Kompaktes, preisgünstiges Normalobjektiv
Testbericht: Fujifilm XC 35 mm F2
2020-04-14 Lichtstärke ist nicht immer alles, auch Kompaktheit und ein günstiger Preis können bei der Fotografie, gerade wenn man die Kamera oft dabeihaben möchte, eine große Rolle spielen. Unter diesem Gesichtspunkt stellt Fujifilm dem XF 35 mm F2 R WR mit dem XC 35 mm F2 ein halb so teures Schwestermodell an die Seite, das denselben optischen Aufbau besitzt. Ob das im Kleinbildäquivalent 53-mm-Objektiv optisch tatsächlich mit seinem teureren Schwestermodell mithalten kann und damit das erste empfehlenswerte Objektiv der XC-Baureihe ist, klärt unser Test an der 24 Megapixel auflösenden Fujifilm X-T200. (Benjamin Kirchheim)
Das Fujifilm XC 35 mm F2 ist 200 Euro günstiger und 34 Gramm leichter als das 400 Euro teure XF 35 mm F2 R WR. [Foto: Fujifilm]
Zum Vergleich das Fujifilm XF 35 mm F2 R WR. Auffällig ist das abweichende Design, zudem ist das Gehäuse mit Metall hochwertiger, besitzt einen Blendenring und Spritzwasserschutz. [Foto: Fujifilm]
Zwar testen wir Objektive eigentlich immer an möglichst hochauflösenden Kameras, immerhin gibt es bei Fujifilm auch 26-Megapixel-Modelle, aber einerseits ist der Unterschied zu 24 Megapixeln nicht sonderlich groß und andererseits dürfte das 200 Euro günstige XC 35mm eher an Einsteigerkameras von Fujifilm zum Einsatz kommen, die wie im Falle der X-T200 24 Megapixel auflösen. Auch für den Vergleich zum XF 35mm ist die Wahl einer 24-Megapixel-Kamera nicht verkehrt, denn das haben wir vor ziemlich genau vier Jahren an der ebenfalls 24 Megapixel auflösenden X-Pro2 getestet (siehe weiterführende Links).
Mit seinen kompakten Abmessungen (4,7 Zentimeter lang und 5,8 Zentimeter im Durchmesser) und dem geringen Gewicht von lediglich 130 Gramm passt das Fujifilm XC 35 mm F2 R WR wunderbar zu den kleinen APS-C-Einsteigerkameras von Fujifilm (etwa die X-A7 oder X-T200, die wir in diesem Test verwendet haben). Die Abmessungen weichen kaum vom XF-Schwestermodell ab, aber das Gewicht dafür umso mehr. 34 Gramm weniger sind ist. Die gehen auf Kosten der hochwertigen Verarbeitung beziehungsweise des Gehäusematerials: Das XC 35 mm muss mit einem simplen, schnörkellos designten Kunststoffgehäuse auskommen. Das nimmt man für die deutliche Preisersparnis sicherlich gerne in Kauf, aber dass ausgerechnet auch das Bajonett aus Kunststoff bestehen muss, ist weniger schön.
Als Festbrennweite kommt das XC 35 mm F2 mit einem einzigen Bedienring aus, den typischen Blendenring der XF-Objektive gibt es im XC-Objektiv nicht. Das stört nicht weiter, denn die Kameras bieten entsprechende Einstellräder zur Blendenwahl, wenn man die nicht ohnehin automatisch einstellen lässt. Der zwei Zentimeter breite, fein geriffelte Fokusring arbeitet rein elektronisch und gibt die Steuerbefehle wahlweise sehr sanft und feinfühlig oder in größeren Schritten an den Stellmotor des Objektivs weiter. Leider erzeugt er dabei unschöne, billig wirkende Schabgeräusche. Dank der vielen Einstellhilfen (Fokusskala inklusive Schärfentiefe, Lupe, Fokuspeaking) der X-T200 gelingt die manuelle Fokussierung präzise wie problemlos.
Das 130 Gramm leichte Fujifilm XC 35 mm F2 besitzt ein schnörkelloses Kunststoffgehäuse mit einem breiten Fokusring, der beim Drehen leider billig wirkende Schabgeräusche von sich gibt. Auch das Bajonett besteht aus Kunststoff. [Foto: Fujifilm]
Im Gegensatz zu manchem XF-Objektiv klappert die Autofokuseinheit praktisch nicht, arbeitet aber trotzdem nahezu lautlos und vor allem sehr flott. Die Naheinstellgrenze des 35 mm F2 liegt laut Datenblatt bei 35 Zentimetern und erlaubt einen maximalen Abbildungsmaßstab von lediglich 1:7,1. In der Praxis konnten wir jedoch bereits ab 32 Zentimeter fokussieren und damit ein 13,5 mal 9 Zentimeter kleines Motiv formatfüllend abbilden, was einem Abbildungsmaßstab von 1:5,7 entspricht. Bei einer Kleinbildkamera bräuchte man dafür sogar einen Abbildungsmaßstab von 1:3,8. Das XC 35 mm ist also nicht wirklich makrotauglich, aber es eignet sich durchaus für die eine oder andere Nahaufnahme.
