Klassisches Porträttele für APS-C-Sensoren

Viltrox AF 56 mm F1.7 im Test

2024-10-10 Im August 2024 stellte der chinesische Hersteller Viltrox das für APS-C-Kameras konzipierte AF 56 mm F1.7 E für den E-Mount-Anschluss vor. Bereits seit April 2024 gibt es die Varianten für Fujifilm XF und Nikon Z. Neben einer recht hohen Lichtstärke und einer Kleinbild-äquivalenten Brennweite von 84 Millimeter ist auch die UVP von etwa 230 Euro interessant. Allerdings muss man auf ein Metallgehäuse verzichten. Was das Objektiv im Labor geleistet hat und was uns in der Praxis aufgefallen ist, verraten wir in diesem Test.  (Harm-Diercks Gronewold)

Abseits der Pro-Serie bietet Viltrox 15 weitere Autofokus-Objektive an. Das AF 56 mm F1.7 gehört zu diesem illustren Kreis und ist als Anschlussvariante für Nikon Z, Fujifilm XF und endlich auch Sony E-Mount erhältlich. Preislich bewegt sich das AF 56 mm F1.7 zwischen 180 und 230 Euro. Zum Lieferumfang gehören der obligatorische Bajonettdeckel, ein Schnappdeckel für das 52 Millimeter große Filtergewinde sowie eine Kunststoff-Streulichblende mit Bajonett.

Das AF 56 mm F1.7 bringt nackt etwa 172 Gramm auf die Waage. Mit Streulichtblende sind es etwa 12 Gramm mehr. Vom Bajonett ist das Objektiv etwa 55 Millimeter lang. Inklusive Bajonett etwa 60 Millimeter. Der größte Durchmesser beträgt knapp 65 Millimeter und wird am Fokusring erreicht.

Verarbeitung und Ausstattung

Das Viltrox AF 56 mm F1.7 besitzt ein Kunststoffgehäuse, vergütete Linsen und Linsen aus Spezialglas sowie asphärischem Schliff. Es wirkt simpel und gleichzeitig elegant. Allerdings wurde auf eine Gummilippe am Bajonett ebenso verzichtet wie auf einen Blendenring. Laut Hersteller besitzen die Linsen wasserdichte Beschichtungen, was auch immer das heißen mag.

Das Gehäuse macht trotz der Kunststoff-Haptik einen soliden Eindruck und es fasst sich auch gut an. Der Fokusring ist leichtgängig und erzeugt keine störenden beziehungsweise unerwartete Geräusche.

Da die Sony Alpha 6700 einen internen Bildstabilisator besitzt, kann auch das Viltrox AF 56 mm F1.7 stabilisiert werden. Während die sichere Verschlusszeit bei etwa 1/80 Sekunde liegt, lässt sich das Objektiv noch mit 1/10 Sekunde aus der Hand halten. Auch eine 1/5 Sekunde ist noch akzeptabel. Der Bildstabilisator erreicht damit eine Belichtungs-Reserve von 3 beziehungsweise 2 Blendenstufen.

Wie bereits erwähnt, gehört eine Streulichtblende zum Lieferumfang des AF 56 mm F1.7. Dank Bajonettanschluss lässt sich die Blende schnell montieren und kann außerdem verkehrt herum angebracht werden, so dass sie zum Transport optimal verstaut ist.

Eine USB-C-Schnittstelle im Bajonett ist das ungewöhnlichste, was das AF 56 mm F1.7 hardwareseitig zu bieten hat. Die Schnittstelle wird genutzt, um die Firmware auf dem Objektiv aktuell zu halten. Dazu muss man das Objektiv nur an einen Computer anschließen, daraufhin wird es als Laufwerk erkannt. Die neue Firmware wird einfach per Drag-&-Drop auf dieses Laufwerk gezogen. Dann entfernt sich das Laufwerk vom Rechner und das Update installiert sich innerhalb von fünf Sekunden. Einfacher geht es fast nicht. Man darf das USB-Kabel nur nicht sofort rausziehen!

Fokussierung

Der sehr fein geriffelte, aber dennoch griffige Fokusring läuft angenehm weich und ist vor allem sehr präzise. Der Ring arbeitet elektronisch. Beim Drehen des Rings werden elektrische Signale erzeugt, die vom Schrittmotor des Objektivs in eine Bewegung der Fokuseinheit umgesetzt werden. Die Fokussierung des AF 56 mm F1.7 erfolgt komplett im Inneren des Gehäuses, so dass sich die Baulänge des Objektiv nicht ändert.

Das erzeugte Signal wird linear umgesetzt, das bedeutet, dass der Drehwinkel des Rings über die Größe des Fokusabstandes entscheidet und nicht die Drehgeschwindigkeit. Das ist perfekt für Videografen geeignet. Wäre es anders herum, würde man von einer nicht-linearen Fokussierung sprechen. Fokusatmen, also die Änderung der Brennweite durch die Fokussierung, zeigt sich beim AF 56 mm F1.7 leicht. Die interne elektronische Fokusatmen-Kompensation in der Alpha 6700 kann leider beim AF 56 mm F1.7 nicht aktiviert werden.

