Bildstabilisator und Naheinstellgrenzen
Über einen optischen Bildstabilisator verfügt das OM System 40-150 mm F4 ED Pro nicht. Immerhin wird die Bildstabilisation bei Olympus beziehungsweise nun OM System traditionell vom sehr guten Sensor-Shift-Bildstabilisator im Kameragehäuse übernommen. Allerdings ist ein solches System bei Telebrennweiten jenseits von 100 Millimetern zumeist einem optischen Objektiv-Bildstabilisator unterlegen.
Dennoch konnten wir bei maximaler Brennweite immerhin eine halbe Sekunde lang verwackelungsfrei belichten. Das entspricht bei einer kleinbildäquivalenten Brennweite von 300 Millimetern knapp über sieben Blendenstufen – ein wirklich exzellentes Ergebnis! Bei 40 Millimeter Brennweite (80 mm Kleinbildäquivalent) konnten wir doppelt so lange verwackelungsfrei belichten, also eine Sekunde. Aufgrund der geringeren Brennweite entspricht dies aber "nur" 5⅓ Blendenstufen. Das ist immer noch ein gutes Ergebnis.
Das OM System 40-150 mm F4 ED Pro hat laut technischen Daten eine Naheinstellgrenze von 70 Zentimetern über den gesamten Zoombereich. Der maximale Abbildungsmaßstab soll im Tele 1:4,8 betragen. In der Praxis konnten wir bei 40 Millimetern Brennweite jedoch bereits ab einer Entfernung von 51,7 Zentimetern zur Sensorebene fokussieren. Der Motivabstand von der Objektivfront beträgt dabei 37,2 Zentimeter. Das minimale Bildfeld haben wir mit 17,7 x 13,3 Zentimetern gemessen, was einem Abbildungsmaßstab von 1:10,2 entspricht. Bei einer Kleinbildkamera bräuchte man einen Abbildungsmaßstab von 1:5,1, um dieselbe Bilddiagonale abbilden zu können.
Bei 40 mm konnten wir mit dem OM System 40-150 mm F4 ED Pro ab 51,7 cm fokussieren und damit eine minimale Bildbreite von 17,7 cm aufnehmen, was einem Abbildungsmaßstab von 1:10,2 entspricht. [Foto: MediaNord]
Bei 150 mm konnten wir mit dem OM System 40-150 mm F4 ED Pro ab 67,5 cm fokussieren und damit eine minimale Bildbreite von 7,7 cm aufnehmen, was einem Abbildungsmaßstab von 1:4,5 entspricht. [Foto: MediaNord]
Bei maximaler Brennweite von 150 Millimetern kommt unsere gemessene Naheinstellgrenze von 67,5 Zentimetern der Herstellerangabe schon deutlich näher, unterbietet diese aber immer noch etwas. Ab Objektivfront sind das komfortable 53 Zentimeter bis zum Motiv. Als minimales Bildfeld haben wir 7,7 mal 5,8 Zentimeter gemessen, was einem Abbildungsmaßstab von 1:4,5 entspricht, und damit etwas besser als versprochen ist. Mit einem Kleinbildobjektiv an einer Kleinbildkamera bräuchte man sogar einen Abbildungsmaßstab von 1:2,2, um ein so kleines Bildfeld aufnehmen zu können. Damit schrammt das 40-150 Millimeter nur knapp am kleinbildäquivalenten Makrobereich vorbei. Gute Nahaufnahmen lassen sich damit dennoch anfertigen, auch wenn der Bildrand etwas unschärfer ist als das Bildzentrum – der Unterschied ist größer als bei weiter entfernten Motiven. Bei kürzester Brennweiten sind die Bildecken dagegen deutlich sichtbar unschärfer.
Bildqualität
Das OM System 40-150 mm F4 ED Pro besitzt eine aufwändige optische Konstruktion aus 15 Linsen, die in neun Gruppen angeordnet sind. Darunter befinden sich eine HR-Linse, zwei ED-Linsen, eine Super-ED-Linse und zwei asphärische Linsen. Das soll für eine Minimierung von chromatischen Aberrationen und eine hohe Auflösung über den gesamten Brennweitenbereich sorgen. Zudem kommt die ZERO-Vergütung zum Einsatz, die Streulichteffekte und Geisterbilder minimieren soll. Darüber hinaus ist die Frontlinse mit einer schmutzabweisenden Fluorbeschichtung versehen.