Optik
Wie beim XF 35 mm F2 R WR besteht der optische Aufbau des XC 35 mm F2 aus neun Linsen, die in sechs Gruppen angeordnet sind. Für einen optischen Bildstabilisator hat es leider nicht gereicht. Die Vergütung verrichtet ihren Dienst hervorragend: Geisterbilder oder ein Kontrastabfall bei Gegenlicht treten praktisch nicht auf, die Blendenreflexe sind minimal. Dass die passende Gegenlichtblende nicht zum Lieferumfang gehört, ist also verschmerzbar. Interessanterweise besitzt das XC 35 mm im Gegensatz zum XF-Schwestermodell sogar ein Bajonett für die Streulichtblende. Das Filtergewinde misst 43 Millimeter und besteht, wie der Rest des Objektivs, leider ebenfalls aus Kunststoff.
An der X-T200 macht das Fujifilm XC 35 mm F2 sowohl optisch als auch optisch eine gute Figur (es sieht nicht nur gut aus, sondern auch die Bildqualität passt). [Foto: MediaNord]
Mit neun Stück besitzt das XC 35 mm F2 für ein solch preisgünstiges Objektiv ungewöhnlich viele Blendenlamellen. Sie formen eine nahezu kreisrunde Öffnung und tragen damit ihren Teil zum überraschend schönen Bokeh des Normalobjektivs bei. Auch wenn die Lichtstärke nicht überragend ist, verschwimmt der Hintergrund angenehm weich in der Unschärfe, ohne das Konturen wie Äste im Hintergrund unschöne Doppelkanten formen. Auch Spitzlichter werden zu schönen, runden Punkten mit gleichmäßiger Helligkeitsverteilung.
Bildqualität
Im Testlabor durfte das Fujifilm XC 35 mm F2 seine Bildqualität an der X-T200 unter Beweis stellen, deren APS-C-Sensor 24 Megapixel auflöst. Im Bildzentrum erreicht das XC 35 mm F2 von Offenblende bis F16 mit konstant 55 bis 57 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) entsprechend Kleinbild bei 50 Prozent Kontrast (MTF50) eine hohe Auflösung. Am Bildrand liegt die Auflösung um rund 30 Prozent unter dem Wert im Bildzentrum. Das ist ein moderater Randabfall. Damit ist vor allem die Randauflösung geringer als beim XF-Modell. Zwar ist der optische Aufbau identisch, aber möglichweise wurde ein wenig bei der Linsenqualität gespart.
An der APS-C-Kamera X-T200 zeigt das Fujifilm XC 35 mm F2 einen Bildausschnitt wie ein 53mm-Objektiv an einer Kleinbildkamera. Mit dem Normalobjektiv kann man von der Landschaft bis hin zum Porträt natürlich wirkende Fotos aufnehmen. [Foto: MediaNord]
Mit 0,3 bis 0,4 Blendenstufen spielt die Randabdunklung praktisch keine Rolle und auch die Verzeichnung ist sehr gering. Bei den Farbsäumen sieht das etwas anders aus (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Hier sind die Bildränder am auffälligsten, wo die chromatischen Aberrationen in Extremsituationen mit bis zu drei Pixeln Ausdehnung durchaus sichtbar werden, während sie im Mittel mit 0,7 Pixeln eher gering ausfallen.
Fazit
Wer eine besonders preisgünstige Normalbrennweite für seine Fujifilm sucht, bekommt mit dem XC 35 mm F2 ein sehr kompaktes und leichtes Objektiv mit einer guten Bildqualität. Auch wenn beim Kunststoffgehäuse ein paar Abstriche in Kauf genommen werden müssen (schabender Fokusring und Kunststoffbajonett) ist die Anzahl der Blendenlamellen groß und der optische Aufbau hochwertig. Bei der Gegenlichtunempfindlichkeit sowie dem schönen Bokeh jedenfalls kann sich das XC 35 mm F2 sehen lassen. Außerdem ist der Autofokus schnell und leise. Die Bildqualität stimmt ebenfalls. Die Auflösung ist ab Offenblende hoch, der Randabfall moderat. Während die Randabdunklung und Verzeichnung gut korrigiert sind, stören mitunter die zum Bildrand hin etwas sichtbar werdenden Farbsäume, die Fujifilm gerne besser hätte korrigieren können. Unterm Strich aber stimmen die Bildergebnisse, die sich mit dem Fujifilm XC 35 mm F2 erzielen lassen, so dass man ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis bekommt.
Kurzbewertung
- Hohe Auflösung mit moderatem Randabfall
- Kompaktes und leichtes Normalobjektiv
- Günstiger Preis
- Hoher Kontrast im Gegenlicht mit nur minimalen Blendenreflexen
- Schönes Bokeh
- Fokusring verursacht unschöne Schabgeräusche
- In Richtung Bildrand teilweise sichtbare chromatische Aberrationen
- Gehäuse und insbesondere das Bajonett bestehen lediglich aus Kunststoff
Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.