Funkmikrofon zum Anstecken

Testbericht: Rollei Hear:Me Wireless Drahtlos-Mikrofon

2021-08-13 In vielen Videoaufnahme-Situationen leistet ein Ansteckmikrofon gute Dienste. Wen dabei Kabel stören, der greift zum Funkmikrofon. Ein solches muss nicht notwendigerweise etliche hundert Euro kosten, sondern seit einiger Zeit gibt es auch im Preisbereich unter 200 Euro schon gute "semiprofessionelle" Lösungen. Bei Rollei muss man beim Hear:Me Wireless sogar nur 130 Euro ausgeben. Dabei hat das Mikrofon sogar eine Besonderheit: Mit einem zweiten Sender (derzeit nur als zweites Kit erhältlich) kann man zwei Kanäle an den Empfänger funken, also Stereo. Das preisgünstige Funkmikrofon haben wir uns einmal genauer angeschaut.  (Jens Scheppler)

Das Rollei Hear:Me Wireless besteht aus zwei Komponenten, die auf dem ersten Blick nahezu identisch sind. Bei einem der Geräte handelt es sich allerdings um den Sender (Transmitter) und das andere ist der Empfänger (Receiver). Beide sind 39 x 22 x 55 mm (Breite x Höhe x Tiefe) groß und wiegen jeweils 55 Gramm. Transmitter und Receiver sind beide mit einem identischen Feder-Clip ausgestattet. Beim Transmitter dient er zur Befestigung an der Kleidung, beim Receiver wir der Clip in den Blitzschuh der Kamera geschoben und sitzt dann durch die Federwirkung fest.

Nur in den Schaltern und Anschlüssen unterscheiden sich beide Komponenten. Während der Receiver zwei 3,5 mm Klinkenbuchsen besitzt (Kopfhörerausgang und Line-Out, d. h. der Mikrofon-Ausgang zur Kamera) hat der Transmitter nur einen 3,5 mm Klinkenstecker für das mitgelieferte Lavalier-Mikrofon. Anstelle der zweiten Klinkensteckerbuchse ist ein eingebautes Mikrofon zu finden. Dank des geringen Gewichts lässt sich das Mikrofon (Transmitter) auch bequem am Hemdkragen oder T-Shirt befestigen. Hierbei empfiehlt Rollei, das Gerät mit dem Gürtelclip nach vorne zu tragen, so dass wenig vom Transmitter zu sehen ist.

Noch etwas unauffälliger lässt sich die Aufnahme auch per beiliegendem Lavalier-Mikrofon bewerkstelligen. Das ein solches zusätzliches Ansteckmikrofon dem preisgünstigen Kit gleich beiliegt, ist ein netter Service. Bei Konkurrenzprodukten mit eingebautem Mikrofon (von Sony oder Rode beispielsweise) sind solche Ansteckmikrofone immer extra zu erwerben. Das Mikrofon wird wie üblich über die 3,5 mm Klinkenbuchse mit dem Transmitter verbunden. Der Transmitter kann dann dann mit dem Clip besonders unauffällig beispielsweise am Gürtel befestigt werden. Das Kabel des Lavalier-Mikrofons ist mit knapp 115 cm ausreichend lang. Am Klinkenstecker befindet sich ein kleiner Kunststoff-Clip, der ebenfalls am Transmitter eingesteckt wird und den Klinkenstecker offenbar gegen unabsichtliches Herausziehen sichern soll. In der Praxis war dieser Kunststoff-Clip dieser Aufgabe nur sehr bedingt gewachsen. Gerade wenn der Transmitter in einer Tasche steckt oder ein wenig Zug auf dem Kabel ausgeübt wird, rutschte der Klinkenstecker mitsamt Sicherungs-Clip aus dem Steckplatz. Man sollte das Kabel also so verlegen, dass das möglichst nicht passieren kann.

Sowohl der Receiver als auch der Transmitter besitzen ein Informations-Display mit hohem Betrachtungswinkel. Das Display ist beleuchtet und schaltet es nach etwa 15 Sekunden nach der letzten Bedienung aus. Das Display bleibt dabei immer noch lesbar, allerdings nur wenn man frontal draufschaut. Neben dem Akku-Ladestand gibt das Display Aufschluss über den Audiopegel, ob eine Verbindung beider Geräte vorhanden ist, ob man in Mono oder Stereo überträgt oder ob die Mute-Funktion aktiviert ist.

Der Receiver besitzt drei Tasten an der rechten Seite des Gehäuses. Der Einschaltknopf muss zwei Sekunden gedrückt werden, um das Gerät ein- oder auszuschalten. Ein kurzer Druck wechselt beim Receiver zwischen Mono- und Stereo. Bei Mono wird lediglich auf einem Kanal der Ton übertragen. Taste zwei und drei steuern die Aufnahmeempfindlichkeit von Kanal A beziehungsweise B. Das Set lässt sich nämlich um einen weiteren Transmitter erweitern, um beispielsweise eine zweite Person in einem Interview mit einem eigenen Mikrofon auszustatten.

