Tragesystem für schwere Kameras
Fidlock SnapSnap Kameratragesystem im Test
2022-07-14 Die magnetischen Verschlusssysteme von Fidlock sind Fahrradfahrern und Eltern schulpflichtiger Kindern vielleicht schon bekannt. Mit dem SnapSnap Kameratragesystem kommen nun auch Fotografen in den Genuss der patentierten Verschlüsse. Das SnapSnap Tragesystem sieht zwar auf den ersten Blick aus wie ein herkömmlicher recht schmaler Kameragurt. Auf den zweiten Blick bieten die beiden magnetischen Konnektorpaare Entlastung für den Nacken, wenn der Fotograf mit einer schweren Ausrüstung unterwegs sein muss und gleichzeitig sofort zum Schuss kommen will. Wir haben das System getestet und mussten feststellen, dass der Einsatz eines Schultergurts eine sehr subjektive Angelegenheit ist. (Harm-Diercks Gronewold)
Die männlichen Konnektoren sind vormontiert, sie lassen sich aber auch problemlos in der Höhe anpassen. [Foto: MediaNord]
Die weiblichen Konnektoren werden auf die Schultergurte eines Rucksacks mit Hilfe von flexiblen Silikonringen montiert. Sie passen auch auf Schultergurte, die breiter sind. [Foto: MediaNord]
Fidlock wurde im Jahr 2007 gegründet und hatte bis 2011 bereits eine Million Verschlüsse verkauft. Primär hat Fidlock im Business to Business gearbeitet und Verschlüsse an zahlreiche Unternehmen geliefert, die diese damit beispielsweise ihre Schulranzen oder Fahrradhelme ausstatten.
Bis 2018 meldete Fidlock 50 Patentfamilien an. Diese umfassen unterschiedliche Verschluss-Systeme, die mit Magnetismus und pfiffiger Mechanik für einfaches Schließen, einfaches Öffnen und dennoch sicheren Halt sorgen. Seinen Anfang nahm das “Fidlock-Prinzip” beim Firmengründer und früheren Berufs-Cellisten Joachim Fiedler, der als Schüler seinen Cellobogen nicht mehr umständlich aus der Halterung fummeln wollte und kurzerhand einen Magnetverschluss entwickelte.
Mit dem SnapSnap steigt Fidlock in den Kamerazubehör-Markt ein und präsentiert ein Tragesystem, das den Nacken des Fotografen entlasten soll und dennoch einen schnellen Zugriff auf die Kamera bietet.
Ergonomie und Verarbeitung
Das Fidlock SnapSnap wird in einer kunststofffreien Blister-Verpackung geliefert, die einen heraustrennbaren Magnet besitzt, der sich hervorragend als Notizhalter am Kühlschrank oder einer anderen metallischen Oberfläche macht. Die Bonusmagneten also. Der Lieferumfang des SnapSnap umfasst den etwa 160 cm langen Kameragurt, drei Paar Silikonbänder, zwei winzige Schlüsselringe, zwei Silikonringe, zwei Leiterschnallen und die zwei männlichen und zwei weiblichen Konnektoren. Die männlichen und weiblichen Konnektoren bestehen aus hochwertig verarbeitetem Kunststoff. Das Material macht einen robusten Eindruck.
Sowohl in dem weiblichen als auch dem männlichen Konnektor ist ein Magnet untergebracht. Die Polarität der Magnete ist gegensätzlich, sprich die Magnete ziehen sich an. Darauf kommen wir später im SnapSnap-Test noch zurück. Zusätzlich befindet sich in den weiblichen Konnektoren eine sehr pfiffige, sich selbst sichernde Mechanik. Das Prinzip des SnapSnap ist recht einfach erklärt. Anstelle die Last der Kamera nur auf den Nacken des Fotografen zu legen, werden zwei zusätzliche Haltepunkte an den Rucksack-Schultergurten geschaffen, die den größten Teil der Last auf eben diese verteilen.
