Kostengünstige AF-Festbrennweite
Sirui AF 33 mm F1.2 im Test
2024-06-17 Ende 2023 stellte der eher für seine Stative bekannte chinesische Hersteller Sirui drei APS-C-Autofokus-Objektive mit 23 mm, 33 mm und 56 mm mit F1,2 in einer Crowdfunding Kampagne vor. Jetzt kommt das Objektiv-Trio langsam aber sicher auch in den Verkauf. Höchste Zeit für uns, um das APS-C-Festbrennweitentrio einmal genau zu testen. In diesem zweiten Test dreht sich alles um das AF 33 mm F1.2, das wir an der 26 Megapixel auflösenden Sony Alpha 6700 im Labor und der Praxis genau untersucht haben. (Harm-Diercks Gronewold)
Sirui 33 mm F1.2. [Foto: MediaNord]
Das Sirui AF 33 mm F1.2 ist mit Bajonett etwa 9,5 cm lang. [Foto: Sirui]
Die drei Sirui AF APS-C-Objektive sind mit 23, 33 und 56 mm Brennweite erhältlich. Zudem ist jedes Objektiv in Silber, Schwarz oder Weiß zu haben. Die unverbindliche Preisempfehlung liegt bei etwa 390 Euro pro Objektiv. Zudem ist ein Dreier-Set mit passendem Softcase für etwa 1.100 Euro zu haben. Die Objektive und auch das Dreier-Set sind wahlweise mit den Anschlüssen Fujifilm XF, Nikon Z oder Sony E-Mount erhältlich.
Im Karton des Sirui AF 23 mm F1.2 sind neben dem Objektiv eine blütenförmige Streulichtblende sowie ein Schnappdeckel für 58 Millimeter Gewinde enthalten. Natürlich fehlen auch ein Bajonettdeckel sowie ein dünner Transportbeutel nicht.
Ergonomie und Verarbeitung
Das Gehäuse des Sirui AF 33 mm F1.2 besteht aus einem Mix von Kunststoff und Metall, wobei der Metallanteil, zumindest auf der Außenseite, etwas höher ist als der Kunststoffanteil. So ist das 58 Millimeter Filtergewinde ebenso aus Metall gefertigt wie der Fokusring und die Bajonette für Streulichtblende sowie Kameraanschluss. Im Anschluss-Bajonett ist zudem als Besonderheit ein USB-C-Anschluss versteckt, mit dem sich Firmwareupdates in Eigenregie auf das Objektiv übertragen lassen.
An der Sony Alpha 6700 sieht das Sirui AF 33 mm F1.2 mit dem farblich abgesetzten vorderen Teil ziemlich elegant aus. [Foto: MediaNord]
Die Verarbeitung und auch das Design sind Sirui sehr gut gelungen. Die Spaltmaße stimmen und der etwa 20 Millimeter breite Fokusring läuft sehr angenehm. Allerdings ist der Ring nicht gummiert, er bietet aber immerhin eine Rändelung, die angenehm griffig ist und die manuelle Fokussierung sicherer macht.
Fokussierung
Der Fokusring arbeitet, wie bei Autofokus-Objektiven üblich, elektrisch und die Fokussierung ist nicht-linear. Wenn man also schnell am Fokusring dreht, dann ändert sich der Fokusabstand stärker, als wenn man den gleichen Drehwinkel langsamer durchfährt. Der Fokusring des Sirui AF 33 mm F1.2 ist sehr leichtgängig und empfindlich. Während sich die Leichtgängigkeit sehr angenehm anfühlt, kann die hohe Empfindlichkeit aber auch zu Problemen führen. So verschiebt sich der Fokus schon bei kleinsten Berührungen und das kann bei F1.2 deutliche Folgen haben. Doch das ist natürlich nur ein Problem beim Einsatz des manuellen Fokus.
Mit einem geringsten Aufnahmeabstand von knapp 41 Zentimetern lässt sich ein Bildfeld von knapp 21,6 x 14,4 Zentimeter formatfüllend abbilden. Damit beträgt der Abbildungsmaßstab etwa 1:9,8, was einem 0,1-fachen Vergrößerungsfaktor entspricht. Das ist für eine APS-C-Brennweite mit dem Bildwinkel eines etwa 50 Millimeter Kleinbildobjektivs okay, aber nicht spektakulär.
Der Autofokusmotor macht seine Arbeit leise und schnell. Auch bei der Präzision gibt es nichts auszusetzen. Zudem konnten die Erkennungs- und auch Verfolgungsfunktionen der Alpha 6700 problemlos eingesetzt werden.
