Profi-Mikrofon
Joby Wavo Pro im Test
Seite 2 von 2, vom 2022-07-26 (Autor: Harm-Diercks Gronewold)Zur Seite 1 wechseln
Die automatische Geräuschunterdrückung (ANR) soll Wind-, Bedien- und andere "Bumb"-Geräusche zuverlässig herausfiltern. Dass hat das Wavo Pro im Test auch auch zum Teil geschafft, aber nicht vollumfänglich. Wirklich verlassen sollte man sich also besser nicht darauf. Immerhin gehört ein mechanischer Windschutz mit zum Lieferumfang, so dass die Gefahr von Windgeräuschen damit minimiert werden kann, ohne dass man sich auf eine Elektronik verlassen muss. Die ANR funktioniert auch nur beim Wavo Pro selber und nicht bei einem angeschlossenen Sekundär-Mikrofon.
Apropos Lieferumfang: Neben dem erwähnten Spiralkabel mit 3,5 mm Klinkenstecker, gehört auch ein 1,5 m langes USB-A auf USB-C Kabel zum Lieferumfang. Zudem liegt ein mechanischer Windschutz bei, der sehr gut verarbeitet ist. Neben einem robust wirkenden Kunstfell ist der Windschutz gepolstert und gefüttert. Das Überziehen ist aber durchaus fummelig, vor allem weil der Windschutz sehr straff auf dem Schaumstoff sitzt.
Der Windschutz gehört zum Lieferumfang des Wavo Pro. Das Mikrofon hat eine recht üppige Bauhöhe von fast 14 cm. [Foto: MediaNord]
Selbstverständlich ist auch eine Bedienungsanleitung im Karton untergebracht. Diese kann man allerdings getrost vergessen, sie besteht aus einer Ansammlung von Piktogrammen auf elf Seiten als eigentliche "Anleitung" plus weitere 29 Seiten Haftungsausschlüsse in verschiedenen Sprachen. Zudem ist die Anleitung beim Stand unseres Testgeräts fehlerhaft. Ein sehr wichtiges Piktogramm wurde vertauscht und das führte dazu, dass die Safe-Track-Funktion deaktiviert wurde. Außerdem gab es keinen Hinweis darauf, dass das Wavo Pro auch als USB-Mikro eingesetzt werden kann, diese Information konnten wir nur einem Joby Werbevideo entnehmen. Immerhin bietet Joby eine aktualisierte Bedienungsanleitung auf der eigenen Website an.
Drahtlos-Funktion
Wie etwas weiter oben erwähnt besitzt das Wavo Pro eine Bluetooth-Funktion. Diese wird aber nicht genutzt, um drahtlose Ton zu übertragen. Vielmehr dient die Bluetooth-Funktion dazu das Wavo Pro per App zu konfigurieren und in Echtzeit Anpassungen durchführen zu können.
Die passende App trägt den Namen “Wavo Pro” und ist kostenlos auf Google Play und im iTunes Store erhältlich. Die Installation ist simpel und die Kopplung mit dem Gerät erstaunlich einfach. Die App prüft bei der Verbindung zum Mikrofon auch die Versionsnummer der Firmware. Ist eine neue Firmware vorhanden, so wird diese sofort übertragen. Bei der Erstinstallation ist es also empfehlenswert das Wavo Pro zunächst voll aufzuladen, bevor man es mit dem Smartgerät koppelt.
Die Wavo Pro App ist zurzeit nur in englischer Sprache verfügbar (Stand 06/2022). Dennoch findet man sich recht schnell zurecht in der App. Einen Startbildschirm gibt es bei gekoppelten Geräten nicht, die App zeigt dann als erstes den knallroten Aussteuerungs-Bildschirm an.
Die App ist in der Lage die Dämpfung des Mikrofons von -61 dB bis +20 dB in Schritten von einem dB anzupassen. Damit man das nicht im Blindflug machen muss, zeigt ein Pegelausschlag in Echtzeit, in welchem Bereich das Mikrofon gerade Ton verarbeitet. Neben der Aussteuerung befinden sich auch der Equalizer-, Geräusch-Reduktions- und Safe-Track-Button auf diesem Screen.
