Drahtloses 2-Kanal-Mikrofon mit interner Aufzeichnung
DJI Mic Funkmikrofon-Set im Test
2022-05-12 Drohnen-Hersteller DJI hat im Oktober 2021 das drahtlose Zweikanal-Mikrofon mit der simplen Bezeichnung "Mic" (also "Mikrofon") vorgestellt, dass nun lieferbar ist. Beim DJI Mic handelt es sich um ein Set aus zwei drahtlosen Mikrofonen und einem Empfänger, der die Schaltzentrale darstellt. Das Besondere am Mic ist zum einen die hohe Reichweite von bis zu 250 Metern und die Eigenschaft, dass der Ton auch im Mikrofon selbst aufgezeichnet werden kann, falls die Verbindung zum Empfänger einmal abbrechen sollte. (Harm-Diercks Gronewold)
Das DJI Mic besteht aus drei Komponenten, einem Empfänger und zwei Sendern. [Foto: DJI]
Das DJi Mic Set besteht aus beachtlich vielen Einzelteilen. Zum einen sind da die beiden Mikrofone (Sender). Zum anderen der Empfänger, der mit seinem beleuchteten Display mit schöner Grafik für vollen Überblick über Batterie-Ladestand, Aussteuerung, Audiopegel und Verbindungsqualität informiert. Dazu noch eine Ladeschale mit integriertem Akku, Adapter, Kabel mit 3,5 Millimeter Klinkensteckern, zwei puschelige Windschutzaufsätze, Clip/Blitzschuhdapter, Mikrofonadapter für USB-C- und Lightning-Anschlüsse sowie eine Tragetasche, zwei Clip Magnete und ein USB-Ladekabel.
Die Verarbeitung aller Komponenten ist tadellos und auch die verwendeten Materialien machen einen sehr hochwertigen Eindruck, einzig der Clip/Blitzschuhadapter für den Empfänger sitzt brutal straff in der Nut und lässt sich nur "freiruckeln".
Der Mittelpunkt des Sets ist die Ladeschale. Diese Ladeschale besitzt zudem einen eigenen Akku, der Sender und Empfänger netzunabhängig aufladen kann. Die Ladeschale wiegt etwas mehr als 160 Gramm. Komplett mit Sendern, Adaptern und dem Empfänger wiegt das DJI Mic in der Ladeschale etwa 260 Gramm.
Der gesamte Lieferumfang des DJI Mic im Überblick. [Foto: MediaNord]
Um die Ladeschale wiederum zu laden muss diese nur an ein USB-Netzteil angeschlossen werden. Die Ladezeit für die Schale beträgt laut Hersteller etwas weniger als drei Stunden. Sender und Empfänger sind hingegen schon nach 70 Minuten aufgeladen. Darüber hinaus ist die Ladeschale auch eine Aufbewahrungs- und Transportbox, die zu allem "Überfluss" die Komponenten auch miteinander koppelt. Der Videograf muss also keine Anstalten machen die Sender mit dem Empfänger zu verbinden, das erledigt alles die Ladeschale. Ziemlich feine Sache. Möchte man aber doch mal manuell koppeln, so stehen Tasten auf den Sendern bereit. Im Empfänger wird die manuelle Kopplung über das Konfigurationsmenü gemacht.
Die Sender sind jeweils etwa 34 Gramm leicht und wirklich klein: 45 Millimeter lang, knappe 30 Millimeter breit und ohne Clip 14 Millimeter hoch. Der Sender lässt sich mit einem Clip an einem Revers oder Gürtel befestigen lassen. Mit dem Clip ist der Sender gute 20 Millimeter tief. Der Clip ist aus Metall und dank der mitgelieferten, sehr kräftigen Magnete, lässt sich der Sender an metallische Oberflächen oder fast unsichtbar an einem Hemd befestigen. Abnehmbar sind die Clips hingegen nicht.
Neben einer 3,5 mm Klinkensteckerbuchse, für ein Lavaliermikrofon, ist eine Kopplungstaste, ein Aufnahmeknopf sowie ein Ein- und Ausschalter vorhanden. Auch zwei LED-Statusleuchten sind mit von der Partie. Eine zeigt an, ob der Sender mit dem Empfänger verbunden ist und die andere, ob die interne Sprachaufzeichnung aktiviert ist.
