Sechs spiegellose Kleinbild-Systemkameras
Vergleichstest: Die besten Vollformat-Kameras für Einsteiger
2023-10-06, aktualisiert 2024-09-18 Vollformat-Kameras sind längst nicht mehr so teuer wie noch vor ein paar Jahren und damit auch für Einsteiger attraktiv, denen eine hohe Bildqualität und ein großes kreatives Potenzial wichtig sind. Im Preisbereich unter 2.000 Euro inklusive Objektiv haben wir sechs mehr oder weniger moderne spiegellose Systemkameras ausgemacht, von denen das günstigste Modell bereits ab rund 1.100 Euro inklusive Objektiv startet. Die Kameras sind zwar so verschiedenen wie die Anforderungen der Käufer, aber dennoch gibt für uns einen klaren Preis-Leistungs-Sieger. (digitalkamera.de Redaktion)
Premium-Version dieses Vergleichstests als E-Book Diesen Vergleichstest gibt auch als 90-seitiges E-Book. Das PDF zum Herunterladen enthält gegenüber dieser Online-Version zusätzlich jeweils zwei Diagramme pro Kamera, mit denen sich deren Stärken und Schwächen gut vergleichen lassen, sowie ein übersichtliches Kurzdatenblatt. mehr ...
Die Sony Alpha 7C, Canon EOS RP, Sony Alpha 7 III, Nikon Z 5, Canon EOS R8 und Panasonic Lumix DC-S5 im Größenvergleich. [Foto: MediaNord]
Die Bandbreite der Preise von Vollformatkameras ist sehr groß, was jedoch nicht nur auf das Kameragehäuse selbst zutrifft, sondern in sogar noch größerem Maße auf die Objektive. Während es bei den Kameras keine einzige gibt, bei deren Bildqualität man Kompromisse machen muss, sieht das bei den Objektiven schon ganz anders aus. Aber auch hier gibt es günstige Objektive mit überraschend guter Bildqualität. Man sollte sich jedoch bewusst sein, dass die Kamera aus bildqualitätstechnischer Sicht immer nur so gut sein kann wie das Objektiv, das man verwendet.
Bei allen Kameras handelt es sich um spiegellose Systemkameras, bei denen man das Objektiv wechseln kann. Diese Möglichkeit sollte man auch nutzen und sich mit der Zeit gute Objektive für seine bevorzugten Motive zur Kamera dazukaufen. Zum Einstieg sind aber auch die einfachen Setobjektive, selbst wenn sie nicht die beste Bildqualität liefern, "gut genug", um erste Erfahrungen zu sammeln und herauszufinden, ob einem die Qualität reicht oder man doch bessere oder speziellere Objektive benötigt. Einige der Set-Objektive sind zudem schön kompakt und erleichtern das Mitnehmen der Kamera in der Tasche.
Die größeren Unterschiede zwischen den Vollformatkameras sind weniger bei der Bildqualität zu finden, als bei ihrer Ausstattung, den Fähigkeiten des Autofokus, der Serienbildgeschwindigkeit, der Videofunktion und nicht zuletzt dem Gehäuse und Bedienkonzept. Die Kameras sind alle qualitativ unterschiedlich, aber alle im Durchschnitt mindestens gut, in manchen Bereichen auch sehr gut, in anderen dafür vielleicht nur befriedigend. Wer keine oder kaum Videos aufnimmt, der braucht keine gute Videofunktion. Wer keine Actionmotive fotografiert, braucht nicht die ausgefeiltsten Autofokus-Algorithmen und die schnellste Serienbildfunktion.
Update: Die erste Version dieses Vergleichstests erschien im Januar 2022. Im Septembver 2023 haben wir diesen Test komplett übgerarbeitet. Die Canon EOS R und die Sony Alpha 7 II entfielen dabei, da diese Kameras nicht mehr lieferbar sind. Neu hinzugekommen sind die Canon EOS R8, die Sony Alpha 7 III und die Panasonic Lumix DC-S5, die zwischenzeitlich neu auf den Markt gekommen oder in eine einsteigerfreundliche Preisklasse gerutscht sind. Die übrigen Kamera-Texte wurden umfangreich überarbeitet. Zudem gibt es von diesen Vergleichtest erstmals eine Premium-Version mit erweitertem Informationsumfang. Im September 2024 haben wir diesen Vergleichstest erneut übararbeitet. Demnächst steht auch der Test der neuen Panasonic Lumix S9 an, die ebenfalls in diesen Preisbereich fällt.
