Kompaktes APS-C-Telezoom
Testbericht: Nikon Z 50-250 mm 4,5-6,3 VR DX
2019-12-20 Mit der Vorstellung der Z 50 als erste spiegellose APS-C-Kamera von Nikon stellte der Japanische Hersteller mit dem Z 50-250 mm 4,5-6,3 VR DX auch gleich ein passendes APS-C-Telezoom vor – ebenfalls das erste Telezoom überhaupt im Z-System. Während man also mit der Z 50 bis 375 Millimeter Kleinbildäquivalent fotografieren kann, ist mit der Z 6 oder Z 7 bei 85 Millimetern Schluss. Allerdings haben preisgünstige, lichtschwache APS-C-Telezooms wie das 50-250 mm nicht gerade den besten Ruf, was die Bildqualität angeht. Dabei weiß das Nikon-Zoom angenehm zu überraschen, wie unser Test zeigt. (Benjamin Kirchheim)
Zum Transport eingefahren ist das Nikon Z 50-250 mm 4,5-6,3 VR DX mit elf Zentimetern Länge erstaunlich kurz. Dank des Kunststoffgehäuses wiegt es nur 400 Gramm. [Foto: Nikon]
Verarbeitung und Bedienung
Gerade einmal knapp über 400 Euro kostet das Nikon Z 50-250 mm 4,5-6,3 VR DX, im Set mit der Z 50 kostet es sogar nur 240 Euro Aufpreis. 400 ist ein gutes Stichwort, denn so viel Gramm wiegt das elf Zentimeter lange und 7,5 Zentimeter schlanke Objektiv. Damit wirkt es nicht allzu leicht, aber auch nicht wie ein Schwergewicht. Das mag am verwendeten Kunststoff liegen, der Gewicht einspart. Nicht nur das Gehäuse besteht daraus, sondern auch das Bajonett. Gerade letzteres ist eine unschöne Sparmaßnahme und vermittelt einen billigen Eindruck.
Ebenfalls nicht allzu vertrauenserweckend ist das Klappern des Objektivs beim Schütteln. Dabei handelt es sich um den optischen Bildstabilisator, also an sich ein positives Ausstattungselement angesichts der Brennweite und geringen Lichtstärke von F4,5 bis F6,3 sowie der Tatsache, dass die Nikon Z 50 im Gegensatz zur Z 6 und Z 7 ohne Sensor-Shift-Bildstabilisator auskommen muss. Der optische Bildstabilisator arbeitet zuverlässig und erlaubt in der Praxis locker drei Blendenstufen längere Belichtungszeiten als ohne, bei ruhiger Hand sind mit etwas mehr Ausschuss auch vier Blendenstufen möglich.
Ausgefahren auf volle Brennweite reckt sich das Nikon Z 50-250 mm 4,5-6,3 VR DX auf stolze 19 Zentimeter Länge. [Foto: MediaNord]
Der mit fünf Zentimetern erfreulich breite Zoomring ist mit einer griffigen Gummiriffelung versehen und macht damit einen guten Eindruck. Das Zoom besitzt eine Transportstellung, in der es nur elf Zentimeter lang ist. Zum Fotografieren muss das Objektiv mit Hilfe des Zoomrings gegen einen mechanischen Widerstand ausgefahren werden. Dabei fährt der zweistufige Tubus um ungefähr vier Zentimeter auf die Anfangsbrennweite von 50 Millimeter aus. Mit nicht einmal einer Viertel-Umdrehung im Uhrzeigersinn wird die Endbrennweite von 250 Millimetern erreicht, der Tubus fährt dabei um weitere vier Zentimeter aus, sodass es in der Summe stattliche 19 Zentimeter in der Länge misst. Gut lesbare Beschriftungen kennzeichnen die Brennweitenstellungen von 50, 70, 100, 135, 200 und 250 Millimetern. Im Kameradisplay wird die Brennweite leider nicht angezeigt. Beim Zurückzoomen fühlt man bei 50 Millimetern übrigens wieder einen Anschlag. Überwindet man ihn, fährt das Objektiv wieder auf Transportstellung ein.
