Reisestativtest
Rollei Carbonstative C5i und C6i im Test
2016-11-21 Carbon ist mit das beste Material für Stativbeine. Es macht diese sehr leicht, stabil und schwingungsarm. In diesem Test nehmen wir das Rollei C5i und seinen, für ein Reisestativ sehr großen, „Bruder“ C6i genauer unter die Lupe. Wir zeigen, ob die beiden relativ günstigen Carbon-Stative gute fotografische Begleiter sind, wenn es nicht nur um geringes Gewicht, sondern auch um den praktischen Einsatz geht. (Harm-Diercks Gronewold)
Das Rollei C5i lässt sich auf maximal 157,5 cm Arbeitshöhe bringen. [Foto: Rollei]
Sowohl das C5i als als auch das größere C6i haben die Möglichkeit ein Bein anzunehmen und als Einbeinstativ zu nutzen. [Foto: Rollei]
Während das Einbeinstativ des C6i Carbon eine maximale höhe von knapp 171 cm besitzt muss sich das C5i mit "nur" auf knappe 164 cm bringen. [Foto: Rollei]
Für den Transport zusammengeschoben ist das Rollei C5i Carbon 435 mm lang. [Foto: MediaNord]
Zum Lieferumfang des Rollei C5i Lieferumfang gehört eine Tasche, ein Werkzeug, Ersatzgummifüsse sowie eine Gürtelhalterung und einen Taschenhaken zum einschrauben. [Foto: Rollei]
Mit einer Arbeitshöhe von knapp 157 cm, klappbaren Beinen und einer maximalen Belastbarkeit von 8 Kilogramm bietet das C5i eine gute Arbeitshöhe. Durch die Beinkonstruktion aus vier Segmenten und drei Auszügen wurden die Beindurchmesser groß gehalten und bieten eine hohe Stabilität gegenüber Verwindungen. Dafür ist das Packmaß mit 43,5 cm Länge etwas größer als bei Stativen, die ihre Arbeitshöhe auf einen Auszug mehr verteilen. Am unteren Ende der aus Carbon gefertigten Beine befinden sich die gummierten Füße. Diese lassen sich mit etwas Kraftaufwand abnehmen, darunter befinden sich Edelstahl-Spikes. Der Haken an der Sache ist, dass das Abziehen der Gummifüße mit Kraft oft dafür sorgt, dass die Gummi-Füße gerne im hohen Bogen durch die Gegend fliegen. Ist man dann gerade im „Feld“ unterwegs – denn woanders lassen sich die Spikes nicht sinnvoll einsetzen – ist der Verlust oftmals vorprogrammiert. Praktisch, dass Rollei drei zusätzliche Ersatzfüße mitliefert. Zwei der drei Stativbeine besitzen eine Neoprenummantelung. Eine der Neoprenummantelungen lässt sich per Klettverschluss entfernen und dient als weicher Griff für das abschraubbare Stativbein, das sich als Einbeinstativ mit knapp 123 cm Arbeitshöhe nutzen lässt. Da sich die Mittelsäule des C5i entfernen und auf das Einbeinstativ montieren lässt, kann die Arbeitshöhe so auf insgesamt rund 15 cm verlängert werden. Wird der mitgelieferte Stativkopf auf das Einbeinstativ montiert, erhält man eine Gesamt-Arbeitshöhe von maximal 164,5 cm.
Diese Funktion kann überzeugen und das Einbeinstativ macht aufgrund des geringen Gewichts Spaß. Doch auch hier steckt der Teufel im Detail. Die Verschraubung des Beins an Stativschulter ist recht leichtgängig und könnte eine zusätzliche Sicherung vertragen. Die Stativbeine selber sind in drei Stufen mit automatisch einrastenden Verstellhebeln ausgestattet, die es erlauben den Beinanstellwinkel in drei Stufen zu sichern. Die Stativschulter selber, sowie alle anderen Metallteile sind aus leichtem Druckguss. Die drehbaren Schnellverschlüsse gewährleisten eine sichere Klemmung bei kleinem Drehwinkel, lassen sich also wirklich schnell bedienen. Bei der um 26 cm ausziehbaren Mittelsäule ist neben der Sicherung per Schnellspanner eine zusätzliche Fixierschraube vorhanden.