Zum Zeitpunkt dieses Tests gibt es die Transmitter allerdings nicht einzeln zu kaufen (und auch kein Set mit zwei Transmittern), sondern jemand, der die Zweikanal-Übertragung nutzen will, müsste dafür ein komplettes zweites Set inklusive Receiver erwerben. Der zweite Transmitter lässt sich dann unabhängig in der Aufnahmeempfindlichkeit am Receiver steuern, der findet ja in den meisten Fällen seinen Platz beim Videografen an der Kamera und ist somit leicht zugänglich. Dieser Kanal B liegt dann auf der rechten Tonspur. Die Aufnahmeempfindlichkeit beider Kanäle lässt sich unabhängig voneinander von +0dB bis +12dB am Receiver regeln.

Der Transmitter besitzt neben dem Ein- und Ausschaltknopf, der bei kurzer Betätigung auch als Mute-Taste dient, einen Pairing-Knopf um sich mit dem Receiver zu verbinden, sollte die Verbindung einmal nicht sofort zustande kommen oder um sich mit einem zweiten Transmitter zu verbinden. Auch diese Bedienelemente finden sich an der rechten Seite des kleinen Gehäuses.

Auf der linken Gehäuseseite, gegenüber der Knöpfe, besitzen beide Geräte einen USB-C Anschluss zum Aufladen des internen Lithium-Ionen-Akkus. Der Ladevorgang ging dabei in schnellen 75 Minuten vonstatten. Die Akkulaufzeit liegt laut Hersteller bei 5 Stunden für die jeweiligen Geräte.

Zum weiteren Lieferumfang gehören neben dem Lavalier-Mikrofon, dem USB-Ladekabel noch drei Audio-Kabel: ein TRS-TRRS-Kabel für Smartphones, eins für Canon-, Nikon-Kameras und eins mit Impedanz für Sony-, Panasonic-, Fujifilm- und weitere Kameras. Ein Windschutz für das Lavalier-Mikrofon ist ebenfalls im Lieferumfang enthalten sowie eine Reset-Nadel, falls eines der Geräte nicht mehr reagieren sollte und man es auf den Auslieferungszustand zurücksetzen möchte.

Laut Herstellerangaben soll das Hear:Me Wireless eine Übertragungsreichweite von 50 Meter haben. Dies haben wir draußen bei freier Sicht getestet und konnten ohne Probleme diese Entfernung bei der Übertragung erreichen. Die Aufnahmequalität war stets einwandfrei. Hier konnten wir sprichwörtlich sogar noch weiter gehen und deutlich über den 50 m Sprachaufnahmen übertragen. Wie in der Anleitung beschrieben, sollte man dabei beachten, dass der Transmitter zum Receiver zeigt und man sich nicht vom Empfänger abwendet, um Unterbrechungen zu vermeiden. Auch bei der Benutzung mit dem Lavalier-Mikrofon sollte darauf geachtet werden, dass man die Sendeeinheit, also den Transmitter, seitlich oder vorne und nicht hinten am Gürtel trägt.

An der Aufnahmequalität hatten wir grundsätzlich nichts zu beanstanden. Mit dem Lavalier-Mikrofon hatten wir ein etwas geringeres Rauschen bei den Aufnahmen herausgehört. In beiden Fällen wurde das Mikrofon am Hemdkragen des Sprechers getragen. Somit war der Aufnahmeabstand zum Sprecher gleich. Die Regelung der Empfindlichkeit ist in einem ausreichend großen Pegelbereich und in Kombination mit dem regelbaren Tonpegel an den videotauglichen Kameras, lässt sich eine gute Aufnahmelautstärke für seine Zwecke finden. Die Stimme klang ausgewogen und natürlich, der Frequenzgang des Mikrofons reicht dabei laut Hersteller von 80 Hz bis 20 kHz.

Das Rollei Hear:Me Wireless ist zum Zeitpunkt des Tests hauptsächlich direkt bei Rollei erhältlich. Fotohändler, die das Drahtlos-Mikrofon-Set vorrätig haben, konnten wir nicht ausfindig machen (möglicherweise ist es aufgrund der intensiven Direktvertriebs-Aktivitäten des Herstellers für den Fachhandel eher uninteressant). Bei Amazon ist es zum Zeitpunkt des Tests zwar erhältlich, aber deutlich teurer als bei Rollei direkt. Für den Preis von nur knapp 130 Euro (bei Rollei) für das Drahtlos-Mikrofon-Set bekommt man einen sehr guten Gegenwert.

Fazit

Transmitter und Receiver sind mechanisch baugleich und durch die kombinierte Ansteckmöglichkeiten über den Clip des Transmitters am Hemdkragen, bzw. beim Receiver gut sitzend im Blitzschuh der Kamera zu befestigen. Durch die leichte Bauweise stört der Transmitter nicht, wenn man ihn an der Kleidung trägt. Ebenfalls positiv finden wir die Klangqualität, sowohl direkt über den Transmitter mit dem eingebauten Mikrofon, als auch mit dem Lavalier-Mikrofon.

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