Multiwinkel-Stereo-Mikrofon
Testbericht: Comica Traxshot Mikrofon
2021-07-12 Digitale Kameras sind seit einiger Zeit schon keine reinen "Fotoapparate" mehr, sondern werden immer mehr zu Foto-/Video-Hybriden. Ein guter Grund für alle Foto- und Videografen, sich Gedanken über ein besseres Mikrofon zu machen. Damit man sich nicht zu sehr mit dem Thema Richtcharakteristik beschäftigen muss, hat der chinesische Hersteller Comica das Traxshot Mikrofon auf den Markt gebracht. Es bietet zwei bewegliche Mikrofonausleger, mit denen sich nicht nur die Stereobasis verbreitern lässt, sondern auch eine bidirektionale Aufnahme kann damit realisiert werden. Was das Comica Traxshot sonst noch kann, haben wir in diesem Test zusammengetragen. (Harm-Diercks Gronewold, Jens Scheppler)
Das Comica Traxshot Mikrofon mit beiden Mikrofonarmen nach vorne ausgerichtet für die Mono-Aufnahme. [Foto: MediaNord]
Auch diese bidirektionale Aufnahmetechnik ist mit dem Comica Traxshot möglich. [Foto: MediaNord]
Das Display auf der Rückseite wird von den beiden Einstelllköpfen und dem Gain-Regler (Vorverstärker) flankiert. [Foto: MediaNord]
Die Gummifüße sorgen für eine Entkopplung des Comica Traxshot von der Kamera oder einem Stativ. [Foto: MediaNord]
Das Traxshot Mikrofon für unseren Test haben wir direkt vom chinesischem Hersteller Comica zur Verfügung gestellt bekommen (siehe weiterführende Links). Das Mikrofon ist in Deutschland über ebay und auch Amazon erhältlich. Man sollte aber darauf achten, aus welchem Land der Versand durchgeführt wird. Zu den knapp 180 EUR, die das Traxshot Mikrofon kostet, könnten ansonsten noch Zollgebühren und die Mehrwertsteuer hinzukommen, zumindest bis sich ein deutscher Vertrieb für das Mikrofon gefunden hat.
Das Traxshot wiegt etwa 130 Gramm und hat Abmessungen von 122 x 65 x 62 Millimeter (Breite x Höhe x Tiefe). Die hohe Breite machen die beiden Mikrofon-Ausleger aus. Die kleine Steuereinheit besitzt ein mehrfarbiges und beleuchtetes IPS-Status-Panel mit sehr großem Betrachtungswinkel. Zudem gibt es zwei Bedienknöpfe sowie einen Audioausgang zur Kamera beziehungsweise zum Audiorekorder. Außerdem steht dem Videografen ein Kopfhörer-Ausgang zur Verfügung. Beide Ausgänge benutzten eine 3,5 Millimeter Stereoklinkenbuchse. Ebenfalls mit von der Partie ist ein stufenloser Vorverstärkungsregler. Dieser liegt leicht erreichbar an der Seite der "Schaltzentrale".
Als dritten Anschluss besitzt das Traxshot Mikrofon ein USB-C-Buchse. Über diese können zum einen Firmware-Updates eingespielt werden und zum anderen der interne Akku des Traxshot aufgeladen werden. Laut Hersteller Comica soll der eigebaute Akku genug "Saft" für bis zu fünf Stunden Aufnahmedauer bereitstellen. Außerdem kann das Mikrofon mit Hilfe einer Powerbank aufgeladen und betrieben werden. Während die Akkuladung bis etwa 75-80 Prozent recht flott ging, schritt das letzte Viertel eher langsam voran. Insgesamt dauerte es fast drei Stunden, bis der Akku einmal komplett geladen war.
Im Monomodus des Comica Traxshot zeigen beide Ausleger nach vorne. [Foto: MediaNord]
Mit der Stereo-Aufnahme bei 30° können Personen, die nicht zu weit voneinander entfernt stehen, differenziert Vom Comica Traxshot aufgenommen werden. [Foto: MediaNord]
Sind die beiden Audioquellen etwas weiter voneinander entfernt, so kommt die Stereo-Aufnahme mit 90° zum Einsatz. [Foto: MediaNord]
Der Bidirektionale Modus des Comica Traxshot wird eingesetzt, wenn es Tonquellen vor und hinter der Kamera gibt. [Foto: MediaNord]
Die kleine "Schaltzentrale" ist nicht direkt mit dem ziemlich straffen Blitzschuh verbunden, sondern mit einer "Entkopplungsvorrichtung". Diese sorgt dafür, dass Vibrationen von der Kamera nicht auf die Mikrofone übertragen werden. Dazu werden vier recht weiche Gummizylinder verwendet, die die Verbindung zwischen Mikrofon und Anschluss gewährleisten. Das funktioniert ziemlich gut und der Videograf muss keine Montagearbeit erledigen. Neben der Montagemöglichkeit auf einem Blitzschuh steht auch ein 1/4"-Anschlussgewinde für Lampenstative oder Ausleger zur Verfügung.
