Lichtstarke Tele-Festbrennweite
Testbericht: Sony FE 135 mm F1.8 GM (SEL135F18GM)
2019-04-19 Mit dem FE 135 mm F1.8 GM bietet Sony eine besonders lichtstarke Tele-Festbrennweite für die Vollformat-Systemkameras der Alpha-7- und 9-Serie an. Es soll eine brillante Auflösung mit einem ausgeprägten Bokeh und herausragenden Autofokuseigenschaften vereinen. Gleich vier Linearmotoren sollen dem bei solchen Objektiven aufgrund der großen zu bewegenden Massen normalerweise langsamen Autofokus auf die Sprünge helfen. Wie es tatsächlich um die Bildqualität und die Fokusgeschwindigkeit bestellt ist, verrät unser Test. (Benjamin Kirchheim)
Mit 12,7 Zentimetern Länge, neun Zentimetern Durchmesser und einem Gewicht von 950 Gramm ist das Sony FE 135 mm F1.8 GM (SEL135F18GM) ein echter Brummer. Die hohe Lichtstärke erfordert bei der Brennweite ihren Tribut. [Foto: Sony]
Satte 2.000 Euro verlangt Sony für das mit 950 Gramm nicht gerade leichte Objektiv. Da verwundert es doch, dass das Gehäuse des Objektivs, mit Ausnahme des Bajonetts, komplett aus Kunststoff besteht, der sich an einigen Stellen sogar leicht eindrücken lässt. Das erweckt nicht gerade den hochwertigsten Eindruck. Immerhin ist das Gehäuse gegen Spritzwasser und Staub abgedichtet, wie unschwer am Dichtring des Bajonetts zu erkennen ist.
Das Sony FE 135 mm F1.8 GM ist übrigens nicht nur fast ein Kilogramm schwer, betriebsbereit mit der Alpha 7R III sind es sogar gut 1,6 Kilogramm, sondern mit nach 13 Zentimetern auch sehr lang und mit einem Durchmesser von neun Zentimetern alles andere als schlank. Die Lichtstärke erfordert ihren Tribut, die meiste Masse dürfte den großen Glaslinsen geschuldet sein. Immerhin beträgt der Filterdurchmesser (ebenfalls aus Kunststoff) satte 82 Millimeter. Dass eine Streulichtblende und eine ordentliche Objektivtasche zum Lieferumfang gehören, braucht man angesichts des Preises schon fast nicht mehr zu erwähnen.
Bedienung und Ausstattung
Drei Schalter, zwei Knöpfe und zwei Einstellringe besitzt das Sony FE 135 mm F1.8 GM, was viel für eine Festbrennweite ist. Ganz vorne am Objektiv sitzt der 2,5 Zentimeter breite, griffig geriffelte und gummierte Fokusring, der endlos dreht, keine Skala besitzt und rein elektronisch arbeitet. Mit ihm lässt sich, auch dank der Fokuslupe, der Entfernungsskala auf dem Bildschirm beziehungsweise im Sucher und des Fokuspeakings, sehr exakt fokussieren. Dreht man ihn ruckartig, werden große Stellwege bei den Fokusmotoren zurückgelegt, dreht man ihn langsam, machen die Motoren allerfeinste Schritte, was eine äußerst präzise Fokussierung erlaubt.
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Vier Linearmotoren sollen dem Autofokus auf die Sprünge helfen. So lichtstarke Teleobjektive haben nämlich den Nachteil, dass auch entsprechend große Glasmassen bewegt werden müssen, was nicht so flott möglich ist, wie bei kleineren Objektiven mit deutlich geringeren Glasmassen. Dennoch ist der Autofokus nicht richtig schnell. Wir haben einmal außer der Reihe im Labor nachgemessen und haben eine Auslöseverzögerung von 0,56 Sekunden beim Fokussieren von unendlich auf zwei Meter ermittelt. Zum Vergleich: Mit dem 24-105 mm von Sony beträgt die Auslöseverzögerung im Tele 0,32 Sekunden. 0,24 Sekunden mehr mag nicht viel klingen, aber das 135er braucht 75 % länger als das 24-105 mm. Der Autofokus mag zwar angesichts der Lichtstärke und Brennweite relativ schnell sein, ist es aber absolut gesehen beziehungsweise relativ zu schnellen Objektiven nicht.
Immerhin arbeitet der Autofokus absolut flüsterleise und sehr präzise. Die minimale Aufnahmeentfernung beträgt 70 Zentimeter, was einen maximalen Abbildungsmaßstab von immerhin 1:4 ermöglicht. Gleich zwei der Schalter und die beiden Tasten sind übrigens für die Fokussierung zuständig – zumindest solange, bis man die Tasten umprogrammiert. Sie aktivieren nämlich defaultmäßig die Fokus-Stopp-Funktion, was beim Betrieb im AF-C-Modus praktisch sein kann. Per Kameramenü kann man aber eine von vielen anderen Funktionen auf die beiden identisch arbeitenden Tasten legen. Sie sind doppelt vorhanden, um sie im Hoch- und Querformat jeweils an der Seite vorfinden zu können.
Der obere der beiden linksseitigen Schiebeschalter ist für die Umschaltung zwischen Autofokus und manueller Fokussierung zuständig. Der untere dient dazu, den Fokusbereich zu begrenzen. Das hilft der Autofokusgeschwindigkeit etwas auf die Sprünge. Zur Auswahl stehen der gesamte Fokusbereich, 1,5 Meter bis unendlich oder aber 70 Zentimeter bis zwei Meter. Einen Schalter für einen optischen Bildstabilisator sucht man hingegen vergeblich. Der ist bei den Sony-Vollformatkameras ab der zweiten Generation ohnehin im Gehäuse eingebaut und funktioniert bei 135 Millimetern Objektivbrennweite auch noch gut genug, zumal man ja gegenüber einem Objektiv mit F2,8 oder nur F4 auch noch Lichtstärke-Reserven zur Verfügung hat.
Mit knapp über 95 Linienpaaren pro Millimeter bei 50 Prozent Kontrast erreicht das Sony FE 135 mm F1.8 GM (SEL135F18GM) auf F4 abgeblendet im Bildzentrum einen neuen Auflösungsrekord an der Sony Alpha 7R III. [Foto: Sony]
Der hintere der beiden Einstellringe ist aus Kunststoff gefertigt und nur geriffelt, nicht aber gummiert. Der Ring ist 1,3 Zentimeter breit, wobei die Riffelung 0,7 Zentimeter beansprucht. Es handelt sich um einen Blendenring mit eingravierter Skala. Stellt man ihn auf die Automatikposition, kann man die Blende über die Kamera automatisch oder manuell steuern. Die Automatikstellung rastet recht fest ein und besitzt einen langen Stellweg zu F22, sodass man ihn kaum versehentlich verstellt. Von F22 bis F1,8 rastet der Ring in drittel Blendenstufen. Videofilmer dürfte freuen, dass man mit dem rechts unten befindlichen Schiebeschalter die Rastfunktion des Blendenrings deaktivieren kann. Dann läuft er nicht nur lautlos, sondern die Blende reagiert für weiche Übergänge praktisch stufenlos.
Fortsetzung auf Seite 2
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