Lichtstarkes Weitwinkel
Testbericht: Panasonic Leica DG Summilux 12 mm F1.4 Asph.
2016-09-10 Mit dem Leica DG Summilux 12 mm F1.4 Asph. erweiterte Panasonic kürzlich sein Programm an lichtstarken Festbrennweiten für die Lumix G Serie um ein Weitwinkelobjektiv. Zwar gibt es ein 12 Millimeter bereits von Olympus, jedoch nicht in dieser Lichtstärke. Somit ist dieses Objektiv eine Bereicherung für das gesamte Micro-Four-Thirds-System. Robust aus Metall sowie mit Staub- und Spritzwasserschutz gebaut, soll das Objektiv auch widrigen Aufnahmebedingungen strotzen. Ob das Panasonic Leica DG Summilux 12 mm F1.4 Asph. eine so gute Bildqualität hat, wie das Leica-Label verspricht, haben wir getestet. (Benjamin Kirchheim)
Das Panasonic Leica DG Summilux 12 mm F1.4 Asph. besitzt eine konkurrenzlose Lichtstärke. [Foto: Panasonic]
Das Metallgehäuse des Panasonic Leica DG Summilux 12 mm F1.4 Asph. ist hochwertig und robust, was vom Staub- und Spritzwasserschutz unterstrichen wird. [Foto: Panasonic]
Das Panasonic Leica DG Summilux 12 mm F1.4 Asph. macht einen sehr robusten, gut verarbeiteten Eindruck. Die knapp 340 Gramm schwere Festbrennweite ist aus Metall gefertigt und besitzt ein edles Design. Dichtungen, unter anderem eine Gummilippe am Bajonett, sollen das Eindringen von Staub und Spritzwasser verhindern. Mit einem Durchmesser und einer Länge von jeweils rund sieben Zentimetern ist die Festbrennweite jedoch nicht gerade klein, was vor allem der Lichtstärke geschuldet sein dürfte. Die aufwändige optische Konstruktion setzt sich aus immerhin 15 Linsen in zwölf Gruppen zusammen. Zum Lieferumfang des 1.400 Euro teuren Objektivs gehören immerhin eine Metallsonnenblende, die sich zum Transport auch verkehrtherum anbringen lässt, sowie ein Objektivbeutel.
Ausstattung
Als Festbrennweite besitzt das Panasonic Leica DG Summilux 12 mm F1.4 Asph. selbstverständlich keinen Zoomring, so bleibt mehr Platz für den Fokusring, der griffig geriffelt aus Metall gefertigt ist. Er ist nicht mechanisch mit dem Innenfokus gekoppelt, sondern arbeitet rein elektronisch, Entsprechend gibt es keine Schärfeskala auf dem Objektiv. Diese Funktion muss die Kamera übernehmen. Das Objektiv fokussiert flott und leise automatisch. Schaltet man es am seitlichen Schalter auf manuellen Fokus um, so lässt sich der Fokus wunderbar sämig einstellen. Je nach Drehgeschwindigkeit ist dies in groben oder sehr feinen Schritten möglich. Fokuslupe und Fokuspeaking helfen bei der exakten manuellen Fokussierung, die Fokusskala hingegen gibt nur eine grobe Orientierung und lässt, zumindest bei der verwendeten Testkamera Lumix DMC-GX8 eine Entfernungsskala sowie eine Schärfentiefeanzeige vermissen.
Mit sieben mal sieben Zentimetern und 340 Gramm ist das Panasonic Leica DG Summilux 12 mm F1.4 Asph. weder klein noch leicht, passt aber wunderbar zur ebenfalls spritzwassergeschützten Lumix DMC-GX8. [Foto: MediaNord]
Neben einem Fokusring und Fokusschalter bietet das Panasonic Leica DG Summilux 12 mm F1.4 Asph. einen Blendenring, der jedoch nur an Panasonic-Gehäusen wie der Lumix DMC-GX8 funktioniert. [Foto: MediaNord]
Schick, aber wenig funktional: Die Streulichtblende H-X012, die sich im Lieferumfang des Panasonic Leica DG Summilux 12 mm F1.4 Asph. befindet. [Foto: MediaNord]
Neben dem Fokusring besitzt das Leica-Objektiv auch einen Blendenring, der allerdings nur mit Kameragehäusen von Panasonic zusammenarbeitet. Die Automatikstellung des Blendenrings besitzt zwar keine Fixierung, rastet aber gut ein. Ein langer Stellweg hin zur Offenblende F1,4 sorgt zudem dafür, dass der Ring nicht zu einfach verstellt wird. Die restliche Blendenskala von F1,4 bis F16 rastet etwas leichter, aber sehr gut spür- und hörbar in Drittelschritten. Die nahezu kreisrunde Blende besteht aus neun Lamellen. Das Objektiv zeichnet ein sanftes Bokeh. Die Naheinstellgrenze liegt zwar bei 20 Zentimetern ab Sensorebene (elf Zentimeter ab Objektivfront), dennoch bietet das Objektiv lediglich einen maximalen Abbildungsmaßstab von 1:10.
