Video-Reisestativ
Testbericht: Benro Aero 2 Video-Reisestativ
2018-02-09 Die bislang von uns getesteten Reisestative waren allesamt Fotostative, ausgerüstet mit einem Kugelkopf und deshalb zum Videofilmen eher ungeeignet. Mit dem Test des Aero 2 von Benro testen wir erstmals ein Reisestativ, das speziell für Videoaufnahmen konzipiert wurde und neben einem fluidgedämpften Video-Neiger auch eine Nivellier-Halbkugel besitzt. (Harm-Diercks Gronewold)
Voll ausgezogen erreicht das Benro Aero 2 eine Arbeitshöhe von 165 cm. [Foto: Benro]
Dank der umklappbaren Beine besitzt das Aero 2 ein Packmaß von 480 mm und präsentiert sich kompakt. [Foto: Benro]
Ein Reisestativ zeichnet sich durch ein geringes Gewicht und ein kleines Packmaß aus. Das Benro gibt das Gewicht des Aero 2 mit 1,86 Kilogramm an. Auf unserer Waage hat das Stativ jedoch etwas zugenommen und brachte glatte 2 Kilogramm auf die Waage. Wie viele andere Reisestative, kann auch das Aero 2 “gefaltet” werden. Zum Transport können die Beine um 180 Grad nach oben geklappt werden. So umschließen diese die Mittelsäule und nur die Schnellwechselplatte des Stativkopfes schaut heraus. Damit wird der Platz optimal genutzt und das Stativ besitzt eine zusammengefaltete Länge von nur noch 48 cm.
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Mit einer maximalen Höhe von knapp 1,40 Meter mit eingefahrener Mittelsäule ist das Aero 2 für ein Reisestativ schon recht groß. Zieht der Fotograf dann noch die Mittelsäule heraus, werden daraus 1,63 Meter. Damit erreicht eine darauf montierte Kamera dann ungefähr Augenhöhe bei 1,80 Meter Körperhöhe. Der Stativkopf ist knapp 10 cm hoch und in die genannten Arbeitshöhen schon einberechnet. Die Stativschulter des Aero 2 ist zwar auf ein reduziertes Gewicht konzipiert, macht aber einen soliden Eindruck. Die Beine sind mit einer Führungsnut profiliert und aus Aluminium gefertigt. Das Aero 2 kommt mit drei Beinauszügen auf die oben genannte Arbeitshöhe und am untersten Segment finden sich Gummifüße. Diese können nach oben geschraubt werden, wodurch solide Spikes zum Vorschein kommen. Die Klemmverschlüsse zur Fixierung der Stativ-Auszüge sind sehr einfach ausgeführt, eine Möglichkeit zum Nachspannen bieten sie nicht. Die Bein- und Mittelsäulenfixierungen entscheiden zudem über die maximale Last, die das Stativ insgesamt tragen kann. Im Fall des Aero 2 ist diese nur mit 2,5 Kilogramm angegeben, was im Vergleich zu anderen Reisestativen und dem Eigengewicht von 2 Kilogramm recht wenig ist. Drückt man kräftig auf das Stativ, rutschen die Stativbeine in den Klemmen (allerdings erst bei recht hohem Druck, d. h. weit mehr als die angegebenen 2,5 kg Belastbarkeit).
Die Bein-Anstellwinkel werden mit einem Hebel fixiert. Dieser wird zur Vergrößerung des Beinanstellwinkels herausgezogen und dann in der passenden Position manuell wieder hineingeschoben (eine Feder, die diesen Vorgang unterstützt, gibt es nicht). Auch beim Verkleinern des Anstellwinkels muss man also daran denken, den Hebel manuell in die entsprechende Raste zu drücken, sonst bleibt er auf die vorherige Stellung eingestellt. Diese Art der Beinanstellwinkelverstellung hat uns, ehrlich gesagt, nicht besonders gut gefallen.
Eines der Stativbeine ist mit einem Kälteschutzhandgriff aus Kunststoff versehen. Dieses Bein kann sogar abgeschraubt werden und ergibt in Kombination mit der Mittelsäule dann ein Einbeinstativ mit einer maximalen Arbeitshöhe von 1,63 Metern – eine wirklich pfiffige Lösung.
