Kompaktes, lichtstarkes Standardzoom für Sony E-Mount

Testbericht: Tamron 28-75 mm F2.8 Di III RXD

2019-03-07 Mit dem 28-75 mm F2.8 Di III RXD brachte Tamron 2018 sein erstes Objektiv für spiegellose Vollformat-Systemkameras auf den Markt. Aktuell ist es nur mit Sony-E-Bajonett zu haben. Dabei setzt der japanische Objektivspezialist auf ein äußerst schlankes, modernes Objektivdesign mit etwas weniger Weitwinkel und dafür minimal mehr Tele als heutzutage übliche F2,8 lichtstarke Standardzooms mit 24-70 Millimetern Brennweite. Was das mit knapp über 800 Euro (Ladenpreis) zudem preislich sehr attraktive Standardzoom taugt, zeigt unser Test im Labor und der Praxis.  (Benjamin Kirchheim)

Nur knapp 540 Gramm drückt das Tamron 28-75 mm F2.8 Di III RXD auf die Waage, mit der passenden, im Lieferumfang befindlichen Streulichtblende sind es 565 Gramm. Das Objektiv ist mit einem Durchmesser von etwas über sieben und einer Länge von fast zwölf Zentimetern zwar schlank, aber auch recht lang. Verglichen mit dem Sony FE 24-70 mm F2.8 GM wird deutlich, wie kompakt und leicht das Tamron ist: Es ist zwei Zentimeter kürzer, 1,5 Zentimeter schlanker und 350 Gramm leichter als das Sony.

Dabei besteht das Gehäuse, wie auch die Streulichtblende, aus Kunststoff. Dieser wirkt recht hochwertig und sauber verarbeitet. Bei sehr kräftigem Drücken gibt er nur minimal nach. Zudem sorgen zahlreiche Dichtungen für einen Spritzwasser- und Staubschutz. Das ist auch an der Dichtlippe am Metallbajonett zu erkennen. Das Frontgewinde mit 67 Millimetern Durchmesser für die Aufnahme optischer Filter besteht ebenfalls aus Kunststoff.

Das Tamron 28-75 mm F2.8 Di III RXD wirkt fast wie aus einem Guss, das Design ist sehr geradlinig und wirkt an der hinteren Verschlankung zum Bajonett fast schon fließend. Das Objektiv besitzt keinerlei Schalter, nur die zwei üblichen Einstellringe sind zu finden. Der vordere ist üppige dreieinhalb Zentimeter breit, auf drei Zentimetern davon ist eine geriffelte Gummierung angebracht, was für eine gute Griffigkeit beim Zoomen sorgt. Der Ring ist recht schwergängig, mit einer Viertel-Umdrehung wird der gesamte 2,7-fache Zoombereich von 28 bis 75 Millimetern durchfahren. Markierungen zeigen die Brennweiten 28, 35, 50 und 75 Millimeter an.

Fokussierung

Der hintere Einstellring ist mit 1,5 Zentimetern nur halb so breit und besteht aus geriffeltem Kunststoff. Es handelt sich um einen elektronisch arbeitenden Fokusring, der Stellbefehle an den unhörbar leisen Fokus-Schrittmotor weitergibt. Umgeschaltet zwischen automatischer und manueller Fokussierung wird an der Kamera. Der Ring ist sehr leichtgängig und man kann damit den Fokus sehr präzise einstellen, nicht zuletzt aufgrund der Fokushilfen der Kamera wie einer Fokuslupe und der Peakingfunktion. Im Autofokusbetrieb arbeitet das Objektiv sehr flott und unhörbar leise.

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Sehr ungewöhnlich ist die variable Naheinstellgrenze. Sie nimmt von 19 Zentimetern im Weitwinkel kontinuierlich beim Zoomen auf bis zu 39 Zentimeter in Telestellung zu. Das führt auch dazu, dass der variable Abbildungsmaßstab in diesem Fall im Weitwinkel sein Maximum von 1:2,9 erreicht und in Telestellung auf 1:4 sinkt. Zoomobjektive mit brennweitenunabhängiger Naheinstellgrenze erreichen dagegen immer in Telestellung ihren maximalen Abbildungsmaßstab.

Das minimale Bildfeld von 10,5 mal 7 Zentimetern kann sich im Weitwinkel sehen lassen, der Arbeitsabstand beträgt indes nur noch rund 5,5 Zentimeter ab Objektivfront. In Telestellung beträgt das minimale Bildfeld 14,4 mal 9,6 Zentimeter bei einem Arbeitsabstand von 16 Zentimetern. Damit lassen sich im Weitwinkel kleine Motive groß vor dem klein wirkenden Hintergrund abbilden (und freistellen), während man die Objekte in Telestellung nicht ganz so groß, dafür aber mit nochmals deutlich besserer Hintergrundunschärfe abbilden kann.

Apropos Hintergrundunschärfe: Die große Blendenöffnung von F2,8 erlaubt zusammen mit dem Kleinbildsensor allgemein eine gute Freistellung des Motivs. Über die Schönheit der Unschärfe kann man sich indes streiten. Hohe Kontraste im Unschärfebereich, insbesondere Spitzlichter beziehungsweise punktuelle Lichtquellen, werden eher unruhig dargestellt. Die Unschärfescheibchen selbst sind zwar sehr gleichmäßig und rund, was den abgerundeten neun Blendenlamellen zu verdanken ist, von der Charakteristik her werden diese jedoch mit einem heller werdenden Rand dargestellt, fast so, als hätte jemand die Nachschärfung überdreht. Das sorgt für eine gewisse Unruhe im Bokeh.

