Aus dem digitalkamera.de-Testlabor
Olympus 17 mm 1,8 mit Labortest vorgestellt
2012-11-15 Auf der Photokina 2012 kündigte Olympus ein 17-Millimeter-Objektiv mit einer Lichtstärke von F1,8 an, verriet aber weder technische Details noch Markteinführungstermin oder Preis. Nun wird der japanische Hersteller konkreter: Das M.Zuiko Digital 17 mm 1:1.8 soll schon Anfang Dezember 2012 erhältlich sein. Ein erstes Exemplar konnten wir bereits im digitalkamera.de-Labor auf seine Bildqualität testen – mit teilweise überraschenden Ergebnissen. (Benjamin Kirchheim)
Das Olympus M.Zuiko Digital 17 mm 1:1.8 ist mit seinem silbernen Metalltubus hochwertig verarbeitet, die ebenfalls edle Sonnenblende LH-48B gibt es jedoch nur optional. Neben der Streulichtblende kann über das 46 Millimeter messende Filtergewinde weiteres Zubehör direkt ans Objektiv angeschlossen beziehungsweise aufgeschraubt werden. Der MSC-Fokusmotor arbeitet flüsterleise, präzise und schnell. Auffällig ist der Fokusring, der mechanisch zur Kamera hin gezogen werden kann. Dies aktiviert die manuelle Fokussierung und gibt die Entfernungsskala frei. Auch wenn es sich nach einer mechanischen Fokussierung anfühlt, arbeitet diese elektrisch, was man bei schnellen Bewegungen des Rings auch an der kurzen Verzögerung bemerken kann. Dies ist aber kein Beinbruch, denn der Fokuspunkt wird stets präzise gemäß dem aufgedruckten Wert angefahren.
Die optische Konstruktion besteht aus neun Linsen, die in sechs Gruppen angeordnet sind. Dabei kommen zwei asphärische Linsen, ein HR-Element sowie die spezielle Mehrfachvergütung ZERO (Zuiko Extra-low Reflection) zum Einsatz. Das soll für eine hohe optische Qualität und geringe Reflexionen sorgen. Die Blende besteht aus sieben gerundeten Lamellen, die für ein weiches Bokeh stehen. Die Öffnung lässt sich zwischen F1,8 und F22 einstellen. Damit setzt Olympus weiter auf eine hohe Lichtstärke, die bei dieser Weitwinkelbrennweite von 17 Millimeter bisher fehlte, schließlich besitzt das erste 17-Millimeter-Objektiv im Micro-Four-Thirds-System nur eine Öffnung von F2,8. Verglichen mit einer Kleinbildkamera entspricht die Brennweite einen Äquivalent von 34 Millimeter, ist also ganz dicht dran am klassischen 35 Millimeter Reportageweitwinkel. Mit einer Naheinstellgrenze von 25 Zentimeter (gemessen ab Bild- beziehungsweise Sensorebene) erreicht das Objektiv einen maximalen Abbildungsmaßstab von 1:12,5. Ab Anfang Dezember 2012 soll das Olympus M.Zuiko Digital 17 mm 1:1.8 zu einem Preis von knapp 550 EUR erhältlich sein.
Ein erstes für einen Labortest freigegebenes Serienexemplar konnten wir bereits im digitalkamera.de-Labor an der Olympus Pen E-PL5 testen. Souverän hoch ist die Schärfe, die sich von der Bildmitte bis zum Bildrand problemlos für A4 große Ausdrucke eignet. Nur auf F22 abgeblendet wird das Bild beugungsbedingt minimal weicher, insbesondere am Bildrand. Erstaunlicherweise konnten wir praktisch keine Verzeichnung messen, diese wird sehr wahrscheinlich direkt in der Kamera korrigiert. Eine leichte Randabdunklung ist hingegen vorhanden, sie verläuft aber sehr sanft und beträgt bei Offenblende lediglich eine Blendenstufe am äußersten Bildrand (entspricht 50 Prozent Lichtverlust). Bis F4 verringert sich die Randabdunklung, die dann bei einer halben Blendenstufe verharrt. Weniger schön sind die auf A4 leicht sichtbaren chromatischen Aberrationen (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Auf Pixelebene liegen sie stets bei über einem Pixel Breite, nehmen mit dem Abblenden immer weiter zu und überschreiten im Extremfall sogar die Grenze von 2,5 Pixeln.
Die Auflösung bei 50 Prozent Kontrast ist bei Offenblende mit knapp 45 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) gut und erreicht bei F2,8 und F4 mit jeweils fast 51 lp/mm ihr Maximum, bevor die Beugung für einen Rückgang sorgt. Doch selbst bei F8 liegt die Auflösung noch leicht über dem Wert bei Offenblende, der erst ab F11 unterschritten wird, aber immer noch über 40 lp/mm im Zentrum beträgt. Erst bei F16 und F22 nimmt die Auflösung rapide um jeweils gut 10 lp/mm ab, weiter als F11 sollte man also nicht abblenden, und die höchste Auflösung (optimale Blende) liegt bei F4. Weitwinkeltypisch ist der Randabfall der Auflösung, der beim 17mm stets rund 20 Prozent beträgt. Dieser Wert geht für ein Weitwinkel in Ordnung, fällt nicht negativ ins Gewicht, sticht aber auch nicht positiv aus der Masse hervor. Reicht einem eine Randauflösung von knapp über 40 lp/mm aber, so stellt das Olympus M.Zuiko Digital 17 mm 1:1.8 bei F4 ein hervorragendes Objektiv für Landschafts- und Architekturaufnahmen dar, auch für Reportagefotografie ist es aufgrund seiner kompakten Abmessungen (36 Millimeter Länge und 58 Millimeter Durchmesser) und seines leichten Gewichts von 120 Gramm an einer Pen oder OM-D bestens geeignet.
Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.