APS-C-Standardzoom
Fujifilm XF 16-50 mm F2.8-4.8 R LM WR im Test
2024-07-07 Nach zehn Jahren löste Fujifilm im Juni 2024 das gute XF 18-55 mm F2.8-4 R LM OIS mit dem neuen Fujinon XF 16-50 mm F2.8-4.8 R LM WR als Mittelklasse-Standardzoom ab. Bis auf den nun fehlenden Bildstabilisator und die etwas geringere Lichtstärke im minimal kürzeren Tele verspricht das neue Zoom viele Vorteile: Als Innenzoom mit Spritzwasser- und Staubschutz ist es viel robuster, soll sich für die aktuellen 40-Megapixel-Sensoren eigen und bietet mit 24 statt 27 Millimeter Kleinbildäquivalent ein praxistauglicheres Weitwinkel. Wie es um die Praxistauglichkeit und die Bildqualität bestellt ist, klären wir im Test an der 40 Megapixel auflösenden Fujifilm X-T50. (Benjamin Kirchheim)
Das Fujifilm XF 16-50 mm F2.8-4.8 R LM WR deckt einen diagonalen Bildwinkel von 83,2 bis 31,7 Grad ab, was einen 24-75mm-Kleinbildobjektiv entspricht. [Foto: Fujifilm]
Das Fujifilm XF 16-50 mm F2.8-4.8 R LM WR ist ein Mittelklasse-Standardzoom mit ordentlicher Lichtstärke und einem 3,1-fachen Zoombereich. Einzeln kostet es zwar stolze 800 Euro, im Set mit einer Kamera jedoch nur die Hälfte, weshalb man es unbedingt gleich mitkaufen sollte. Es wird nicht nur mit der Testkamera X-T50 im Set angeboten, sondern auch mit der X-T5 und X-S20.
Verarbeitung und Ausstattung
Mit einer Länge von knapp über sieben und einem Durchmesser von 6,5 Zentimetern ist das Fujifilm XF 16-50 mm F2.8-4.8 R LM WR angenehm kompakt. Zudem ist es mit lediglich 240 Gramm leichter als jede Kamera von Fujifilm, sodass keine Kombination frontlastig ist. Zusammen mit der Testkamera Fujifilm X-T50 wiegt es beispielsweise 680 Gramm.
Trotz des geringen Gewichts besteht das Gehäuse teilweise aus Metall. Beim 58mm-Filtergewinde ist das hingegen leider nicht der Fall. Das ist ein Nachteil zum alten XF 18-55, was das neue XF 16-50 mit seinem Spritzwasser- und Staubschutz aber mehr als wett macht. Auch das Bajonett für die mitgelieferte, tulpenförmige Streulichtblende besteht genauso wie diese aus Kunststoff. Sie ist innen matt geriffelt und kann wie üblich zum Transport verkehrt herum montiert werden.
Die Streulichtblende gehört beim Fujifilm XF 16-50 mm F2.8-4.8 R LM WR zum Lieferumfang. [Foto: Fujifilm]
Drei Einstellringe und ein Schalter befinden sich am Objektivgehäuse. Der breiteste und als einzige gummierte Ring sitzt in der Mitte und steuert das Innenzoom, sodass sich die Länge des Objektivs nicht ändert. Aufdrucke bei 16, 23, 35 und 50 Millimeter erleichtern mangels Einblendung im Livebild das Zoomen. Das entspricht Kleinbildäquivalenten von rund 24, 35, 50 und 75 Millimeter.
Hinten befindet sich der grob geriffelte Blendenring aus Metall. Weil das Objektiv eine variable Anfangsöffnung hat, läuft der Blendenring endlos und ist unbeschriftet. Er rastet leise klickend ein, was sich nicht abschalten lässt. Je nach Stellung eines Schiebeschalters, der sich zwischen Blendenring und Bajonett befindet, stellt entweder die Kamera die Blende automatisch ein oder man steuert sie über den Ring. Den eigentlichen Blendenwert muss man im Livebild der Kamera ablesen.
Das Fujifilm XF 16-50 mm F2.8-4.8 R LM WR bietet im Gegensatz zum XF 18-55 mm F2.8-4 R LM OIS oder der Testkamera X-T50 einen Spritzwasser- und Staubschutz. Der intern laufende Zoom- und Fokusmechanismus unterstreichen die Robustheit. [Foto: MediaNord]
Dass kein Bildstabilisator verbaut ist, mag zwar auf dem Papier ein Nachteil sein. Da jedoch alle aktuellen Fujifilm-Systemkameras, dazu gehört auch die neue X-T50, über einen Sensor-Shift-Bildstabilisator verfügen, der im Brennweitenbereich von 16 bis 50 Millimeter gut und effektiv arbeitet, hat man in der Praxis keinen Nachteil.
