Lichtstarkes Standardzoom
Testbericht: Sigma 28-70 mm F2.8 DG DN Contemporary
2021-09-08 Im Februar 2021 wurde das preisgünstige 28-70 mm F2.8 DG DN Contemporary von Sigma der Weltöffentlichkeit präsentiert. Das Standardzoom soll dem großen Objektivbruder 24-70 mm F2.8 DG DN Art in Nichts nachstehen. Ob den Konstrukteuren von Sigma dieses Husarenstück gelungen ist oder nicht, haben wir in diesem Testbericht ermittelt. (Harm-Diercks Gronewold)
Sony Alpha 7R III mit Sigma 28-70 mm F2,8 DG DN Contemporary. [Foto: MediaNord]
Das 28-70 mm F2.8 DG DN Contemporary wurde von Sigma für spiegellose Vollformatkameras entwickelt und ist mit Sony E- und Leica L-Mount erhältlich. Wir haben das Objektiv im Labor an einer Sony Alpha 7R III und in der Praxis an einer Sony Alpha 7 III getestet.
Mit einem Gewicht von etwa 470 Gramm (ohne Deckel), einer Länge von etwa 10,2 Zentimetern und einem Durchmesser von 7,2 Zentimetern ist das 28-70 mm F2.8 DG DN Contemporary für seine Lichtstärke recht kompakt und leicht. Das Design ist schnörkellos und bietet den Autofokus- / Manual-Fokus-Umschalter sowie den Fokus- und Zoomring als einzige Bedienelement an. Neben einem 67 Millimeter Filtergewinde besitzt das Objektiv ein Kunststoff-Bajonett für die tulpenförmige Streulichtblende, die ebenfalls aus Kunststoff besteht und zum Lieferumfang gehört. Trotz des recht robust wirkenden Gehäuses und der Dichtlippe am Bajonett ist das Sigma 28-70 mm F2.8 DG DN Contemporary nicht gegen Spritzwasser oder Staub geschützt.
Ausstattung
Das Äußere des Objektivs besteht aus einem angenehm "anfassbaren" Kunststoff. Das Bajonett zum Anschluss an die Kamera ist aus Metall gefertigt. Die beiden Ringe übernehmen je eine spezifische Aufgabe, nämlich die Brennweitenverstellung und die Fokussierung. Die Ringe sind beide weder zu schwergängig noch zu leichtgängig, sondern bieten ein gutes haptisches Feedback bei der Bedienung. Zudem hat Sigma die Brennweiten 28, 35, 50 und 70 gut ablesbar auf den Zoomring aufgedruckt, so dass der Fotograf jederzeit einen Überblick hat, in welchem Brennweitenbereich er sich gerade herumtreibt.
Durch die hohe Lichtstärke wirkt das Sigma 28-70 mm F2,8 DG DN Contemporary an der Sony Alpha 7R III recht wuchtig. [Foto: MediaNord]
Leider besitzt nur der Zoomring eine weiche, etwa zwei Zentimeter breite, geriffelte Gummierung. Der Fokusring muss mit einer einfachen, 15 Millimeter breiten Riffelung im Kunststoff auskommen. Letzteres mindert etwas den Komfort, nicht aber die "Traktion" der Finger auf dem Ring bei der manuellen Fokussierung.
Während der Zoomring mechanisch das Linsensystem bewegt und so die Länge des Objektivs auf etwa 12,5 Zentimeter anwachsen lässt, ohne sich dabei in eine Luftpumpe zu verwandeln, besitzt der Fokusring keine echte mechanische Verbindung zur Objektivmechanik. Vielmehr gibt der Fokusring elektronische Signale zur Kamera und die steuert dann den Schrittmotor im Objektiv an.
Die Fokussierung ist beim Einsatz des Fokusrings nicht linear. Das bedeutet, dass die Geschwindigkeit, mit der der Fokusring gedreht wird, darüber entscheidet, wie groß die zurückgelegte Fokusdistanz ist. Wird der Ring langsam gedreht, dann ist die Fokusdistanz gering. Wird der Ring schnell gedreht, so ist die Fokusdistanz größer. Das ist für Fotografen sehr sinnvoll, für die Videografie hingegen nicht.
Die tulpenförmige Kunststoff-Streulichblende gehört zum Lieferumfang des Sigma 28-70 mm F2.8 DG DN Contemporary. [Foto: Sigma]
Bei der Konstruktion des lichtstarken Weitwinkel-Zooms setzt Sigma auf 16 Linsen, die in zwölf Gruppen angeordnet sind. Da jedes optische System mehr oder weniger starke optische Fehler erzeugt, wurden bei der Konstruktion insgesamt drei asphärische Linsen sowie Linsen aus Glas mit anomalem Brechindex verwendet. Das soll die Auflösung bis in die Bildecken maximieren, Farbsäume vermeiden und die Randabdunklung reduzieren sowie Verzeichnungen eliminieren. Letztere können zudem auch von entsprechenden Kamerafunktionen reduziert werden, denn das 28-70 mm F2.8 DG DN Contemporary wird von der automatischen Objektivkorrektur erkannt.
Wie bei Sigma-Objektiven üblich, sind die Linsen vergütet. Zum einen, um möglichst wenig Reflektionen zu produzieren, gerade im Inneren reduziert das die sehr unschönen "Geisterbilder". Die zweite Aufgabe von Vergütungen ist der Schutz der Glasoberflächen. Bei Sigma kommen hier die Super-Multi-Layer-Vergütung und das Nano Porous Coating zum Einsatz.
Der Autofokus-Schrittmotor im Sigma 28-70 mm F2.8 DG DN Contemporary arbeitet leise, schnell und präzise. Zudem unterstützt er die DMF-Funktion (Direct Manual Focus), die es erlaubt, jederzeit manuell in die Fokussierung einzugreifen. Die Frontlinse und auch das Streulichtblenden-Bajonett drehen sich beim Fokussieren nicht mit. Das macht unter anderem den Einsatz von Polfiltern denkbar einfach.
Die Naheinstellgrenze liegt im Weitwinkel bei etwa 17 Zentimetern und im Tele bei etwas mehr als 34 Zentimetern. Das ist prima für Makro-Aufnahmen. Von der Frontlinse gemessen beträgt der minimale Motivabstand etwa fünf beziehungsweise 20 Zentimeter. Im Weitwinkel kann es also durchaus zu Abschattungen des Motivs kommen, da der Fotograf recht nah ans Objekt heran muss.
Das Sigma 28-70 mm F2.8 DG DN Contemporary ist schnörkellos im klassichen gradlinigen Design gehalten. [Foto: Sigma]
Das geringste Bildfeld beträgt bei 28 Millimeter Brennweite etwa 10,5 x 7 Zentimeter und bei 70 Millimeter Brennweite 14 x 9,3 Zentimeter. Der Vergrößerungsfaktor entspricht dabei dann etwa 0,34-fach im Weitwinkel (Abbildungsmaßstab 1:2,9) und etwa 0,26-fach bei maximaler Brennweite von 70 Millimetern (Abbildungsmaßstab 1:3,9). Das ist etwas besser als die von Sigma versprochenen 1:3,3 und 1:4,6.
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