Mit Donner, Blitz und Gloria kann man schon mal stimmungsvolle Bilder zaubern. Es gibt aber noch viel mehr Möglichkeiten, Licht und Atmosphäre in ein Foto zu legen. Davon erzählt Michael Freeman in seinem Buch "Digitalfotografie – Licht und Beleuchtung" sehr eindrucksvoll. Eingebettet in ein sehr geschmackvolles Layout mit wunderschönen Fotografien, wird dem Leser mit Hilfe von meist doppelseitig behandelten Sachgebieten das nötige Wissen zum korrekten Umgang mit Licht nahe gebracht.
Zunächst werden die ein wenig theoretischen Grundlagen zum Begriff Licht erläutert. Dazu gehören zum einen physikalische Gegebenheiten wie Spektrum und Beleuchtungsstärken, zum anderen kameraspezifische Definitionen etwa zur Interpretation von Histogrammen. In so genannten Fallstudien werden einige Themen nochmals vertieft. Freeman führt den Leser beispielsweise in Belichtungsgrundlagen ein und erklärt plastisch zwölf typische Arten von Lichtverhältnissen. Auch werden Tipps zur kontrollierten Belichtung bei mittenbetonter und Spotmessung gegeben. In den darauf folgenden Fallstudien werden dann anhand von Fotobeispielen geringe und hohe Bildkontraste erläutert und gezeigt, an welchen Punkten innerhalb des Bildmotivs man eine korrekte Lichtmessung durchführen kann.
Das nächste große Sachgebiet beschäftigt sich mit natürlichem Licht, also dem Einfluss der Sonne. Das Sonnenlicht verändert sich auf drei verschiedene Arten: Streuung, Absorption und Reflektion. Die Streuung entsteht durch die Tages- und Jahreszeiten und verschiedene Breitengrade. Absorption entsteht, wenn das Sonnenlicht durch dichte Atmosphäre tritt, auch verschiedene Wetterverhältnisse haben eine Art Filterwirkung auf das Bild. Als letztes bestimmt das fotografierte Objekt schließlich selber durch seine Beschaffenheit und Struktur mit, wie sich das Licht verhält. Auch in diesem Kapitel wird anhand prägnanter Bildbeispiele gezeigt, wie sich Motive durch das Licht verändern können, so wird etwa eine Felsformation im Tageslauf der Sonne beobachtet. Die Fallstudien in diesem Abschnitt beschäftigen sich mit frontalem Licht, tropischem Licht, dem Licht bei einer Schneedecke und wechselndem Licht.
Das Kapitel "Verfügbares Licht" thematisiert das Raum- oder Umgebungslicht, das zu analogen Zeiten viele Fotografen zum Schwitzen brachte. Dank einer flotten Abschätzung der Farbbalance, der Wahl des Weißabgleichs und gleichzeitiger Bildkontrolle sind heutzutage zufrieden stellende Bildergebnisse an der Tagesordnung. Techniken für helle Fenster stehen ebenso im Mittelpunkt wie das oft trügerische Weiß von so genannten Niederdruck-Dampflampen, die man oft bei großen Innen- und Außenräumen, etwa in Kaufhäusern, vorfindet. Der Autor verrät auch, warum man bei Leuchtreklamen auf einen Weißabgleich verzichten kann, obwohl diese Lichter mit Neonröhren arbeiten. Das letzte Sachgebiet des Buches beschäftigt sich schließlich mit dem fotografischen Licht, also Kamerablitz, Studioblitz und Dauerlicht. Zubehör wie Stative und Befestigungen werden ebenso gezeigt wie der richtige Umgang mit Diffusern und Reflektoren.
"Digitalfotografie – Licht und Beleuchtung" ist ein tolles Buch für jeden, der sich gerne etwas intensiver mit Licht auseinandersetzen möchte, als es in der meisten Einsteigerliteratur möglich ist. Das Wesen des Lichts wird ebenso erklärt wie die verschiedensten Arten, mit ihm umzugehen und es in wunderschönen Fotografien festzuhalten. Die sachliche, aber leicht verständliche Sprache des Autors, das gefällige Layout und die ansprechenden Fotos machen das Buch für alle Fotografieinteressierten sehens- und lesenswert. (Kirsten Hudelist)