Lichtstarke Weitwinkel-Festbrennweite
Testbericht: Fujifilm XF 16 mm F1.4 R WR
2016-03-17 Vor gut einem Jahr kündigte Fujifilm mit dem XF 16 mm F1.4 R WR eine besonders lichtstarke Weitwinkel-Festbrennweite für das X-System an. Wie viele der neuen Objektive passend zur X-T1 und X-Pro2 ist es mit einem Spritzwasser- und Staubschutz versehen. Mit einer kleinbildäquivalenten Brennweite von 24 Millimetern bietet es sich als Objektiv für die Aufnahme von Landschaften, Stadtpanoramen oder auch Innenräumen an. Dank der hohen Lichtstärke von F1,4 braucht es dazu nicht einmal besonders viel Licht. Doch taugt die Bildqualität auch bei Offenblende? Wie ist es um die Randschärfe und Verzeichnung bestellt? Das und mehr verrät unser Testbericht. (Benjamin Kirchheim)
Mit etwa sieben Zentimetern Durchmesser bei gut acht Zentimetern Länge und einem Gewicht von 375 Gramm ist das Fujinon XF 16 mm F1.4 R WR zwar nicht das kleinste und leichteste, aber doch ein durchaus kompaktes Objektiv, zumal wenn man die hohe Lichtstärke berücksichtigt. Vor allem dank des geringen Auflagemaßes der spiegellosen Systemkameras fällt das Objektiv kompakter aus als ein vergleichbares Objektiv für eine DSLR, auch wenn ein solches überhaupt nicht existiert. Entsprechend Kleinbild wird übrigens der Bildwinkel eines 24-Millimeter-Vollformatobjektivs abgedeckt. Durch das Metallgehäuse wirkt das 16 mm sehr robust, was es dank des Spritzwasser- und Staubschutzes auch tatsächlich ist. Eine Dichtlippe sorgt zudem dafür, dass auch zwischen Kamerabajonett und Objektiv kein Schmutz oder Spritzwasser eindringen kann. Ideal passt das XF 16 mm F1.4 R WR damit an die ebenfalls abgedichteten Kameras X-T1 und X-Pro2. Letztere diente mit ihrem 24-Megapixel-Sensor als Testkamera.
Mit sieben mal acht Zentimeter und 375 Gramm Gewicht ist das Fujifilm XF 16 mm F1.4 R WR zwar nicht klein, aber angesichts der Lichtstärke doch kompakt. [Foto: MediaNord]
Fokussierung
Das Fujinon XF 16 mm F1.4 R WR verfügt über zwei Einstellringe, der hintere in Bajonettnähe besitzt eine grobe Riffelung und dient der Einstellung der Blende. Von F1,4 bis F16 lässt sich die Öffnung in Drittelschritten einstellen. Zusätzlich gibt es eine Automatikstellung, die allerdings keine spezielle Sicherung besitzt. So kann es viel zu leicht passieren, dass man mit F16 statt mit Automatikblende fotografiert. Seit Einführung des X-Systems hat Fujifilm diesen Missstand leider nicht behoben. Der vordere, fein geriffelte Ring dient der Fokussierung, jedoch lässt er sich scheinbar nicht drehen. Tatsächlich muss man ihn erst nach hinten ziehen, damit er funktioniert. Im Gegensatz zu den anderen Objektiven arbeitet der Fokusring nicht Fly-by-Wire mit Endlosdrehfunktion, sondern scheinbar mechanisch mit festen Anschlägen. Innerhalb einer halben Umdrehung lässt sich der Schärfebereich von 15 Zentimeter bis unendlich durchfahren.
Tatsächlich arbeitet aber auch dieser Fokusring elektronisch und übermittelt lediglich Stellbefehle an den Doppel-Fokusmotor. Dieser verstellt zur Fokussierung gleich zwei Linsengruppen in einem Floating Focus System, was nicht nur schnell und leise geschieht, sondern auch sehr präzise. Dank des großen Drehradius lässt sich das Objektiv aber auch gut manuell fokussieren, zumal die Kamera den Fotografen mit Schärfeskala, Fokuslupe, Fokuspeaking und Schnittbildindikator-Simulator unterstützt. Aber auch am Schärfering sind Fokusmarkierungen aufgedruckt und sogar eine Schärfentiefeskala hilft bei der Fokuseinstellung unter Ausnutzung der Schärfeausdehnung. Trotzdem ist es bedauerlich, dass der Fokusring in vorderer Stellung nicht beweglich ist, die Lösung etwa von Olympus erscheint eleganter, bei der sich der Fokusring in beiden Stellungen zum manuellen Fokussieren nutzen lässt und der Fotograf so wählen kann, ober er lieber einen endlos drehenden Fokusring oder aber einen festen Stellbereich bevorzugt.
Optik
Die optische Konstruktion des Fujifilm XF 16 mm F1.4 R WR besteht aus 13 Elementen in elf Gruppen, wobei zwei ED-Elemente sowie zwei asphärische Elemente die Bildqualität steigern sollen. Hinzu kommt neben der HT-EBC-Mehrschichtvergütung eine Nanovergütung, die Streulicht noch besser unterdrückt. Weder mit der Sonne direkt im Bildfeld noch leicht außerhalb des Bildausschnitts konnten wir Störeffekte beobachten, auch bei Gegenlicht überträgt das XF 16 mm F1.4 R WR einen hohen Kontrast. Da erscheint die mitgelieferte tulpenförmige Streulichtblende fast überflüssig.