Beim Aufbau der Verbindung prüft die App, ob eine neue Firmware für das Mikrofon verfügbar ist und installiert diese auch gleich. [Foto: MediaNord]
Die Aussteuerungs-Anzeige zeigt den aktuellen Pegel des Wavo Pro. Erreicht man die 0 dB Grenze vibriert das Smartphone, um davor zu warnen, dass der Ton vorverstärkt wird und nicht mehr gedämpft. [Foto: MediaNord]
Beim Anschluss eines sekundären Mikrofons zeigt die App den Pegel des zweiten Mikrofons ebenfalls an und ermöglicht unterschiedliche Mix Methoden. [Foto: MediaNord]
Neben der automatischen Abmischung beider Mikrofone kann man den Mix über zwei Kanalregler selber steuern. [Foto: MediaNord]
Der einfache Equalizer ermöglicht eine Tonanpassung mit drei Schiebereglern. [Foto: MediaNord]
Die Einstellungen der App sind leicht verständlich und passen auf eine Seite. [Foto: MediaNord]
Der Low-Cut-Filter lässt sich per Schieberegler recht präzise auf die gewünschte Frequenz justieren. [Foto: MediaNord]
Dank der Preset sowie Im- und Export-Funktion können Equalizer-Profile gespeichert, weitergegeben und wieder importiert werden. So bleibt man effizient. [Foto: MediaNord]
Wird ein zweites Mikrofon angeschlossen, so erscheint auf der App automatisch eine zweite Aussteuerungs- und Pegelanzeige. Auch der Equalizer kann für beide Tonquellen unterschiedlich angepasst werden. Um den Ton zur Kamera zu leiten können drei Mix-Methoden verwendet werden. Bei der ersten werden beide Mikrofone gleichwertig zusammengemischt. In der zweiten Methode kann der Videograf per Schieberegler die Balance der Tonquellen wählen. In der dritten Methode werden beide Signalquellen separat auf dem linken beziehungsweise rechten Kanal ausgegeben.
Mit einem Tipp auf den Edit-Button öffnet sich der Equalizer. Dieser erlaubt im einfachen Modus mit einigen Schiebereglern den Ton anzupassen. Im Fortgeschrittenen-Modus geht das noch einige Schritte weiter und die Einstellungsoptionen sind granularer. So lässt sich beispielsweise die Low-Cut-Frequenz exakt einstellen.
Eigene Equalizer-Einstellungen lassen sich als Vorlage speichern, um sie später wieder einsetzen zu können. Zusätzlich lassen sich die eigenen Vorlagen auch tauschen und zugesandte Einstellungen können importiert werden.
Fazit
Das Wavo Pro von Joby ist ein hochwertiges Mikrofon mit üppigem Funktionsumfang. Besonders gut hat uns die App gefallen, die sich nicht nur leicht und schnell koppeln ließ, sondern auch sehr viele Einstellungen ermöglichte. Auch die Bedienung am Mikrofon selbst war leicht verständlich. Während die Tonqualität gut war, konnte die automatische Geräuschreduktion nur bei Bedienungsgeräuschen an der Kamera überzeugen. Das mitgelieferte Zubehör ist qualitativ hochwertig, aber auch auf das Nötigste begrenzt. Nur die fehlerhafte und sehr rudimentäre Bedienungsanleitung trübte das sehr gute Gesamtbild. Alles in Allem ist das Wavo Pro aufgrund seines großen Funktionsumfangs sehr interessant, auch wenn der Preis mit fast 300 Euro etwas hoch erscheinen mag.
Kurzbewertung
- Schnelle Bluetooth Kopplung
- Leichte Handhabung
- Langer Akkulaufzeit
- Umfangreiche Konfiguration via App
- USB-Mikro-Funktion
- Dürftige Bedienungsanleitung
- Aktive Geräuschunterdrückung nicht sehr effektiv