Gemäßigtes Weitwinkel
Testbericht: Viltrox AF 23 mm F1.4 X STM ED IF
2021-10-26 In diesem Testbericht nehmen wir das günstige, für APS-C-Sensoren konzipierte, gemäßigte Weitwinkel AF 23 mm F1.4 X STM ED IF aus dem Hause Viltrox unter die Lupe. Neben der Verarbeitungsqualität steht besonders die Bildqualität im Fokus des Testberichts, doch auch Eigenschaften wie das Bokeh und vor allem die Streulichtempfindlichkeit werden genau untersucht. (Harm-Diercks Gronewold)
Das Viltrox AF 23 mm F1,4 STM ED IF. [Foto: Viltrox]
Das Viltrox AF 23 mm F1,4 STM ED IF für Fujifilm XF ist auch in elegantem Silber erhältlich. [Foto: Viltrox]
Der Micro-USB-Anschluss des Viltrox AF 23 mm F1,4 STM ED IF ist direkt im Bajonett untergebracht und damit ziemlich gut geschützt. [Foto: MediaNord]
Die Streulichtblende des Viltrox AF 23 mm F1,4 STM ED IF besteht vorwiegend aus Metall. Lediglich das Bajonett ist aus Kunststoff. [Foto: MediaNord]
Viltrox ist ein chinesischer Zubehörhersteller, der 2009 gegründet wurde und in den USA sowie Europa anzutreffen ist. Die Objektive von Viltrox werden in Deutschland exklusiv von Rollei vertrieben. Eine kurze Internetsuche ergab aber, dass auch andere Händler in Deutschland Viltrox-Objektive im Sortiment haben.
Das Viltrox AF 23 mm F1.4 X STM ED IF wird mit den Anschlüssen Sony E, Nikon Z, Canon EF-M und Fujifilm XF für eine unverbindliche Preisempfehlung von 349 Euro angeboten. Der Straßenpreis liegt allerdings zwischen 270 und 300 Euro. Das Objektiv ist in schwarzer und silberner Ausführung erhältlich, letztere aber nur mit Fujifilm-XF- beziehungsweise Sony-E-Bajonett.
Verarbeitung
Das Viltrox AF 23 mm F1.4 X STM ED IF mit Fujifilm-XF-Bajonett wiegt etwa 275 Gramm, ist 7,2 Zentimeter lang und hat einen maximalen Durchmesser von 6,5 Zentimetern. Neben einem Bajonett für die mitgelieferte (Metall) Streulichtblende ist ein 52 Millimeter großes Gewinde für die Montage von Einschraubfiltern vorhanden. Beide Befestigungen bewegen sich nicht beim Fokussieren, so dass der Einsatz von Pol- und Rechteckfiltern problemlos möglich ist.
Das Gehäuse des Viltrox AF 23 mm F1.4 X STM ED IF besteht aus Metall. Die einzigen Bedienelemente des Viltrox AF 23 mm F1.4 X STM ED IF sind ein Blenden- und ein Fokusring. Beide laufen mechanisch sauber. Der Blendenring ist allerdings nicht so geräuschlos wie erwartet, denn ein mechanisches "Schleifgeräusch" ist leicht hörbar.
Auf der Seite des Gehäuses ist eine kleine rote Plakette angebracht, auf der der Buchstabe C untergebracht ist. Der Farbton der Plakette ähnelt verdächtig dem G auf den G-Master-Objektiven von Sony. Das C steht für die Eignung des Objektivs für APS-C-Sensor-Kameras.
Ausstattung
Der Blendenring des Viltrox AF 23 mm F1.4 X STM ED IF ist knappe zehn Millimeter breit und hat eine aufgedruckte Blendenskala. Die Blende ist stufenlos und besitzt keine Umschaltung auf Stufen. Das ist für die Fotografie zwar nicht ganz so schön wie für die Videografie, aber am Ende reine Gewohnheit. Da die Blende elektrisch eingestellt wird, zeigt die Kamera jederzeit an, welche Blende gerade benutzt wird. Eine A-Stellung für die Zeit- beziehungsweise Vollautomatik ist ebenfalls vorhanden. Diese kann jedoch nicht gesperrt werden.
