Kompaktes Vollformat-Standardzoom
Nikon Z 24-50 mm F4-6.3 im Test
2024-08-21 Das Nikon Z 24-50 mm F4-6.3 ist ein äußerst kompaktes Vollformat-Standardzoom. Dafür zoomt es optisch allerdings nur 2,1-fach und auch auf einen optischen Bildstabilisator muss man verzichten – schließlich ist dieser in den Vollformatkameras des Nikon-Z-Systems verbaut. Ob die Bildqualität stimmt und wie sich das Zoom-Objektiv in der Praxis schlägt, haben wir an der Nikon Z 5 getestet. (Benjamin Kirchheim)
Mit 5,1 Zentimetern Länge und einem Durchmesser von 7,4 Zentimetern sowie einem Gewicht von lediglich 193 Gramm ist das Nikon Z 24-50 mm F4-6.3 kompakt und leicht. [Foto: Nikon]
Die geringe Länge von 5,1 Zentimeter erreicht das Nikon Z 24-50 mm F4-6.3 allerdings nur in Transportstellung. Wie unschwer zu erkennen ist, besteht das Bajonett aus schwarzem Kunststoff. [Foto: Nikon]
Zum Fotografieren muss man den Tubus des Nikon Z 24-50 mm F4-6.3 durch Drehen am Zoomring um über zwei Zentimeter ausfahren. [Foto: Nikon]
Die Streulichtblende Nikon HB-98 bekommt man nur optional. [Foto: Nikon]
Beim Z-Nikkor 24-50 mm F4-6.3 handelt es sich um ein sogenanntes Kit-Objektiv, das zu einem Aufpreis von ca. 180 bis 250 Euro zusammen mit der Nikon Z 5 verkauft wird. Einzeln ist es mit 400 Euro teurer, wobei man jedoch gut zu Gebrauchtgeräten greifen kann, die es vielfach schon für weit weniger als 200 € gibt.
Verarbeitung und Bedienung
Das Nikon Z 24-50 mm F4-6.3 VR DX ist in Transportstellung 5,1 Zentimeter kurz und misst 7,4 Zentimeter im Durchmesser. Zum Fotografieren muss es ausgefahren werden, womit es je nach Brennweite 7,2 bis 7,4 Zentimeter lang wird. Mit seinem leichten Gewicht von gewogenen 193 Gramm und der Materialanmutung – Gehäuse, Bajonett und das 52 mm Filtergewinde bestehen aus Kunststoff – sowie dem spürbaren Spiel des ausfahrenden Tubus wirkt das Objektiv nicht gerade hochwertig. Es ist aber ausreichend stabil. Beim Zusammendrücken gibt es nur im Bereich des dünnen Fokusrings nach. Einen Spritzwasser- und Staubschutz gibt es nicht, der ist bei solchen Objektiven unüblich. Zwar gibt es ein Bajonett für eine Streulichtblende, die passende HB-98 kostet jedoch knapp 40 Euro extra.
Der ausreichend breite Zoomring arbeitet mechanisch und ist mit griffigen Gummiriffelung sowie gut ablesbaren Brennweitenangaben versehen. Da das Zoom keine konstante Lichtstärke besitzt, fällt diese beim Zoomen von F4 auf F6,3 ab. Bei den aufgedruckten Brennweiten 28, 35 und 40 Millimeter beträgt sie nur noch F4,5, F5 und F5,3. Während es sich bei kürzester Brennweite bis F22 abblenden lässt, geht es bei 28 mm bis F25, bei 35 mm bis F29, bei 40 mm bis F32 und bei längster Brennweite sogar bis F36.