Fokus
Der vorderste der drei Einstellringe besteht ebenfalls aus Metall und bietet eine feine, griffige Riffelung. Gegen einen leichten, angenehm weichen Widerstand dreht der elektronisch arbeitende Fokusring völlig lautlos und endlos. Defaultmäßig arbeitet er nicht-linear, sodass die Drehgeschwindigkeit den Fokusring beeinflusst, was bei langsamen Drehungen ein sehr präzises Fokussieren erlaubt. Per Menü lässt sich dieses Verhalten auf linear umschalten, dann bestimmt allein der Drehwinkel, wie weit der Fokus verstellt wird.
Der mit einem leisen Linearmotor arbeitende Fokus arbeitet in der Automatik sehr flott und präzise, wobei sich leichtes Fokusatmen zeigt. Als Einstellhilfen beziehungsweise zur Kontrolle bietet die Kamera eine Fokus-Peaking-Funktion, aber auch eine Fokuslupe lässt sich aktivieren, die besonders bei manueller Fokussierung hilfreich ist. Je nach Kameramodell lässt sich zudem beispielsweise ein digitaler Schnittbildindikator aktivieren.
Die Naheinstellgrenze soll bei 24 Zentimeter über den gesamten Zoombereich liegen. Damit beträgt der Abstand zum Motiv nur 15 Zentimeter und es wird ein Abbildungsmaßstab von 1:3,3 erreicht, was einer 0,45-fachen Vergrößerung im Kleinbildäquivalent entspricht. Das ist doppelt so gut wie noch beim alten XF 18-55.
Mit dem Fujifilm XF 16-50 mm F2.8-4 R LM WR konnten wir bei 16 mm ab 17,9 cm fokussieren und damit eine minimale Bildbreite von 16,1 cm aufnehmen, was einem Abbildungsmaßstab von 1:6,8 entspricht. [Foto: MediaNord]
Mit dem Fujifilm XF 16-50 mm F2.8-4 R LM WR konnten wir bei 50 mm ab 21,8 cm fokussieren und damit eine minimale Bildbreite von 6,4 cm aufnehmen, was einem Abbildungsmaßstab von 1:2,7 entspricht. [Foto: MediaNord]
In der Praxis konnten wir bei 16 Millimeter Brennweite bereits 9 Zentimeter ab Frontlinse beziehungsweise 17,9 Zentimeter ab Sensorebene fokussieren. Damit konnten wir ein 16,1 x 10,7 Zentimeter kleines Motiv formatfüllend aufnehmen – allerdings mit sehr unscharfen Bildrändern. Beim Zoomen auf 50 Millimeter steigt die Naheinstellgrenze auf 12,9 Zentimeter ab Objektivfront beziehungsweise 21,8 Zentimeter ab Sensorebene, aber das Bildfeld schrumpft auf 6,4 x 4,3 Zentimeter. Das entspricht einem Abbildungsmaßstab von 1:2,7 beziehungsweise im Kleinbildäquivalent einer 0,56-fachen Vergrößerung, was sogar ein 1:2-Makroobjektiv übertrifft! Dabei sind selbst sie Bildecken noch gut scharf.
Bildqualität
Der optische Aufbau des Fujifilm XF 16-50 mm F2.8-4.8 R LM WR besteht aus elf Linsen, die in neun Gruppen angeordnet sind. Drei asphärische und drei ED-Linsen sollen Bildfehler minimieren und für eine hohe Auflösung selbst am 40-Megapixel-Sensor der Testkamera X-T50 sorgen. Aber auch der Lens Modulation Optimizer (kurz LMO) der Fujifilm-Systemkameras rückt defaultmäßig im JPEG-Format bereits kameraintern optischen Abbildungsfehlern und sogar der Beugung zu Leibe.
Mit 240 Gramm ist das Fujifilm XF 16-50 mm F2.8-4.8 R LM WR das bisher leichteste XF-Zoom. Dabei ist es mit einer Länge von 7,1 und einem Durchmesser von 6,5 Zentimeter ähnlich groß wie das XF 18-55 mm F2.8-4 R LM OIS. [Foto: Fujifilm]
Neun abgerundete Blendenlamellen sollen für eine gleichmäßig runde Blendenöffnung sorgen. Das Bokeh ist recht weich, Details im Hintergrund werden gut weichgezeichnet. Die Unschärfescheibchen der Spitzlichter im Hintergrund sind angesichts der drei asphärischen Linsen, die üblicherweise Zwiebelringe verursachen, überraschend gleichmäßig und fallen auch nicht durch einen hellen Rand auf. Farbsäume an Kontrastkanten im Unschärfebereich sind zudem kaum vorhanden.