Bildqualität
Bei lichtstarken Objektiven werden vom Hersteller immer besondere Eigenschaften im Bezug auf die Darstellung des unscharfen Bereichs vor und hinter der Schärfenebene gemacht. Dieses Aussehen ist auch unter der Bezeichnung Bokeh bekannt. Das Bokeh hat keine wissenschaftliche Basis und auch keine standardisierte Beurteilung.
Mit dem Sirui AF 33 mm F1.2 konnten wir ab etwa 41 cm fokussieren und damit eine minimale Bildbreite von rund 21,6 cm aufnehmen, was einem Abbildungsmaßstab von 1:9,8 entspricht. [Foto: MediaNord]
Das Bokeh des Sirui AF 33 mm F1.2 ist sehr weich und homogen. Spitzlichter werden rund und sind fast homogen in der Lichtverteilung. Lediglich ein sehr schmaler heller Ring um die Lichtplättchen stört den Eindruck minimal, im Großen und Ganzen ist das Bokeh sehr schön.
Im Inneren des Sirui AF 33 mm F1.2 arbeiten zwölf Linsen in elf Gruppen. Bei der Konstruktion hat man auf asphärische Linsen verzichtet, dafür gibt es immerhin mindestens ein Linsenelement mit anomalen Brecheigenschaften. Die Lichtregulierung übernimmt eine Irisblende mit elf Lamellen, die sich bis F16 schließen lässt.
Streulicht belastet das Sirui AF 33 mm F1.2 durchaus. Wenn Licht von der Seite, mehr oder weniger steil auf die Frontlinse fällt, dann ist ein sichtbarer Kontrastverlust die Folge. Der Kontrastverlust ist aufgrund der unüblichen konkaven Frontlinse etwas ungewöhnlich, da er stärker auf der der Lichtquelle gegenüberliegenden Seite auftritt. Die Seite, an der sich die Lichtquelle befindet, hat hingegen nahezu keinen Kontrastverlust. Die zum Lieferumfang gehörige Streulichtblende kann das Streulichtproblem in bestimmten Lichteinfallswinkeln komplett beseitigen. Fällt das Licht aber zu steil auf das Objektiv, so kann auch das Zubehör nicht mehr helfen.
Dank der Riffelung hat man den Fokusring des Sirui AF 33 mm F1.2 fest im Griff. Das muss man auch, denn der Ring ist sehr empfindlich. [Foto: MediaNord]
Das Sirui AF 33 mm F1.2 hat sich im digitalkamera.de-Testlabor bei der Auflösung nicht sonderlich gut geschlagen. So erreicht die Festbrennweite bei F8 lediglich rund 48 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm) in der Bildmitte und 49 lp/mm am Bildrand. Bei offener Blende erreicht die Bildmitte hingegen nur knapp 17 lp/mm und am Rand knapp 21 lp/mm. Der Grund für das Verhalten kann eine differenzierte Schärfung sein, die die Ränder stärker nachschärft als die Bildmitte. Diese Schlussfolgerung wird durch die höheren Schärfeartefakte am Bildrand gestützt.
Die Randabdunklung ist beim Sirui AF 33 mm F1.2 ist mit maximal einem EV bei F1,2 nicht sonderlich dramatisch. Schließt man die Blende, so reduziert sie sich zusehends, so dass bei F2,8 schon die geringste Abdunklung von 0,2 EV erreicht wird. Bei Farbsäumen schlägt sich das Sirui AF 33 mm F1.2 eigentlich ganz gut, immerhin sind Farbsäume nur bis F2 größer als 1,5 Pixel, und das nur an starken Kontrastkanten. Ab F2 liegen Farbsäume maximal bei etwas weniger als einem Pixel bei starken Kontrasten. Bei normalen Kontrasten sind es etwas mehr als 0,5 Pixel.
Verzeichnung gibt es quasi keine (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Das ist entweder der sehr guten optischen Korrektur des Sirui AF 33 mm F1.2 geschuldet, der internen Verzeichnungskorrektur der Sony Alpha 6700 oder der tadellosen Zusammenarbeit beider.
Fazit
Das Sirui AF 33 mm F1.2 ist ein interessantes Objektiv, das leider bei der Fotografie mit offener Blende nicht seine Stärken offenbart. Diese sind eher in der Verzeichnungsfreiheit und der sehr guten Verarbeitung sowie dem schönen Bokeh zu finden. Auch die Materialwahl und das Design, zumindest in der schwarzen Version, konnten überzeugen. Alles in allem liegt das Sirui AF 33 mm F1.2 in einem Leistungsbereich, der dem Preis angemessen ist.
Kurzbewertung
- Schönes Bokeh
- Verzeichnungsfrei
- USB-Schnittestelle für Firmwareupdates
- Geringe Auflösung
- Sehr empfindlicher Fokusring
Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.