Vollformat-Standardzoom der Mittelklasse

Nikon Z 24-70 mm F4 S im Test

2024-08-07 Das Nikon Z 24-70 mm F4 S war 2018 das erste Zoomobjektiv im Z-System und wurde seitdem mit den Modellreihen Z 5, Z 6, Z 7 und der Z f auch als Mittelklasse-Setobjektiv zu einem Aufpreis von 600 Euro statt der UVP von über 1.000 Euro verkauft. Gebraucht ist es teilweise schon für gut 350 Euro erhältlich. Wir haben das Objektiv zwar an zahlreichen Kameras im Labor getestet, aber bisher noch keinen expliziten Testbericht inklusive Praxisteil zu dem Objektiv selbst veröffentlicht, was wir hiermit nachholen – auf entsprechend breiter und aussagekräftiger Labortest-Datenbasis an sechs Kameras mit 24 und 45 Megapixeln Auflösung.  (Benjamin Kirchheim)

Verarbeitung und Bedienung

Das Nikon Z 24-70 mm F4 S ist ein sogenanntes "expadable" Zoom, hießt: In Transportstellung ist es kürzer als in Aufnahmeposition. Das macht sich in der Fototasche mit einer kurzen Länge von nur 8,9 Zentimeter bemerkbar, während der Durchmesser 7,8 Zentimeter beträgt. Zum Fotografieren muss es mittels eines leichtes Drehs am Zoomring ausgefahren werden, wobei ein zweistufiger Tubus sichtbar wird. Je nach Brennweite nimmt die Länge um zwei bis fünf Zentimeter zu.

Mit seinem Gewicht von knapp 500 Gramm wirkt das Objektiv trotz des Kunststoffmaterials hochwertig. Etwas unschön ist es dennoch, dass auch das 72 Millimeter große Filtergewinde aus Kunststoff besteht. Das trifft auch auf das Frontbajonett zu, an das die mitgelieferte, tulpenförmige Streulichtblende angebracht wird. Zum Transport kann diese wie üblich verkehrt herum befestigt werden.

Lediglich das Bajonett des Zooms besteht aus Metall. Hier verrät zudem eine Gummilippe, dass das Objektiv gegen Spritzwasser und Staub geschützt ist – sehr praktisch auf Reisen oder bei widrigen Aufnahmebedingungen. Auch die entsprechenden Nikon Z Kameras verfügen über einen solchen Schutz.

Der angenehm breite Zoomring arbeitet mechanisch und ist mit griffigen Gummiriffelung sowie gut ablesbaren Brennweitenangaben bei 24, 28, 35, 50 und 70 Millimeter versehen. Wie bei den meisten Z-Zooms sitzt der Fokusring zwischen Zoomring und Kamerabajonett und lässt sich mit anderen Funktionen belegen, unter anderem der Blende. Das ist praktisch bei Videoaufnahmen, weil man so eine lautlose Blendensteuerung erhält. Allerdings fällt der Fokusring etwas schmal aus und ist lediglich mit einer Kunststoffriffelung versehen.

Fokussierung

Mit je nach Brennweite ca. 0,09 bis 0,18 Sekunden fokussiert das Zoom ziemlich flott von unendlich auf zwei Meter. Dabei war die Fokusgeschwindigkeit bei unseren Messungen an den Modellen Z 6, Z 6II, Z 7 und Z 7II recht konstant, während an der Z f und der Z6III etwas langsamer fokussiert wird, hier sind es bis zu 0,06 Sekunden mehr. Bei allen Messungen kommt ohnehin noch eine Auslöseverzögerung von ca. 0,07 Sekunden hinzu.

Dabei arbeitet der interne Fokus stets präzise. Zudem tritt praktisch kein Fokusatmen auf, was Videofilmer freuen dürfte. Dank der feinfühligen Reaktion sowie Fokushilfen wie einer Lupe und Peaking-Funktion kann man das Zoom trotz des schmalen Rings wunderbar manuell fokussieren. Dabei arbeitet der Fokusring nicht-linear, reagiert also je nach Drehgeschwindigkeit des Fokusrings und nicht nur auf den Drehwinkel. Das lässt sich aber über das Kameramenü umstellen, wo eine lineare Fokussierung mit großem Einstellbereich des gewünschten Drehwinkels wählbar ist.

