Drahtlosmikrofon-Set

Testbericht: Rode Wireless Go

2022-03-03 In vielen videografischen Situationen sind externe Mikrofone sinnvoller als interne Mikrofone. Das gilt besonders für Kommentare, die Live gesprochen werden sollen. Hier bieten sich Ansteckmikrofone an, die dank leistungsfähiger Funktechnologie die Audiodaten digital per Funkstecke übertragen. Das Rode Wireless Go gehört zu dieser Art von Mikrofonen und wir haben das Set aus Empfänger und Sender genauer unter die Lupe genommen.  (Harm-Diercks Gronewold)

Der australische Mikrofonspezialist Rode (die Firma schreibt sich selbst mit schwedischem ö, also Røde) produziert seit 1987 eigene Mikrofone und stellte vor einiger Zeit das Wireless Go vor. Es ist unseres Wissens nach das erste Drahtlos-Mikrofon-Set, bei dem im Sender direkt ein Mikrofon eingebaut ist. Üblich war es bis dahin, dass ein Sender nur ein Sender war, kein Mikrofon. An einen Funkmikrofon-Sender wurde bis dahin immer ein externes Mikrofon angeschlossen. Damit wurde das Rode Wireless Go zum Vorläufer einer neuen Geräte-Generation, und wir wollen diesem Set, das wir selbst übrigens vor rund anderthalb Jahren für die digitalkamera.de-Redaktion gekauft haben, noch einen eigenen Test spendieren, denn wir haben danach schon andere, ähnliche Geräte getestet (siehe weiterführende Links) und werden das auch künftig weiterhin tun. Auch Rode hat mittlerweile mit dem Wireless Go II ein Schwestermodel im Sortiment, dass mehr kann, aber natürlich auch teurer ist. Das hier getestete Wireless Go ist quasi DER Klassiker.

Das zweiteilige Set besteht aus einem einem Sender (TX) und einem Empfänger (RX). Die Geräte sehen sich recht ähnlich und auch bei den Abmessungen unterscheiden sie sich kaum. So misst der Sender etwa 44 x 45 x 19 mm (B x H x T) und der Empfänger 44 x 46 x 19 mm. Auf die Waage bringen sie jeweils leichte 31 Gramm. Beide Geräte besitzen einen kleinen, ziemlich flachen Clip. Dieser dient zur Befestigung des Senders am Revers eines Sprechers. Der Clip am Empfänger kann an einem Kameragurt oder ebenfalls an einem Revers befestigt werden oder er wird auf einen vorhandenen ISO-Blitzschuh geschoben. Das stellte sich in unserem Test als ziemlich schwerfällig dar und wir mussten gehörig viel Druck ausüben. Doch die Mühe lohnt sich, denn das Display des Empfängers ist so von hinter der Kamera optimal einsehbar.

Beide Teile haben ein ziemlich fettes Rode-Logo auf der Front. Der goldene Punkt hat kein Funktion, er ist lediglich Teil des Rode-Logos. Für den Sender hätten wir uns ein dezenteres Erscheinungsbild gewünscht. Wer will schon bei einer Reportage oder während eines Interviews als Werbefläche des Mikrofonherstellers dienen. Notfalls schafft ganz brutal ein schwarzer, wasserfester Filzstift Abhilfe oder man klebt ein Stück schwarze Folie über die Front. Einen solchen "Tarnaufkleber" im Lieferumfang hätten wir nett gefunden.

Doch nun zu den Unterschieden der beiden Einzelteile. Während der Sender bis auf einen Ein- und Ausschalter keine weiteren Bedienelemente besitzt, finden sich auf dem Empfänger (RX) neben dem Ein- und Ausschalter zwei weitere Tasten. Einer wird zur Kopplung von Sender und Empfänger eingesetzt und die zweite Taste ist ein Dämpfungsschalter, passend beschriftet mit einem "dB" für Dezibel. Mit letzterer kann der Videograf eine zusätzliche Signaldämpfung von 12 dB beziehungsweise 24 dB aktivieren, das Mikrofon also leiser machen.

Während der Empfänger eine 3,5 Millimeter Klinkenbuchse als Audioausgang besitzt, kann über die 3,5 Millimeter Buchse für Klinkenstecker im Sender ein Lavalier-Mikrofon angeschlossen werden, falls das eingebaute Mikrofon des Senders mal nicht ausreichend sein sollte oder der Sender für einen bestimmten Anlass zu groß und auffällig erscheint, um sichtbar getragen zu werden.

Schaut man sich etwas im Internet um, so liest man des Öfteren von Problemen mit der Mikrofonbuchse. Wenn diese ausgiebig genutzt wird, dann schaltet der Wireless-Go-Sender nämlich nicht mehr automatisch auf das interne Mikrofon um, sobald das externe Mikrofon entfernt wird. Dieses Problem zeigte unser Testgerät während des Testzeitraums nicht.