Gehäusequalität
Die Gehäusequalität ist in dieser Kameraklasse nur noch ein sekundäres Merkmal. So besitzen alle Kameras zumindest ein Chassis (das ist das innere "Gerüst" der Kamera) aus Metall. Das ist Vibrationsarm und leitet Wärme besser ab als eins aus Kunststoff. Die äußeren Gehäuseschalen bestehen oft zum Teil aus hochwertigen Kunststoff und zum Teil aus einer Magnesiumlegierung. Die Fertigungsqualität ist grundsätzlich gut, meistens sogar sehr gut. Auch Unterschiede in der Ergonomie halten sich in Grenzen, denn die Kameras besitzen alle einen ausgeformten Handgriff und eine rutschfeste Gummierung.
Größere Unterschiede gibt es beim Wetterschutz der Kameras. Während einige Kameras mit Dichtungen gegen Staub und Spritzwasser geschützt sind, zeigen sich andere zwar solide, aber nicht konsequent beim Wetterschutz. Das bedeutet natürlich nicht, dass die Kameras bei einem Regentropfen gleich defekt wären.
Das Gehäuse der Nikon Z 5 besteht auf der Ober- und Vorderseite aus einer Magnesiumlegierung. [Foto: Nikon]
Sensortypen
Da die Sensorgröße in unserem Testfeld dem klassischen 36 x 24 Millimeter großen Kleinbildformat entspricht, sind alle Sensoren gleich groß. Zudem handelt es sich bei allen um CMOS-Sensoren. Die Unterschiede stecken oft im Detail. Am offensichtlichsten sind die Auflösungsunterschiede, wobei die meisten Vollformatsensoren dieser Preisklasse mit 24 Megapixeln auflösen. Es gibt aber auch ein minimal höherauflösendes Modell mit 26 Megapixeln. Noch höhere Auflösungen sind hingegen deutlich teureren Preisklassen vorbehalten. Man sollte auch nicht vergessen, dass mit der Auflösung auch die Anforderungen an die optische Qualität der Objektive steigen.
Bis auf zwei Ausnahmen handelt es sich bei allen Sensoren um so genannte FSI-Sensoren. FSI steht für Front Side Illuminated, wo die Pixel von der Frontseite belichtet werden. Die Pixel eines Bildsensors bestehen nicht nur aus einer lichtempfindlichen Photodiode, sondern auch aus Schaltkreisen, die ebenfalls Platz in Anspruch nehmen. Da beim Produktionsprozess die Photodioden zuerst auf das Silizium aufgebracht werden müssen, liegen die Leiterbahnen und Schaltkreise teilweise über und neben der lichtempfindlichen Schicht, was die Lichtausbeute der Photodioden etwas mindert. Das macht sich jedoch bei den hier zum Einsatz kommenden Auflösungen nur wenig bemerkbar, sondern spielt erst bei höheren Auflösungen eine immer größere Rolle.
Dennoch gibt es im Testfeld zwei Ausnahmen: Die Sony Alpha 7 III und 7C verwenden einen so genannten BSI-Sensor, was für Back Side Illuminated steht. Um die lichtempfindliche Fläche zu erhöhen, wird das Substrat, auf dem die Photodioden und die elektronischen Schaltungen liegen, bis auf einen hauchdünnen Rest abgetragen. Anschließend wird der Sensor mit der Rückseite nach oben eingebaut, so dass die Leiterbahnen nun nicht mehr dem Licht im Wege sind. Das sorgt für eine etwas bessere Lichtausbeute und damit für einen erhöhten Dynamikumfang und geringeres Bildrauschen. Im Vergleich zu den Einflüssen der Bildaufbereitungsalgorithmen ist der Effekt zumindest bei einem 24-Megapixel-Sensor jedoch nur minimal, so dass man nicht von einem entscheidenden Vorteil reden kann. Vollformatsensoren mit über 40 Megapixeln oder kleinere Sensoren mit entsprechend kleineren Pixeln profitieren deutlich stärker von dieser Technik.
Weitere Unterschiede gibt es bei den auf den Bildsensoren integrierten Autofokus-Sensoren, doch dazu mehr im nächsten Abschnitt.