Der Lieferumfang des SnapSnap ist qualitativ hpchwertig, wenn man von den dünnen Schlüsselringen absieht. [Foto: Fidlock]
Der Gurt des SnapSnap ist etwa 160 cm lang und besteht aus reißfestem Nylon. Ein Teil des Gurtes besteht aus einer 87 cm langen kräftigen Kordel, die man schon fast als Seil bezeichnen kann. An der Kordel ist die weiche und sehr angenehme Nackenauflage aus Silikon befestigt. Diese ist etwa 24 cm lang und 3 cm breit und kann nicht verschoben werden.
An den Enden der Kordel geht diese über in ein gewobenes Nylonband, wie man es von einfachen Kameragurten kennt. Dieses Band ist etwa 35 cm lang. Für die Montage des SnapSnap an einer Kamera liegen zwei wirklich filigrane (und sehr billig wirkende) Schlüsselringe mit 12 mm Durchmesser sowie zwei Leiterschnallen bei. Durch die üppig proportionierte Länge der Nylonbänder des SnapSnap kann die Höhe, in der die Kamera getragen werden soll, gut angepasst werden. Die Art Montage des SnapSnap an einer Kamera ist die Gleiche wie die eines herkömmlichen Tragegurts. Wie das genau geht, haben wir in einem Fototipp genauer erklärt.
Die kleinen Schlüsselringe mit ihren scharfen Enden verhedderten sich bei der Montage im Nylonband des SnapSnap und ließen sich nur schwer wieder befreien. Es wäre sinnvoller gewesen, wenn Fidlock dem SnapSnap kräftige Dreieck-Ringe beigelegt hätte. Andererseits sind die Ringe im Grunde sowieso überflüssig, weil jeder Kamera mit Rundösen normalerweise ohnehin vernünftige, hochwertige Dreiecksringe beiliegen. Wir haben letztendlich die Eddyconnection Schnellverschlüsse von Eddycam benutzt, um das SnapSnap mit der Kamera zu verbinden. Bei Kameras mit rechteckigen Ösen zieht man stattdessen sowieso die Gurtbänder direkt durch die Ösen.
Ist der SnapSnap mit der Kamera verbunden, müssen die weiblichen Fidlock-Halter an den Schultergurten des Rucksacks angebracht werden. Zur besseren Montage besitzen diese auf der Unterseite einen kleinen "Überhang". Dieser gehört nach Innen und die Öffnung der Halter nach oben.
Trotz des geringen Überhangs hielt der weibliche Halter auch bei üppig gepolsterten und breiten Rucksack Schultergurten ausgesprochen gut. Bei unserem Testrucksack, einem etwas älteren Deuter Trans Alpine 30, stabilisierte der eingenähte Brustgurt den SnapSnap-Halter zusätzlich.
Das Fidlock SnapSnap kurz vor dem Einrasten. [Foto: Fidlock]
Das SnapSnap Tragesystem nach dem Einrasten. [Foto: Fidlock]
Gesichert werden die Halter mit Hilfe von flexiblen Silikonbändern. Die Bänder sind paarweise in drei Breiten mit knapp 50 mm, 60 mm und etwa 70 mm im Lieferumfang enthalten. Welches Band für welche Rucksack-Schultergurtbreite vorgesehen ist, muss man selbst ermitteln. Immerhin müssen Breite und Dicke der Polsterung in die Ermittlung einbezogen werden.
Die weiblichen Konnektoren sollten etwa auf Brusthöhe positioniert sein, aber auch ein paar Zentimeter höher oder tiefer funktionierte das System gut. In unserem SnapSnap-Test haben wir die größten Silikonhalter verwendet, da der Rucksackgurt 60 mm breit und 15 mm dick war. Die weiblichen Konnektoren besitzen auf der Oberseite auf der linken und rechten Seite eine Nut, in die das Silikonband eingehakt wird.
Danach muss man den Sitz der männlichen Konnektoren prüfen und gegebenenfalls anpassen. Diese Konnektoren sind vormontiert, so dass man eigentlich nichts mehr machen muss. Wenn man die Position verstellen möchte, dann geht das am besten mit einem Spiegel oder mit einer zweiten Person. Das korrekte Anpassen dauert unter Umständen etwas länger.