Der Autofokus des AF 56 mm F1.7 wird durch einen leisen und flotten Schrittmotor angetrieben. Dieser versteht sich problemlos mit den Erkennungs- und auch den Verfolgungsfunktionen der Kamera. Auch beim manuellen Fokus unterstützt das Objektiv alle von der Kamera angebotenen Hilfsfunktionen wie Lupe und Fokuspeaking.

Mit einer Naheinstellgrenze von etwa 54,3 Zentimeter konnten wir ein Bildfeld von etwa 20,8 x 13,6 Zentimetern abbilden. Das entspricht einem Abbildungsmaßstab von etwa 1:8,8 beziehungsweise einer Vergrößerung von 0,11-fach. Der Abstand zwischen Objektiv-Vorderseite und Motiv beträgt hier etwa 47,1 Zentimeter. Laut Hersteller soll das Objektiv eine minimale Aufnahmedistanz von 55 Zentimetern haben. Der Unterschied zwischen beiden macht den Kohl aber auch nicht fett.

Bildqualität

Das Viltrox AF 56 mm F1.7 hat einen optischen Aufbau aus elf Linsen in neun Gruppen. Unter den Linsen befinden sich vier Linsen aus Glas mit anomalem Brechindex sowie drei Linsen mit hoher Brechung. Unsere Bildqualitätsbeurteilung basiert zum einen auf Laborergebnissen, die wir im hauseigenen Labor ermittelt haben sowie auf der subjektiven Beurteilung von Streulichtempfindlichkeit und dem Aussehen der Unschärfe im Vorder- beziehungsweise Hintergrund.

Den Anfang machen wir mit dem Aussehen der Unschärfe im Vorder- und Hintergrund. Dieses auch als Bokeh bezeichnete Aussehen ist wissenschaftlich nicht definiert, dennoch gibt es einen Konsens, wie ein Bokeh aussehen sollte. Das AF 56 mm F1.7 zeigt sich sehr homogen und erinnert schon an Wasserfarben, die ineinander laufen. Lichtpunkte werden rund und nur mit minimalen Inhomogenitäten dargestellt.

Bei der Streulichtempfindlichkeit schlägt sich das AF 56 mm F1.7 leider nicht so gut. So tritt schon bei flach auf die Linse fallendem Licht starker Kontrastverlust durch Innenreflektionen auf. Diese nehmen immerhin nicht zu, wenn der Einfallswinkel steiler wird. Auch die Streulichtblende PL-56 hilft nur, wenn das Streulicht von oben kommt, von der Seite ist der Schutz eher gering. Der Grund dafür ist, dass der Schutz an der Seite deutlich flacher ist. Dass es auch anders geht, zeigt die Streulichtblende des Viltrox AF 56 mm F1.4 STM, diese verzichtet nämlich auf die Blütenform und ist zudem höher.

Nun geht es ans Eingemachte, den harten Fakten aus dem Labortest. Die Auflösung messen wir bei 50 Prozent Motivkontrast. Sie erreicht ihren Zenith bei F2,8 mit etwa 62 Linienpaaren pro mm (lp/mm) in der Bildmitte und verliert zum Bildrand etwa 19 Prozent. Damit landet die Randauflösung bei 50 lp/mm. Bei offener Blende liegt die Auflösung bei etwa 55 lp/mm in der Mitte und am Rand bei knapp 53 lp/mm, also ein Verlust von nur 5 Prozent. Das sind gute Ergebnisse.

Farbsäume sind hervorragend auskorrigiert und sie machen sich bei keiner Blendeneinstellung bemerkbar. Ebenfalls gut auskorrigiert wird die Verzeichnung. Sie macht sich lediglich mit einer leichten Kissenform von knapp über einen halben Prozent bemerkbar. Das ist noch im guten Bereich. Bei der Randabdunklung zeigt sich das Viltrox AF 56 mm F1.7 nicht linear. So liegt die höchste Abdunklung bei 0,7 EV bei offener Blende, soweit so gut. Bis F4 sinkt die Abdunklung auf 0 EV und ab F5,6 steigt sie wieder auf maximal 0,3 EV an.

Fazit

Für seinen geringen Preis macht das Viltrox AF 56 mm F1.7 seine Sache ziemlich gut, zumindest wenn man die Streulichtempfindlichkeit außer Acht lässt. Alles in Allem ist das Viltrox AF 56 mm F1.7 ein schönes, lichtstarkes, gemäßigtes Tele, das seine Stärken bei allen Aufnahmen ausspielt, bei denen ein harmonisches Bokeh gefragt ist.

Kurzbewertung

  • Gute Auflösung
  • Schönes Bokeh
  • Geringer Auflösungs-Randabfall
  • Sehr streulichtanfällig
  • Leichte inhomogenität bei unscharfen Spitzlichtern

Viltrox AF 56 mm F1.7 mit Sony Alpha 6700

Chromatische Aberration

Hersteller Viltrox
Modell AF 56 mm F1.7
Unverbindliche Preisempfehlung 229,00 €
Bajonettanschluss Fujifilm XF, E-Mount, Nikon Z
Brennweite 56,0 mm
Lichtstärke (größte Blende) F1,7
KB-Vollformat nein
Linsensystem 11 Linsen in 9 Gruppen
inkl. ED Linse(n)
Anzahl Blendenlamellen 9
Naheinstellgrenze 550 mm
Bildstabilisator vorhanden nein
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz nein
Filtergewinde 52 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 55 x 65 mm
Objektivgewicht 171 g

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