Bildqualität
Immerhin 14 Linsen in elf Gruppen kommen beim Sony FE 14 mm F1.8 GM zum Einsatz. Ein Super-ED-Glas, zwei ED-Gläser, eine asphärische Linse und sogar zwei XA (eXtreme Aspherical) Linsen sollen nicht nur für eine hohe Auflösung bis an den Bildrand sorgen, sondern auch optische Fehler minimieren. Das gilt wie beim FE 24 mm F1.4 GM insbesondere für das vielleicht nicht so bekannte sagittale Chroma. Das dürfte vor allem Astrofotografen freuen, denn dadurch bleiben punktförmige Objekte am Bildrand auch wirklich punktförmig. Zudem kommen neun Blendenlamellen zum Einsatz, die für eine besonders gleichmäßig runde Öffnung sorgen und so ihren Teil zum schönen Bokeh des G-Master-Objektivs beitragen sollen.
Tatsächlich bietet das Objektiv in der Praxis eine überwiegend hervorragende Bildqualität. Das Bokeh ist sehr gleichmäßig und kommt vor allem zum Ausdruck, wenn man bei Offenblende auf recht nahe Motive fokussiert. Feine Details verlaufen im unscharfen Bereich sehr schön ineinander, ohne Doppelkonturen zu bilden, die Unruhe in den Hintergrund bringen würden. Im Vordergrund sieht es genauso gut aus. Aufpassen muss man allerdings bei Spitzlichtern im Unschärfebereich. Hier zeigen sich so genannte Zwiebelringe, zudem ist der Rand der Unschärfescheibchen leicht heller. Farbsäume konnten wir hingegen im Bokeh nicht ausmachen.
Objektive mit asphärischen Linsen sind anfällig für diese Zwiebelringe, die sich durch Unebenheiten der Linsenoberfläche und insbesondere in der Vergütung ergeben. Zwar soll dies bei der Nano AR Vergütung II von Sony eigentlich nicht passieren, aber offenkundig sind diese Ringe definitiv zu sehen. Die Unschärfescheibchen von Spitzlichtern sehen aus wie aufgeschnittene Zwiebeln (siehe Beispielbild).
Beim Gegenlichtverhalten, das bei so weitwinkelstarken Objektiven besonders wichtig ist, verrichtet die Nanovergütung hingegen hervorragende Dienste. Die Kontraste bleiben selbst bei direktem Gegenlicht mit Sonne im Foto hoch und die Blendenreflexe sind minimal. Blendet man auf F16 ab, ergibt sich zudem ein schöner Sonnenstern mit 18 Strahlen, die sich aus den neun Blendenlamellen ergeben (siehe auch Beispielbild).
Das Sony FE 14 mm F1.8 GM zeichnet ein angenehm weiches Bokeh ohne Doppelkonturen im Vordergrund (Grashalm) oder Hintergrund (Gras, Bäume und andere Details). Hier aufgenommen mit der Sony Alpha 1 bei Offenblende F1,8. [Foto: Benjamin Kirchheim]
Das Sony FE 14 mm F1.8 GM zeigt deutliche Zwiebelringe in den Unschärfescheibchen, wie hier auf einem 1000x750 Pixel großen Ausschnitt aus einem mit F1,8 aufgenommenen Originalfoto aus der Sony Alpha 1 zu sehen ist. [Foto: Benjamin Kirchheim]
Das Sony FE 14 mm F1.8 GM zeigt auch im Gegenlicht hohe Kontraste. Blendenreflexe treten kaum auf (rechts unten ist einer zu sehen) und bei geschlossener Blende (hier F16) bildet sich ein schöner Sonnenstern. [Foto: Benjamin Kirchheim]
Im Testlabor an der 50 Megapixel auflösenden Sony Alpha 1 zeigt sich dagegen ein eher durchwachsenes Bild. Zunächst sei einmal erwähnt, dass unsere Labortests in JPEG mit Werkseinstellungen erfolgen. Für das Sony FE 14 mm F1.8 GM bedeutet das, dass Farbsäume und Randabdunklungen korrigiert werden, die Verzeichnung aber nicht. Alle Korrekturen lassen sich beim 14 mm ein- und ausschalten.
Die Randabdunklung fällt mit maximal 0,9 Blendenstufen bei F1,8 nicht allzu hoch aus, zumal sie sehr gleichmäßig ansteigt und dadurch kaum auffällt. Beim Abblenden auf F2 und F2,8 sinkt sie jeweils um 0,3 EV und bleibt dann beim weiteren Abblenden auf diesem niedrigen Niveau von 0,3 Blendenstufen. Bei ausgeschalteter Korrektur ist die Randabdunklung etwas höher, aber nicht dramatisch und weiterhin kaum störend.
