Äußerst kompakte Weitwinkel-Festbrennweite
Testbericht: Fujifilm Fujinon XF 16 mm F2.8 R WR
2019-05-31 Mit dem Fujinon XF 16 mm F2.8 R WR bietet Fujifilm seit März 2019 eine äußerst kompakte Weitwinkel-Festbrennweite mit dem Bildwinkel eines 24mm-Kleinbildobjektivs an. Dafür fällt jedoch die Lichtstärke bescheiden aus, F2,8 Anfangsöffnung bekommt man auch in Zoom-Objektiven; aber eben nicht in dieser Kompaktheit. Damit steht es in krassem Gegensatz beispielsweise zum Fujifilm XF 16 mm F1.4 R WR, das zwar zwei Blenden lichtstärker, aber auch 2,5-Mal so schwer und teuer ist. Ob das Fujifilm Fujinon XF 16 mm F2.8 R WR neben der Kompaktheit und dem Preis noch andere Vorzüge bietet und wie es um die Bildqualität bestellt ist, zeigt unser Test an der Fujifilm X-T30. (Benjamin Kirchheim)
Das Fujifilm Fujinon XF 16 mm F2.8 R WR ist äußerst klein und leicht, aber dennoch robust gebaut (Aluminiumgehäuse mit Staub- und Spritzwasserschutz). [Foto: Fujifilm]
Zu einem Preis von knapp 400 Euro erhält man ein 155 Gramm leichtes und bei einem Durchmesser von sechs Zentimetern nur 4,5 Zentimeter langes Weitwinkel-Objektiv. Dabei erstaunt, dass das Objektiv trotzdem aus Metall gefertigt ist und einen äußerst hochwertigen Eindruck hinterlässt. Sämtliche Teile des äußeren Gehäuses inklusive des 49mm-Filtergewindes bestehen aus Aluminium, auch beim Bajonett kommt Metall zum Einsatz. Hier zeigt Fujifilm vielen anderen Herstellern, wie man ein auch haptisch hochwertiges Objektiv zu einem bezahlbaren Preis baut. Um Gewicht zu sparen, kommt jedoch im Inneren durchaus Kunststoff zum Einsatz. Nicht einmal an einem Wetterschutz wurde gespart. Trotz zweier Bedienringe, die den Dichtungsaufwand erhöhen, ist das Objektiv komplett gegen das Eindringen von Staub und Spritzwasser abgedichtet.
Bedienung
Trotz des kompakten Gehäuses sind zwei Einstellringe an diesem zu finden, die ebenfalls aus Metall bestehen. Nur Schalter gibt es nicht, denn die AF-MF-Umschaltung erfolgt am Gehäuseschalter links vom Bajonett und einen optischen Bildstabilisator besitzt das XF 16 mm F2.8 nicht. Der Blendenring sitzt wie gewohnt ganz nah am Gehäuse, hier ist das Objektiv am "dicksten". Er rastet gut und wertig in Drittelstufen von F2,8 bis F22 ein. Von F22 auf die A-Stellung (Blendenautomatik) legt der Blendenring etwa den Weg einer ganzen Blendenstufe zurück, ohne aber an den Drittelstufen nochmal zu rasten. Leider besitzt die Automatikstellung im Fujifilm-X-System keine Verriegelung, daran hält der japanische Hersteller auch bei neuen 16 mm fest. So kann es schonmal passieren, dass man dauerhaft mit Blende F22 statt Blendenautomatik fotografiert, was zu sichtbar unschärferen Fotos nicht nur aufgrund dann möglicher Verwackelung, sondern auch aufgrund der Beugung führt.
Das Fujifilm Fujinon XF 16 mm F2.8 R WR besitzt eine süße, kleine, abnehmbare Gegenlichtblende. [Foto: Fujifilm]
Im vorderen, ungeriffelten Teil des 1,3 Zentimeter breiten Blendenrings befinden sich die gut sichtbaren Beschriftungen, und genau hier verjüngt sich das Objektiv von sechs auf 5,5 Zentimeter Durchmesser. Nur ein kleines Stückchen weiter vorne befindet sich der zweite Einstellring, der ebenfalls aus Metall besteht, aber feiner geriffelt ist als der Blendenring. Die Ringe lassen sich problemlos blind unterscheiden, spätestens, wenn man sie dreht. Der vordere Ring arbeitet komplett stufenlos und rein elektronisch. Natürlich muss man bei einem kompakten Objektiv Abstriche bei der Breite der Einstellringe machen, die sieben Millimeter breite Riffelung erlaubt aber dennoch einen ausreichenden Bedienkomfort. Hier wird, sofern am Gehäuse umgeschaltet, manuell fokussiert.