Bildqualität

In der Praxis zeigt das Tamron 28-75 mm F2.8 Di III RXD an der Sony Alpha 7R III bereits ab Offenblende eine sehr hohe Auflösung, die jedoch zum Bildrand sichtbar abnimmt. Erstaunlich gering ist die Randabdunklung, die gut von der Kamera korrigiert wird. Bei den Farbsäumen funktioniert das weniger effektiv, es bleiben durchaus sichtbare übrig. Die Verzeichnung wird von der Kamera werksseitig, wie wir sie testen, gar nicht korrigiert – das sieht man auch. Einen sehr guten Job hat Tamron aber bei der Streulichtempfindlichkeit gemacht. Bereits beim Blick von vorne ins Objektiv bemerkt man, wie schwarz die Ränder des Tubus von innen wirken. Auch rückseitig vom Bajonett aus gesehen ist das der Fall, um vom Sensor reflektiertes Licht möglichst gut zu schlucken. Hier haben die Tamron-Ingenieure sehr gute Arbeit geleistet. So bleiben auch im Gegenlicht die Kontraste sehr hoch. Es zeigen sich selbst mit direkter Sonne im Bild kaum Blendenreflexe.

Im Testlabor bestätigt sich die geringe Randabdunklung. Sie verläuft sehr sanft zu den Bildecken ansteigend und erreicht maximal 0,9 Blendenstufen, die in Telestellung erreicht werden. Beim Abblenden um eine Stufe sinkt die Randabdunklung deutlich, beim weiteren Abblenden dagegen kaum noch. Bei den Farbsäumen ist ebenfalls die Telestellung die Achillesverse des Tamron 28-75 mm F2.8 Di III RXD. Vor allem zu den Bildrändern hin nehmen die Farbsäume auf ein Maximum von bis zu mehr als zwei Pixeln Breite zu, was deutlich in den Bildern sichtbar wird. Auch die Verzeichnung ist gut zu sehen, erreicht aber auch keine dramatischen Ausmaße (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Im Weitwinkel beträgt sie zwei Prozent Tonnenform, bei mittlerer und langer Brennweite stellt sich eine 1-1,5-prozentige Kissenform ein.

Die Auflösung bei 50 Prozent Kontrast erreicht bereits bei Offenblende einen hervorragenden Wert von 80 bis 90 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm). Abgeblendet auf F8 beträgt sie bei allen Brennweiten 85 lp/mm, beim weiteren Abblenden beginnt sie beugungsbedingt deutlich zu sinken. Bei F16 sind es nur noch 70 und bei F22 unter 60 lp/mm. Absolut gesehen ist das aber immer noch eine sehr gute Auflösung, sodass man für die Makrofotografie durchaus auch so weit abblenden kann, wenn eine so hohe Schärfentiefe benötigt wird.

Ansonsten ist F8 eine gute Blende, nicht zuletzt, weil die Randauflösung bei Offenblende zu wünschen lässt. Hier werden an den Brennweitenextremen je nur 40 lp/mm erreicht, bei mittlerer Brennweite sind es immerhin 50 lp/mm. Das bedeutet bis zu 50 Prozent Auflösungsverlust zum Bildrand. Bei F8 werden je nach Brennweite immerhin 55 bis 63 lp/mm am Bildrand erreicht, das Maximum stellt sich sogar erst bei F11 mit 61 bis 66 lp/mm ein. Beste Blende also für eine möglichst hohe, gleichmäßige Auflösung.

Fazit

Das Tamron 28-75 mm F2.8 Di III RXD überzeugt mit seinem kompakten, leichten Design und einer guten Bildqualität zu einem attraktiven Preis. Zwar besteht das Gehäuse aus Kunststoff, aber dafür ist es leicht und sogar gegen Staub und Spritzwasser abgedichtet. Der Autofokus arbeitet leise, präzise und schnell. Zudem bietet das Tamron dank über den Brennweitenbereich variabler, geringer Naheinstellgrenze einen verhältnismäßig guten Abbildungsmaßstab über den gesamten Zoombereich. Ebenfalls Lob verdienen die effektiven Maßnahmen gegen Streulicht, die das Objektiv sehr gegenlichtfest machen. Bei der Bildqualität überzeugt das Tamron 28-75 mm F2.8 Di III RXD vor allem bei der sehr hohen Auflösung im Bildzentrum, bei der der Bildrand nicht ganz mithalten kann. Landschaftsfotografen blenden daher besser auf F8 bis F11 ab.

Kurzbewertung

  • Hohe Auflösung im Bildzentrum bereits ab Offenblende
  • Verhältnismäßig großer maximaler Abbildungsmaßstab
  • Schneller und leiser Autofokus
  • Spritzwasser- und Staubschutz
  • Außergewöhnlich gegenlichtfest
  • Recht hoher Auflösungs-Randabfall bei Offenblende
  • Sichtbare Farbsäume (nur in Telestellung) und Verzeichnung
  • Gehäuse und Filtergewinde bestehen nur aus Kunststoff

Tamron 28-75 mm F2.8 Di III RXD mit Sony Alpha 7R III (v6.0)

Verzeichnung

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

Hersteller Tamron
Modell 28-75 mm F2.8 Di III RXD (A036)
Unverbindliche Preisempfehlung 1.099,00 €
Bajonett E-Mount
Brennweitenbereich 28-75 mm
Lichtstärke (größte Blende) F2,8 (durchgängig)
Kleinste Blendenöffnung F22
Linsensystem 15 Linsen in 12 Gruppen
inkl. ED und asphärische Linsen
KB-Vollformat ja
Anzahl Blendenlamellen 9
Naheinstellgrenze 190 mm
Bildstabilisator vorhanden nein
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz ja
Filtergewinde 67 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 73 x 118 mm
Objektivgewicht 539 g

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