Alle Kameras des Vergleichstests verfügen über Vollformat-CMOS-Sensoren mit 24 Megapixeln, einmal sogar mit 26 Megapixeln Auflösung. Der hier abgebildete Sensor der Nikon Z 5 ist zur Bildstabilisierung beweglich gelagert. [Foto: Nikon]
Bei einem BSI-Sensor liegen die Fotodioden direkt unter den Mikrolinsen und dem Farbfilter, während beim klassischen FSI-Sensor die Leiterbahnen dazwischen liegen. [Foto: Sony]
Autofokus
Beim Autofokus greifen – wie auch bei der Aufbereitung der Bilddaten – verschiedene Technologien ineinander. Dabei spielt sowohl die Hardware eine große Rolle als auch die Software, denn moderne Algorithmen können mehr als nur zwischen "scharf" und "unscharf" unterscheiden. Sie erkennen Motivdetails sowie Muster und mit der richtigen Hardware auch, ob sich ein Motiv auf die Kamera zubewegt oder von ihr weg.
Für letzteres sind so genannte Phasen-Sensoren notwendig. Vereinfacht gesagt bricht sich bei denen das Licht an zwei Prismen. Anhand der Stärke und Unterschiede der Lichtbrechung kann berechnet werden, ob sich das Motiv im Fokus befindet und wenn nicht, in welcher Richtung und wie weit ungefähr das Motiv von der Schärfeebene entfernt ist oder eben auch, in welche Richtung es sich bewegt. Für den letzten Feinschliff sind die Sensoren jedoch nicht genau genug, hier kommt der Kontrast-Autofokus zum Einsatz. Wenn ein Motivdetail nämlich scharf auf dem Sensor abgebildet wird, ist auch sein Kontrast am höchsten. So kann die Kamera äußerst exakt fokussieren.
Bis auf eine Ausnahme verfügen alle Kameras im Testfeld sowohl über einen Phasen- als auch einen Kontrast-Autofokus. Diese Kombination nennt man auch Hybrid-Autofokus. Dabei setzen Nikon und Sony auf "klassische" auf dem Bildsensor integrierte Phasen-AF-Sensoren. Canon hingegen geht einen etwas anderen Weg. Hier ist jeder Pixel des Bildsensors in zwei Subpixel unterteilt, was Canon Dual-Pixel nennt. Jeder Pixel arbeitet somit auch als Autofokus-Sensor. Selbstverständlich muss der Anwender nicht entscheiden, welchen der 24 oder sogar 26 Millionen Autofokus-Sensoren er verwenden möchte, sondern im Benutzerinterface stehen "nur" einige tausend Autofokus-Felder zur Auswahl.
Eine Ausnahme bei der Autofokus-Technologie bildet die Panasonic Lumix DC-S5. Sie bietet lediglich einen Kontrast-Autofokus, bietet jedoch einen speziellen Kniff. Eine DFD (depth from defocus) getaufte Technologie soll ähnlich einem Phasen-Autofokus erkennen, welche Entfernung eingestellt werden muss, damit der Fokusmotor im Objektiv diese exakt ansteuern kann. Beim DFD-Autofokus wird anhand von zwei unterschiedlich fokussierten Bildern und der Charakteristik des Objektivs die Fokusentfernung vorausberechnet. Der Kontrastautofokus muss dann nur noch nachjustieren. Mit dieser Technologie steht der Autofokus bei der Geschwindigkeit den Phasen-Systemen kaum nach.
Weitere Unterschiede bestehen bei den Algorithmen, die man wiederum grob in zwei Bereiche unterteilen kann. Einer ist das Erkennen von wichtigen Motivdetails, auf die Fotografen potentiell gerne fokussieren wollen. In erster Linie sind das Gesichter, in zweiter Instanz aber auch die Augen, denn bei Porträts soll nicht auf die Nasenspitze scharfgestellt sein, sondern auf wenigstens eines der beiden Augen. Alle Kameras des Testfelds erkennen neben Gesichtern auch Augen.
Aber nicht nur Gesichter und Augen werden erkannt, manche Kamera erkennt sogar Tiere und als i-Tüpfelchen auch noch Tieraugen. Bei der Sony Alpha 7C ist das etwa bei Fotos und Videos uneingeschränkt der Fall, sofern mindestens Firmware 2.00 zum Einsatz kommt. Die Nikon Z 5 erkennt ebenfalls Tiere und Tieraugen, allerdings nur bei Fotos. Bei Videoaufnahmen werden keine Tiere erkannt und nicht einmal Augen, aber immerhin Gesichter. Bei der Canon EOS RP funktioniert die Gesichts- und Augenerkennung ebenfalls bei Fotos und Videos.
