Zur Serienbildfunktion gibt es auch nicht viel Positives zu berichten. Sie erreicht knapp fünf Bilder pro Sekunde, allerdings bricht die Geschwindigkeit bereits nach sechs JPEG-Aufnahmen oder vier Raw-Aufnahmen auf kaum mehr als ein Bild pro Sekunde ein. Der Pufferspeicher ist also winzig. Apropos JPEG und Raw: Beides gleichzeitig kann nicht aufgezeichnet werden, aber immerhin kommt das universelle Rohdatenformat DNG zum Einsatz.
Vielleicht sieht es bei der Videofunktion besser aus? Immerhin filmt die Yi M1 maximal in 4K-Auflösung mit immerhin 30 Bildern pro Sekunde. In Full-HD sind sogar 60 Bilder pro Sekunde möglich, in VGA sogar 240. Wer möchte, kann in 4:3 statt 16:9 filmen, und das nicht nur in VGA-Auflösung (640 x 480), sondern auch in 2K (2.048 x 1.536). Ein elektronischer Bildstabilisator steht bis maximal zur 2K-Auflösung zur Verfügung, frisst jedoch einen Teil des Bildausschnitts. In 4K gehen, obwohl ohne Bildstabilisierung, ebenfalls nicht nur oben und unten, sondern auch rechts und links Bildteile verloren. Ohne Bildbeschnitt filmt man nur in 2K und VGA jeweils ohne Bildstabilisator, die 16:9-Auflösungen beschneiden ohne Bildstabilisator nur oben und unten das Bild (außer in 4K). Leider sieht man vor dem Beginn der Aufnahme nicht, wie das Bild beschnitten werden wird, so dass man hier lieber großzügig agieren sollte. Der AF-C funktioniert übrigens weniger gut, hier ist ein deutliches Rattern des Schrittmotors der Objektive zu vernehmen, besonders schnell arbeitet der C-AF im Video ohnehin nicht.
Als smarte Kamera bietet die Yi M1 neben WLAN auch Bluetooth an, jedoch fehlt NFC zur einfachen Verbindung. Um die 16 Megabyte große Android-App (es gibt auch eine App für iPhones) leichter finden zu können, blendet die M1 im Verbindungsmenü einen QR-Code ein. Nach dem Start der App kann diese per Bluetooth nach der Kamera suchen und sich automatisch verbinden, anschließend erfolgt auch die WLAN-Verbindung automatisch, ohne irgendwelche Daten eingeben zu müssen. Die App ist übrigens in der internationalen Einstellung gemischt Deutsch und Englisch, wer möchte, kann sie aber auch auf Chinesisch umschalten. Die App bietet zahlreiche weitere Motivvorlagen, die auf die Kamera übertragen werden können. Zudem lassen sich mit der App Fotos von der Kamera auf das Smartphone übertragen, jedoch nur, wenn diese in JPEG aufgenommen wurden. Weder Raw-Aufnahmen noch Videos können übertragen werden. Die Yi M1 erlaubt sogar Firmwareupdates via App. Bei der Verbindung wird automatisch geprüft, ob die Kamerafirmware aktuell ist. Es gibt jedoch weder eine GPS-Anbindung noch eine Fernsteuermöglichkeit der Kamera von der App aus. Hier liegt also durchaus noch einiges Potential brach.
Der Wiedergabemodus der Kamera ist wieder gewohnt spartanisch. Man kann die Bilder betrachten, per Wischgeste durch die Bilder blättern sowie eine Indexanzeige und sogar eine Informationsanzeige inklusive Helligkeitshistogramm aktivieren. Auch ein Zoomen in die Bilder ist möglich und sie werden je nach Kameraausrichtung gedreht. Es gibt jedoch keinerlei Bildbearbeitungsmöglichkeiten, nur ein Löschen ist möglich. Videos lassen sich selbstverständlich abspielen.