Auch wenn uns im Unschärfebereich visuell keine Farbsäume aufgefallen sind, sieht es im Schärfebereich schon anders aus. Hier attestiert der Labortest dem Sony FE 14 mm F1.8 GM zwar im Mittel geringe chromatische Aberrationen, im Maximum erreichen sie jedoch mit 1,7 bis 1,8 Pixeln Ausdehnung den leicht sichtbaren Bereich.
Die Verzeichnung fällt trotz abgeschalteter Korrektur für ein solches Ultraweitwinkelobjektiv erstaunlich gering aus. Sie beträgt lediglich etwa 1,5 Prozent Tonnenform und wird damit nur bei sehr kritischen Motiven überhaupt sichtbar. Aktiviert man die Verzeichnungskorrektur, verschwindet die Verzeichnung gänzlich. Doch Vorsicht: durch die Korrektur müssen die Pixel gestreckt werden, was etwas Auflösung kosten kann.
Apropos Auflösung: Im Bildzentrum ist sie bei 50 Prozent Kontrast bereits ab Offenblende hoch. Sie erreicht knapp 85 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm) und lässt sich durch Abblenden nur noch minimal auf 87 lp/mm steigern, die bei F2,8 erreicht werden. Beim weiteren Abblenden sinkt die Auflösung wieder und liegt bei F8 und F11 bei unter 80 und bei F16 sogar bei unter 70 lp/mm. Am Bildrand sieht es dagegen ziemlich übel aus. Hier werden bei Offenblende lediglich 23 lp/mm erreicht, was über 70 Prozent Auflösungsverlust entspricht (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Angesichts dieses geringen Werts dürfte der Auflösungsverlust auch bei einer nur 24 Megapixel auflösenden Kleinbildkamera deutlich sichtbar sein.
An der Sony Alpha 1 löst das FE 14 mm 1.8 GM (SEL-14F18GM) im Bildzentrum zwar ab Offenblende hoch auf, zeigt aber einen extrem starken Auflösungs-Randabfall, der erst bei F11 ein akzeptabel niedriges Niveau erreicht. [Foto: MediaNord]
Beim Abblenden steigert sich die Randauflösung nur sehr langsam, selbst bei F5,6 werden nur 40 lp/mm am Bildrand erreicht, der relative Randabfall ist auch hier mit 50 Prozent sehr hoch. Erst bei F11 legt die Randauflösung deutlich auf 60 lp/mm zu, der relative Randabfall beträgt nur noch gut 20 Prozent. Wer also Landschaftsaufnahmen anfertigen möchte, sollte auf F11 abblenden, wenn die Fotos bis an den Bildrand viele Details zeigen sollen. Immerhin ist die Randauflösung bei geringeren Kontrasten deutlich höher. Bei zehn Prozent Kontrast werden am Rand bis zu 113 lp/mm erreicht und im Bildzentrum bis zu 120 lp/mm, was die Auflösungsgrenze des 50-Megapixel-Sensors darstellt. Das Problem daran: Für das menschliche Auge werden so geringe Kontraste kaum als scharf wahrgenommen, weshalb wir diese Angaben, obwohl sie mitgemessen werden, auch nicht als Referenz nehmen und nicht im Labortest als Diagramm ausgeben.
Fazit
Das Sony FE 14 mm F1.8 GM (SEL-14F18GM) ist zwar ein beeindruckend kompaktes Ultraweitwinkelobjektiv mit einem großen diagonalen Bildwinkel von 114 Grad, aber das ist vor allem bei der Bildqualität mit großen Kompromissen behaftet, weshalb man sich genau überlegen sollte, ob man wirklich fast 1.600 Euro dafür bezahlen möchte. Ist etwas weniger Lichtstärke oder weniger Weitwinkel gefragt, gibt es nämlich deutlich bessere Alternativen, etwa das (wenn auch doppelt so teure) Zoom FE 12-24 mm F2.8 GM und das (deutlich günstigere) FE 20 mm F1.8 G, die man allerdings beide auch etwas (aber längst nicht so stark wie das 14er) abblenden sollte, oder aber das hervorragende FE 24 mm F1.4 GM (alle Testberichte sind in den weiterführenden Links zu finden).
Immerhin bleiben beim Sony FE 14 mm F1.8 GM die gute Verarbeitung, der Spritzwasserschutz, die kompakten Abmessungen, der schnelle, leise Autofokus, der wahlweise stufenlose Blendenring und die mit Ausnahme der Randauflösung und der Zwiebelringe in Bokeh-Spitzlichtern gute Bildqualität auf der Habenseite. Im Gegenlicht bleiben die Kontraste hoch und auch das Bokeh ist schön weich. Die optischen Fehler sind gering und die Auflösung ist im Bildzentrum bereits ab Offenblende hoch. Eine hohe Randauflösung bekommt man jedoch nur bei F11, weiter aufgeblendet beträgt der Auflösungs-Randabfall bis zu über 70 Prozent.