Fokussierung
Der Fokusring fällt mit knapp unter einem Zentimeter deutlich schmaler aus, zudem sitzt er zwischen Zoomring und Kamerabajonett. Das ist bei Nikon zwar nicht ungewöhnlich, aber der japanische Hersteller designt seine Objektive in diesem Punkt leider nicht einheitlich, beim Z 24-70 mm F2,8 S beispielsweise sitzt der Fokusring vorne am Objektiv, bei allen anderen bisherigen Z-Zooms dagegen hinten wie eben auch beim 50-250 mm. Der Fokusring besteht etwas lieblos lediglich aus geriffeltem Kunststoff. Er arbeitet rein elektronisch und treibt den Autofokus-Motor an. Dank der hohen Feinfühligkeit sowie Fokushilfen wie einer Lupe und Peaking-Funktion kann man das Telezoom wunderbar manuell fokussieren. Allerdings fehlt ein Schalter zum Fokusmoduswechsel am Objektiv, sodass man etwas umständlich das Kameramenü oder das Quick-Menü nehmen muss. Die Fokus-Peaking-Funktion versteckt sich bei unserer Testkamera Z 50 im Menü "Individualfunktionen", "d Aufnahme & Anzeigen" auf Seite zwei unter Punkt d9 "Konturfilter". Auf die Idee muss man erstmal kommen.
850 Gramm wiegt die Kombination der Nikon Z 50 mit dem Z Nikkor 50-250 mm 4,5-6,3 VR DX. [Foto: MediaNord]
Zum Glück funktioniert der Autofokus sehr zuverlässig. Auch wenn er nicht der allerschnellste ist, arbeitet er dennoch flott, präzise und lautlos. Er arbeitet intern, sodass sich die Frontlinse weder rotierend, noch nach vorne und hinten bewegt. Somit können auch Polfilter problemlos im 62 mm Filtergewinde eingesetzt werden. Die Naheinstellgrenze wächst beim Zoomen, was für ein Wechselobjektiv etwas ungewöhnlich ist, aber eben vorkommt. Sie beträgt 50 Zentimeter am kurzen und 100 Zentimeter am langen Brennweitenende. Leider zeigt die Fokusskala auf dem Bildschirm nicht die Entfernung an, nicht einmal die Naheinstellgrenze wird dort gezeigt, lediglich eine Blume für "Makro" und ein Unendlich-Zeichen zieren die digitale Fokusskala auf dem Kameradisplay. Tatsächlich erreichten wir im Test eine Naheinstellgrenze von 46 Zentimetern ab Sensorebene bei 50 Millimetern Brennweite. Ein 16 mal 10,7 Zentimeter kleines Motiv lässt sich damit formatfüllend abbilden, was einem maximalen Abbildungsmaßstab von 1:6,8 entspricht. In Telestellung beträgt die Naheinstellgrenze in der Praxis 98 statt 100 Zentimeter, womit sich ein 9,2 mal 6,1 Zentimeter kleines Motiv formatfüllend abbilden lässt. Der Abbildungsmaßstab entspricht damit 1:3,9, was ebenfalls etwas besser ist als die von Nikon versprochenen 1:4,3.
Bildqualität
Den größten Teil der 400 Gramm Gewicht dürften die 16 Linsen sein, aus denen die in zwölf Gruppen angeordnete optische Konstruktion besteht – sogar eine ED-Linse zur Korrektur optischer Fehler kommt zum Einsatz. Vielleicht hat Nikon hier mehr für die Bildqualität getan als sonst bei solchen Zooms üblich? Dabei darf man nicht vergessen, dass bei so modernen Kameras auch der Bildprozessor seinen Anteil an der Korrektur optischer Fehler hat. Dagegen ist nichts einzuwenden, solange dies keine negativen Auswirkungen nach sich zieht.
