Kleines Ultra-Weitwinkel
OM System 9-18 mm F4-5.6 ED II im Test
2025-02-16 Im vergangenen Jahr ersetzte OM Digital Solutions mit dem OM System 9-18 mm F4-5.6 ED II das letzte alte Olympus-Objektiv, das noch das uralte Pen-Design besaß. Dabei wurde jedoch nur das Gehäusedesign überarbeitet, der optische Aufbau ist absolut identisch. Ob das auch dem modernen 20-Megapixel-Sensor der OM System OM-3 gerecht wird, haben wir getestet. (Benjamin Kirchheim)
Micro Four Thirds
Das OM System 9-18 mm F4-5.6 ED II misst lediglich 4,9 Zentimeter in der Länge und 5,6 Zentimeter im Durchmesser. Dank des Kunststoffgehäuses bringt es nur 154 Gramm auf die Waage. [Foto: OM System]
Verarbeitung
Lediglich 154 Gramm bringt das 700 Euro teure OM System 9-18 mm F4-5.6 ED II auf die Waage – das ist exakt so viel wie beim Vorgängermodell Olympus 9-18 mm F4-5.6 ED, das der Testredakteur selbst besitzt und daher vergleichen konnte. Mit einer Länge von 4,9 und einem Durchmesser von 5,6 Zentimeter fällt es sehr kompakt aus – auch das ist identisch zum Vorgängermodell. Einzig das äußerliche Design hat sich geändert. Der Ring vor dem Bajonett ist nun schwarz statt silber und der Zoom- sowie der Fokusring sind anders gerändelt.
Der Preis ist zwar um 50 Euro gestiegen, dafür ist aber nun eine Streulichtblende im Lieferumfang, die beim Vorgängermodell noch 55 Euro extra kostete. Dabei handelt es sich mit der LH-55D um ein neues Modell, das nun tulpenförmig statt eckig gestaltet ist. Zum platzsparenden Transport lässt sie sich verkehrt herum anbringen.
Das Gehäuse des 9-18 mm besteht komplett aus Kunststoff, auch das 52 Millimeter große Filtergewinde. Etwas Sorgsamkeit ist also beim Aufschrauben von Metallfiltern gefragt (siehe auch unseren Fototipp in den weiterführenden Links). Die kompakten Abmessungen sind nur deshalb möglich, weil das Objektiv einen Einzugsmechanismus besitzt.
Das OM System 9-18 mm F4-5.6 ED II ist in Transportstellung sehr kompakt, wie man hier an der OM-3 sieht. [Foto: MediaNord]
Zum Betrieb muss man das OM System 9-18 mm F4-5.6 ED II mittels eines Drehs am Zoomring ausfahren. Dabei verlängert sich der Tubus um bis zu 2,8 Zentimeter. [Foto: MediaNord]
Zum Fotografieren muss man den Zoomring um etwas weniger als ein Viertel drehen, wobei ein Tubus um bis zu 2,8 Zentimeter ausfährt. Dieser hat etwas Spiel, stabil genug für die Verwendung von Filtern und der Streulichtblende ist er aber. Zum Einfahren muss ein Entriegelungsschieber an der Seite des Zoomrings nach vorne geschoben werden. Dadurch kann man das Objektiv nicht versehentlich beim Zoomen einfahren.
Ausstattung und Bedienung
Der mechanische Zoomring des OM System 9-18 mm F4-5.6 ED II besteht aus Kunststoff und ist schön breit sowie griffig geriffelt. Mit einer achtel Umdrehung kann der zweifache Zoombereich von 9-18 Millimeter durchfahren werden. Bei 9, 11, 14 und 18 Millimeter gibt es Markierungen, was Kleinbildäquivalenten von 18, 22, 28 und 36 Millimeter entspricht. Zudem wird im Livebild die Brennweite eingeblendet. Der Bildwinkel erreicht bei kürzester Brennweite stattliche 100 Grad diagonal, bei längster Brennweite wird mit 62 Grad ein gemäßigter Weitwinkel erreicht (36 mm Kleinbild-Equivalent).
Der Kunststoff-Fokusring fällt recht schmal aus, ist aber ebenfalls griffig geriffelt. Er arbeitet rein elektronisch und steuert den flüsterleisen Innenfokus-Motor. Dieser agiert, wenn man nicht gerade im Nahbereich fokussiert, schnell und präzise. An der Naheinstellgrenze kann er aber schon mal ins Pumpen kommen.