Den fortschrittlichsten Autofokus hat aber zweifellos die Canon EOS R8, die auch die teuerste und modernste Kamera des Testfelds ist. Sie erkennt Körper, Köpfe, Gesichter und Augen von Menschen samt Priorität auf das linke oder rechte Auge. Die Tiererkennung erkennt ebenfalls Körper, Köpfe, Gesichter und Augen, neben Hunden, Katzen und Vögeln gehören auch Pferde ausdrücklich dazu. Darüber hinaus werden Flugzeuge und Züge inklusive Cockpit und Fahrer erkannt. Aber auch eine allgemeine Erkennung von Tieren und Objekten ist mit dabei. Diese vielen Motive werden dank eines Trainings mit künstlicher Intelligenz erkannt, dem sogenannten Deep Learning.
Der zweite Bereich sind die Algorithmen zur Autofokus-Nachführung und Verfolgung von Motiven bei Serienbildaufnahmen. Hier lässt sich nicht so leicht sagen, welche Algorithmen wirklich besser arbeiten, zu verschieden sind Motive, Lichtbedingungen und auch die Objektive, die hier einen großen Einfluss haben. Aber auch hier hat die Canon EOS R8 klar die Nase vorn, denn bei ihr kommen die Algorithmen der Profikamera EOS R3 zum Einsatz.
Aber auch anhand der Serienbildgeschwindigkeit mit Autofokus- und Belichtungsnachführung kann man noch große Unterschiede ausmachen. Hier ist die Canon EOS RP mit vier Bildern pro Sekunde am langsamsten, aber auch die Nikon Z 5 ist mit ihren 4,5 Bildern pro Sekunde kaum schneller und die Panasonic Lumix DC-S5 erreicht ebenfalls lediglich fünf Bilder pro Sekunde mit Fokusnachführung. Die Sony Alpha 7 III und 7C sind hingegen mit zehn Bildern pro Sekunde deutlich besser aufgestellt. An die Canon EOS R8 mit bis zu 40 Serienbildern pro Sekunde kommt aber keine der anderen Kameras heran. Selbst Motive verfolgt sie bei dieser Geschwindigkeit noch. Der einzige Nachteil ist der elektronische Verschluss, denn der kann bei schnell bewegten Motiven zum sogenannten Rolling-Shutter-Effekt führen, durch den die Motive verzerrt werden. Mit mechanischem Verschluss erreicht die EOS R8 hingegen lediglich sechs Bilder pro Sekunde.
Video
Nicht jeder möchte mit seinem "Fotoapparat" auch Videos aufnehmen, und doch ist diese Funktionalität mit den Jahren zunehmend wichtiger geworden. Das liegt vor allem daran, dass Fotokameras im Vergleich zu professionellen Videokameras deutlich günstiger sind und dennoch das kreative Potential und die Bildqualität großer Bildsensoren sowie dem Einsatz von Wechselobjektiven bieten. Nicht zuletzt die sozialen Netzwerke, die es jedem erlauben, Videos zu veröffentlichen, haben diesen Trend befeuert. Dabei haben die Kamerahersteller jedoch Jahre gebraucht, um auf diese Anforderungen zu reagieren und die nötigen Funktionen einzubauen.
Zum Glück beherrschen inzwischen alle Kameras 4K-Videoaufnahmen, wenn auch mit deutlichen Unterschiede. Die Canon EOS RP sowie die Nikon Z 5 nutzen dabei nur einen kleinen Ausschnitt aus der Mitte des Bildsensors. Bei der Canon EOS RP beträgt der Crop-Faktor 1,6, bei der Nikon Z 5 sogar 1,7. Das führt dazu, dass die Objektive deutlich an Weitwinkel verlieren, dafür aber an Telebrennweite gewinnen. Helfen kann die Verwendung von APS-C-Objektiven, um überhaupt Videos mit Weitwinkel aufnehmen zu können. Die Sony Alpha 7 III und 7C sowie die Canon EOS R8 und Panasonic S5 nutzen dagegen die gesamte Breite des Bildsensors. Dabei wird für 4K-Videos der Sensor sogar in 6K-Auflösung ausgelesen. Dieses so genannte Oversampling führt zu einer deutlich höheren Bildqualität der Videoaufnahmen mit weniger Rauschen, differenzierteren Tonwerten und Farben und höherer Detailauflösung.