Während man auf den manuellen Fokus dank des Schalters seitlich am Objektiv sowie die Fokuslupe über die Tasten an der Rückseite der Kamera direkten Zugriff hat, versteckt sich die Fokus-Peaking-Funktion etwas tief im Menü "Individualfunktionen" unter "d Aufnahme & Anzeigen" auf Seite zwei hinter dem Menüpunkt "Konturfilter". Wenn man das häufiger benötigt, empfiehlt sich eine entsprechende Funktionstastenbelegung.

Der Fokusantrieb arbeitet intern, wobei die Naheinstellgrenze laut Nikon 30 Zentimeter bei allen Zoompositionen beträgt. Der maximale Abbildungsmaßstab von 1:3,3 soll bei maximaler Brennweite erreicht werden. Leider zeigt die Fokusskala auf dem Bildschirm nicht die Entfernung an, nicht einmal die Naheinstellgrenze wird dort gezeigt, lediglich eine Blume für "Makro" und ein Unendlich-Zeichen zieren die digitale Fokusskala auf dem Kameradisplay.

In der Praxis variierte die Naheinstellgrenze von 25,2 Zentimeter bei kürzester bis 28,8 Zentimeter bei längster Brennweite. Von der Objektiv-Vorderkante betrug der Abstand zum Motiv 13,1 beziehungsweise 13,8 Zentimeter. Während wir bei kürzester Brennweite mit einem Bildfeld von 24,4 x 16,3 Zentimeter einen Abbildungsmaßstab von lediglich 1:6,8 erreichen konnten, lag dieser bei längster Brennweite mit einer Motivgröße von 11,1 x 7,4 Zentimeter bei immerhin 1:3,1.

Bildqualität

Der optische Aufbau des Nikon Z 24-70 mm F4 S besteht aus 14 Linsen, die in elf Gruppen angeordnet sind. Eine ED-Linse, eine asphärische ED-Linse und drei asphärische Linsen sollen Bildfehler minimieren und für eine hohe Auflösung bis zum Bildrand sorgen. Hinzu kommt eine Nanokristallvergütung, die Streulicht und Geisterbilder minimieren und so für einen hohen Kontrast auch im Gegenlicht sorgen soll. Die Blende setzt sich aus lediglich sieben abgerundeten Lamellen zusammen.

Von einer durchgehenden Blendenöffnung von lediglich F4 erwartet man nicht die schönste Weichzeichnung, doch das 24-70 F4 überzeugt dennoch mit einem schönen Bokeh. Lediglich die Unschärfescheibchen von hellen Lichtpunkten zeigen leichte Zwiebelringe und einen etwas helleren Rand, was eine Folge der insgesamt vier asphärischen Linsen sein dürfte. Allzu störend ist der Effekt aber nicht. Schön ist auch, dass sich im Unschärfebereich kaum Farbsäume an Kontrastkanten zeigen.

Blendet man hingegen auf F22 ab, zeigen sich zumindest bei kurzer Brennweite Sternstrahlen um punktuelle Lichtquellen. Beim Zoomen verringert sich der Effekt etwas. Im Gegenlicht leistet die Nanokristallvergütung hervorragende Arbeit. Die Kontraste sind hoch und selbst mit Lichtquelle im Bild zeigen sich nur leichte Blendenreflexe, wenn man abblendet.

In den insgesamt sechs Labortests an den 24-Megapixel-Kameras Z 6, Z 6II, Z6III und Z f sowie den beiden 45-Megapixel-Kameras Z 7 und Z 7II zeigte das Z 24-70 F4 S jeweils sehr konstante Ergebnisse, obwohl wir verschiedene Objektivexemplare in den Tests verwendet haben. Die Abweichungen lagen jeweils in etwa dem Bereich, den man als Messtoleranz einordnen kann – eine merkliche Serienstreuung war also nicht zu beklagen.