Die Blende besteht zwar lediglich aus sieben Lamellen, trotzdem zeigt das OM System 40-150 mm F4 ED Pro in der Praxis ein überraschend schönes Bokeh. Der Unschärfebereich wird schön weichgezeichnet, ohne dass Doppelkonturen entstehen. Dennoch zeigen sich an den Unschärfescheibchen von Spitzlichtern leicht hellere Ränder und ein minimaler Zwiebelringeffekt. Auch Farbsäume treten im Unschärfebereich an Kontrastkanten auf; die gibt es aber auch im Schärfebereich. Obwohl es nicht perfekt ist, würden wir das Bokeh vor allem aufgrund der schönen Weichzeichnung dennoch als überdurchschnittlich gut bezeichnen. Schließt man die Blende stark, entsteht zumindest bei kurzer Brennweite ein leichter Sternstrahleneffekt um punktuelle Lichtquellen. Als besonders geeignet für diesen Effekt würden wir das 40-150 mm F4 aber nicht bezeichnen.
Im Gegenlicht kommt es trotz der ZERO-Vergütung zu leichten Kontrastverlusten, wenn die Lichtquelle knapp außerhalb des Bildkreises ist. Hier hilft auch die mitgelieferte Streulichtblende nicht. Mit Lichtquelle im Bildfeld kommen leichte Blendenreflexe hinzu, die aber nicht allzu störend sind. Insgesamt ist das Objektiv dennoch recht Gegenlicht-fest und besser, als beispielsweise das 12-40 mm F2.8.
Optische Fehler werden im Micro-Four-Thirds-System teilweise elektronisch korrigiert. Dazu gehört auch die Randabdunklung, die damit laut unserem Labortest mit maximal 0,6 Blendenstufen beziehungsweise 33 Prozent Helligkeitsabfall nicht störend hoch ausfällt. Dank des sanften Verlaufs fällt sie zudem kaum auf. Auf F5,6 abgeblendet liegt sie bei unter 0,3 Blendenstufen und wird beim weiteren Abblenden kaum noch schwächer.
Die Kombination aus der Testkamera Olympus OM-1 mit dem OM System 40-150 mm F4 ED Pro wiegt knapp unter einem Kilogramm, erst mit Streulichtblende klettert das Gewicht knapp über die Kilogramm-Marke. Die Bildqualität der Kombination ist exzellent. [Foto: MediaNord]
Auch die Verzeichnung wird digital korrigiert – und zwar sogar perfekt. Bei den Farbsäumen in Form chromatischer Aberrationen sieht es etwas anders aus. Diese sind im Mittel mit bis zu einem halben Pixel zwar kaum sichtbar, können im Maximum aber mit rund einem Pixel durchaus sichtbar werden. Dies ist vor allem an harten Kontrastkanten im Bildrandbereich der Fall, die Brennweite spielt dabei kaum eine Rolle.
Die Auflösung bei 50 Prozent Kontrast ist bei allen Brennweiten in der Bildmitte bereits ab Offenblende mit über 50 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) im Kleinbildäquivalent hoch (bei kürzester Brennweite sogar fast 55 lp/mm) und lässt sich beim Abblenden sogar noch leicht steigern (siehe auch das Diagramm aus dem Labortest unten). Bis F11 kann man das Objektiv ruhigen Gewissens abblenden, denn hier werden immer noch 48-51 lp/mm erreicht.
Auch am Bildrand ist die Auflösung bei allen Brennweiten und Blenden hoch. Zwischen F4 und F11 werden stets über 38 lp/mm Randauflösung erreicht. Im Maximum sind es bei F8 je nach Brennweite 47-49 lp/mm. Mit Ausnahme von 40 mm F4 und F5,6 liegt der relative Randabfall stets bei unter 20 Prozent, bei 75 und 150 mm sind es ab F5,6 und bei 40 mm ab F8 sogar unter 15 Prozent. Selbst das Maximum des relativen Randabfalls liegt bei unter 30 Prozent (40 mm F4) und ist damit nicht dramatisch.
Mit diesem Objektiv kann man somit bei allen Brennweiten zwischen F4 und F11 sorgenfrei fotografieren, weil die Bildqualität immer konstant hoch ist. Diese Eigenschaft sieht man selten, selbst bei Telezooms.
Fazit
Das kompakte und leichte OM System 40-150 mm F4 ED Pro ist robust gebaut und bietet sogar einen IP53-Wetterschutz. Der Preis hält sich mit 800 bis 900 Euro in Grenzen. Der Autofokus ist zwar flink, die Ausstattung aber etwas mager. Bildstabilisation und AF-MF-Umschaltung muss die Kamera übernehmen. Erfreulicherweise bewegt sich die Bildqualität auf hohem Niveau. Die Auflösung ist über alle Brennweiten-Blenden-Kombinationen von der Bildmitte bis zum Bildrand hoch, die optischen Fehler sind mit Ausnahme leichter Farbsäume gering. Sogar das Bokeh weiß zu überzeugen. Damit ist das OM System 40-150 mm F4 ED Pro ein echter Telezoom-Tipp fürs leichte Gepäck. Selbst zusammen mit der OM System OM-1 bleibt das Gewicht bei knapp unter einem Kilogramm und die Transportlänge des Zooms ist mit unter zehn Zentimetern ebenfalls überraschend kompakt.