Vom Design passt dasViltrox AF 23 mm F1,4 STM ED IF ziemlich gut zur Fujifilm X-T4. [Foto: MediaNord]
Der Fokusring am Viltrox AF 23 mm F1.4 X STM ED IF ist etwa vier Zentimeter breit. Er besitzt keine Gummierung. Immerhin gibt es eine Riffelung, um für Traktion beim Fokussieren zu sorgen. Der Fokusring hat, wie fast üblich, keine mechanische Kopplung zur optischen Einheit, die zur Fokussierung benutzt wird. Es werden also nur elektrische Signale übertragen. Beim Fokusmotor im Viltrox AF 23 mm F1.4 X STM ED IF handelt es sich um einen sogenannten Schrittmotor (STM). Dieser ist mit allen AF Betriebsarten der Testkamera Fujifilm X-T4 kompatibel. Der Motor arbeitet präzise, flott und ist flüsterleise.
Der geringste Fokusabstand betrug im Test knapp 35 Zentimeter von der Sensorebene und etwa 26 Zentimeter von der Objektivfront. Das minimalste Bildfeld hat damit eine Breite von etwa 96 Millimetern, was einem 0,25-fachen Vergrößerungsfaktor beziehungsweise einem Abbildungsmaßstab von etwa 1:4 entspricht.
Wir haben das Viltrox AF 23 mm F1.4 X STM ED IF mit der Fujifilm X-T4 getestet und dank eines Firmware-Updates kann der Fotograf das Verhalten der manuellen Fokussierung ändern. So ist zum einen die lineare Fokussierung möglich. Dadurch ist es egal, wie schnell der Fokusring gedreht wird, der Fokusabstand ist immer gleich, solange sich der Drehwinkel nicht ändert. Dieses Verhalten ist ideal für das ambitionierte Filmen.
Die zweite Fokusvariante ist der nicht lineare Fokus. Dieser wird von vielen Fotografen sehr geschätzt, da er den Fokusabstand in Abhängigkeit zur Drehgeschwindigkeit ändert. Schnelles Drehen bedeutet, dass ein größerer Fokusunterschied erreicht werden kann als bei einer langsamen Drehung, die damit eine besonders feine und präzise Fokussierung ermöglicht.
Am Anschlussbajonett besitzt das Viltrox AF 23 mm F1.4 X STM ED IF eine Micro-USB-Schnittstelle. Die Nikon-Z-Variante des Objektivs besitzt eine USB-C-Schnittstelle. Die Wahl der Position ist ziemlich schlau, immerhin ist der Anschluss bestens durch die Kamera geschützt. Die Schnittstelle wird benutzt, um Firmwareupdates auf das Objektiv zu übertragen.
Bildqualität
Die Bewertung der Bildqualität von Objektiven zeigt sich zum einen in den umfangreichen Labormessungen und zum anderen in der eher praxisbezogenen Beurteilung von Hintergrund/Vordergrund-Unschärfe sowie der Empfindlichkeit auf Streulicht. Die Darstellung von Spitzlichtern im Vorder- und Hintergrund ist im Fotosprech als Bokeh bekannt.
Viltrox AF 23 mm F1,4 STM ED IF an der Fujifilm X-T4. [Foto: MediaNord]
Das Bokeh des Viltrox AF 23 mm F1.4 X STM ED IF ist auf den ersten Blick wirklich sehr gut. Auf den zweiten Blick zeigen sich bei hellen Lichtern gerne Cyan-Farbsäume. Zudem ist ein sehr feiner scharfer heller Rand auf der linken Hälfte des Lichtplättchens zu sehen. Ist der Kontrast der Lichtplättchen geringer, fallen der Farbsaum und der helle Rand eher weniger auf.