Zur Bedienung bietet das Nikon Z 5 mit Z 24-50 mm neben dem gummierten Zoomring einen schmalen Plastik-Multifunktionsring, der etwas billig wird, aber gut funktioniert. Mit ihm kann man nicht nur fokussieren, sondern auch anderes einstellen. [Foto: MediaNord]
Wie bei den meisten Z-Zooms sitzt der Fokusring zwischen Zoomring und Kamerabajonett und lässt sich mit anderen Funktionen belegen, unter anderem der Blende. Das ist praktisch bei Videoaufnahmen, weil man so eine lautlose Blendensteuerung erhält. Allerdings gibt der Fokusring nicht nur beim Drücken nach, er fällt auch sehr schmal aus und ist lediglich mit einer Kunststoffriffelung versehen.
Fokussierung
Mit je nach Brennweite 0,08 bis 0,14 Sekunden fokussiert das Zoom ziemlich flott von unendlich auf zwei Meter. Präzise ist der intern arbeitende Fokus obendrein. Das Fokusatmen ist zwar gering, aber man sieht es trotzdem, was Videografen stören könnte. Dank der feinfühligen Reaktion sowie Fokushilfen wie einer Lupe und Peaking-Funktion kann man das Standardzoom trotz des schmalen Rings wunderbar manuell fokussieren. Dabei arbeitet der Fokusring nicht-linear, reagiert also je nach Drehgeschwindigkeit des Fokusrings und nicht nur auf den Drehwinkel. Das lässt sich beim 24-50 mm im Gegensatz zu anderen Nikon-Objektiven auch nicht über das Kameramenü umstellen.
Ohnehin muss man etwas umständlich über das Kameramenü oder das Quick-Menü oder eine Funktionstaste auf manuellen Fokus umschalten. Während man auf die Fokuslupe per Tasten an der Rückseite der Testkamera Z 5 direkten Zugriff hat, versteckt sich die Fokus-Peaking-Funktion tief im Menü "Individualfunktionen" unter "d Aufnahme & Anzeigen" auf Seite zwei hinter dem Menüpunkt "Konturfilter". Auf die Idee muss man erstmal kommen.
Der Fokusantrieb arbeitet intern, wobei die Naheinstellgrenze laut Nikon 35 Zentimeter bei allen Zoompositionen beträgt. Der maximale Abbildungsmaßstab von 1:5,9 soll bei maximaler Brennweite erreicht werden. Leider zeigt die Fokusskala auf dem Bildschirm nicht die Entfernung an, nicht einmal die Naheinstellgrenze wird dort gezeigt, lediglich eine Blume für "Makro" und ein Unendlich-Zeichen zieren die digitale Fokusskala auf dem Kameradisplay.
Mit dem Nikon Z 24-50 mm F4-6.3 konnten wir bei 24 mm Brennweite ab 26,8 cm fokussieren und damit eine minimale Bildbreite von 29,2 cm aufnehmen, was einem Abbildungsmaßstab von 1:8,1 entspricht. [Foto: MediaNord]
Mit dem Nikon Z 24-50 mm F4-6.3 konnten wir bei 50 mm Brennweite ab 30,4 cm fokussieren und damit eine minimale Bildbreite von 16,1 cm aufnehmen, was einem Abbildungsmaßstab von 1:4,5 entspricht. [Foto: MediaNord]
In der Praxis variierte die Naheinstellgrenze von 26,8 Zentimeter bei kürzester bis 30,4 Zentimeter bei längster Brennweite. Von der Objektiv-Vorderkannte betrug der Abstand zum Motiv 18 beziehungsweise 21,6 Zentimeter. Während wir bei kürzester Brennweite mit einem Bildfeld von 29,2 x 19,5 Zentimeter einen Abbildungsmaßstab von lediglich 1:8,1 erreichen konnten, lag dieser bei längster Brennweite mit einer Motivgröße von 16,1 x 10,7 Zentimeter bei immerhin 1:4,5.
Bildqualität
Trotz der kompakten Abmessungen stecken im Nikon Z 24-50 mm F4-6.3 elf Linsen, die in zehn Gruppen angeordnet sind. Drei asphärische sowie zwei ED-Linsen sollen Bildfehler minimieren und für eine hohe Auflösung am Bildrand sorgen. Die Blende setzt sich aus nur sieben abgerundeten Lamellen zusammen.
