Foto-Videostativ-Kombination für Reisende
Testbericht: Manfrotto Befree 3-Way Live Advanced Alu (MKBFRLA4BK-3W)
Seite 2 von 2, vom 2020-11-24 (Autor: Harm-Diercks Gronewold, Jan-Markus Rupprecht)Zur Seite 1 wechseln
Stativkopf
Als Stativkopf kommt beim MKBFRLA4BK-3W der brandneue 3-Wege-Neiger 3-Way Live (MH01HY-3W) zum Einsatz. Laut Manfrotto soll sich der Kopf für Foto- und Videografen eignen. Der Aussage können wir uns anschließen, immerhin sind sowohl die horizontale Ebene (Schwenken) als auch die Neigungsachse fluidgedämpft. Eine Friktionsanpassung gibt es in keiner der gedämpften Achsen. Das Kippen der montierten Kamera ins Hochformat ist die einzige ungedämpfte Schwenkrichtung.
Man sollte allerdings auf keinen Fall erwarten, dass diese Dämpfung an die von reinrassigen Videoköpfen herankommt. Aber für einen universellen Kopf ist die Leistung in Ordnung. Da das Stativ selber recht leicht ist, sollte man beim Schwenken die Mittelsäule festhalten, da das Fluid doch schon einigen Widerstand bietet und die Gefahr besteht, dass man beim Schwenken das Stativ ins Wanken bringt. Der Dämpfungswiderstand wird stärker, wenn die Umgebungstemperatur sinkt. Ist die Mittelsäule eingefahren, dann lässt es sich um einiges sicherer schwenken, allerdings sollte man auch hier das Stativ mit der anderen Hand sichern. Das Neigen der montierten Kamera ist hingegen jederzeit ohne große Probleme möglich.
Die Sicherung der drei Bewegungsachsen wird durch zwei unterschiedliche Systeme bewerkstelligt. Während die horizontale Achse über eine einfache Knebelschraube gesichert ist, wird die Achse zum Kippen über einen etwa elf Zentimeter langem drehbaren Hebel gesichert. Die Achse zum Neigen des Kopfes hat eine doppelte Funktion. Zum einen ist der etwa 18 Zentimeter lange Hebel für das weiche horizontale Schwenken da. Außerdem kann er gedreht werden und sichert die Neigungsachse.
Die genaue Gegenüberstellung des Manfrotto Befree 3-Way Live Advanced Alu (MKBFRLA4BK-3W)... [Foto: Manfrotto]
... und des Befree 3-Way Live Advanced MKBFRLA-3W für Sony Alpha zeigt nur minimale Unterschiede im Design. Das Packmaß von etwa 40 Zentimetern ist ebenso wie das Gewicht identisch. [Foto: Manfrotto]
Der größte Unterschied ist die speziell für einige Sony-Alpha-Kameras angepasste Schnellwechselplatte (200PL-PROSONY). [Foto: MediaNord]
Neben den Designelementen am Bein und der orange eloxierten und speziell geformten Schnellwechselplatte besitzt auch der Stativkopf ein farbiges Designelement als Merkmal. [Foto: Manfrotto]
Um den 3-Wege-Neiger mit seinem für die Videofunktion ausladenden Schwenkarm möglichst klein zu bekommen, hat Manfrotto ein Kunststoffgelenk in den Arm eingebaut. Das Gelenk erlaubt es, den Schwenkarm zum Transport kurzerhand weg zu klappen. Gesichert wird das Ganze mit einem soliden Kunststoffhebel. Dabei ist das Gelenk im Schwenkarm nicht alleine für das geringe Packmaß zuständig. Auch die Form des Kopfes ist so gewählt, dass sich die Stativbeine fast an den Kopf anschmiegen können.
Der Kopf ist für jede Neigerichtung mit einer Wasserwaage ausgestattet, die der geringen Gesamtgröße des Kopfes entsprechend ebenfalls ziemlich klein sind und sich daher nicht ganz so komfortabel ablesen lassen wie größere Modelle. Immerhin lässt sich damit aber die Kamera perfekt in Waage bringen (wobei dieses Ausstattungsmerkmal zunehmend etwas an Bedeutung verliert, da viele Kameras heute elektronische Wasserwaagen eingebaut haben). In der Basis hat der Kopf übrigens keine Wasserwaagen/Libelle. Da auch das Stativ keine Libelle besitzt, ist die genaue waagerechte Ausrichtung der Stativkopf-Basis (für Videoschwenks eigentlich wichtig) schwierig.
Die Schnellwechseleinrichtung ist kompatibel mit dem weit verbreiteten Arca-Swiss-Quasistandard. Der Preis dafür ist, dass man nicht die automatisch zuschnappende Sicherung vorfindet, wie sie sonst in vielen Manfrotto-Fotoschnellwechselsystemen zum Einsatz kommt. Vielmehr muss der Fotograf an einer (in diesem Fall sehr kleinen) Knebelschraube drehen, um die Sicherung zu lösen, was natürlich weniger komfortabel ist. Aber der Trend geht von proprietären Systemen hin zum Arca-Swiss-Schwalbenschwanz. Immerhin gibt es die üblichen Sicherungen gegen das versehentliche seitliche Herausrutschen der nicht festgespannten Schnellwechselplatte (jedenfalls solange die Fixierschraube nicht so weit geöffnet wird, dass man die Kamera entnehmen kann). Die Schnellwechseleinrichtung ist alles in allem sehr klein. Auch das mag hier ein Grund gewesen sein, auf die Arca-Swiss-Schraubklemmung und nicht auf die Manfrotto-übliche 200PL-Schnellwechselsystem mit Schnappfunktion zu setzen.