Die Streulicht-Empfindlichkeit ist hoch, was nur auf eine fehlende oder eher einfache Vergütung und einen schlechten Schutz vor Reflexionen im Inneren des Gehäuses schließen lässt. Der Kontrastverlust (Ghosting) ist durch schräg oder gerade einfallendes Licht viel zu hoch. Blendenflecke gibt es kaum und wenn welche auftreten, sind sie einfach unschön.
Sowohl Probleme bei der Erscheinung des Bokehs, als auch die Streulichtempfindlichkeit sind immer wiederkehrende Merkmale von preisgünstigen Objektiven. Während das Gehäuse einen sehr guten Eindruck macht und sauber verarbeitet ist, wurde bei der Optik eher der Rotstift angesetzt. Dennoch verrichten die elf Linsen in zehn Gruppen ihren Dienst im Viltrox AF 23 mm F1.4 X STM ED IF recht gut, wie die Labormessung zeigt.
Bei den Laborergebnissen zeigt sich eine Randabdunklung von einer Blendenstufen (1 EV) bei F1,4. Diese sinkt mit sich schließender Blende auf 0,8 EV, 0,5 EV bis 0,2 EV ab Blende F5,6 ab. Farbsäume gehören zu den schwieriger korrigierbaren Eigenschaften eines Fotos, hier braucht es schon eine sehr ausgeklügelte Software beziehungsweise Bildbearbeitungstechnik. Das Viltrox AF 23 mm F1.4 X STM ED IF zeigt im Schnitt leichte Farbsäume bis etwa F2,2 und an starken Kontrastunterschieden starke Farbsäume. Ab Blende F4 sind keine Farbsäume mehr sichtbar. Die geringe Verzeichnung beträgt maximal nur etwa 0,75 Prozent tonnenform bei etwa 80 Prozent radialem Abstand von der Bildmitte und nimmt bis zum Bildrand wieder minimal ab.
Die kleinbildäquivalente Auflösung bei 50 Prozent Kontrast ist bei offener Blende in der Bildmitte mit 56 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) in Ordnung (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Zum Bildrand sinkt die Auflösung jedoch um über 50 Prozent auf etwa 26 lp/mm ab. Das ist durchaus bereits im Sucher sichtbar. Die höchste Auflösung erreicht das Objektiv bei F5,6 mit etwa 61 lp/mm in der Bildmitte und etwa 51 lp/mm am Bildrand. Das wiederum entspricht einem Randabfall von unter 20 Prozent. Die förderliche Blende ist also entweder F5,6 oder F8. Das liegt daran, dass der Randverlust bei F8 nur noch etwa 14 Prozent beträgt, wohingegen und die Auflösung in der Bildmitte minimal unter der bei F5,6 liebt, aber immer noch gute 59 lp/mm erreicht.
Fazit
Das Viltrox AF 23 mm F1.4 X STM ED IF kann mit seiner soliden Verarbeitung und geringen Verzeichnung überzeugen. Auch die Geschwindigkeit und geringe Lautstärke des AF-Motors sind gut. Die Auflösung bei offener Blende ist in der Bildmitte in Ordnung, fällt zum Bildrand aber zu stark ab. Die förderliche Blende von F5,6 zeigt dafür eine sehr gute Auflösung in der Mitte bei nur geringem Abfall zum Bildrand. Das Bokeh ist noch in Ordnung, auch wenn die Farbsäume und der helle Rand durchaus stören können. Die Streulichtempfindlichkeit macht aufgrund des starken Kontrastverlustes und der unschönen Blendenflecke bei Gegenlichtsituationen gar keinen Spaß. Alles in allem ist das Viltrox AF 23 mm F1.4 X STM ED IF ein erschwingliches, gemäßigtes APS-C Weitwinkel mit viel Potential und einigen deutlichen Schwächen, um die man als Foto- und Videograf entweder "herumarbeiten" muss oder lernen muss, sie geschickt einzusetzen.
Kurzbewertung
- Solide Verarbeitung
- Schneller und Leiser Autofokus
- Geringe Verzeichnung
- Breiter Fokusring
- Hohe Streulichtanfälligkeit
- Über 50 % Auflösungs-Randabfall bei offener Blende
Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.