Das 12-40 mm Setobjektiv der Yi M1 besitzt einen Einfahrmechanismus, wirklich kompakt wird es dadurch für den Trransport aber auch nicht. [Foto: MediaNord]
Der Griff der Yi M1 ist nur relativ gering ausgeprägt, besitzt aber eine gummierte Belederung, die allerdings gerne etwas rutschfester sein dürfte. [Foto: MediaNord]
Bildqualität
An der Yi M1 gibt es also durchaus einiges zu kritisieren. Vielleicht sieht es bei der Bildqualität besser aus? Immerhin kommt ein 20 Megapixel auflösender Four-Thirds-Sensor zum Einsatz, der mit 17,3 mal 13 Millimeter eine ordentliche Größe besitzt. Der 20-Megapixel-Sensor entspricht der neuesten Generation, die Auflösung bekommt man bei Panasonic und Olympus bisher nur in den teuren Spitzenmodellen. In unserem Testlabor musste die Yi M1 sowohl mit dem 12-40mm-Setobjektiv, als auch mit der lichtstarken Festbrennweite 42,5 mm F1.8 ihre Bildqualität unter Beweis stellen. Die detaillierten Laborergebnisse sind wie üblich kostenpflichtig über die weiterführenden Links abrufbar. Die Einzeltests der beiden Objektive gibt es bereits für jeweils 50 Cent, der Labortest der M1 mit dem 12-40 mm kostet 1,40 Euro. Außerdem bieten wir Prepaid-Flatrates bereits ab umgerechnet 2,08 Euro monatlich an. Selbst wenn Sie sich nicht primär für den Labortest interessieren, uns aber dennoch bei den kostenlosen Tests wie diesem hier finanziell unterstützen möchten, können Sie dies ebenfalls via Labortestkauf tun, denn die Einnahmen landen (abzüglich Steuer und Gebühr für den Zahlungsdienst) komplett bei uns.
Bereits bei der Schärfemessung auf einem 20 mal 30 Zentimeter entsprechenden Ausdruck zeigen sich beim 12-40 Millimeter Zoomobjektiv deutlich Schwächen. Vor allem im Weitwinkel, aber auch bei mittlerer Brennweite ist das Objektiv nicht bis an den Bildrand scharf. Die Auflösungsmessung bei 50 Prozent Kantenkontrast zeigt das ganze Ausmaß: Während die Auflösung in der Bildmitte bei Offenblende erstaunlich hohe 65 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm) erreicht, sind es am Bildrand mit kaum 22 lp/mm weniger als ein Drittel davon. Selbst auf F8 abgeblendet, wo die Randauflösung mit 38 lp/mm ihr Maximum erreicht, gibt es immer noch 40 Prozent Randauflösungsabfall zu beklagen. Bei mittlerer Brennweite von 44 Millimetern entsprechend Kleinbild sieht es nicht viel besser aus, hier liegt der Randabfall zwischen 56 und 34 Prozent. Nur in Telestellung erreicht das Objektiv, zumindest bei F8, eine sehr hohe Randauflösung, die sogar fast an die Auflösung im Bildzentrum heranreicht. Hinzu gesellen sich eine sichtbare, teilweise wellenförmige Verzeichnung sowie im Maximum (zum Bildrand hin) gut sichtbare Farbsäume. Einzig die Randabdunklung ist gering. Das 12-40 mm ist damit das wohl schlechteste Setobjektiv im gesamten Micro-Four-Thirds-System.
Das 42,5 mm F1.8 hingegen sticht ausgesprochen positiv hervor. Im 20 mal 30 Zentimeter Äquivalent ist gar kein Schärfeabfall zu sehen. Der absolute Randabfall der Auflösung beträgt zwar auch hier 40 Prozent (bei Offenblende), abgeblendet jedoch sinkt er auf knapp 15 Prozent. Bereits bei Offenblende liegt die Zentrumsauflösung deutlich über 60 lp/mm und erreicht im Maximum sogar 67 lp/mm. Der Bildrand zieht aber auch auf bis zu 56 lp/mm nach und erreicht damit ebenfalls sehr gute Auflösungswerte. Randabdunklung, Verzeichnung und Farbsäume sind allesamt auf sehr niedrigem Niveau. Das 42,5 mm F1.8 überflügelt sogar unseren bisherigen Preis-Leistungstipp Olympus 45 mm F1.8 und ist ein hervorragendes Porträtobjektiv. Sahne im Joghurtbecher sozusagen, denn das Objektiv selbst wirkt doch etwas billig, wie bereits eingangs erwähnt. Vielleicht überlegt Yi Technology sich ja noch, das Objektiv auch einzeln zu verkaufen, mancher Micro-Four-Thirds-Fotograf mit schmalem Budget würde sich sicherlich darüber freuen, auch wenn das Objektiv beispielsweise an der Olympus OM-D E-M10 mangels Objektivring keine manuelle Fokussierung unterstützt.