Mit der Sonne knapp oberhalb des Bildfelds zeigt das Panasonic Leica DG Summilux 12 mm F1.4 Asph. eine ungewöhnlich starke Gegenlichtempfindlichkeit, gegen die die Sonnenblende machtlos ist. Erst das Abschatten mit der Hand beseitigt das Phänomen. [Foto: MediaNord]
Gegenlicht
Erstaunlich, wie verzeichnungsfrei das Objektiv trotz des großen Bildwinkels von diagonal 84 Grad ist. Dies dürfte nicht zuletzt auch an der elektronischen Korrektur liegen. Allerdings fällt die Schärfe zum Bildrand hin sichtbar ab, auch abgeblendet. Zudem zeichnet das 12 Millimeter bei Offenblende recht weich. Viel auffälliger ist aber die ungewohnt starke Gegenlichtempfindlichkeit. Steht die Sonne oberhalb außerhalb des Bildes, so macht sich ein großer magentafarbener Schleier unterhalb der Sonne im Sucher bemerkbar, der auf dem Foto sogar noch stärker ausfällt und es praktisch unbrauchbar macht (siehe Beispielbild). Die schicke, runde Metallgegenlichtblende kann dagegen leider überhaupt nichts ausrichten und kann damit funktional als Fehlkonstruktion bezeichnet werden. Hilft man dagegen nur ein wenig mit der Hand als Sonnenblende nach, verschwindet der Farbschleier vollständig, ohne dass die Hand im Bild sichtbar wird. Eine tulpenförmige oder rechteckige, enger geschnittene Sonnenblende würde das Problem ebenso effektiv beseitigen. Ist die Sonne hingegen direkt im Bildfeld, gibt es übrigens keine Probleme mit Reflexen oder Kontrastverlusten.
Bildqualität
Um der Abbildungsleistung des Panasonic Leica DG Summilux 12 mm F1.4 Asph. auf den Grund zu sehen, haben wir es an der Lumix DMC-GX8 im Labor getestet. Der gesamte Labortest mit allen Diagrammen und Erklärungstexten kann wie gewohnt über die weiterführenden Links gegen eine kleine Gebühr von 50 Cent abgerufen werden, womit auch unsere frei verfügbaren Tests wie dieser hier unterstützt werden. In der Labortest-Flatrate sind die Objektivtests natürlich auch mit enthalten.
Beim Schärfeabfall auf einem etwa DIN A4 großen Bild zeigt das Objektiv genügend Reserven für knackige Bilder von der Bildmitte bis zum Bildrand bei allen Blenden, auch wenn hier messtechnisch durchaus eine leicht geringere Schärfe bei Offenblende auffällt. Die Randabdunklung ist bei Offenblende mit 0,8 Blendenstufen am stärksten, nimmt aber beim Abblenden bereits ab F2,0 deutlich ab. Der Verlauf ist insgesamt sanft ansteigend, so dass die Randabdunklung kaum stört. Wie bereits visuell festgestellt, zeigt das Objektiv auch im Messlabor keine nennenswerte Verzeichnung. Chromatische Aberrationen sind ebenfalls äußerst gering, sogar im Maximum.
Bei der Messung der Auflösung bei 50 Prozent Kontrast hingegen zeigt das Panasonic Leica DG Summilux 12 mm F1.4 Asph. einige Schwächen. Im Bildzentrum wird ein Maximum von 51,2 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) im Kleinbildäquivalent erreicht (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Das ist eine gute Auflösung, an einem 20-Megapixel-Sensor könnte aber noch ein bisschen mehr drin sein. Bei Offenblende F1,4 liegt die Zentrumsauflösung bei mageren 28 lp/mm und bestätigt damit den Eindruck, dass das Objektiv bei Offenblende etwas weich ist. Beugungsbedingt sinkt die Auflösung bereits ab F4 minimal, bei F8 etwas stärker und ab F11 deutlich, wo die Marke von 40 lp/mm unterschritten wird. Am Bildrand bekleckert sich die Festbrennweite nicht unbedingt mit Ruhm. Zwar ist im Weitwinkel ein gewisser Randabfall der Auflösung normal, aber das Maximum liegt bei lediglich 35 lp/mm. Es wird bei F5,6 erreicht. Bei Offenblende sind es lediglich 23 lp/mm. Im Bereich von F2,0 bis F8,0, wo insgesamt die höchsten Auflösungen erreicht werden, liegt der Randabfall zwischen 42 und 25 Prozent, wobei er beim Abblenden abnimmt und bei F2 und F2,8 am stärksten ausfällt.
Fazit
Unter mechanischen Gesichtspunkten wird das Panasonic Leica DG Summilux 12 mm F1.4 Asph. dem hohen Preis von 1.400 Euro absolut gerecht. Die hochwertige Konstruktion aus Metall wirkt langlebig und robust, was durch die Dichtungen zum Schutz vor Staub und Spritzwasser unterstrichen wird. Auch der Lieferumfang mit Transportbeutel und Metallgegenlichtblende ist standesgemäß. Letztere zeigt jedoch wenig Wirkung. Ein funktionaleres Design wäre angesichts der Gegenlichtempfindlichkeit sinnvoller gewesen. Zum Glück lässt sich dies mit einer händischen Abschattung beseitigen. Gegen die Offenblend- und Randschwäche des Objektivs bei der Auflösung hilft das jedoch nicht. Die geringe Randabdunklung sowie die praktisch nicht vorhandene Verzeichnung und Farbsäume können das leider nicht wettmachen. Insgesamt bietet das Objektiv damit für die 1.400 Euro zwar eine konkurrenzlose Lichtstärke, die aber mit einer weichen Auflösung einhergeht. Bei kleineren Blenden gibt es dagegen durchaus Alternativen im Micro-Four-Thirds-System wie von Olympus das 12 mm F2 und das 12-40 2.8 sowie von Panasonic das 12-35 2.8.
Kurzbewertung
- Robuste Konstruktion mit Metallgehäuse
- Staub- und Spritzwasserschutz
- Hohe Lichtstärke
- Praktisch verzeichnungs- und farbsaumfrei
- Schwache Offenblend- und Randauflösung
- Hohe Gegenlichtempfindlichkeit
- Wirkungslose Sonnenblende
- Blendenring funktioniert nur an Panasonic-Gehäusen
Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.