Schließt man die Blende auf F11 oder weiter, zeigt sich zumindest im Weitwinkel ein Blendenstern, der beim Zoomen jedoch schwächer wird. Im Gegenlicht zeichnet das Fujifilm XF 16-50 mm F2.8-4.8 R LM WR bei allen Brennweiten gute Kontraste. Es zeigen sich nur leichte Blendenreflexe.
Die Verzeichnung des Fujifilm XF 16-50 mm F2.8-4.8 R LM WR wird laut unserem Labortest genauso wie die Randabdunklung von der X-T50 ganz gut ausgeglichen. Anders sieht es bei den chromatischen Aberrationen aus, die zwar im Mittel gering sind, aber bei kurzer Brennweite im Maximum sichtbar werden können (siehe Diagramm aus dem Labortest unten).
Der hohen Sensorauflösung wird das 16-50 bei allen Brennweiten ab Offenblende gerecht – zumindest im Bildzentrum. Hier erreicht es über 76 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm) im Kleinbildäquivalent bei 50 Prozent Kontrast. Zwar sinkt die Auflösung beim Abblenden leicht, bleibt aber bis F8 oberhalb von 70 lp/mm. Bei F11 sinkt die Auflösung deutlicher und erst recht bei F16 oder F22, sodass man am 40-Megapixel-Sensor am besten nicht jenseits von F8 abblendet, zur Not mal bis F11. Am "alten" 26-Megapixel-Sensor sollte man dagegen erfahrungsgemäß problemlos bis F11 abblenden können.
Das Fujifilm XF 16-50 mm F2.8-4.8 R LM WR bietet einen Blendenring, einen Zoomring und einen elektronischen Fokusring. Zudem sitzt an der Seite noch ein Schalter zur Aktivierung der Blendenautomatik. [Foto: MediaNord]
Am Bildrand ist die Auflösung mit Ausnahme der kürzesten Brennweite ebenfalls ganz gut. Bei mittlerer Brennweite liegt der Randabfall bei einem Maximum von 65 lp/mm stets bei unter 20 Prozent. Im Tele sind es sogar bis zu 71 lp/mm am Bildrand, der Randabfall ist hier mit stets weniger als zehn Prozent zu vernachlässigen. Damit ist die längste Brennweite definitiv die Schokoladenseite des neuen Mittelklasse-Zooms. Im Weitwinkel hingegen ist die Randauflösung vor allem bei Offenblende mit unter 50 lp/mm zwar nominell noch in Ordnung, fällt aber fast um 40 Prozent gegenüber dem Bildzentrum ab. Nur zwischen F5,6 und F8 werden über 60 lp/mm Randauflösung erreicht, womit der Randabfall immerhin unter 20 Prozent beträgt. Damit kann man bei Landschafts- und Architekturaufnahmen durchaus leben.
Fazit
Das Fujifilm XF 16-50 mm F2.8-4.8 R LM WR ist ein würdiges Nachfolgemodell des Mittelklasse-Standardzooms XF 18-55 mm F2.8-4 R LM OIS. Endlich bekommt man auch in der Mittelklasse ein robustes, wettergeschütztes Gehäuse und sogar ein praktisches Innenzoom. Gepaart wird das mit einem schnellen, leisen Autofokus, einer geringen Naheinstellgrenze bis in den Makrobereich und einer hohen Bildqualität. Es ist wenig empfindlich für Gegenlicht, bietet ein gutes Bokeh, zeigt nur geringe optische Fehler und löst ab Offenblende hoch auf, wobei der Telebereich die Schokoladenseite des Zooms ist, denn im Weitwinkel muss man für hohe Randauflösung abblenden.
Kurzbewertung
- Kompaktes, leichtes, wetterfestes Gehäuse
- Schneller, leiser Autofokus
- Geringe Naheinstellgrenze mit hoher Vergrößerung im Tele
- Nur geringe optische Fehler
- Hohe Auflösung ab Offenblende mit (gezoomt) nur geringem Randabfall
- Bei Offenblende deutlicher Auflösungs-Randabfall
- Etwas Fokusatmen
- Im Weitwinkel teilweise leichte Farbsäume
Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.