Dass die Yi M1 eine so hohe Auflösung erreicht, liegt jedoch nicht am 20-Megapixel-Sensor allein, sondern auch an der kräftigen Scharfzeichnung, die leider entsprechende Schärfeartefakte nach sich zieht. Außerdem ist es natürlich interessant, wie sich die Detailauflösung und das Rauschen bei anderen Empfindlichkeiten als der Basis-Empfindlichkeit ISO 200 verhalten. Der Signal-Rauschabstand hält sich bis einschließlich ISO 400 im guten Bereich von über 40 dB und unterschreitet erst oberhalb von ISO 3.200 die kritische Marke von 35 dB. Sowohl das Helligkeitsrauschen, das sich allenfalls ab ISO 6.400 leicht zeigt, als auch das Farbrauschen hat die Kamera gut im Griff. Allerdings sorgt die kräftige Rauschunterdrückung bereits ab ISO 400 für einen gut messbaren Rückgang der Details. Bis ISO 800 sind die Bilder aber noch scharf. Bei ISO 1.600 sind sie zwar etwas weicher, aber noch brauchbar, ab ISO 3.200 gehen jedoch viele Details verloren und die Bilder wirken weich und detailarm. Bei den beiden höchsten Empfindlichkeiten von ISO 12.800 und 25.600 zeigen die Bilder zudem einen nicht zu übersehenden Grünstich.
Die Eingangsdynamik ist bei niedrigen Empfindlichkeiten ebenfalls äußerst gut. Bei ISO 200 wird gar ein Dynamikumfang von über zwölf Blendenstufen erreicht, bis ISO 800 sind es über elf Blendenstufen und bei ISO 1.600 noch deutlich über zehn. Bei ISO 3.200 bricht der Dynamikumfang jedoch deutlich auf nur noch knapp über neun Blendenstufen ein. Die Tonwertkurve verläuft deutlich, aber nicht übertrieben angesteilt, so dass die Yi M1 knackige Kontraste in mittleren Helligkeitsbereichen liefert. Der Ausgangs-Tonwertumfang ist ebenfalls gut, vor allem bei niedrigen Empfindlichkeiten. Bis ISO 400 werden über 220 von 256 möglichen Helligkeitsabstufungen ausgenutzt, bis ISO 1.600 ist der Wert mit über 160 Stufen im grünen Bereich. Bei ISO 6.400 und darüber hingegen werden nur noch weniger als einhundert Helligkeitsstufen differenziert.
Die Yi M1 besitzt einen 17,3 mal 13 Millimeter großen Micro-Four-Thirds-Sensor mit einer stattlichen Auflösung von 20 Megapixeln, wie sie nur die Flaggschiffmodelle von Olympus und Panasonic bieten. [Foto: MediaNord]
Die Speicherkarte bei der Yi M1 wird seitlich entnommen. Das Fach lässt sich aber nur mit dem Fingernagel gut öffnen. [Foto: MediaNord]
Mangels manueller Einstellung lässt die Weißabgleichsgenauigkeit arg zu wünschen übrig, zumal die Yi M1 mit unserem Halogen-Laborlicht, das mit Tageslichtfiltern versehen ist, nicht gut klarkam. Entsprechend ist die Farbtreue, trotz Herausrechnung der Weißabgleichsabweichung, nicht besonders gut. So sind viele Farben verschoben, teilweise sogar gegensätzlich. Orange ist etwa zu gelblich, Gelb zu grünlich, Grün jedoch wiederum zu gelblich und Lila eher magentastichig. Dies gilt aber nur im Labor. In der Praxis gibt es an der Farbwiedergabe nichts auszusetzen. Die tatsächliche Farbtiefe jedenfalls ist wieder äußerst hoch, selbst bis ISO 3.200 werden über vier Millionen Farbabstufungen differenziert und sogar bei höchster Empfindlichkeit sind es trotz des Grünstichs noch über zwei Millionen. Insgesamt bietet die Yi M1 also vor allem bei niedrigen ISO-Empfindlichkeiten eine ausgesprochen hohe Bildqualität, die jedoch ab ISO 1.600 nicht mehr mit der Konkurrenz mithalten kann. Gewieften Bildbearbeitern dürfte hier aber das Raw-Format helfen, um auch bei hohen Empfindlichkeiten gute Ergebnisse zu erzielen.