Gegenüber dem Olympus 9-18 mm F4-5.6 ED (rechts) gibt es beim OM System 9-18 mm F4-5.6 ED II nur äußerliche Design-Veränderungen. [Foto: MediaNord]
Optischer Aufbau, Bedienelemente, Größe und Gewicht sind beim OM System 9-18 mm F4-5.6 ED II (links) identisch zum Vorgängermodell Olympus 9-18 mm F4-5.6 ED. [Foto: MediaNord]
Auf manuellen Fokus muss man an der Kamera umschalten. In der Kamera kann man zwar die Drehrichtung des Rings einstellen, aber nicht, ob er linear oder nicht-linear arbeiten soll. Letzteres ist der Fall. Das ist praktisch zum manuellen Fokussieren, denn langsames Drehen führt zu feineren Einstellschritten als schnelles Drehen, wodurch man sehr präzise manuell fokussieren kann.
Für Videoaufnahmen würde man sich hingegen einen linearen Fokusring wünschen, um bestimmte Fokusabstände wiederholbar mit einem definierten Dreh am Fokusring anfahren zu können. Eine weitere schlechte Nachricht für Videografie ist das deutlich sichtbare Fokusatmen. Eine digitale Korrektur gibt es bei der OM-3 auch nicht.
Bei der manuellen Fokussierung gibt es nicht nur eine automatisch anspringende Fokuslupe, sobald man am Ring dreht, die allerdings auch sehr schnell wieder abschaltet, sondern auch Fokus-Peaking zur Markierung der Schärfeebene. Mit Autofokus lässt sich zudem in der Kamera ein Fokusbegrenzer programmieren, sodass selbst ein einfaches Objektiv wie das 9-18 mm F4-5.6 ED II von einer solchen Funktion profitiert, die sonst teureren oder spezielleren Objektiven vorbehalten ist.
OM Digital Solutions verspricht eine Naheinstellgrenze von 25 Zentimeter ab Sensorebene und einen maximalen Abbildungsmaßstab von 1:20 bei kürzester sowie 1:10 bei längster Brennweite. Tatsächlich konnten wir jedoch bei kürzester Brennweite bereits ab 17,5 und bei längster ab 20,2 Zentimeter von der Sensorebene fokussieren. Von der Objektivfront ist das Motiv dann noch 7,8 beziehungsweise 11,2 Zentimeter entfernt.
Mit dem OM System 9-18 mm F4-5.6 ED II konnten wir bei 9 mm ab 17,5 cm fokussieren und damit eine minimale Bildbreite von 18,3 cm aufnehmen, was einem Abbildungsmaßstab von 1:10,6 entspricht. [Foto: MediaNord]
Mit dem OM System 9-18 mm F4-5.6 ED II konnten wir bei 18 mm ab 20,2 cm fokussieren und damit eine minimale Bildbreite von 12,3 cm aufnehmen, was einem Abbildungsmaßstab von 1:7,1 entspricht. [Foto: MediaNord]
Damit konnten wir ein minimales Bildfeld von 18,3 x 13,7 Zentimeter bei kürzester und 12,3 x 9,2 Zentimeter bei längster Brennweite aufnehmen, was einem Abbildungsmaßstab von 1:10,6 beziehungsweise 1:7,1 entspricht. Das klingt wenig spektakulär, aber bei einem Kleinbildobjektiv bräuchte man für ein identisch kleines Bildfeld schon einen Abbildungsmaßstab von 1:5,3 beziehungsweise 1:3,6. Mit dem OM System 9-18 mm F4-5.6 ED II lassen sich also durchaus Nahaufnahmen anfertigen, bei denen Motive im Verhältnis zum Hintergrund viel größer wirken, als sie sind.
Bildqualität
Der optische Aufbau des OM System 9-18 mm F4-5.6 ED II besteht aus 12 Linsen, die in 8 Gruppen angeordnet sind. Eine ED-Linse, eine HR-Linse, eine asphärische Linse und 2 DSA-Linsen sollen optische Fehler minimieren. Die Blende besteht aus lediglich 7 Lamellen.
Der optische Aufbau des OM System 9-18 mm F4-5.6 ED II besteht aus 12 Linsen, die in 8 Gruppen angeordnet sind. 2 DSA-, eine ED-, eine HR- und eine asphärische Linse sollen Bildfehler minimieren. [Foto: OM System]
Trotz der geringen Lichtstärke lassen sich dank der niedrigen Naheinstellgrenze Motive mit unscharfem Hintergrund aufnehmen. Dabei fällt das Bokeh überraschend weich aus. Die Unschärfescheibchen haben zwar leicht hellere Ränder, die gegen aber in Ordnung. Nicht einmal großartig störende Farbsäume konnten wir im Bokeh beobachten. Was weniger gut funktioniert, sind kreative Effekte beim starken Schließen der Blende, denn ausgeprägte oder schöne Blendensterne konnten wir nicht herauskitzeln.
