Ultraweitwinkel-Zoom
Testbericht: Sony FE 12-24 mm 4 G (SEL1224G)
2017-12-13 Das Sony FE 12-24 mm 4 G (SEL1224G) ist das mit Abstand weitwinkligste Autofokus-Objektiv, das derzeit für die Alpha 7 und Alpha 9 Serien angeboten wird. Bei einer durchgehenden Lichtstärke von F4 beträgt der diagonale Bildwinkel bis zu 122 Grad. Allerdings sind extreme Weitwinkelobjektive, insbesondere als Zoom, nicht einfach optisch zu korrigieren, entsprechend muss man Kompromisse eingehen. Wie es um die Bildqualität des Sony FE 12-24 F4 steht, haben wir getestet. (Benjamin Kirchheim)
Nicht unbedingt klein, aber angesichts des Bildwinkel durchaus kompakt und vor allem leicht ist das Sony FE 12-24 mm 4 G (SEL1224G). Das liegt nicht zuletzt am Kunststoffgehäuse. [Foto: Sony]
Bei einem solch extremen Bildwinkel wie dem vom FE 12-24 mm 4 G ergeben sich bei spiegellosen Systemkameras aufgrund des geringen Auflagemaßes Vorteile bei der Konstruktion, sodass die Objektive kleiner und leichter gebaut werden können. Dabei ist das 12-24 von Sony als solches alles andere als kompakt. Es misst bei einem Durchmesser von knapp unter neun Zentimetern eine Länge von fast zwölf Zentimetern. Auch das Gewicht von 565 Gramm ist nicht ganz ohne. Die Kompaktheit wird erst dann klar, wenn man es mit entsprechenden DSLR-Objektiven vergleicht. Das ist jedoch gar nicht so einfach, denn weder Sony noch Canon oder Nikon haben vergleichbare Objektive für ihre SLT- bzw. DSLR-Systeme. Hier muss also ein anderer Hersteller herhalten: Sigma bietet mit dem 12-24 mm F4 DG HSM ein zumindest von der Brennweite und der Lichtstärke vergleichbares Objektiv an. Tatsächlich ist das Sony-Objektiv etwas kürzer und schlanker, jeweils 1,5 Zentimeter, und es wiegt sogar weniger als halb so viel. Dabei besitzt das Sony einen optischen Aufbau mit sogar einer Linse mehr. Bleibt also festzuhalten: Für ein durchgehend F4 lichtstarkes 12-24mm-Objektiv ist das Sony verhältnismäßig kompakt und leicht, klein ist es jedoch absolut gesehen nicht.
Ausstattung und Bedienung
Das geringe Gewicht geht zu einem guten Teil auf das Konto des Kunststoffgehäuses. Es ist zwar sauber verarbeitet und wirkt keineswegs billig, Metall ist jedoch nur am Bajonett zu finden. Ein Spritzwasser- und Staubschutz fehlt, was angesichts des Straßenpreises von gut 1.800 Euro etwas schade ist. Bedingt durch den großen Bildwinkel, der eine stark gewölbte Frontlinse erfordert, gibt es kein Filtergewinde. Die Streulichtblende gehört fest zum Objektiv, der Schutzdeckel wird übergestülpt. Leider hat Sony es versäumt, wenigstens an einen bajonettseitigen Filtereinschub zu denken. Immerhin gehört ein hochwertiger Schutzbeutel zum Lieferumfang.
Das Sony FE 12-24 mm 4 G besitzt eine gewölbte Frontlinse und eine fest verbaute Streulichtblende. An der Alpha 7R II ist der Autofokus sehr schnell und leise. [Foto: MediaNord]
Zwei breite, gummierte und geriffelte Ringe dienen als Hauptbedienelemente. Der hintere, zwei Zentimeter breite Ring verstellt die Brennweite zwischen 12 und 24 Millimetern, wobei Gravierungen die Zwischenschritte von 14, 16, 18 und 21 Millimetern markieren. Dabei fährt die Frontlinse leicht vor und zurück. Am weitesten vorne ist sie bei 12 mm, bis 18 mm zieht sie sich zurück und kommt dann bis 24 mm wieder ein Stückchen nach vorne. Der vordere Ring ist mit 1,5 Zentimetern etwas schmaler. Er dient der manuellen Fokussierung und arbeitet rein elektronisch, gibt also lediglich Steuerbefehle an den lautlosen, schnellen Autofokusmotor weiter. Bei schnellen und langsamen Bewegungen reagiert der Stellmotor unterschiedlich empfindlich auf das Drehen am Fokusring. Somit lässt sich mit einer kurzen, schnellen Bewegung ein großer Bereich durchfahren, während mit einer langsamen aber weiten Bewegung ein kleiner Bereich durchfahren wird. Das erlaubt, mit Hilfe der Fokuslupe der Kamera, eine äußerst präzise manuelle Fokussierung. Aktiviert wird die manuelle Fokussierung mit dem Schiebeschalter an der Objektivseite, Der darüber befindliche Knopf dient defaultmäßig als Fokus-Stopp-Taste, lässt sich aber auch mit anderen Funktionen, etwa AF-On, belegen.