Fazit
Die Yi Technology M1 ist eine zwar ordentlich, aber nicht herausragend verarbeitete Kamera, die uns insgesamt eher enttäuscht hat. Viele Standardfunktionen fehlen ihr und das angeblich so innovative Bedieninterface entpuppte sich eher als Bedienbremse. Auch die Geschwindigkeit der Kamera weiß nicht so recht zu überzeugen. Positiv hervorzuheben ist immerhin die Bildqualität, sofern man die ISO-Empfindlichkeit eher in den unteren Regionen hält. Bei höheren ISO kann die M1 nämlich im Gegensatz zu niedrigen ISO nicht mit dem Niveau der Konkurrenz mithalten. Das 12-40mm-Setobjektiv ist enttäuschend und gehört leider zu den schlechtesten Objektiven im Micro-Four-Thirds-System. Wenn man sich die Yi M1 unbedingt kaufen möchte, sollte man unbedingt das Doppelset nehmen, denn das 42,5 mm F1,8 hat uns wirklich positiv überrascht und schlägt in der Bildqualität sogar das von uns als Preis-Leistungskracher so geschätzte Olympus 45 mm F1.8. Wem wir die Kamera allerdings empfehlen können, wissen wir nicht so recht. Für ambitionierte Fotografen ist sie eher Spielzeug, aber auch junge Einsteiger oder Smartphone-Aufsteiger bekommen mit der Kamera kein besonders gutes Preis-Leistungsverhältnis. Wäre die Yi M1 wenigstens preislich ein Schnäppchen würde man ihr sicher das eine oder andere Manko gern verzeihen. Aber zu einem Preis von knapp 600 Euro mit dem 12-40 beziehungsweise 800 Euro im Set mit dem 12-40 und 42,5 mm F1.8 gibt es auch viele andere interessante Kameras, die ein besseres Gesamtpaket liefern, im Micro-Four-Thirds-System etwa eine Olympus der Pen E-PL- oder OM-D-Serie oder eine Panasonic der G- oder GX-Serie.
Kurzbewertung
- Geringes Gewicht
- Hohe Auflösung bei niedrigen ISO-Empfindlichkeiten
- Einblendbare Hilfslinien für verschiedene Model-Posen
- Begrenzter Funktionsumfang
- Teilweise kompliziert (verschachtelt) zu bedienen
- Weder Bordblitz noch TTL-Blitzanschluss
- Für eine reine Touchscreenkamera recht kleiner Bildschirm
- Bei hohen ISO weniger gute Bildqualität, weniger gutes Setzoom
Technische Daten
Modell |
Yi Technology M1 |
Sensor |
CMOS 4/3" 17,3 x 13,0 mm (Cropfaktor 2,0) 21,8 Megapixel (physikalisch), 20,2 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
5.184 x 3.888 (4:3) |
Video (max.) |
3.840 x 2.160 30p |
Objektivanschluss |
|
Monitor |
3,0" (7,5 cm), 1,04 Mio. Bildpunkte, nicht beweglich, Touchscreen |
Belichtungsmessung |
Integral-, Spot- und Matrix-/Mehrfeld-Messung |
Belichtungsreihe |
automatisch, max. 3 Aufnahmen (1/3-1 EV Schrittweite), mit interner HDR-Verarbeitung |
eingebauter Blitz |
nein |
Blitzanschuh |
Standard-Mittenkontakt |
Konnektivität |
WLAN, Bluetooth |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: HDMI-Ausgang Micro (Typ D) |
Serienbildfunktion |
max. 5,0 Bilder/s und max. 6 Aufnahmen in bester Qualität |
kürzeste Verschlusszeit |
1/4.000 s |
Autofokus |
ja, Kontrast (81 Sensor(en)) |
Akkulaufzeit |
450 Aufnahmen gem. CIPA-Standard (USB-Ladefunktion vorhanden) |
Speicher |
Speicherkartenfach 1: SD (SDHC, SDXC) |
Empfindlichkeit |
automatisch ISO 200 bis 25.600, manuell ISO 100 bis 25.600 |
Abmessungen |
113 x 64 x 34 mm (B x H x T) |
Gewicht |
290 g (betriebsbereit, ohne Objektiv) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/3VZXL (mit Preisvergleich) |