Im Gegenlicht bildet das 9-18 mm F4-5.6 ED II hohe Kontraste ab, es kann bei bestimmten Winkeln zur Lichtquelle jedoch leichte Lichteinbrüche beziehungsweise Flares geben. Auch ein paar Blendenreflexe, die aber nicht besonders stark waren, konnten wir beobachten.
Im Testlabor zeigt das OM System 9-18 mm F4-5.6 ED II nur wenige optische Fehler. Die Randabdunklung ist mit maximal 0,7 Blendenstufen gering und zeigt einen sanften Verlauf, wodurch sie kaum auffällt. Beim Abblenden oder Zoomen nimmt sie unter einer halben Blendenstufe ab. Die Farbsäume sind im Mittel ebenfalls gering, können aber im Maximum bei kürzester und längster Brennweite leicht sichtbar werden.
Die Verzeichnung ist bei kürzester Brennweite mit 1,7 Prozent Tonnenform durchaus sichtbar. Angesichts des großen Bildwinkels ist das aber verschmerzbar. Beim Zoomen nimmt die Verzeichnung deutlich ab (siehe Diagramm aus dem Labortest unten) und erreicht bei mittlerer Brennweite von 13 Millimeter nur noch 0,4 Prozent Tonnenform, was kaum noch auffällt. Bei längster Brennweite ist die Verzeichnung so gering, dass sie allenfalls noch messbar, aber praktisch nicht mehr sichtbar ist.
Am 20-Megapixel-Sensor der OM-3 zeigt das OM System 9-18 mm F4-5.6 ED II eine gute Bildqualität, die aber in einigen Bereichen nicht ganz frei von optischen Fehlern ist. Die Auflösung ist gut, abgeblendet auch am Bildrand. [Foto: MediaNord]
Obwohl die optische Rechnung des OM System 9-18 mm F4-5.6 ED II im Vergleich zum inzwischen fast 17 Jahren alten Vorgängermodell unverändert ist, löst es am 20-Megapixel-Sensor der OM System OM-3 ab Offenblende in der Bildmitte hoch auf. Beim Abblenden lässt sich die Auflösung auch nicht weiter steigern, sondern beginnt im Gegenteil leicht abzunehmen. Negativ bemerkbar macht sich das jedoch erst jenseits von F11. Am höchsten ist die Auflösung bei kürzester Brennweite und erreicht hier im Kleinbildäquivalent sehr gute 58 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm) bei 50 Prozent Kontrast. Gezoomt sind es gute 52 lp/mm.
Dafür ist der Randabfall bei kürzester Brennweite mit 35 Prozent bei Offenblende am höchsten. Hier blendet man am besten auf F5,6 ab, was die Randauflösung von 37 auf 41 lp/mm steigert und den relativen Randabfall auf 26 Prozent verringert. Bei mittlerer und langer Brennweite ist die Randauflösung bei Offenblende höher, erreicht aber auch erst leicht abgeblendet ihr Maximum. Bis zu 43 lp/mm sind es bei mittlerer Brennweite bei F8 mit dann nur noch 14 Prozent Randabfall und 42 lp/mm bei 18 mm Brennweite und F11 bei einem Randabfall von 15 Prozent. Die besten Ergebnisse erzielt man bei kurzer Brennweite bei F5,6, bei mittlerer Brennweite von F5,6-F8 und bei längster Brennweite von F8-F11.
Fazit
Das OM System 9-18 mm F4-5.6 ED II ist ein schnuckelig kleines, sehr leichtes Ultraweitwinkel, das man quasi immer dabeihaben kann. Das Kunststoffgehäuse ist nicht das hochwertigste, aber zweckdienlich. Die Ausstattung beschränkt sich mit Zoom- und Fokusring auf das Wesentliche. Der Autofokus ist schnell, aber aufgrund des starken Fokusatmens ist es eher für Foto- und weniger für Videoaufnahmen geeignet. Zwar ist die Lichtstärke etwas gering, aber die Bildqualität kann sich angesichts des Preises und der geringen Baugröße sehen lassen. So gelingen mit dem 9-18 mm F4-5.6 ED II beeindruckende Ultraweitwinkel-Aufnahmen mit sogar überraschend weichem Bokeh.
Kurzbewertung
- Sehr kompakt und leicht
- Schneller, leiser Autofokus
- Weiches Bokeh
- Gute Auflösung mit mäßigem Randabfall
- Kunststoff-Filtergewinde
- Starkes Fokusatmen
- Geringe Lichtstärke
Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.