Aber auch die Bildwiederholfrequenzen unterscheiden sich. Nur die Canon EOS R8 und Panasonic S5 bietet bis zu 60 Bilder pro Sekunde bei 4K-Auflösung, während bei den anderen Kameras maximal 30 Bilder pro Sekunde bei 4K möglich sind. Überhaupt sind die beiden 4K60-Kameras am besten bei der Videoqualität aufgestellt. Sie bieten bis zu zehn Bit Farbtiefe mit einer Farbunterabtastrate von 4:2:2, was beides zu feineren Farb- und Helligkeitsabstufungen führt. Auch die Tonwertkurve lässt sich für eine bessere Nachbearbeitung flach einstellen. Die eigentliche Gradation und damit Anpassung der Kontraste und Farben erfolgt dann erst bei der Videobearbeitung. Hier kocht jeder Hersteller sein eigenes Süppchen, etwa Sony mit S-Log3 und Canon mit Canon Log.
Die Panasonic Lumix S5 bietet darüber hinaus sogar die Möglichkeit, so genannte LUTs direkt in der Kamera zu speichern und anzuwenden. In einer LUT (Look Up Table) sind Farb-Transformationswerte gespeichert. So sind individuelle Farbabstimmungen direkt in der Kamera möglich.
Was wiederum alle Kameras bieten, ist ein HDMI-Anschluss, über den sich das Videosignal auch extern in höherer Qualität aufnehmen lässt. Über einen solchen "Clean HDMI"-Anschluss verfügen alle Kameras dieses Vergleichstests, das heißt, beim über HDMI ausgegebenen Signal gibt es keine störenden Einblendungen von Aufnahmeinformationen.
Darüber hinaus sind aber auch die Tonanschlüsse wichtig, allen voran ein Mikrofoneingang, über den alle Kameras verfügen. Die Sony Alpha 7 III und 7C bieten sogar einen digitalen Mikrofoneingang im Multi-Interface-Blitzschuh, was bei entsprechenden externen Mikrofonen eine noch höhere Audioqualität verspricht. Um den Ton während der Aufnahme prüfen zu können, braucht es aber auch einen Kopfhöreranschluss, den ebenfalls alle Kameras bieten.
Ein weiteres wichtiges Kriterium ist die Stromversorgung bei Videoaufnahmen, denn längst nicht alle Kameras lassen sich per USB mit Strom versorgen. Aufladen lassen sich zwar alle Kamera per USB, aber bei der Canon EOS RP wird die Stromversorgung gekappt, sobald man sie einschaltet. Die Nikon Z 5, Sony Alpha 7 III und 7C sowie die Canon EOS R8 und Panasonic S5 hingegen lassen sich per USB-C auch im laufenden Betrieb mit Strom versorgen.
Des Weiteren bieten die meisten Kameras weitergehende Videoeinstellungen wie etwa Zebramuster zur Markierung von überbelichteten Bereichen oder Fokus-Peaking zur Markierung der fokussierten Bereiche.
Seit 2020 ist zudem das Thema Webcam beziehungsweise die Videosignalausgabe via USB plötzlich wichtig geworden und hat die Kamerahersteller regelrecht überrollt. Mit Ausnahme der Sony Alpha 7C und Canon EOS R8 kann keine der Kameras von sich aus ein Videosignal via USB ausgeben, hier sind aber HDMI-USB-Videograbber eine kostengünstige Lösung. Zudem bieten Canon, Nikon, Panasonic und Sony jeweils eine Softwarelösung an, um das eigentlich für die Kamerafernsteuerung vorgesehene Livebild, das via USB übertragen werden kann, auf Mac- und Windows-Computern als Webcam zu verwenden, allerdings in relativ geringer Auflösung (oft nur mit 1024 Pixeln horizontal und niedriger Bildrate von beispielsweise nur 15 Bildern pro Sekunde bei der Nikon Z 5) und ohne Ton. Bei der Canon EOS R8 ist im Gegensatz zur Sony Alpha 7C zu beachten, dass die USB-Stromversorgung während des Betriebs am Computer nicht funktioniert, man muss die Canon also anderweitig mit Strom versorgen (oft dürfte bei nicht zu langer Aufnahmedauer auch ein vollgeladener Akku genügen).
