Carbon Traveller-Stativ mit vier Auszügen und Kugelkopf
Testbericht: Rollei Compact Traveller No. 1 Carbon
2016-03-02 Auch wenn das Rollei Compact Traveller No. 1 Carbon einen sehr ähnlichen Namen hat wie das Anfang 2015 von uns getestete Rollei Fotopro Compact Traveller No. 1, so gibt es dennoch deutliche Unterschiede bei dem Carbon-Stativ, das nur 990 Gramm schwer ist und eine maximale Arbeitshöhe von 142 cm sowie um 180° umklappbare Stativbeine bietet. Was das Stativ noch so bietet und was wir von dem Stativ halten ist in diesem Test zu lesen. (Harm-Diercks Gronewold)
Ganze 142 cm Arbeitshöhe erreicht das Rollei Compact Traveler No. 1 Carbon Reisestativ. [Foto: Rollei]
An den Gepäckhaken des Compact Traveler No. 1 Carbon lässt sich zur Stabilisierung ein Gegengewicht anhängen. [Foto: Rollei]
Die Anstellwinkelsperren sind leicht zu handhaben und bieten drei verschiedene Anstellwinkel. [Foto: Rollei]
Mit ein wenig Umbauarbeit wird aus einem Stativbein ein vollwertiges Einbeinstativ. [Foto: Rollei]
Eine Funktion des Traveler Compact No. 1 Carbon ist, dass ein Bein als Einbeinstativ mit einer maximalen Arbeitshöhe von knapp 1 m genutzt werden kann. [Foto: Rollei]
Das Rollei Compact Traveler No. 1 Carbon wiegt ohne Kopf nur knapp 780 Gramm, mit Kopf immer noch knapp unter 1 Kilogramm. Dieses Gewicht wurde durch den Einsatz von Carbon-Rohren und einer Stativschulter aus einer Magnesiumlegierung erreicht. Die kleinste Arbeitshöhe des Compact Traveller No. 1 Carbon ist 26 cm. Zusammengeschoben und transportbereit hat das Stativ eine Länge von 32 cm. Die Stativbeine besitzen vier Auszüge und fünf Segmente und das bedeutet, dass zwar das Packmaß mit 32 cm sehr gering ist, aber das Stativ sehr filigrane Beine im unteren Bereich besitzt und diese sich leicht durchbiegen können. Gesichert werden die Beine mit gummierten Drehverschlüssen, die sehr schnell fassen. Es ist also unnötig, viel an dem Stativbein „herumzudrehen“. Am unteren Ende der Stativbeine befindet sich eine Gummiabdeckung, die abgenommen werden kann. Darunter sitzt ein Metallspike, der auf weichen Böden mehr Halt bietet. Das Abnehmen der Gummiabdeckung ist allerdings nicht ohne Kraftaufwand möglich. Hier wäre der Einsatz eines herausdrehbaren Spikes durchaus sinnvoll gewesen. Am oberen Teil der Stativbeine befinden sich die Klemmsicherungen für die drei unterschiedlichen Anstellwinkel der Stativbeine. Die Anstellwinkel schützen die Stativbeine davor auf einem glatten Boden wegzurutschen. Unten an der Mittelsäule zwischen den Beinen ist sich ein kleiner Gepäckhaken zum Befestigen eines Gewichts, das der ganzen Konstruktion dann mehr Standsicherheit verleiht. Eines der Beine besitzt eine großflächige Gummierung, die es erlaubt das Stativ auch bei niedrigen Temperaturen angenehm zu tragen. Gleichzeitig fungiert dieses Stativbein, wenn es herausgedreht wird, als Einbeinstativ. Dieses Einbeinstativ hat eine maximale Arbeitshöhe von nur knapp einem Meter, der Wechsel des Stativkopfes ist mithilfe der mitgelieferten Werkzeuge problemlos, wenn auch nicht sehr schnell machbar (dazu später mehr). An der Stativschulter befindet sich zudem noch ein eingeschraubter D-Ring zur Befestigung des mitgelieferten Tragegurts. Oberhalb der Stativschulter ist eine nicht versenkbare, dafür aber ausziehbare Mittelsäule die eine Länge von 20 bis 41 cm hat. Das gleiche Prinzip nutzt Sirui bei seinen kleinen Reisestativen. Bei einer solchen Konstruktion kann die Mittelsäule nicht für bodennahe Makroaufnahmen ungedreht werden, sondern zeigt immer nach oben.
