Porträtspezialist mit Autofokus und Bildstabilisator
Testbericht: Zeiss Batis 1.8/85 mm
Seite 2 von 2, vom 2015-09-23 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln
Bildqualität
Der Labortest bestätigt nicht nur die Praxiserfahrungen, sondern gibt weitere Aufschlüsse. So beträgt die Auflösung bei Offenblende bereits rund 70 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm), ab F4 sind es sogar fast 80 lp/mm. Die Messung erfolgt wie in unserem Labor üblich bei bester JPEG-Qualität und 50 Prozent Kantenkontrast (MTF50), weil diese Auflösung für das menschliche Auge nicht nur besonders gut wahrnehmbar ist, sondern sich bei den hohen Kontrasten die guten Objektive viel deutlicher von den schlechten unterscheiden. Bei 10 Prozent Kantenkontrast (MTF10) sind an der 42 Megapixel auflösenden Alpha 7R II problemlos über 100 lp/mm erreichbar. Die Marke von 70 lp/mm wird bei der MTF50-Messung erst beim Abblenden auf F16 beugungsbedingt wieder unterschritten.
Das OLED-Display des Zeiss Batis 1.8/85 mm zeigt nicht nur die Entfernung, sondern auch die Schärfentiefe in Abhängigkeit der gewählten Blende sowie des Bildsensors, hier im Falle der Sony Alpha 7R II Vollformat. [Foto: MediaNord]
Der Bildrand kann indes mit der hohen Auflösung im Bildzentrum nicht mithalten, was für ein Tele eher ungewöhnlich ist. Bis F4,5 bewegt sich der Bildrand mit 40 bis 50 lp/mm zwar auf hohem Niveau, erreicht aber längst nicht die 60 bis 70 lp/mm des Bildzentrums. 60 lp/mm werden nur im Bereich von F8 bis F16 überschritten, die Marke von 70 lp/mm liegt aber stets fern. Insbesondere bei F2,8 und F4 ist der Auflösungsverlust am Bildrand mit über 40 Prozent am höchsten.
Die im Vergleich zum Bildzentrum schwächelnde, aber absolut gesehen keineswegs niedrige Randauflösung mag man einem Porträtobjektiv noch gut verzeihen, die in der Praxis schon festgestellte, starke kissenförmige Verzeichnung hingegen weniger. Die Labormessung ergab 1,8 Prozent (siehe Diagramm unten) und bestätigt damit die starke Sichtbarkeit. Die Farbsäume in Form von CAs sind hingegen auch im Labor gering, allenfalls die maximalen Ausprägungen werden am Bildrand leicht sichtbar. Auch die Randabdunklung von 0,9 Blendenstufen bei Offenblende und 0,4 Blendenstufen abgeblendet ist gering.
Fazit
Für Freistell- und Porträtfans ist das Zeiss Batis 1.8/85 mm im Sony-System derzeit konkurrenzlos, muss sich aber Kritik an der Bildqualität gefallen lassen. Vor allem die starke Verzeichnung stößt sauer auf. Die sehr hohe Auflösung und das cremige Bokeh hingegen wissen zu überzeugen. Die bei manchen Blenden schwache Randauflösung stört weniger bei Porträts, kann aber bei anderen Motiven unter Umständen unschön auffallen. Design und Verarbeitung überzeugen hingegen auf ganzer Linie. Vor allem ist das Zeiss Batis ein funktionell absolut zeitgemäßes Objektiv mit Autofokus, Bildstabilisator und der innovativen OLED-Schärfeskala. Seine 1.200 Euro ist es durchaus wert, auch wenn es dafür keine bedingungslos gute Zeiss-Bildqualität gibt.
Kurzbewertung
- Schärfeskala auch im Dunkeln ablesbar
- Optischer Bildstabilisator
- Staub- und spritzwassergeschützte Konstruktion
- Innovatives OLED-Display mit Anzeige der Schärfentiefe
- Hohe Auflösung (im Bildzentrum) kombiniert mit schönem Bokeh
- OLED-Display in sehr heller Umgebung schlecht ablesbar
- Sichtbare kissenförmige Verzeichnung
- Bildstabilisator nicht am Objektiv abschaltbar
Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.