicherkartenfach 1: SD, Memory Stick |
Empfindlichkeit |
automatisch ISO 100 bis 1.600, manuell ISO 100 bis 12.800 |
Abmessungen |
124 x 92 x 85 mm (B x H x T) |
Gewicht |
473 g (betriebsbereit, ohne Objektiv) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/PM2FX (mit Preisvergleich) |