Als drittes ist dieser Fokuspunkt rot, wenn das Bild dort nicht scharf ist und grün, wenn es scharf ist. Zudem lässt sich eine Fokuslupe aktivieren und schließlich gibt es auch noch Fokuspeaking. Nach dessen Aktivierung lässt sich die Fokusebene dank farblicher Markierung von Kontrasten abschätzen. Wichtig zu wissen ist aber, dass diese Kontrastmarkierungen keine absolute Exaktheit bieten, man sollte immer genau visuell (am besten mit aktivierter Fokuslupe) kontrollieren, ob das gewünschte Detail auch wirklich exakt im Fokus liegt, denn das Peaking zeigt unter Umständen einen etwas größeren Bereich scharf an als im tatsächlichen Foto.
Die Blende des Nikon Z MC 105 mm F2.8 VR S besteht aus neun Lamellen und lässt sich im Bereich von 1,6 Meter bis unendlich auf F2,8 bis F32 einstellen. Mit geringer werdender Entfernung sinkt die Öffnung auf bis zu F4,5 an der Naheinstellgrenze. [Foto: MediaNord]
Beim Fokussieren ändert sich aber noch etwas anderes: die Lichtstärke. Das ist zwar ein normales optisches Phänomen, Nikon zeigt dieses aber im Gegensatz zu anderen Herstellern aktiv an. Das bedeutet, dass sich bei kürzeren Entfernungen nicht mehr die volle Blendenöffnung von F2,8 wählen lässt. Bis zur Naheinstellgrenze fällt die Lichtstärke um 1,3 Blendenstufen auf F4,5. Im Bereich von 1,6 Metern bis unendlich steht die volle Lichtstärke von F2,8 zur Verfügung. Darunter sinkt die Lichtstärke kontinuierlich, aber nicht linear. Bei weniger als 33 Zentimetern beträgt die Lichtstärke nur noch F4 oder weniger, bei 29,5 Zentimetern und weniger beträgt die Öffnung nur noch F4,5. Immerhin lässt sich die Blende dann aber weiter schließen. Bei maximal F3,2 kann die Blende bis F36 statt "nur" F32 geschlossen werden, bei F3,5 bis F40, bei F4 bis F45 und bei F4,5 sogar auf bis zu F51.
Zudem verfügt das Nikon Z MC 105 mm F2.8 VR S über einen optischen Bildstabilisator. An den Vollformat-Z-Modellen, wie etwa der Testkamera Z 7II, arbeitet dieser mit dem Sensor-Shift-Bildstabilisator zusammen, an den APS-C-Modellen Z 50 und Z fc, die keinen Bildstabilisator besitzen, arbeitet er alleine. Abschalten lässt er sich jeweils nur über die Kamera, da ein entsprechender Schalter am Objektiv fehlt. Aus der Hand konnten wir bei etwa bis 1/10 Sekunde langen Belichtungszeiten eine hohe Quote an unverwackelten Fotos erzielen, das sind etwa 3,5 Blendenstufen länger als nach Faustregel (Kehrwert der Brennweite, also 1/100 s). Zwar sind bei längeren Belichtungszeiten durchaus noch unverwackelte Fotos aus der Hand möglich, aber die Quote an unscharfen Fotos stieg deutlich an.
An den APS-C-Modellen von Nikon besitzt das Z MC 105 mm eine noch längere Telebrennweite von fast 160 Millimetern entsprechend Kleinbild. Während sich die Brennweite von 105 Millimetern an Vollformatkameras auch gut für Porträts eignet, ist es an APS-C-Kameras mit 150 Millimetern fast schon etwas zu langbrennweitig, so dass die Gesichter recht flach wirken. Wir würden hier mit einer guten Bildstabilisator-Effektivität etwa bis drei Blendenstufen, also 1/20 Sekunde Belichtungszeit, rechnen. Ausprobieren und damit verifizieren konnten wir das mangels APS-C-Kamera aber nicht.
Bildqualität
Der optische Aufbau des Nikon Z MC 105 mm F2.8 VR S setzt sich aus 16 Linsen zusammen, die in elf Gruppen angeordnet sind. Drei ED-Linsen und eine asphärische Linse sollen Bildfehler wie chromatische Aberrationen minimieren. Auf einigen Linsen kommt zudem eine Nanokristallvergütung zum Einsatz, auf anderen hingegen die ARNEO-Vergütung; beide sollen Reflexionen, Kontrastverluste und Geisterbilder minimieren.
Tatsächlich bleiben die Kontraste auch im Gegenlicht sehr hoch, allerdings können sich leichte Blendenreflexe zeigen, wenn beispielsweise die Sonne direkt im Bild ist. Blendet man das Makro mit Sonne im Bild ganz ab, ergibt sich zwar kaum ein scharf konturierter Sonnenstern, aber von der Sonne aus gehen dann lange helle Strahlen durch das Bild, die man kreativ einsetzen kann.
Das Bokeh zeigt positive, aber auch weniger schöne Eigenschaften. Zunächst einmal treten praktisch keine Farbsäume im Unschärfebereich auf, was sehr positiv ist. Die Unschärfescheibchen sind dank der neun Blendenlamellen zwar sehr gleichmäßig rund, weisen allerdings einen leicht helleren Rand auf, was zu einem etwas unruhigen Bokeh führt. Erst wenn der Hintergrund sehr stark in der Unschärfe verschwindet, wie es bei Makroaufnahmen der Fall ist, wird er angenehm weich. Eine ausdrückliche Empfehlung als Porträtobjektiv können wir damit nicht geben.