Fokussierung
Dank der drehmomentabhängigen Reaktion und der schönen Einstellhilfen der Fujifilmkameras kann man das XF 16 mm F2.8 R WR hervorragend manuell fokussieren; und zwar nicht obwohl lediglich Stellbefehle an den Fokusmotor übergeben werden, sondern genau deswegen. Dreht man den Ring schnell, kann man den Fokus schnell und grob einstellen, langsam gedreht wird er äußerst feinfühlig. Dabei helfen eine Fokuslupe, Fokuspeaking, eine Schärfeskala und je nach Kameragehäuse sogar ein digitaler Schnittbildindikator bei der korrekten Fokussierung. Aber auch auf den Autofokus kann man sich voll und ganz verlassen. Das Objektiv stellt äußerst leise und rasant scharf; kein Wunder, denn die Stellwege sind kurz. Selbstverständlich läuft die Fokussierung rein intern ab, außen bewegen sich keine Teile.
Ab 17 Zentimeter von der Sensorebene gemessen kann man fokussieren, das entspricht elf Zentimetern ab Frontlinse, Trotzdem wird aus dem XF 16 mm F2.8 R WR kein Makroobjektiv, denn immerhin handelt es sich um ein Weitwinkel mit 24 Millimetern kleinbildäquivalenter Brennweite. 1:7,7 beträgt der maximale Abbildungsmaßstab, womit sich eine minimale Fläche von rund 18 mal zwölf Zentimeter formatfüllend aufnehmen lässt; zum Vergleich: Ein DIN-A5-Blatt ist ca. 21 mal 15 Zentimeter groß, also nur minimal größer. Dennoch ist die Naheinstellgrenze für ein Weitwinkel sehr ordentlich und hiermit lassen sich problemlos bewusst perspektivische Verzerrungen aufnehmen, beispielsweise ein kleiner Gegenstand im Vordergrund, der im Verhältnis zum Hintergrund riesig wirkt.
Bildqualität
An eine Festbrennweite stellt man normalerweise hohe Ansprüche an die Abbildungsqualität, allerdings sollte man angesichts des Preises und der kompakten Abmessungen die Erwartungen auch nicht zu hoch schrauben. Erfreulich ist, dass das Objektiv in der Praxis eine gute Abbildungsleistung zu haben scheint. Optische Fehler sind visuell kaum auszumachen, die knackige Schärfe des Bildzentrums hält es aber nicht bis an den Bildrand durch, was oft ein Kompromiss bei besonders kompakten Objektiven ist.
An der kompakten Fujifilm X-T30 macht das Fujinon XF 16 mm F2.8 R WR eine sehr gute Figur, aber auch zu anderen kleinen Fujifilm-Gehäusen, wie etwa der X-E3, passt das Objektiv hervorragend. [Foto: MediaNord]
Doch auch in einer anderen Disziplin bekleckert sich das Fujinon XF 16 mm F2.8 R WR nicht gerade mit Ruhm. Bei Gegenlicht neigt es mitunter bei bestimmten Winkeln zur Sonne zu Kontrastverlusten, auch Blendenreflexe werden teils recht deutlich sichtbar. Beides ist technisch nicht perfekt, kann aber kreativ effektvoll eingesetzt werden. Die schnuckelig kleine Streulichtblende, die sich im Lieferumfang befindet, richtet leider wenig bis gar nichts gegen diese Effekte aus. Hier hilft, wenn man sie vermeiden möchte, ein minimaler Standort- und Bildausschnittswechsel.
Die Blende des Fujifilm XF 16 mm F2.8 R WR wird von immerhin neu abgerundeten Lamellen geformt. Die Öffnung ist tatsächlich sehr rund und gleichmäßig. Auch wenn man von dem Objektiv angesichts der kleinen Brennweite und für eine Festbrennweite eher schwachen Lichtstärke keine Wunder an Freistellung erwarten kann, bietet es doch ein durchaus ansehnliches Bokeh, das nicht einmal von Farbsäumen getrübt wird.