Alle Kameras korrigieren die Verzeichnung digital sehr gut – abschaltbar ist diese Option ohnehin nicht. Nur in Raw kann man diese Korrektur umgehen. Farbsäume sind praktisch nicht vorhanden. Etwas anders sieht es mit der Randabdunklung aus – trotz mittlerer Stufe der digitalen Korrektur. Vor allem bei kürzester und längster Brennweite und Offenblende fällt die Helligkeit zu den Bildecken recht steil um über eine Blendenstufe ab, was in den Bildern auch gut zu sehen ist. Etwas Abblenden hilft dagegen.

Egal ob an 24 oder 45 Megapixel löst das Z 24-70 mm F4 S in der Bildmitte bei allen Brennweiten bereits ab Offenblende hoch auf. Dabei nimmt die Auflösung beim Zoomen leicht ab. Während beim Abblenden an 24 Megapixel kaum beugungsbedingte Auflösungsverluste zu beklagen sind – man kann also das volle Blendenspektrum bis F22 durchaus nutzen – ist bei 45 Megapixel jenseits von F11 ein deutlicherer Auflösungsverlust zu beobachten. Das ist aber nur relativ zu sehen, denn absolut bekommt man am 45-Megapixel-Sensor bei F22 immer noch eine etwas höhere Auflösung als am 24-Megapixel-Sensor, wenn auch der Vorteil nur gering ist. Das Auflösungsmaximum ist übrigens bei fast allen Kameras bei 24 Millimeter Brennweite F5,6 zu beobachten mit um die 59-61 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm) bei 50 Prozent Kontrast an 24 Megapixel und 80-82 lp/mm an 45 Megapixel.

Am Bildrand zeigen sich dann jedoch deutliche Unterschiede zwischen dem 24-Megapixel-Sensor und dem mit 45-Megapixel-Auflösung. Während der Randabfall bei 24 Megapixel moderat bis gering ausfällt und stets unter 30 Prozent, oft aber auch unter zehn Prozent liegt, sind es am 45-Megapixel-Sensor bis zu fast 50 Prozent. Hier fällt vor allem die lange Brennweite negativ auf, während der Randabfall am 45-Megapixel-Sensor bei 24 mm Brennweite eher bei bis zu 30 Prozent liegt. An der Z 6II und Z6III ist interessanterweise der Randabfall bei 24 Millimeter deutlich höher als bei 70 Millimeter. Das würden wir aber eher als positiven Ausreißer bewerten. Wenn es also einige etwas bessere Exemplare vom Z 24-70 mm F4 S geben sollte, würden wir im Telebereich bei Offenblende am Bildrand danach suchen.

Fazit

Das Nikon Z 24 -70 mm F4 S ist ein recht kompaktes Vollformat-Standardzoom mit konstanter Lichtstärke, das vor allem als Setobjektiv oder zum Gebrauchtpreis sehr attraktiv ist. Mit seinem universellen Standard-Brennweitenbereich, guter Robustheit, großem Abbildungsmaßstab und guter Bildqualität gehört es eigentlich in jede Nikon-Z-Fotoausrüstung. Sofern einem die Telebrennweite reicht, ist es auch ein gutes Objektiv für Reisen. Die Ausstattung ist mit lautlosem Autofokus, AF/MF-Schalter und Multifunktions-Einstellring zwar etwas mager, aber die Bildqualität überzeugt vor allem am 24-Megapixel-Sensor, während man bei 45 Megapixel mit einem etwas höheren Auflösungs-Randabfall leben muss.

Kurzbewertung

  • Kompaktes, gegen Spritzwasser und Staub geschütztes Gehäuse
  • Hohe Auflösung im Bildzentrum (an 24 und 45 Megapixel)
  • Wenig Randabfall (an 24 Megapixel)
  • Keine Verzeichnung und Farbsäume
  • Geringe Naheinstellgrenze mit guter Vergrößerung
  • Sichtbare Randabdunklung bei 24 und 70 mm
  • An 45 Megapixel teilweise deutlicher Auflösungs-Randabfall
  • Kunststoff-Filtergewinde

Nikon Z 24-70 mm F4 S mit Nikon Z 7 (v6.0)

Chromatische Aberration

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.


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