Sucher und Bildschirm
Alle sechs Kameras dieses Vergleichstests verfügen sowohl über einen elektronischen Sucher als auch einen beweglichen Bildschirm. Bei der Nikon Z 5 und der Sony Alpha 7 III ist er jedoch nur nach oben und unten neigbar, bei den anderen vier Kameras hingegen dreh- und schwenkbar, so dass damit auch Hochformataufnahmen und Selfies sowie die Verwendung als Video-Kontrollmonitor für die gefilmte Person möglich sind. Die Bildschirmgrößen bewegen sich zwischen 7,5 und 8 Zentimetern und die Auflösungen zwischen 0,9 bis 1,8 Millionen Bildpunkten. Zudem verfügen alle Kameras über einen Touchscreen, was aber nicht automatisch bedeutet, dass sich sämtliche Funktionen damit steuern lassen. Ein Touch-Autofokus, ein Touch-Auslöser sowie das Blättern durch die Bilder in der Wiedergabe und das Vergrößern mittels Gesten gehören aber zum Standard.
Apropos OLED: Alle Kameras bieten einen OLED-Sucher, die Auflösungen betragen 2,36 Millionen Bildpunkte bei der Sony Alpha 7 III und 7C sowie Canon EOS RP und R8 sowie der Panasonic S5, bei der Nikon Z 5 sind es hingegen sogar 3,69 Millionen Bildpunkte. Letztere hat mit einer 0,8-fachen Vergrößerung auch den mit Abstand größten Sucher, es folgen die Sony Alpha 7 III mit 0,78-fach, Panasonic S5 mit 0,74-fach, Canon EOS RP und R8 mit 0,7-fach und weit abgeschlagen die Sony Alpha 7C mit lediglich 0,59-fach. Bei einem solch kleinen Sucher muss man sagen, dass er eher einen Kompromiss darstellt, denn die Sony Alpha 7C ist auf Kompaktheit und Videoaufnahmen getrimmt, auch wenn sie sehr gute Fotos macht.
Der Touchscreen der Panasonic Lumix DC-S5 lässt sich frei schwenken und drehen. [Foto: Panasonic]
Auch die Sony Alpha 7C bietet einen flexibel schwenk- und drehbaren Bildschirm. [Foto: MediaNord]
Genauso lässt sich auch der Touchscreen bei der Canon EOS R8 schwenken und drehen. [Foto: MediaNord]
Objektive
Günstige Set-Objektive sind, wie bereits anfangs erwähnt, nicht zu unrecht verschrien. Im Bereich der spiegellosen Vollformat-Einsteigerkameras ist das allerdings nicht ganz so dramatisch wie bei APS-C- oder MFT-Kameras, aber auch nicht von der Hand zu weisen. Eine echte Ausnahme macht hier das Set-Objektiv Z 24-50 mm F4-6,3 VR von Nikon, das die Messlatte für Vollformat-Setobjektive ganz schön hoch legt. Aber auch das Canon RF 24-50 mm F4.5-6.3 IS STM ist kaum schlechter, es ist das Setobjektiv der EOS R8, während die EOS RP mit dem deutlich zoomstärkeren, dafür aber optisch weniger guten RF 24-105 mm F4-7.1 IS STM kommt.
Überhaupt sollte man sich bewusst sein, dass man sich mit dem Kauf der Kamera auch auf einen Objektivanschluss und die dafür verfügbaren Objektive festlegt. Das Sony-E-Bajonett wurde ursprünglich für APS-C-Kameras entwickelt, Sony baute dann aber auch Vollformatkameras mit diesem relativ kleinen Bajonett. Dass das durchaus ein Nachteil ist, zeigen inzwischen Canon und Nikon mit ihren deutlich größeren Bajonettdurchmessern und Objektiven, die öfter als bei Sony eine sehr hohe Bildqualität bis an den Bildrand liefern. Das soll nicht heißen, dass es für das Sony-Bajonett keine guten Objektive gäbe. Das Gegenteil ist der Fall: Beim Sony-Bajonett ist die Objektivauswahl am größten, da Canon und Nikon erst viel später in den Markt eingestiegen sind. In der großen Auswahl finden sich auch entsprechende Objektivperlen.