Am unteren Ende der Stativbeine besitzt das Aero 2 drehbare Gummifüße, diese können nach oben geschraubt werden und geben dann Spikes frei. [Foto: Benro]
Der mitgelieferte Videoneiger S2P wird per 3/8" Schraubung auf der Stativmittelsäule montiert. [Foto: Benro]
Die Mittelsäule ist insgesamt rund 37 cm lang. Als Fixierung dient eine schnelle Drehsicherung an der Stativschulter. Zusätzlich ist ein herausdrehbarer Haken an der Unterseite der Mittelsäule vorhanden, der gleichzeitig als Gewichtshalterung und als “Herausziehsicherung” für die Mittelsäule dient. Für besonders niedrige Aufnahmesituationen kann die Mittelsäule nach oben entfernt und von unten in die Stativschulter eingeschoben werden. Am oberen Ende der Mittelsäule befindet sich neben der 3/8-Zoll-Schraube für den Stativkopf eine Halbkugel zur Nivellierung. Das Nivellieren wird teilweise auch als ins "Wasser" stellen bezeichnet. Es beschreibt den Vorgang, das Stativ so auszurichten, dass bei einem horizontalen Schwenk kein vertikaler Versatz auftrifft und so die Aufnahme ruiniert. Da der mitgelieferte Stativkopf S2P über eine kleine Wasserwaage verfügt, kann dieser mithilfe der Halbkugel exakt ausgerichtet und dann mit der an der Halbkugel vorhandenen Knebelschraube fixiert werden. Wird das Stativ dann nicht mehr bewegt, ist alles bereit für den perfekten horizontalen Schwenk. Die Anwendung der Halbkugel ist kinderleicht und schnell zu begreifen.
Der enthaltene Videoneiger S2P wiegt mit Schnellwechselplatte 530 Gramm. Bei dem S2P Stativkopf handelt es sich um einen reinen 2-Wege-Videokopf. Sprich: er kann (um 90 Grad) nach vorne und hinten geneigt sowie um 360° horizontal gedreht werden. Beide Bewegungsebenen sind fluidgedämpft, können aber nicht im Widerstand (Friktion) verändert werden. Beide Schwenkebenen können per Fixierungsschraube festgesetzt werden. Damit sich das Schwenken einer montierten Kamera einfacher gestaltet, besitzt der Stativkopf einen rund 30 cm langen Schwenkarm. Dieser lässt sich für den Transport lösen und nach unten klappen. Die Schnellwechselplatte besitzt ein 1/4-Zoll-Gewinde für den Kameraanschluss und ist mit einem Metallstift vor dem Herausrutschen gesichert.
Die Nivellier-Halbkugel besitzt eine separate Fixierung und erlaubt so einen flexiblen Einsatz zum Ausrichten der Kamera. [Foto: Benro]
Das Benro Aero 2 hat eine Einbeinfunktion. Der Fotograf muss lediglich die Mittelsäule herausnehmen und auf das zuvor abgeschraubte Stativbein schrauben. Am Ende der Umbauarbeiten erwartet den Fotografen ein maximale Arbeitshöhe von 1,63 m. [Foto: Benro]
Fazit
Das Benro Aero 2 macht einen recht ordentlichen Eindruck, auch wenn es mit 2 Kilogramm nicht das leichteste Reisestativ ist. Dennoch bietet es den richtigen Kompromiss aus Stabilität und Gewicht. Highlight ist eindeutig die Nivellierhalbkugel, die das horizontale Ausrichten des Stativkopf sehr einfach gestaltet. Auch die Einbeinfunktionalität hat uns gut gefallen. Die Klemmverschlüsse an den Stativbeinen haben allerdings weder einen Druckpunkt, noch eine Möglichkeit zum Nachspannen, und die Beinanstellwinkelverstellung ist umständlich. Auch die maximale Last, die das Stativ tragen kann, ist mit 2,5 Kilogramm recht gering. Der im Set enthaltene Stativkopf ist schnörkellos und solide. Das Aero 2 von Benro hat eine Stativtasche im Lieferumfang und kostet knapp 250 Euro (UVP, Marktpreis ab 230 Euro).
Kurzbewertung
- Bequeme Arbeitshöhe
- Nivellier-Halbkugel zum Ausrichten
- Einbeinstativ-Funktion
- Geringe Belastbarkeit
- Nicht nachspannbare Beinverstellung