Die Mikrofone lassen sich manuell in vier verschiedene Positionen bringen: 0° (Mono), 90°, 30° und bidirektional (ein Mikrofon nach vorne und eins nach hinten). Beim Verstellen der Arme sollte man aber die "Schaltzentrale" festhalten. Das macht das Verstellen einfacher, da diese wegen der Gummidämpfung gegen die mechanische Bewegung arbeitet und das Verstellen unnötig mühsam macht.
Die Tonqualität des Traxshot ist gut, wirkt aber etwas schwach im unteren Frequenzbereich. Dadurch wirkt der Ton etwas "kühl". Der Stereo-Effekt ist beim Anstellwinkel von 30° und 90° sehr gut. Auch im bidirektionalen Modus macht das Mikrofon einen guten Eindruck und es erleichtert beispielsweise Interviewsituationen und Erläuterungen zu einer aufgenommenen Szene. Der Grund dafür ist, dass der Videograf eine Tonquelle vor und hinter der Kamera aufzeichnen kann, ohne zwei Mikrofone über ein Mischpult einsetzen zu müssen.
Das Traxshot kann leider den Mikrofon-Anstellwinkel nicht automatisch erkennen. Der Videograf muss dafür aktiv werden und mit einer der Funktionstasten den zuvor bei den Mikrofonen gewählten Winkel einstellen. Dafür wird die Taste so lange immer wieder gedrückt, bis das Display die entsprechende Einstellung zeigt. Das Durchschalten der Funktionen geht nur in eine Richtung.
Zur Aufladung und für Firmwareupdates besitzt das Comica Traxshot eine USB-C-Schnittstelle und als Audioausgang dient eine 3,5mm-Klinkenbuchse. [Foto: MediaNord]
Neben dem USB- und Audioausgang besitzt das Comica Traxshot auch einen Anschluss für Kopfhörer. [Foto: MediaNord]
Das Comica Traxshot kann nur eingesetzt werden, wenn die Kamera eine 3,5mm-Klinkenbuchse besitzt, die für eine Tonaufnahme vorgesehen ist. [Foto: MediaNord]
Die Gain-Control-Einstellung steuert die Vorverstärkung des Mikrofons und wird über ein angenehm weiches und griffiges Einstellrad geregelt. Diese Leichtigkeit wird dem Einstellrad aber auch zum Verhängnis, da es sich leicht unbeabsichtigt verstellen lässt, zum Beispiel, wenn das Traxshot aus einer Tasche entnommen wird. Es ist also sinnvoll, vor der Aufnahme zu kontrollieren, ob die Vorverstärkung korrekt eingestellt ist, um massiv übersteuerte oder extrem leise Aufnahmen zu vermeiden.
Hilfreich ist hierfür die Pegelanzeige auf dem kleinen Display. Noch besser geht es aber beispielsweise über das Display der verbundenen Kamera. Mit der Pegelanzeige kann der Videograf die Aufnahmelautstärke beurteilen und gegebenenfalls mit dem Gain-Regler korrigieren. Eine zuschaltbare Low-Cut-Funktion sorgt für die Entfernung von unerwünschten tieferen Frequenzen, zum Beispiel bei Umgebungsgeräuschen. Beim Außeneinsatz schützen Kunstfellüberzieher vor Windgeräuschen.
Der Lieferumfang des Comica Traxshot umfasst Anschlusskabel und zwei puschelige Windschutz-Überzieher sowie eine Transporttasche. [Foto: MediaNord]
Die semi harte Transportbox des Comica Traxshot bietet ausreichenden Schutz für das Mikrofon und Zubehör. [Foto: MediaNord]
Die puscheligen Kunstfellüberzüge für beide Mikrofonausleger des Traxshot sind im Lieferumfang enthalten. Das Überziehen kann sich die ersten Male als fummelig erweisen, mit etwas Übung ist die Montage jedoch in Windeseile erledigt. Der Windschutz liegt straff an und wird mittels Gummibands an Ort und Stelle gehalten. Dank einer großzügigen Lasche lassen sich die Überzüge recht einfach wieder abziehen.
Fazit
Das Traxshot von Comica ist gut verarbeitet und macht einen wertigen Eindruck. Die Bedienung ist ist intuitiv gelöst. Allerdings ist der Funktionsumfang gering, wie bei Mikrofonen üblich. Gefallen hat uns das helle und gut gestaltete Display, was dem Vidografen zu jeder Zeit alle notwendigen Informationen präsentiert. Die Anschlüsse sind gut platziert und die entkoppelte Aufhängung ist funktional. Die Sprachqualität haben wir als zu "kühl" wahrgenommen, sprich: Der untere Frequenzbereich war bei Sprachaufnahmen nicht unser Geschmack. Die Dauer der Aufladung des Traxshot zeigte sich mit fast drei Stunden als deutlich zu lang.
Das Comica Traxshot ist ein solides Mikrofon und empfehlenswert für Vlogger, die keine Lust und keinen Platz haben, verschiedene Mikrofone für unterschiedliche Anforderungen mit sich rumzuschleppen. Störend war allerdings die zu lange Ladezeit von knapp 3 Stunden.
Kurzbewertung
- Gute Stereotrennung
- Bidirektionaler Betrieb
- Wirksame Gummidämpfung
- Mitgelieferter mechanischer Windschutz
- "Kühler" Klang
- Akkuaufladung langsam