Canon und Nikon haben ihre Systeme Canon EOS R und Nikon Z etwa zeitgleich vorgestellt. Das Objektivangebot ist entsprechend kleiner als bei Sony, aber beide Hersteller bieten bereits eine gute Auswahl und glänzen mit besonders vielen optisch sehr guten Objektiven. Alle Hersteller bieten zudem Adapter an, um die jeweils eigenen DSLR-Objektive samt Unterstützung des Autofokus an den spiegellosen Systemkameras verwenden zu können. Hier sollte man aber darauf achten, dass die Objektive einen eingebauten Autofokus-Motor besitzen. Wer also bereits eine DSLR des jeweiligen Herstellers besitzt, und sei es nur ein APS-C-Modell, sollte sich die Anschaffung eines Adapters überlegen. Selbst ein adaptiertes APS-C-Modell kann sinnvoll sein, etwa bei der Videofunktion, die bei Canon und Nikon mit großem Crop arbeitet. Nicht unerwähnt lassen sollte man, dass Canon bisher keine Dritthersteller-Objektive mit Autofokus lizensiert, Sony und Nikon hingegen schon, was hier die Auswahl vergrößert. Panasonic gehört hingegen der L-Mount-Allianz an. Hier sorgt vor allem der Partner Sigma für eine größere Objektivauswahl, während die Objektive des Partners Leica eher teuer und teilweise nur alter Wein in neuen Schläuchen sind (Sprich: Es handelt sich bei einigen Modellen um hochwertiger verpackte Objektive von beispielsweise Panasonic).
Das Nikon Z-System im Mai 2023. [Foto: Nikon]
Bildstabilisator
Ein Bildstabilisator ist ein wichtiges Ausstattungsmerkmal, verhindert er doch verwackelte Fotos bei längeren Brennweiten und/oder längeren Belichtungszeiten. Während bei Videoaufnahmen auch digitale Bildstabilisatoren sehr effektiv sein können, sind für Fotos optische Bildstabilisatoren essentiell. Hier unterscheidet man grundsätzlich zwei Systeme: Bildstabilisatoren mit beweglichen Linsen im Objektiv und Bildstabilisatoren mit beweglich gelagertem Aufnahmesensor. Letzterer bietet die Vorteile, auch leichte Drehbewegungen ausgleichen zu können und mit jedem angesetzten Objektiv zu funktionieren. Zudem sind die Sensor-Shift-Bildstabilisatoren bei Brennweiten von bis zu ca. 100 Millimetern effektiver als Objektiv-basierte. Letztere sind ein Ausstattungsmerkmal des Objektivs und vor allem bei längeren Brennweiten sehr effektiv. Bei den Herstellern mit beiden Systemen arbeiten übrigens beide Stabilisatoren gemeinsam und kombinieren so die Vorteile beider Systeme miteinander.
Die Nikon Z 5 und Panasonic S5 sowie die Sony Alpha 7C und 7 III besitzen einen Sensor-Shift-Bildstabilisator, was ein großer Vorteil ist. Die Canon EOS R8 und RP hingegen bieten nur mit entsprechenden Objektiven einen Bildstabilisator, da ihre Aufnahmesensoren nicht beweglich gelagert sind.
Auch die Sony Alpha 7 III und 7C besitzen einen beweglich gelagertem Bildsensor zur Bildstabilisierung auf fünf Achsen. [Foto: Sony]
Testsieger
Ein Vergleichstest hat üblicherweise einen Testsieger. Wir haben die Kameras miteinander verglichen und eine Reihenfolge erstellt, die sich an der Summe aller Eigenschaften sowie den Preisen orientiert und die eine erste Einordnung geben soll. Unten finden Sie alle Testteilnehmer im Kurzüberblick. Von dort können Sie zu einer ausführlicheren Detailseite mit einem Kurztest und wichtigen Ausstattungsmerkmalen und technischen Daten verzweigen und die Kamera von allen Seiten anschauen. Kommt die Kamera in Ihre engere Wahl, gehen Sie von dort aus weiter in unseren ausführlichen Einzeltest oder kaufen für wenig Geld unseren Premium-Test (nur bei der Canon EOS RP nicht verfügbar), der das Ganze noch etwas schöner aufbereitet und durch eine genaue Bewertungstabelle und Diagramme ergänzt, die zeigen, wo die Stärken und Schwächen der einzelnen Kamera liegen.
Hier sind unsere sechs Top-Favoriten mit ihrem Anwendungsprofil:
- Bei unserem Testsieger Nikon Z 5 liegen vor allem Fotografen goldrichtig. Sie besitzt ein sehr ergonomisches und robustes Gehäuse aus einer Magnesiumlegierung, das sogar gegen Spritzwasser und Staub abgedichtet ist. Zudem ist der Sucher besonders groß und hochauflösend. Der 24 Megapixel auflösende Vollformatsensor bietet eine hohe Bildqualität und ist sogar zur Bildstabilisierung mit jedem angesetzten Objektiv beweglich gelagert. Der Hybrid-Autofokus mit Gesichts-, Tier- und Augenerkennung arbeitet sehr schnell. Abstriche muss man bei der etwas langsamen Serienbildgeschwindigkeit sowie dem hohen Crop bei 4K-Videoaufnahmen machen, bei denen zudem keine Tiere und Augen erkannt werden. Dafür ist der Preis sehr günstig.
