Super-Telezoom
Testbericht: Sony FE 100-400 mm F4.5-5.6 GM OSS
Seite 2 von 2, vom 2018-01-08 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln
Bildqualität
Das Sony FE 100-400 mm F4.5-5.6 GM OSS besitzt eine äußerst aufwändige optische Konstruktion. Sie besteht aus 22 Linsen, die in 16 Gruppen angeordnet sind. Dabei sollen zwei ED- und ein Super-ED-Glaselement optische Fehler korrigieren. Zudem kommt eine Nanovergütung zur Unterdrückung von Geisterbildern zum Einsatz. Dennoch zeigen sich am unteren Brennweitenende Blendenreflexe im Gegenlicht, wenn die Lichtquelle (knapp) außerhalb des Bildfelds liegt; selbst die Streulichtblende kann dies nicht verhindern. Zoomt man etwa, so verschwinden die Blendenreflexe. Die Kontraste bleiben hingegen trotz Gegenlicht hoch. Sony verspricht zudem dank der zirkulären Blende, die mit neun Lamellen arbeitet, ein wunderschönes Bokeh. So schön finden wir es aber ehrlich gesagt nicht, denn die Unschärfekreise werden zum Rand hin heller und grenzen sich scharf voneinander ab. Somit entsteht ein eher unruhiges Bokeh und kein weich zerfließendes. Erst wenn die Unschärfekreise sehr groß werden und sich stark überlagern, wird das Bokeh schöner. Des Weiteren zeigen sich leichte Farbsäume im Unschärfebereich (sogenannte Bokeh-CA).
Die beim Sony FE 100-400 mm F4.5-5.6 GM OSS mitgelieferte Streulichtblende kann die am kurzen Brennweitenende im Gegenlicht auftretenden Blendenreflexe leider nicht verhindern. [Foto: MediaNord]
Im Testlabor zeigt das Sony FE 100-400 mm F4.5-5.6 GM OSS eine sehr geringe Randabdunklung, die im Bereich von lediglich 0,2 bis 0,4 Blendenstufen liegt. Die Verzeichnung ist bei allen drei gemessenen Brennweiten kissenförmig, bleibt am kurzen Brennweitenende mit unter 0,5 Prozent jedoch unter der Wahrnehmungsgrenze. Bei mittlerer und langer Brennweite wird die Verzeichnung hingegen sichtbar, sie erreicht hier fast 1,5 Prozent. Ebenfalls sichtbar sind Farbsäume, zumindest am langen Brennweitenende. Sie werden hier zum Bildrand hin deutlich stärker, während sie bei kurzer und mittlerer Brennweite kaum die Wahrnehmungsschwelle überschreiten.
Bei 100 Millimeter erreicht die Auflösung bei 50 Prozent Kontrast (siehe Diagramm aus dem Labortest unten) im Bildzentrum fast 90 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm). Das ist die höchste Auflösung, die wir bisher mit einem Objektiv an der Alpha 7R III gemessen haben. Dieses Niveau wird von der Offenblende F4,5 bis F8 abgeblendet gehalten, dann sorgt die Beugung für eine abnehmende Auflösung. Bei F11 sind es aber immer noch hervorragende über 80 lp/mm und erst jenseits von F16 geht die Auflösungskurve steil nach unten. Bei F22 sind es noch 57 lp/mm, eine immer noch sehr gute Auflösung, doch man kann sogar bis F32 abblenden, wo lediglich 39 lp/mm übrigbleiben.
Zoomt man das Objektiv, so nimmt die Auflösung im Bildzentrum ab. Bei 200 mm ist das nicht dramatisch, bei Offenblende sind es über 70 und leicht abgeblendet hervorragende über 80 lp/mm. Auch hier bricht die Auflösung jenseits von F16 dramatisch ein, aber man kann sogar bis F36 abblenden, wo nur noch 30 lp/mm übrigbleiben. Das ist gerade einmal knapp genug Auflösung für 20 mal 30 Zentimeter kleine Prints. In Telestellung hingegen erreicht das 100-400 mm eine deutlich geringere Auflösung von maximal 66 lp/mm. Das ist zwar eine sehr gute Auflösung, bleibt aber deutlich hinter den kürzeren Brennweiten zurück, was immerhin nicht unüblich bei Telezooms ist.
Der Tubus des mit über 20 Zentimetern ohnehin schon sehr langen Sony FE 100-400 mm F4.5-5.6 GM OSS fährt beim Zoomen um ganze acht Zentimeter aus. [Foto: MediaNord]
Die Randauflösung bleibt vor allem bei 100 und 200 Millimeter um 20-30 Prozent hinter der im Bildzentrum zurück. Das ist kein dramatischer Randabfall und 60 lp/mm sind spielend möglich, bei 100 mm werden die 70 lp/mm sogar knapp überschritten, aber an die hervorragende Auflösung des Bildzentrums kommt die Randauflösung nicht heran. Bei 400 Millimeter ist der Randabfall deutlich geringer, was angesichts der geringeren Auflösung im Bildzentrum kein Kunststück ist.
Fazit
Das Sony FE 100-400 mm F4.5-5.6 GM OSS ist teuer, groß und schwer. Um Gewicht zu sparen, kommen relativ viele Kunststoffteile am Gehäuse zum Einsatz, was nicht unbedingt den hochwertigsten Eindruck macht. Dennoch wirkt das Objektiv robust, zumal es gegen Staub und Spritzwasser abgedichtet ist. Ergonomisch sind die Bedienelemente hervorragend angeordnet und lassen keine Wünsche offen, auch wenn eine 90-Grad-Rastung bei der Stativschelle nützlich gewesen wäre. Der Autofokus arbeitet äußerst rasant und leise, der Bildstabilisator ist sehr effektiv. Die Bildqualität überzeugt vor allem mit der hohen Auflösung bei 100 und 200 Millimetern, am langen Brennweitenende nimmt sie hingegen ab. Hier gesellen sich außerdem sichtbare Farbsäume hinzu. Dafür zeigen sich am unteren Brennweitenende leichte Blendenreflexe und das Bokeh gehört auch nicht unbedingt zur Paradedisziplin des 100-400 mm. Dennoch bleibt festzuhalten, dass sich die Bildqualität für ein so enormes Telezoom auf sehr hohem Niveau bewegt und sich nicht hinter dem Wettbewerb zu verstecken braucht, zumal es derzeit das einzige Objektiv mit einer so langen Brennweite für das Sony-E-Vollformatsystem ist.
Kurzbewertung
- Bei kurzer und mittlerer Brennweite äußerst hohe Auflösung
- Sehr geringe Randabdunklung
- Trotz viel Kunststoff robuste Konstruktion mit Spritzwasser- und Staubschutz
- Bei Gegenlicht Blendenreflexe am unteren Brennweitenende
- Sichtbare Farbsäume bei 400 mm
- Weniger schönes Bokeh
- Auflösung nimmt beim Zoomen ab
- Zu leichtgängiger Zoomring
Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.