Gut ablesbare Markierungen erlauben beim Nikon Z 50-250 mm 4,5-6,3 VR DX ein einfaches Ablesen der eingestellten Brennweite. [Foto: MediaNord]
In der Praxis zeigt das Z-Nikkor 50-250 mm 4,5-6,3 VR DX eine überraschend gute Bildqualität. Optische Fehler sind nicht sichtbar, die Bilder sind recht scharf und zeigen selbst am Bildrand keine prägnanten Unschärfen. Im Gegenlicht bleiben die Kontraste hoch, es zeigen sich aber in manchem Winkel zur Sonne leichte Lensflares. Schade, dass die Streulichtblende nicht zum Lieferumfang gehört. Das Bokeh ist zwar nicht überragend, aber auch hier schlägt sich das Zoom wacker.
Im Labortest an der Nikon Z 50 bestätigt sich der gute optische Eindruck. Die Randabdunklung beträgt maximal lediglich 0,7 Blendenstufen und verschwindet beim Abblenden. Verzeichnungen sind laut Messung nicht vorhanden und auch Farbsäume in Form chromatischer Aberrationen sind äußerst gering. Auch die maximale Auflösung bei 50 Prozent Kontrast ist mit 57 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) im Kleinbildäquivalent gut, zumal sie bereits bei Offenblende erreicht wird. Überhaupt kann das Objektiv, was die Auflösung angeht, problemlos offenblendig betrieben werden, denn bei keiner Brennweite steigt die Auflösung beim Abblenden noch signifikant an.
Die optische Konstruktion des Nikon Z 50-250 mm 4,5-6,3 VR DX setzt sich aus 16 Linsen zusammen, die in zwölf Gruppen angeordnet sind. Eine ED-Linse soll Bildfehler minimieren. [Foto: Nikon]
Zwar sinkt die Auflösung beim Abblenden langsam, aber erst jenseits von F11 knickt die Auflösungskurve beugungsbedingt deutlich nach unten ab (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Wer also eine hohe Schärfentiefe kombiniert mit hoher Auflösung benötigt, wählt am besten Blende F11. Beim Zoomen fällt die Auflösung leicht ab, was nichts Ungewöhnliches ist. Bei 110 Millimetern Brennweite liegt sie im Bildzentrum bei 55 lp/mm, in Telestellung bei 49 lp/mm. Die Auflösung sinkt sogar beim Zoomen vergleichsweise wenig. Wirklich erstaunlich ist aber die hohe Randauflösung bei mittlerer Brennweite, die auf demselben Niveau wie die Auflösung in der Bildmitte, also bei etwa 55 lp/mm, liegt. Das sieht man selbst bei Festbrennweiten eher selten! Bei kurzer und langer Brennweite ist der Randabfall zwar höher, aber mit 25 Prozent bei 50 Millimetern und unter 20 Prozent bei 250 Millimetern nicht allzu stark, über 40 lp/mm Randauflösung werden problemlos erreicht.
Fazit
Man könnte das Nikon Z 50-250 mm 4,5-6,3 VR DX als Sahne im Joghurtbecher bezeichnen, wobei der Joghurtbecher als Vergleich zur Verarbeitung schon ein zu hartes Urteil ist, denn trotz des Kunststoffs wirkt das Objektiv stabil, langlebig und sauber verarbeitet. Der Vergleich der Bildqualität mit der Sahne hingegen trifft umso mehr zu. Die Bildqualität ist, vor allem verglichen mit ähnlichen Zooms, sehr gut und bei mittlerer Brennweite sogar überragend, hier wird sogar manche Festbrennweite grün vor Neid. Das Zoom lässt sich zum Transport verhältnismäßig kompakt einfahren, allerdings stünden ihm ein AF- sowie ein Bildstabilisatorschalter gut zu Gesicht. Wer ein Telezoom zu seiner Z 50 benötigt, sollte das 50-250 mm unbedingt im Set erwerben, denn für die 240 Euro Aufpreis ist es sehr preiswert. Sogar ein Einsatz an der Z 7 wäre denkbar, denn hier bleiben immerhin 20 Megapixel APS-C-Auflösung übrig.
Kurzbewertung
- Hohe Auflösung, bei mittlerer Brennweite sogar auf Festbrennweitenniveau
- Praktisch keine optischen Fehler
- Zum Transport recht kompakt einfahrbar
- Sehr breiter, griffiger Zoomring
- Plastikbajonett
- Keine Streulichtblende im Lieferumfang
- Kein AF-MF-Schalter
Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.