- Die Canon EOS R8 ist zwar knapp vor der Sony Alpha 7 III die teuerste Kamera im Testfeld, aber auch die mit Abstand modernste. Nur aufgrund des deutlich höheren Preises und des fehlenden Sensor-Shift-Bildstabilisators sowie des weniger hochwertigen Kunststoffgehäuses und der schlechteren Dritthersteller-Objektivauswahl muss sie sich letztlich der Nikon Z 5 geschlagen geben. Wer mit diesen Kompromissen leben kann, erhält die mit Abstand schnellste Kamera bei der Serienbildfunktion mit dem fortschrittlichstem Autofokus, einer hervorragenden Handhabung und nicht zu verachtenden Videofunktion. Auch bei der Bildqualität ergattert sie knapp vor der Sony Alpha 7C den ersten Platz.
- Auf dem dritten Platz reiht sich die Sony Alpha 7 III ein, die etwas günstiger ist als die Canon EOS R8. Sie punktet mit einer sehr guten Verarbeitung und Ausstattung, ihr Autofokus ist schnell und die Serienbildfunktion für die meisten Anwendungen "schnell genug". Leichte Abstriche muss man bei der Videofunktion machen, zumindest im Vergleich zur EOS R8 und Lumix S5. Auf jeden Fall punktet das E-System mit der größten Objektivauswahl.
- Die Sony Alpha 7C ist technisch weitgehend identisch zur Alpha 7 III, richtet sich mit ihrer guten, cropfreien 4K-Videofunktion aber vor allem an Videografen beziehungsweise Vlogger, bietet aber auch Fotografen eine sehr gute Bildqualität und Serienbild-Performance in einem bemerkenswert kompakten Gehäuse. Es besteht größtenteils aus einer hochwertigen Magnesiumlegierung und ist sogar gegen Spritzwasser und Staub geschützt. Dank des beweglich gelagerten, 24 Megapixel auflösenden Bildsensors profitiert jedes verwendete Objektiv von einem Bildstabilisator. Der Sucher der Alpha 7C ist recht klein, dafür bietet sie einen dreh- und schwenkbaren Touchscreen. Dass die Alpha 7C allerdings signifikant teurer ist als die Alpha 7 III, macht eigentlich keinen Sinn.
- Die Panasonic Lumix DC-S5 landet knapp dahinter auf dem fünften Platz. Sie punktet mit der besten Ausstattung, einer sehr guten Handhabung auf dem Niveau der Canon EOS R8 sowie einer sehr guten Verarbeitung auf dem Niveau der Sony Alpha 7 III. Dass sie dennoch so weit hinten landet, liegt an ihrem etwas langsameren Autofokus gepaart mit der langsamen Serienbildfunktion und der am wenigsten guten Bildqualität, wobei hier die Unterschiede zwischen den Kameras gering sind. Das Problem besteht hier eher beim 20-60mm-Setobjektiv, das zwar mehr Weitwinkel bietet als alle anderen, dafür aber auch eine deutlich geringere Auflösung am Bildrand. Im Zuge der Preiserosion im Laufe der Zeit ist die Lumix S5 mittlerweile preislich aber sehr attraktiv!
- Die Canon EOS RP wurde als reine Einsteigerkamera konzipiert und bietet als solche sogar einen integrierten Fotoassistenten, der nicht nur die Kamerafunktionen erklärt, sondern auch die fotografischen Grundlagen. Sie besitzt ein sehr kompaktes, wettergeschütztes Kunststoffgehäuse, das auf einem robusten Leichtmetallkäfig sitzt. Mit 26 Megapixeln löst ihr Vollformatsensor etwas höher auf als bei den Konkurrenzkameras. Ihr mittelgroßer Sucher löst ausreichend auf und dank des schwenk- und drehbaren Touchscreens gelingen auch Selfies. Abstriche muss man bei der langsamen Serienbildfunktion und dem hohen Cropfaktor bei 4K-Videoaufnahmen machen. Preislich geht es bei der EOS RP mal rauf, mal runter, je nachdem wo oder ob die Kamera gerade irgendwo im Angebot ist.
Nachfolgend finden Sie eine Kurzübersicht über die sechs Testteilnehmer. Ein Klick auf das Foto oder den "mehr ..."-Link bringt Sie auf eine Detailseite mit einem kompakten Test.
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