Im Testlabor an der Nikon Z 7II läuft das Z MC 105 zur Höchstform auf. Farbsäume und Verzeichnung sind nicht vorhanden. Die Randabdunklung ist mit maximal 0,8 Blendenstufen bei Offenblende niedrig und fällt dank des sanften Verlaufs nicht auf. Ab F5,6 zeigt sich praktisch keine Randabdunklung mehr beziehungsweise sogar schon eine leichte Überkompensation durch die Kamera, so dass die Bildecken minimal heller sind als sie sein sollten. Das ist aber eher nur mess- als sichtbar.
Der optische Aufbau des Nikon Z MC 105 mm F2.8 VR S setzt sich aus 16 Linsen zusammen, die in elf Gruppen angeordnet sind. Drei ED-Linsen und eine asphärische Linse sollen Bildfehler wie chromatische Aberrationen minimieren. [Foto: Nikon]
Zahlreiche Dichtungen sorgen beim Nikon Z MC 105 mm F2.8 VR S für einen Spritzwasser- und Staubschutz. [Foto: Nikon]
Die Auflösung bei 50 Prozent Kontrast ist hervorragend (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Bereits bei Offenblende liegt diese im Bildzentrum mit fast 74 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) kaum unter dem Maximum von knapp 78 lp/mm, das bei F11 erreicht wird. Beim Abblenden auf F16 nimmt die Auflösung kaum ab und liegt bei noch sehr guten 73 lp/mm. Erst beim Abblenden auf F22 und F32 sinkt die Auflösung deutlich auf knapp über 60 und sogar deutlich unter 50 lp/mm.
Am Bildrand ist die Auflösung ebenfalls hervorragend, auch wenn man auf F5,6 abblenden muss, damit diese die Marke von 70 lp/mm knapp erreicht. Bei Offenblende sind es aber ebenfalls sehr gute 67 lp/mm. Das Maximum von 74 lp/mm liegt bei F11 an. Selbst der maximale relative Auflösungs-Randabfall von 13 Prozent bei F4 ist recht gering. Die gleichmäßigste Auflösung über das gesamte Bildfeld wird bei F11 mit nur noch fünf Prozent Randverlust erreicht. Eine ideale Blende beispielsweise für Repro-Aufnahmen. Bei F16 sind es zwar sogar nur noch drei Prozent Randabfall, aber hier ist die Auflösung im gesamten Bildfeld schon wieder geringer als bei F11.
Benötigt man eine möglichst große Schärfentiefe, kann man aber getrost auf F16 abblenden. Ein weiteres Abblenden ist jedoch nicht empfehlenswert, hier sollte man eher die Fokusreihenaufnahmefunktion der Kamera für ein späteres Fokus-Stacking am Computer in Erwägung ziehen, um die Schärfentiefe zu erweitern.
Fazit
Das Nikon Z MC 105 mm F2.8 VR S ist ein ziemlich wuchtiges und nicht gerade preisgünstiges Vollformat-Makroobjektiv. Dank viel Kunststoff ist das Objektiv zwar verhältnismäßig leicht, wirkt aber nicht in allen Belangen hochwertig. An der Robustheit gibt es dank des Spritzwasser- und Staubschutzes aber keine Zweifel. Der Autofokus ist eigentlich schnell, aber mangels Fokusbegrenzer auf entfernte Motive kann er zuweilen doch etwas länger zum Scharfstellen benötigen. Im Makrobereich sieht es dank des Fokusbegrenzers von 29 bis 50 Zentimeter besser aus. Sehr praktisch ist der verbaute optische Bildstabilisator, der allerdings trotz Zusammenarbeit mit dem Sensor-Shift-Bildstabilisator von der Effektivität eher nur Mittelmaß ist.
Mit Ausnahme des manchmal etwas harschen Bokehs kann man die Bildqualität des Nikon Z MC 105 mm F2.8 VR S nur loben. Optische Fehler sind gering bis nicht vorhanden, die Gegenlichtkontraste sind hoch und die Auflösung selbst an der über 45 Megapixel auflösenden Nikon Z 7II von der Bildmitte bis zum Bildrand hervorragend. Zwar erhält man die absolut höchste Auflösung erst bei F11, aber im Blendenbereich von F2,8 bis F16 ist die Auflösung konstant auf einem hervorragenden Niveau.
Aufgrund der Größe und des hohen Preises ist jedoch das 400 Euro günstigere Makroobjektiv Nikon Z MC 50 mm F2.8 eine harte Konkurrenz, zumal es eine ähnlich hohe Bildqualität mit einem sogar noch etwas schöneren Bokeh verbindet und nicht einmal schlechter verarbeitet, aber viel kompakter ist (siehe Testbericht in den weiterführenden Links). Vor allem, wer eine APS-C-Z-Kamera besitzt, ist mit dem 50er besser bedient, weil Preis, Größe und Brennweite besser zu einer kleineren APS-C-Kamera passen. Benötigt man ein Tele-Makro an einer Vollformatkamera, führt jedoch kein Weg am Nikon Z MC 105 mm F2.8 VR S vorbei.