Sowohl der Sender als auch der Empfänger besitzen eine USB-C-Schnittstelle. Mit dieser werden die internen Lithium-Polymer-Akkus aufgeladen. Alternativ kann auch eine Powerbank oder USB-Netzteil zur Stromversorgung eingesetzt werden. Die Akkus liefern laut Hersteller Energie für bis zu sieben Stunden Betrieb, was wir in der Praxis bestätigen können. Den Empfänger schließen wir im quasi-stationären Betrieb gerne an eine USB-Stromversorgung an, so das dieser praktisch endlos betrieben werden kann. Schließt man auch den Sender in Produktionspausen für einige Minuten an eine USB-Stromversorgung an, hält auch dieser gleich wieder für weitere Stunden durch. Die USB-C-Schnittstelle kann übrigens auch für das Aufspielen neuer Firmware benutzt werden.

Während der Sender mit zwei blauen LEDs unterschiedliche Statusmeldungen übermittelt, ist der Empfänger mit einem OLED-Statusbildschirm etwas luxuriöser ausgestattet. Auf diesem werden die Feldstärke, der Dämpfungsstatus, die Aussteuerung sowie der Akkustand beider Geräte angezeigt. Das Display hat einen sehr hohen Betrachtungswinkel und dimmt sich nach kurzer Zeit automatisch, sofern keine Einstellungen vorgenommen werden.

Das Koppeln des Senders und mit dem Empfänger ist nicht notwendig, da das Set ab Werk gekoppelt ist. Sollte es dennoch einmal vonnöten sein, eine Kopplung durchzuführen, dann ist das Vorgehen simpel und schnell. Die Verbindung zwischen Sender und Empfänger wird in rasanten drei Sekunden aufgebaut. Die Übertragung der Audiodaten wird über Funk auf 2,4 GHz realisiert. Die Latenz der Übertragung beträgt laut Hersteller lediglich sechs Millisekunden. Rode gibt die Reichweite des Senders mit 70 Metern an, was wir in unserem Test auch überprüft haben und bestätigen konnten. Allerdings sollte der Sender immer eine freie Sichtlinie zum Empfänger haben, ansonsten bricht die Verbindung schon relativ frühzeitig ab.

Zum Set des Rode Wireless Go gehören eine kleine Tragetasche, zwei USB-A- auf USB-C-Kabel sowie zwei puschelige Windschutze. (einer davon als Ersatz). Diese lassen sich bequem am Sender befestigen und sie sorgen für deutlich weniger Windgeräusche bei Aufnahmen in luftigen Umgebungen.

Im Einsatz wird der Sender am Revers oder Kragen mit der Klemme nach außen befestigt. Wird ein optionales Lavalier-Mikrofon benutzt, kann der Sender praktisch irgendwo am Körper untergebracht werden. Eine Befestigung am Hosenbund oder Gürtel ist aufgrund des recht flachen Kunststoffclips aber eher ungünstig.

An der Tonqualität des Wireless Go gibt es nichts auszusetzen. Laut Hersteller hat das Mikrofon einen Frequenzgang von 50 Hz bis 20 kHz. Der Mikrofoneingang stellt einen Frequenzgang von 20 Hz bis 20 kHz bereit. Der Empfänger des Wireless Go kann immer nur von einem Sender angesteuert werden. Möchte man also mehr als ein kabelloses Mikrofon einsetzen, wird ein weiteres Wireless-Go-Set notwendig. Insgesamt können acht solcher Sets in näherer Umgebung eingesetzt werden, ohne einander zu stören.

Das Rode Wireless Go Set wird im Handel zum Preis von meist ungefähr 180 bis 200 Euro verkauft. Für den gebotenen Funktionsumfang (ohne besondere Extras) ist das nicht grade wenig, aber Rode zählt auch zu den Premium-Herstellern am Markt, steht für Qualität und muss seine Geräte nicht über den Preis verkaufen.

Fazit

Das Rode Wireless Go ist ein schnell verbundenes, kabelloses Mikrofon mit hoher Reichweite, prima Tonqualität und guter Verarbeitung. Der Lieferumfang ist prima, sogar einen zusätzlichen Ersatz-Windschutz legt der Hersteller bei. Die Bedienung ist völlig problemlos und praktisch selbsterklärend. Allerdings lässt es einige moderne Funktionen vermissen, wie beispielsweise die Möglichkeit, mehr als einen Sender mit dem Empfänger zu koppeln oder eine interne Tonaufzeichnung (solche Funktionen bietet unter anderem das Schwestermodell vom selben Hersteller). Wer einfach nur ein Drahtlos-Mikrofon-Set ohne Firlefanz braucht, ist mit dem Rode Wireless Go bestens bedient.

Kurzbewertung

  • Hohe Reichweite
  • Sehr schnelle Verbindung
  • Einfache Handhabung
  • Gute Tonqualität
  • Keine Mehrkanalaufzeichnung
  • Schwergängige Blitzschuhmontage

Artikel-Vorschläge der Redaktion