Trotz der kompakten Abmessungen verfügt das Fujifilm Fujinon XF 16 mm F2.8 R WR sowohl über einen Fokus- als auch einen Blendenring. [Foto: MediaNord]
Im Labortest an der 26 Megapixel auflösenden Fujifilm X-T30 bestätigen sich erwartungsgemäß die Beobachtungen aus der Praxis. Die Randabdunklung kann man mit maximal 0,4 Blendenstufen und einem sanften Verlauf vernachlässigen, auch die Farbsäume bewegen sich auf einem äußerst niedrigen, kaum sichtbaren Niveau. Erstaunlich ist zudem die geringe Verzeichnung. Eigentlich würde man bei einem Weitwinkel eine zumindest leichte Tonnenform erwarten. Doch im Gegenteil, das Objektiv verzeichnet sogar ganz leicht kissenförmig, wobei sich die Verzeichnung zu den Bildecken hin sogar wieder verringert. Wenn man böse sein wollte, könnte man von einer leicht wellenförmigen Verzeichnung sprechen. Das wäre aber Jammern auf hohem Niveau, denn absolut gesehen ist die Verzeichnung nur sehr gering und man kann sie getrost vernachlässigen.
Bei der Auflösungsmessung erreicht das XF 16 mm F2.8 R WR bereits bei Offenblende fast 59 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) im Kleinbildäquivalent bei 50 Prozent Kontrast. Beim Abblenden auf F4 steigert sie sich auf akademischem Niveau auf 60 lp/mm und fällt beim weiteren Abblenden wieder ganz leicht ab. Aber selbst bei F11 erreicht die Festbrennweite noch fast 57 lp/mm im Bildzentrum. Zum Bildrand hin fällt die Auflösung bei Offenblende um gut ein Drittel auf etwas über 40 lp/mm ab. Auch hier bleibt die Auflösung beim Abblenden bis F11 nahezu konstant und bewegt sich bei 42 lp/mm. Schade also, dass der Randverlust nicht verschwindet, aber andererseits ist die Auflösung des Objektivs in einem sehr großen Blendenbereich von F2,8 bis F11 nahezu konstant (siehe Abbildung aus dem Labortest unten). Und das ist eine gute Nachricht, denn so wird die Blende zum reinen Gestaltungsmittel, wenn auch aufgrund der geringen Brennweite und Anfangsöffnung nur mit einer begrenzt niedrigen Schärfentiefe.
Fazit
Die knapp 400 Euro ist das Fujifilm Fujinon XF 16 mm F2.8 R WR allemal wert. Dem guten Ruf der XF-Objektivserie wird es definitiv gerecht. Von der sehr guten Verarbeitung des Metallgehäuses können sich andere Hersteller gerne eine Scheibe abschneiden, vor allem in diesem Preisbereich. Auch die Robustheit mit der Abdichtung gegen Spritzwasser und Staub ist vorbildlich. Nichtmal auf einen Blendenring muss man trotz der kompakten Abmessungen, mit denen das Objektiv immer ein Plätzchen in der Fototasche findet, verzichten. Zudem arbeitet der Autofokus schnell und leise. Die Bildqualität des XF 16 mm F2.8 R WR ist ebenfalls insgesamt sehr gut, wenn auch mit einigen kleineren Abstrichen beim Gegenlichtverhalten. Optische Fehler sind ansonsten praktisch nicht vorhanden und die Auflösung ist über einen großen Blendenbereich von F2,8 bis F11 konstant hoch, wenn auch mit einem gewissen Auflösungs-Randabfall. Sogar das Bokeh kann sich sehen lassen. Seine Stärken spielt das Fujifilm Fujinon XF 16 mm F2.8 R WR aber vor allem aus, wenn die Fotoausrüstung klein, leicht und unauffällig sein soll.
Kurzbewertung
- Hervorragende Verarbeitung und Robustheit
- Äußerst kompakt und leicht
- Von F2,8 bis F11 nahezu konstante Auflösung und Bildqualität
- Praktisch kaum optische Fehler
- Leiser und flotter Autofokus
- Nur mäßige Randauflösung, die sich beim Abblenden auch nicht steigert
- Für eine Festbrennweite verhältnismäßig wenig lichtstark
- Blendenreflexe und Kontrastverluste bei bestimmten Gegenlichtsituationen
Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.