Von einem nicht gerade lichtstarken Setobjektiv erwartet man keine schöne Weichzeichnung. Das 24-50 mm erfüllt genau dieses Klischee. Das Bokeh wirkt unruhig und die Unschärfescheibchen weisen deutlich Zwiebelringe auf. Einzig positiv am Bokeh ist, dass es nahezu frei von Farbsäumen ist. Umgekehrt bekommt man erst ab F22 einen schönen Blendenstern um punktuelle Lichtquellen, sodass dieses fotografische Stilmittel mit einer deutlichen Beugungsunschärfe einhergeht. Immerhin zeigen sich im Gegenlicht praktisch keine Kontrastverluste und auch störende Flares und Blendenreflexe blieben weitgehend aus. Das ist eine gute Nachricht angesichts dessen, dass die Streulichtblende extra kostet – man kann sie sich durchaus sparen.
Am 24-Megapixel-Sensor der Nikon Z 5 zeigt das Z 24-50 mm eine tadellose Bildqualität mit hoher Auflösung ohne großen Randabfall, keiner Verzeichnung, keinen Farbsäumen und lediglich etwas Randabdunklung. [Foto: MediaNord]
Im Labortest an der 24 Megapixel auflösenden Nikon Z 5 zeigt sich bei kürzester Brennweite eine deutliche Randabdunklung von 1,3 Blendenstufen. Immerhin verläuft der Helligkeitsabfall recht sanft, sodass er nicht so negativ auffällt. Man muss aber schon auf F8 abblenden, um die Abdunklung zu halbieren und damit vernachlässigbar gering zu machen. Beim Zoomen halbiert sich die Randabdunklung ebenso – auch bei Offenblende. Die Verzeichnung wird hingegen von der Kamera perfekt elektronisch auskorrigiert, auch Farbsäume sind praktisch nicht vorhanden (siehe Diagramm aus dem Labortest unten).
Die Auflösung ist bei allen Brennweiten bei 50 Prozent Kontrast ab Offenblende hoch. Sie nimmt zwar beim Zoomen etwas ab, was sich aber mit Abblenden kompensieren lässt. Bei F11 wird das Auflösungsmaximum von 58 bis 61 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) erreicht; dieser Wert liegt im Weitwinkel ab Offenblende vor. Erfreulich gering fällt die Auflösung zum Bildrand. Selbst im Maximum erreicht der Randabfall nur 17 Prozent, da wird sogar manche Festbrennweite neidisch – auch wenn das nur für den 24-Megapixel-Sensor von Nikon gilt. Sogar im schlechtesten Fall beträgt die Randauflösung mindestens 48 lp/mm, außer man blendet weiter als bis F16 ab, was man selbst beim gutmütigen 24-Megapixel-Vollformat-Sensor vermeiden sollte. Die maximale Randauflösung beträgt 54 lp/mm.
Fazit
Das Nikon Z 24 -50 mm F4-6.3 ist ein schön kompaktes Vollformat-Standardzoom, das vor allem mit seiner guten Bildqualität überrascht. Dafür besteht nicht nur das Gehäuse aus Kunststoff, sondern auch das Bajonett. Immerhin ist das Objektiv dadurch schön leicht. Die Ausstattung ist mit lautlosem Autofokus und Multifunktions-Einstellring etwas mager. Die Bildqualität überzeugt mit einer erstaunlich hohen Auflösung mit relativ geringem Randabfall. Zudem gibt es keine Verzeichnung oder Farbsäume. Da es sich auch im Gegenlicht gut schlägt, kann man die nur optional erhältliche Streulichtblende verzeihen.
Kurzbewertung
- Kompakt und leicht
- Keine Verzeichnung und Farbsäume
- Hohe Auflösung mit wenig Randabfall (an 24 Megapixel)
- Kein AF-MF-Schalter
- Streulichtblende nur optional erhältlich
- Plastikbajonett
- Sichtbare Randabdunklung bei 24 mm
- Wenig schmeichelhaftes Bokeh
Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.