Danach ist das System einsatzbereit und stellt sich als intuitiv und sehr simpel heraus. Zum "Einhaken" muss der männliche Konnektor einfach zum weiblichen Konnektor geführt werden, was beim Absetzen der Kamera in vielen Fällen automatisch geht. Sind die Konnektoren dicht genug beieinander, so greifen die Magnetfelder und führen die Konnektoren automatisch zueinander. Mit einem "Klack" rasten die beiden Konnektoren ein und die mechanische Sicherung schließt sich vollautomatisch. Zum Entsichern muss die Kamera einfach nur nach oben gezogen werden und schon löst sich die automatische Sicherung.
Ist der Fidlock SnapSnap in den Haltern am Gurt eingerastet, so lastet der Großteil der Kamera auf den Schultern und nicht dem Nacken. [Foto: MediaNord]
Zum Fotografieren muss man nur die Kamera zum Auge führen und die Konnektoren lösen sich automatisch. [Foto: MediaNord]
Die Konnektoren des SnapSnap müssen nur in der Nähe sein und schon ziehen die Magnetfelder einander an und lassen beide automatisch einrasten. [Foto: MediaNord]
Sind die Konnektoren zu hoch angebracht, ist das automatische Lösen der Konnektoren nicht mehr möglich. [Foto: MediaNord]
Die Entlastung des Nackens bei eingerastetem System ist auch bei leichteren Kamera/Objektiv-Kombinationen spürbar. Allerdings ist das Polster des SnapSnap zwar schön weich, aber zu schmal, um eine schwere Kamera auch mal nicht eingerastet hängen zu lassen. Das System spielt seine Stärke bei Wanderungen in anspruchsvollem Gelände aus, wenn man keine Lust hat, die Kamera permanent ein- und auszupacken und man eine relativ straff am Körper sitzende Kamera beim Wandern bevorzugt.
Kommentar Harm-Diercks Gronewold
Ich bin eine Freund von guten Schulter- und Nackengurten. Egal ob ich auf einer Tagestour bin oder einen kurzen Spaziergang in einer Stadt mache – meine Kamera ist meistens um meinen Hals zu finden. Ich mag den SnapSnap, weil er zum einen das Gewicht von meinem Nacken nimmt und auf meine Schultern verteilt. Zum anderen "schlackert" die Kamera beim wandern im schwierigen Gelände nicht mehr so viel herum, da sie durch die Konnektoren "an der kurzen Leine" gehalten wird.
Kommentar Jens Scheppler
Während das Einrasten und das Entsichern des SnapSnap wirklich gut funktionierte, störte mich die Position der Kamera während des Tragens. Bei einer größeren Kamera-Objektiv-Kombination hüpfte die Kamera beim Gehen von meinem Bauch vor und zurück. Bei größeren Objektiven kippt die Kamera zudem nach vorne, so dass die Gehäusekante der Kamera zum Körper zeigt und sich das Gewicht auf diese Kante konzentriert. Da trage ich meine Kamera bei Wanderungen lieber an einem Tragegurt mit nach unten zeigendem Objektiv seitlich am Körper, zumal ich dann auch besser sehen kann, wohin ich trete, wenn ich in einem Gelände unterwegs bin, das Trittsicherheit verlangt.
Fazit
Das SnapSnap Tragesystem von Fidlock ist sehr gut verarbeitet. Nur auf die billigen Schlüsselringe sollte man verzichten und stattdessen bei Kameras mit Rundösen die Original-Ringe der Kamera verwenden. Man braucht etwas Zeit und Geduld, um es auf die persönlichen Bedürfnisse anzupassen. Die Entlastung des Nackens ist spürbar. Die pfiffigen Magnetverschlüsse funktionieren bestens. Alles in allem ist das SnapSnap Tragesystem eine runde Sache und mit knapp 80 Euro unverbindlicher Preisempfehlung ist das System keinesfalls zu teuer.
Kurzbewertung
- Spürbare Nackenentlastung
- Sehr einfache Handhabung in der Praxis
- Hochwerige Materialien
- Filigrane, billig wirkende Schlüsselringe
- Die korrekte Montage erfordert Zeit