Am oberen Ende der Mittelsäule sitzt das Stativkopfanschlussgewinde mit der Montageplatte für den Stativkopf. Soll dieser vom Dreibein- auf das Einbeinstativ „umziehen“, muss das Anschlussgewinde und die Montageplatte komplett entfernt werden. Der Gewinderbolzen selber hat an einem Ende in 3/8"- und auf der anderen Seite ein kleineres 1/4"-Gewinde und ist durch eine Sechskantmutter gesichert. Mithilfe eines mitgelieferten Werkzeugs wird die Sechskantmutter des Gewindebolzens gelöst. Danach kann die Montageplatte und der Gewindebolzen auf das Einbeinstativ montiert werden. Um den Stativkopf zu sichern ist eine kleine Madenschraube vorhanden. Als maximal zulässiges Gewicht gibt der Hersteller 8 Kilogramm an, was für Systemkameras und Mittelklasse DSLR-Kameras auf jeden Fall ausreichend sein sollte, für so ein extrem leichtes Stativ dennoch eher einen theoretischen Wert darstellen dürfte. Der mitgelieferte Kugelkopf trägt die Bezeichnung Fotopro, wiegt 220 Gramm und hat eine Höhe von 8,5 cm. Damit bekommt das Stativ eine maximale Arbeitshöhe von ca. 140 cm. Der Kopf selber besitzt eine leicht ablesbare Gradskala, sowie zwei getrennte Fixierschrauben, die die horizontale Ebene sowie die Kugelbewegung festsetzen oder lösen. Die horizontale Bewegung ist zudem Flüssigkeitsgedämpft und lässt sich so für Videoschwenks einsetzen. Auf dem Kopf ist eine Schnellwechselvorrichtung mit Schraubklemmung angebracht. Die dazugehörige Schnellwechselplatte besitzt zwar eine Sicherung, die vor dem Herausgleiten schützt, wird jedoch die Schraube zu weit geöffnet, so kann natürlich die Kamera mitsamt Schnellwechselplatte herausfallen. Im Griff der Klemmschraube befindet sich eine Nivellierlibelle. Leider ist diese aufgrund der seltsamen Platzierung nicht sinnvoll nutzbar.
Die Mittelsäule des Traveler Compact No. 1 Carbon lässt sich lediglich herausziehen. [Foto: Rollei]
Das Schnellwechselsystem besitzt eine Schraubklemmung und eine nur für Hochformat zu gebrauchende Nivellierlibelle. [Foto: Rollei]
Durch einen geringen Anstellwinkel der Beine kann das Stativ auch bodennah eingesetzt werden. [Foto: Rollei]
Das Rollei Compact Traveler No. 1 Carbon ist in schwarz und Orange für knapp 230 Euro erhältlich. Zum Lieferumfang gehört ein Tragegurt zum einhaken an die Stativschulter, zwei Inbus-Schlüssel, ein Sechskantschlüssel sowie drei Ersatzgummikappen für die Stativfüße. Zudem ist ein Gürtelhalter für das Einbeinstativ vorhanden; dieser kann darüber hinaus als Stütze für das Einbeinstativ genutzt werden.
Fazit Das Rollei Compact Traveler No. 1 Carbon ist ein leichtes Reisestativ mit vier Beinauszügen und einer guten Arbeitshöhe. Es leidet ein wenig unter dem sehr geringen Beindurchmesser des untersten Auszugs und der daraus resultierenden Neigung zum Verwinden. Die Schnellspannvorrichtungen an den Rohren haben uns sehr gut gefallen, da sie die Rohre schnell und sicher fixieren. Der Stativkopf ist solide und leicht zu handhaben, seine Nivelierlibelle ist aufgrund Ihrer Platzierung in der Praxis aber nicht zu gebrauchen. Die Einbeinfunktion ist hört sich interessanter an als sie ist: 1 Meter Arbeitshöhe ist normalerweise einfach zu wenig. Für ein Carbon-Stativ ist der Preis von 230 Euro unverbindlicher Preisempfehlung recht günstig.
Die Beine des Traveler Compact No. 1 Carbon lassen sich um 180° umklappen. [Foto: Rollei]
Am unteren Ende der Stativbeine sind die Spikefüsse, die sich unter mit Kraft abziehbaren Gummifüssen stecken. [Foto: Rollei]
Der Lieferumfang des Traveler Compact No. 1 Carbon umfasst Werkzeug, Ersatzgummifüße sowie einen Tragegurt und eine Gürtelhalterung. [Foto: Rollei]
Kurzbewertung
- Gute Schnellspannfunktion
- Übersichtliche Gradeinteilung
- Einbeinfunktion
- Getrennte Fixierschrauben für Horizontal- und Kugelbewegung
- Nivellierlibelle nur im Hochformat nutzbar
- Mittelsäule nicht drehbar