Im Inneren der Sender ist nicht nur der Akku untergebracht, der laut Hersteller genügend Energie für etwa fünfeinhalb Stunden liefern soll, sondern auch die Sendeantenne. Diese funkt auf 2,4 GHz Band und hat eine Reichweite von bis zu 250 Metern. Wir haben das getestet und sind in einem dicht besiedelten Wohngebiet bei direkter Sichtlinie auf etwa 150 Meter gekommen, bevor die Verbindung zusammengebrochen ist. Zur Sicherheit sollte man bei größeren Entfernungen immer den Safety Track aktivieren, so dass man vor Tonverlust geschützt ist. Die interne Aufnahme arbeitet mit -6 db, um Reserven für hohe Lautstärken zu haben.
In der Ladeschale des DJI Mic sind alle notwendigen Zubehörteile, bis auf das Klinkensteckerkabel, untergebracht. [Foto: DJI]
Während die Signalstärke auf dem Empfänger grafisch dargestellt wird, muss man sich beim Sender auf die grüne Status LED verlassen. Ist die Verbindung hergestellt leuchtet die LED durchgängig grün. Blinkt sie langsam, dann ist die Verbindung zum Empfänger abgebrochen.
Der Ton findet entweder über das eingebaute oder ein per Klinkenstecker an gestöpseltes Mikrofon in den Sender. Von dort aus wird der Ton dann als verschlüsseltes Signal an den Empfänger geschickt. Um vor Windgeräuschen gefeit zu sein, lässt sich einer der beiden mitgelieferten mechanischen Windschutz Aufsätze montieren. Der Windschutz besitzt einen Drehverschluss, ähnlich wie ein Bajonett, was das montieren einfach macht. Aufgrund der kleinen Größe kann die Montage aber durchaus fummelig sein.
Zusätzlich kann der Ton auch zusätzlich auf dem internen Speicher des Senders gespeichert werden. Damit sorgt man für eine Redundanz: Falls die Funkstrecke einmal gestört sein sollte, hat man immer noch die Aufzeichnung auf dem Sender. Das mag für eine Live-Veranstaltung in dem Moment nicht helfen, nachträglich lässt sich die Aufzeichnung damit aber leicht reparieren.
Nach dem Öffnen der Ladeschale aktivieren sich Sender und der Empfänger automatisch. [Foto: DJI]
Insgesamt kann ein Sender bis zu 14 Stunden Audiodaten aufzeichnen und das bei einer Abtastrate von 48.000 kHz und 24-Bit Mono als Wav Format. Diese auch als Safety Track bezeichnete Funktion lässt sich über den Empfänger aktivieren oder manuell am Sender per Knopfdruck. Die Dateien haben jeweils eine maximale Länge von 30 Minuten. Ist das Limit erreicht legt der Sender automatisch eine neue Datei an. Um die interne Aufzeichnung zu starten reicht ein Druck auf die Rec-Taste am Sender. Der Sender betätigt das mit einer leichten Vibration und einer rot leuchtenden LED.
Die Tonqualität konnte uns überzeugen, zumindest bei hoher Signalstärke zwischen Sender und Empfänger. In der von uns ermittelten maximalen Entfernung wurde Rauschen aufgrund von geringer Signalstärke leicht hörbar.
Der Empfänger ist ebenfalls federleicht mit 28 Gramm und sehr klein: etwa 43 Millimeter lang, 30 Millimeter breit und mit Clip/Blitzschuhadapter 22 Millimeter tief, ohne Clip/Blitzschuhadapter nur 18 Millimeter.
Die Ladeschale informiert den Fotografen über vier LEDs über den Ladestand des internen Akkus. [Foto: DJI]
Der Empfänger besitzt zwei 3,5 Millimeter Klinkenbuchsen, einer für die Ausgabe des Tonsignals an den Recorder/Kamera und der andere dient zum Anschluss eines Kopfhörers zur Live-Tonkontrolle. Außerdem ist noch ein Ein-/Aus-Schalter vorhanden, der zum einen das Display des Empfängers verriegelt und bei längerem Drücken das Gerät ausschaltet. Darüber hinaus besitzt auch der Empfänger eine USB-C-Buchse.