Die Klemmung lässt sich übrigens sehr weit öffnen, viel weiter als es für die mitgelieferte Foto-Schnellwechselplatte nötig ist. Hierdurch lassen sich auch breitere Schwalbenschwanz-Platten einspannen, wie beispielsweise sämtliche Manfrotto 500/501/504-Videoplatten, was der Hersteller auch ausdrücklich so vorsieht. Mit einer solchen Platte ist dann ein Ausbalancieren der Kamera auf dem Kopf möglich. Damit sich diverse Video-Platten verwenden lassen, sind die Sicherungsstifte im Kopf federnd ausgeführt und geben nach, wenn die Platte nicht die nötige Aussparung an der Stelle hat. Die Sicherung gegen versehentliches Herausrutschen der leicht gelösten Platte funktioniert dann natürlich nicht.
Die teilweise leicht gepolsterte Stativtasche gehört zum Lieferumfang der beiden Stativsets. [Foto: Manfrotto]
Das Stativset Befree 3-Way Live Advanced für Sony Alpha (MKBFRLA-3W) ist bis auf wenige Merkmale baugleich mit dem von uns getesteten Befree 3-Way Live Advanced Alu (MKBFRLA4BK-3W). Zu den Unterschieden gehören verschiedene Designelemente auf den Stativbeinen und der Seite des Stativkopfes. Der größte Unterschied ist die Schnellwechselplatte. Diese ist beim “Alpha”-Stativ in dem Sony-Orange eloxiert und besitzt eine kleine Kante, durch die die Schnellwechselplatte an der Kamera automatisch verdrehsicher sitzt.
Diese Kante ist allerdings dafür verantwortlich, dass nur bestimmte Kameramodelle auf dieser Schnellwechselplatte eingesetzt werden können. Bei den kompatiblen Geräten handelt es sich um die Sony Alpha 7 II, 7 III, 7R II, 7R III, 7S II sowie die Alpha 9. Alle anderen Kameras passen nicht auf diese Platte. Wer will, kann aber einfach die normale, schwarze (und plane) Schnellwechselplatte Manfrotto 200PL-PRO (das ist die, die bei der Standard-Ausführung des Stativs dabei ist) als Zubehör nachkaufen oder die leichtere Kunststoff-Version davon (200LT-PL-Pro Light) oder jede andere Arca-Swiss-kompatible Kameraplatte.
Die orangene Sony-Platte sollte man übrigens sehr gut hüten! Sie ist nicht regulär als Zubehör bei Manfrotto erhältlich, sondern nur als Ersatzteil für ein "Schweinegeld". Wer es trotzdem versuchen will, googelt nach der Ersatzteilnummer Manfrotto Re112901 und findet die Platte (nicht lieferbar) z. B. in USA bei B&H für 32 US$ plus Steuern plus Versand oder in England (lieferbar) bei ManfrottoSpares.com für rund 32 € plus Steuern plus Versand, sodass man am Ende bei fast 50 Euro landet. Besser wird es auch beim deutschen Manfrotto-Ersatzteilservice (Sertronics in Berlin) nicht. Wir haben da mal nachgefragt: Bei 35 € netto plus 6,90 € Versand netto, beides zzgl. Mwst., landet man ebenfalls bei fast 50 Euro. Dabei ist der Liefertermin völlig ungewiss.
Zum Lieferumfang beider Sets gehören ein Inbus-Schlüssel und eine leicht gepolsterte Tragetasche. Die Befree 3-Way Live Advanced Stativsets sind für rund 280 Euro im Handel erhältlich.
Fazit
Erneut zeigt Manfrotto durch konsequentes Produktdesign, dass es bei Reisestativen immer noch Entwicklungsmöglichkeiten gibt. Dank der pfiffigen Konstruktion kann der 3-Wege-Neiger effizient zwischen den Stativbeinen verschwinden und sorgt damit für ein minimales Packmaß. Ob man die Arca-Swiss-kompatible Schwalbenschwanz-Schnellwechselaufnahme gegenüber den sonst bei Manfrotto meist direkt einrastenden Schnellwechselplatten bevorzugt, ist sicherlich Geschmacksache. Für Videofilmer fehlt eine Libelle an der Kopfbasis oder an der Stativschulter, um das Stativ für Videoaufnahmen in die Waage zu bringen. Dadurch eignet es sich vor allem für Leute, die hauptsächlich fotografieren, aber gelegentlich auch mal in der Lage sein wollen, fluidgedämpfte Videoschwenks zu machen.
Kurzbewertung
- geringes Packmaß
- stabile D-Rohr-Profile
- Arca Swiss kompatible Schnellwechselplatte
- Fluiddämpfung
- schlecht sichtbare Wasserwaage