Bildqualität
Zwar ist das FE 12-24 mm 4 G nicht für die Freistellung von Motiven prädestiniert, dafür ist die Schärfentiefe viel zu groß, aber an der Naheinstellgrenze ist das durchaus möglich. Die liegt übrigens bei lediglich 28 Zentimetern, was einen Motivabstand von etwas über 14 Zentimetern bedeutet. Der maximale Abbildungsmaßstab beträgt dann 1:7,1, ist also nicht sonderlich groß. Das Bokeh jedenfalls kann sich trotz nur sieben Blendenlamellen durchaus sehen lassen. Wer also ein Hauptmotiv gegenüber dem Hintergrund dramatisch größer darstellen und dabei den Hintergrund in Unschärfe verschwimmen lassen möchte, kann seiner Kreativität freien Lauf lassen. Bei Gegenlicht bleiben die Kontraste dank der Nanovergütung hoch. Allerdings kann es, vor allem bei direkter Sonne im Bild, zu Blendenreflexen kommen. Diese sind zwar aufgrund der geringen Brennweite sehr klein, dafür aber umso schärfer abgegrenzt.
Im Testlabor zeigen sich sehr deutlich die Stärken und die Schwächen der Bildqualität. Eine Stärke sind sicherlich die kaum vorhandenen chromatischen Aberrationen, hier ist das Objektiv kaum anfällig für. Auch die sogenannten Bokeh-CAs, also Farbsäume im Unschärfebereich, zeigen sich in der Praxis kaum. Auch die Randabdunklung ist angesichts des großen Bildwinkels erstaunlich gering. Der Verlauf ist sanft und sie beträgt maximal eine Blendenstufe bei 12 Millimetern. Sowohl beim Zoomen als auch beim Abblenden verringert sich die Randabdunklung leicht. Sie beträgt jedoch immer mindestens eine halbe Blendenstufe, was jedoch kaum auffällt.
Das Sony FE 12-24 mm 4 G verzeichnet stark und löst im Bildzentrum bereits ab Offenblende sehr hoch auf, am Bildrand hingegen muss für hohe Auflösung abgeblendet werden. [Foto: MediaNord]
Ganz anders sieht es mit der Verzeichnung aus. Diese ist bei allen drei gemessenen Brennweiten deutlich sichtbar (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Bei 12 mm ist sie knapp über zwei Prozent tonnenförmig, während sich bei 17 und 24 mm eine 1,5-prozentige Kissenform einstellt. Letztere fällt deutlich unangenehmer auf, während die tonnenförmige Verzeichnung am kurzen Brennweitenende zwar gut sichtbar ist, angesichts des großen Bildwinkels aber wiederum auch nicht dramatisch ausfällt.
Die Auflösung an der Testkamera Sony Alpha 7R II ist bereits bei Offenblende sehr hoch – jedenfalls im Bildzentrum. Bei kurzer und mittlerer Brennweite sind es jeweils über 80 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm), am langen Brennweitenende fällt die Auflösung mit knapp über 70 lp/mm zwar etwas geringer, aber ebenfalls sehr gut aus. Bis F8 erhält man bei langer Brennweite über 70 lp/mm im Bildzentrum, bei mittlerer und kurzer Brennweite sogar bis F11. Am Bildrand hingegen kehrt sich das Verhältnis um. Hier erreicht das 12-24 bei langer Brennweite den Bestwert von 54 lp/mm, während es bei mittlerer Brennweite 46 und bei kurzer sogar nur 35 lp/mm sind. Der Randabfall der Auflösung beträgt am kurzen Brennweitenende also deutlich mehr als 50 Prozent, die Randauflösung reicht gerade einmal für etwas mehr als 20 mal 30 Zentimeter große Ausdrucke, darüber wird die Randauflösungsschwäche deutlich sichtbar. Starkes Abblenden bringt hier Linderung: Während sich die Randauflösung bei langer Brennweite nur moderat auf knapp unter 60 lp/mm erhöht, erreicht die Randauflösung bei mittlerer Brennweite bei F11 ein Maximum von immerhin 61 lp/mm. Bei kurzer Brennweite sind nicht mehr als knapp 56 lp/mm bei F8 drin. Für Landschafts- und Architekturaufnahmen sollte man also bei kurzer und langer Brennweite auf F8 abblenden, bei mittlerer erhält man sogar bei F11 ein noch etwas besseres Ergebnis.
Fazit
Das Sony FE 12-24 mm 4 G (SEL1224G) ist ein Vollformat-Objektiv der Extreme. Es bietet einen sehr großen Bildwinkel, ist relativ kompakt, aber nicht wirklich klein. Der Preis von gut 1.800 Euro ist nicht ohne, bedenkt man, dass das Gehäuse nur aus (hochwertigem) Kunststoff gefertigt ist und eine Abdichtung gegen Staub und Spritzwasser vermissen lässt. Die Fokussierung funktioniert hervorragend, sogar das Bokeh kann sich sehen lassen. Bei Gegenlicht bleiben die Kontraste hoch, man muss aber etwas auf die Blendenreflexe aufpassen. Bei der Bildqualität trumpft das Superweitwinkel-Zoom mit den geringen chromatischen Aberrationen und relativ geringer Randabdunklung auf, wohingegen die Verzeichnung deutlich sichtbar wird. Die Bildauflösung ist im Bildzentrum bereits ab Offenblende sehr hoch, am Bildrand hingegen ist sie vor allem am kurzen Brennweitenende sehr gering. Deutlich Abblenden hilft und sorgt für eine gute Eignung für Landschaftsaufnahmen.
Kurzbewertung
- Extrem großer Bildwinkel
- Durchgehende Lichtstärke
- Geringe Farbsäume
- Hohe Auflösung (in der Bildmitte) bereits ab Offenblende
- Starke Verzeichnung bei allen Brennweiten
- Starker Randabfall der Auflösung bei kurzer und mittlerer Brennweite
- Gehäuse besteht lediglich aus Kunststoff
- Keine Möglichkeit, Filter zu verwenden
Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.