Die eigentliche Schaltzentrale ist das kleine OLED-Display, das dank einer Touchfunktion die Menünavigation mehr oder weniger vereinfacht. Hauptsächlich wird das Display zur Statuskontrolle der Aussteuerung der Sender genutzt. Aber auch Speicherkapazität der Sender und die Signalstärke der Verbindung wird angezeigt.
Die Menünavigation auf dem kleinen Display erfordert etwas Einarbeitung, besonders dann, wenn man größere Finger hat. Ist die Struktur der Navigation aber einmal verinnerlicht, so geht das ganz ziemlich gut von der Hand. So kann man schon nach kurzer Zeit die Aussteuerung ändern, die interne Aufzeichnung eines Mikrofons aktivieren oder den Aufnahmemodus von Mono zu Stereo ändern ist ebenso kein Problem wie beim Rest der Einstellungs-Optionen.
In der Ladeschale befinden sich zwei kleine Adapter, einer mit einem USB-C-Stecker und der andere mit einem Lightning-Stecker. Die Stecker können in die Nut an der Rückseite des Empfängers geschoben werden, nachdem der Clip/Blitzschuhadapter mit ziemlicher Gewalt herausgezogen wurde. Ist der Empfänger mit einem dieser Adapter ausgestattet, so kann die Kombination in ein Smartphone oder ein Tablet gestöpselt werden, um dort als Mikrofon benutzt zu werden. Voraussetzung ist, dass eine App installiert ist, in der sich externe Mikrofone auswählen lassen und dass die Schnittstelle des Smartgerätes den Anschluss einer Audioquelle erlaubt. Mit einem Google Pixel 4a Smartphone gelang das problemlos. Sogar die Google-Standard-Kamera-App bietet die Möglichkeit Zusatzmikrofone auszuwählen. In dem Fall wurde das angesteckte Drahtlosmikrofon als "kabelgebundenes Mikrofon" angezeigt (weil ja der Empfänger per "Kabel", eigentlich per USB-C-Stecker, am Smartphone hängt). Der Betrieb der beiden Mikrofone am Smartphone ist dann auf jeden Fall "Mono", d. h. beide Kanäle werden auf beide Stereotonspuren gelegt.
Der mechanische Windschutz des DJI Mic wird über einen Drehverschluss befestigt. Da das Mikrofon ziemlich klein ist, ist das aber auch etwas fummelig. [Foto: MediaNord]
Und das pfiffige Mikrofon-Set kennt außer Kameras und Smartphones sogar noch einen dritten Anwendungsfall: Auch ein Betrieb an einem Computer ist möglich! In diesem Fall wird der Empfänger einfach per USB mit dem Rechner verbunden und schon kann er als Audioquelle ausgewählt werden. Plug and Play wie es sein sollte. Somit kann das DJI Mic auch für Live-Streaming am PC oder für Videokonferenzen eingesetzt werden. Super Sache!
Fazit
Das DJI Mic hat zwar keinen sonderlich einfallsreichen Namen, dafür aber umso einfallsreichere Ausstattungsmerkmale. Das fängt mit der Ladeschale an, die gleichzeitig Transportbox und mobiler Stromlieferant ist. Die Bedienung und Konfiguration des gesamten Sets sind nachvollziehbar und schnell verinnerlicht. Der Ton überzeugt ebenso wie die Reichweite und kann sogar zusätzlich in den Sendern aufgezeichnet werden. Zudem ist die universelle Einsetzbarkeit als Kamera-, Smartphone- oder Computermikrofon optimal. Alles in allem also eine wirklich runde Sache! Der Preis von knapp 330 Euro ist natürlich kein Schnäppchen, aber Verarbeitung und Funktionalität sind optimal und wer dieses hochwertige Set hat, kann damit praktisch alle erdenklichen Anwendungsgebiete abdecken.
Kurzbewertung
- Pfiffige Transportbox mit Ladefunktion
- Kinderleichte Einrichtung
- Universelle Einsatzmöglichkeit
- Ladeschale übernimmt Kopplung der Komponenten
- Windschutz trotz "Bajonett" fummelig
- Touchscreen für große Finger zu klein
- Empfänger Clip sehr schwergängig