Lichtstarkes Porträtobjektiv

Nikon Z 85 mm F1.2 S im Test

2024-01-13 Das Z 85 mm F1.2 S ist das lichtstärkste Porträt-Objektiv von Nikon im Z-System und verspricht damit höchste Bildqualität und schönstes Bokeh für Porträtfotos und alle anderen Motive, bei denen es auf eine geringe Schärfentiefe und/oder kurze Belichtungszeiten bei wenig Umgebungslicht ankommt. Das hat aber auch seinen Preis in Euro, Größe und Gewicht, den man bereit sein muss, zu zahlen und zu schleppen. Ob sich das lohnt und wie es um die Bildqualität bestellt ist, haben wir an der über 45 Megapixel auflösenden Nikon Z 8 getestet.  (Benjamin Kirchheim)

Verarbeitung und Ergonomie

Knapp 3.000 Euro muss man für das Nikkor Z 85 mm F1.2 S auf den Tisch legen, was eine Menge Geld für ein einziges Objektiv mit recht spezialisiertem Anwendungsbereich ist. Für das Geld darf man selbstverständlich ein hohes Verarbeitungsniveau erwarten. Das Nikon Z 85 mm F1.2 S besteht überwiegend aus hochwertigem Kunststoff, hat aber auch Metall-Anteile. Diese sind im hinteren Tubusbereich sowie beim Bajonett zu finden. Trotz des vielen Kunststoffs wirkt das Objektiv gut verarbeitet. Unterstrichen wird das mit zahlreichen Dichtungen, die vor dem Eindringen von Staub und Spritzwasser schützen sollen.

Dass auch der vordere Objektivteil mit dem großen 82mm-Filtergewinde sowie dem Außenbajonett für die mitgelieferte Streulichtblende aus Kunststoff besteht, ist nicht ganz so schön. Die zylindrische Streulichtblende besteht ebenfalls aus Kunststoff. Sie ist innen matt geriffelt, um kein Licht zu reflektieren. Die mit einer Länge von 7,3 Zentimeter und einem Durchmesser von zwölf Zentimeter riesige Blende bringt mit 94 Gramm auch einiges an Gewicht auf die Waage. Sie rastet automatisch ein und muss zum Abnehmen mit einem kleinen Knopf entriegelt werden. Zum Transport lässt sie sich verkehrt herum anbringen und verdeckt dabei komplett den breiten Fokusring.

Trotz des hohen Kunststoffanteils bringt das Nikon Z 85 mm F1.2 S stolze 1.154 Gramm auf die Waage. Zusammen mit der ebenfalls nicht gerade schlanken und leichten Z 8 sowie der Streulichtblende zerren über 2,1 Kilogramm am Schultergurt. Trotz des hohen Gewichts und der nicht wegzudiskutierenden Frontlastigkeit aufgrund des großen, schweren Objektivs liegt die Kombination gut in der Hand, was vor allem dem formidablen Griff der Kamera zu verdanken ist. Mit einer Länge von rund 14 Zentimeter könnte man das leichte Tele auch gut für ein viel langbrennweitigeres Teleobjektiv halten. Der Durchmesser fällt mit gut zehn Zentimeter ebenfalls üppig aus.

Ausstattung

Das Nikon Z 85 mm F1.2 S bietet eine Funktionstaste, einen AF-MF-Schalter sowie einen Funktionsring. Auf eine OLED-Statusanzeige wie beim Z 50 mm F1.2 S verzichtet Nikon hingegen, sodass man die Blende, Entfernung und Schärfentiefe nicht am Objektiv ablesen kann – sehr schade.

Der im hinteren Bereich liegende Funktionsring lässt sich wunderbar erreichen und damit ergonomisch bedienen. Er kann wie die seitliche Taste über die Kamera programmiert werden. Standardmäßig wird hier die Blende eingestellt. Der Ring besteht aus griffig geriffeltem Kunststoff, wobei sich die Riffelung über sechs Millimeter Breite erstreckt. Der Ring lässt sich angenehm mit leichtem Widerstand völlig geräuschlos und rastfrei drehen.

Die L-Fn-Funktionstaste seitlich am Objektiv lässt sich hervorragend mit dem Daumen bedienen. Hier stehen zahlreiche Funktionen zur Verfügung, von denen man eine per Kameramenü auf die Taste programmieren kann. Dazu gehören etwa AF-On, die AF-Feld-Wahl, der Fokusspeicher und noch viele andere. Die bei einem Porträtobjektiv sicherlich nützlichen Motiverkennungsfunktionen lassen sich hingegen nur mit einem kleinen Trick über die Taste konfigurieren: Man kann den Aufruf des ersten Mein-Menüpunkts auf diese Taste legen. Setzt man dann die AF-Motivwahl als ersten Punkt ins Mein-Menü, kann man diese Funktion direkt am Objektiv aufrufen. Dieser "Trick" ist sehr mächtig, denn so lässt sich jede per Menü erreichbare Funktion auf die Taste programmieren. Selbst das Mein-Menü kann darüber aufgerufen werden. Einziger Wermutstropfen: Man verlässt dabei kurz das Livebild und landet im Menübildschirm.

Einen optischen Bildstabilisator besitzt die Festbrennweite nicht. Stattdessen setzt Nikon auf den Sensor-Shift-Bildstabilisator. Wir konnten problemlos 1/2,5 Sekunde lang (0,4 Sekunden) verwackelungsfrei belichten. Bei einer halben Sekunde hingegen gab es deutlichen Ausschuss. 0,4 Sekunden entsprechen fünf Blendenstufen gegenüber 1/80 Sekunde, die man gemäß Faustformel (Umkehrwert der Brennweite) verwackelungsfrei halten kann. Das ist ein guter Wert. Nicht vergessen sollte man die hohe Pixeldichte, die bei entsprechender Vergrößerung gnadenlos alle Verwackelungen sichtbar macht. Auch das Motiv sollte entsprechend lange stillhalten.

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.