Dank des Filtergewindes mit 67 Millimetern Durchmesser lassen sich optische Filter anschließen. Selbstverständlich rotiert die Fronteinheit nicht, was auch den Einsatz von Polfiltern problemlos ermöglicht. Die große Blendenöffnung von F1,4 erlaubt trotz des Weitwinkels gute Freistelleffekte, vor allem im Nahbereich, dabei bildet das Objektiv ein gutes Bokeh im Unschärfebereich. Die Naheinstellgrenze von nur 15 Zentimetern ab Sensorebene, das entspricht etwa sechs Zentimetern ab Frontlinse, erlaubt einen maximalen Abbildungsmaßstab von 1:4,8. Damit lassen sich nahe Objekte überdimensional groß im Verhältnis zum Hintergrund abbilden und dank der großen Blende mit einem tollen Hintergrund-Unschärfe-Effekt. 11,3 mal 7,6 Zentimeter kleine Motive lassen sich noch formatfüllend abbilden.
Das Fujifilm XF 16 mm F1.4 R WR besitzt einen Schärfering, der vor der Benutzung nach hinten gezogen werden muss. Dann gibt er eine Schärfeskala frei, arbeitet jedoch mit elektronischer Ansteuerung. [Foto: Fujifilm]
An der X-Pro2 macht das Fujifilm XF 16 mm F1.4 R WR eine sehr gute Figur, zumal es wie die Kamera hochwertig verarbeitet und abgedichtet ist. Zur X-T1 passt das Objektiv ebenfalls perfekt. [Foto: MediaNord]
Bildqualität
Den Bildqualitätstest musste das Fujinon XF 16 mm F1.4 R WR an der Fujifilm X-Pro2 antreten, vor allem weil es die erste 24-Megapixel-Kamera im X-System ist. Der Labortest erfolgte wie üblich in JPEG in den Grundeinstellungen der Kamera. Dies beinhaltet vor allem den Lens Modulation Optimizer (LMO) von Fujifilm, der nicht nur optische Fehler wie Verzeichnung, Randabdunklung und Farbsäume ausmerzt, sondern auch Beugungsunschärfe "bekämpft". Tatsächlich arbeitet diese digitale Optimierung zusammen mit dem 16 mm hervorragend. Es gibt praktisch keine Farbsäume und die Verzeichnung fällt mit nur 0,5 Prozent Tonnenform für ein 24 Millimeter (KB) äußerst gering aus (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). In der Praxis wird man diese geringe Verzeichnung nicht bemerken. Auch die Randabdunklung ist gering. Sie beträgt bei Offenblende F1,4 lediglich 0,6 Blendenstufen, was 34 Prozent Lichtverlust bedeutet. Ab F2,8 liegt die Randabdunklung bei 0,4 Blendenstufen beziehungsweise rund 25 Prozent. Der Verlauf ist sehr sanft, womit die ohnehin geringe Randabdunklung kaum auffällt.
Bei der Auflösung schneidet das XF 16 mm F1.4 R WR ebenfalls äußerst gut ab. Gemessen wird sie im Labor bei 50 Prozent Kontrast (MTF50). Bereits bei Offenblende werden im Bildzentrum 53 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm) aufgelöst, das Maximum wird bei F5,6 mit 61 lp/mm erreicht. Die Beugungsreduzierung sorgt dafür, dass die Auflösung auch bei F16 über 50 lp/mm bleibt. Am Bildrand löst das Objektiv nur geringfügig schlechter auf. Lediglich vier Prozent beträgt der Randabfall bei guten Blenden (etwa bei F5,6 und F8). Doch selbst die schlechteste Blende F2,0 verzeichnet nur einen Randabfall von rund 13 Prozent. In der Praxis spielt das alles keine Rolle und das Objektiv kann damit bedenkenlos im gesamten Blendenspektrum verwendet werden.
Fazit
Mit dem Fujinon XF 16 mm F1.4 R WR beweist Fujifilm einmal mehr, wie hervorragend die Festbrennweiten im Fujifilm X-System sind. Das Objektiv ist mit seinem Metallgehäuse sowie dem Staub- und Spritzwasserschutz sehr gut verarbeitet, dabei bleibt das Objektiv recht kompakt und besitzt ein ausbalanciertes Gewicht. Am besten passt sicherlich zur X-T1 und X-Pro2, macht aber auch an allen anderen Fujifilm-Kameras eine sehr gute Figur. Die Fokussierung ist flott und leise, die geringe Naheinstellgrenze erlaubt zusammen mit der hohen Lichtstärke tolle Freistelleffekte mit schönem Bokeh. Am meisten überzeugt das Fujifilm XF 16 mm F1.4 R WR aber mit seiner hervorragenden Bildqualität. Optische Fehler wie Verzeichnung, Randabdunklung oder Farbsäume sind genauso gering wie der Randabfall der Auflösung und damit nahezu vernachlässigbar. Zudem löst das Weitwinkel im gesamten Blendenspektrum sehr hoch auf und erreicht bei F5,6 sein Auflösungsmaximum. Die knapp 1.000 Euro, die Fujifilm für das Fujinon XF 16 mm F1.4 R WR verlangt, sind damit nicht zu viel und gut angelegtes Geld für Weitwinkelfans, die auch gerne mit dem Bokeh spielen oder bei schwierigen Lichtverhältnissen fotografieren möchten.
Kurzbewertung
- Sehr hohe Auflösung, auch bei Offenblende und fast ohne Randabfall
- Vernachlässigbar geringe optische Fehler (mit aktiviertem LMO)
- Hervorragende Verarbeitung inkl. Staub- und Spritzwasserschutz
- Sehr hohe Lichtstärke
- Sehr gute manuelle Foklussierbarkeit
- Automatikstellung des Blendenrings ohne Sicherung
- Fokusring in vorderer Position nicht drehbar
Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.