Bei dem Rollei C6i Carbon beträgt die maximale Arbeitshöhe 171 cm. [Foto: Rollei]
Rollei C6i Carbon liegt mit einer minimalen Arbeitshöhe von 47,9 cm etwas über der des C5i Carbon. [Foto: Rollei]
Auch in geringeren Arbeitshöhen macht das Rollei C6i Carbon einen sehr stabilen Eindruck. [Foto: Rollei]
Zum Lieferumfang des Rollei C6i Carbon gehört eine Tasche, ein Werkzeug, Ersatzgummifüsse sowie eine Gürtelhalterung und einen Taschenhaken zum einschrauben. [Foto: Rollei]
Am oberen Ende der Mittelsäule befindet sich, wie üblich, der abnehmbare Stativkopf. Bei dem C5i besitzt dieser eine Arca Swiss kompatible Schnellwechselplatte. Sichtbar, wenn auch klein geraten, besitzt der Kopf an der Schnellwechseleinrichtung zwei Wasserwaagen. Im Kopf der Feststellschraube der Wechselplattensicherung ist je eine Nivellierlibelle untergebracht. Zwar wäre eine weitere diese Libellen auf der Stativschulter sinnvoll gewesen, aufgrund der geringen Größe ist dies aber verzeihlich. Der Bewegungsbereich des Kugelkopfes kann mit circa 45° in drei Richtungen und 90° in eine Richtung als üblich bezeichnet werden. Darüber hinaus besitzt der Kugelkopf eine leicht lesbare Grad-Einteilung und zwei getrennte Fixierungen für die horizontale Ebene und die Kugel selber. Beide Fixierungen sind gedämpft, die Kugelfixierung hat jedoch einen großen griffigen Drehknopf mit Skala ohne Begrenzung. Das bedeutet, dass der Drehknopf mehrfach in eine Richtung gedreht werden kann. Findet man aber einmal den „maximal festen“ Punkt, so kann man sich bequem an der Skala orientieren. In unserem Fall war der Stativkopf bei der Einstellung 5 „bombenfest“. Die horizontale Ebene ist zudem Flüssigkeitsgedämpft und erlaubt weiche Schwenks für Videoaufnahmen. Montiert wird der Stativkopf auf einem 3/8-Zoll-Gewindebolzen. Dieser lässt sich zudem umdrehen um auch Stativköpfe, Spektive oder andere Ausrüstungsgegenstände per 1/2-Zoll-Gewindebolzen zu montieren. Am unteren Ende der Mittelsäule lässt sich ein 3/8-Zoll-Gewindebolzen herausdrehen. An diesem lässt sich der Stativkopf für bodennahe Aufnahmen montieren, zudem kann der mitgelieferte Haken für Taschen oder Gegengewichte hier montiert werden.
Mit Hilfe des herausdrehbaren Gewindesteckers an der Mittelsäule lassen sich das getrennte Bein des Stativs und die Mittelsäule verbinden, um die Arbeitshöhe des Einbeinstativs zu vergrößern. [Foto: Rollei]
Die drehbaren Schnellspannverschlüsse des Rollei C5i / C6i Carbon sichern mit nur wenig Drehbereich. [Foto: Rollei]
Der Blick auf die Schulter des Rollei C5i Carbon zeigt die zusätzliche Mittelsäulenfixierung und die Gewichtsoptimierte Form der Stativschulter. [Foto: MediaNord]
Das größere Reisestativ Rollei C6i sieht auf den ersten Blick aus wie ein hochskaliertes C5i und besitzt auch exakt dieselben Ausstattungsmerkmale. Auch gelten bei beiden Stativen die genannten Vor- und Nachteile. Die Unterschiede des C6i zum C5i sind zum einen das Gesamtgewicht von 1.580 g und das größere Packmaß von 47,5 cm. Die maximale Arbeitshöhe beträgt 171 cm inklusive der knapp 30 cm, um die sich die Mittelsäule herausziehen lässt. Belastbar ist das C6i mit maximal 12 kg. Das Einbeinstativ des C6i hat eine maximale Arbeitshöhe von 133,5 cm beziehungsweise circa 170 cm mit der montierten Mittelsäule. Der Stativkopf des C6i bringt dazu nochmals 9 cm Arbeitshöhe zusätzlich.
Zum Lieferumfang beider Stative gehört jeweils ein Werkzeug zur Verstellung der Schulterklemmung der Beine. Zudem sind die erwähnten Ersatzgummifüße enthalten. Außerdem ist eine gepolsterte Tragetasche mit Schultergurt sowie ein Gürtelhalter für das Einbeinstativ vorhanden und ein Taschenhaken. Während das Rollei C5i eine unverbindliche Preisempfehlung von knapp 250 Euro hat, so schlägt das größe C6i mit für ein Carbon-Stativ immer noch moderaten knapp 300 Euro zu Buche. Sowohl das C5i als auch das C6i sind als Aluminium-Version erhältlich. Die Eckdaten der Stative sind bis auf das höhere Eigengewicht identisch. Zudem ist das C5i Aluminium in den Farben Titan, Rot, Orange, Grün, Blau und schwarz erhältlich. Das C6i Aluminium gibt es nur in schwarz. Das Eigengewicht des C5i Aluminium beträgt knapp 1700 Gramm und das C6i Aluminium knapp 2100 Gramm. Die Kosten belaufen sich auf knapp 150 Euro für das C5i Aluminium und 200 Euro für das C6i Aluminium.
Sowohl das C5i und das C6i Carbon besitzen Spikefüße. Um diese nutzen zu können muss der Anwender die Gummifüße mit einigem Kraftaufwand abziehen. [Foto: Rollei]
Ist die Mittelsäule des C5i / C6i Carbon in der Stativschulter, so kann an der unteren versenkbaren Schraube der mitgelieferte Taschenhaken montiert werden. [Foto: Rollei]
Beide Stative bieten die Möglichlichkeit den mitgelieferten Stativkopf abzunehmen und einen anderen Stativkopf zu montieren. [Foto: Rollei]
Der Stativkopf des Rollei C5i und C6i Carbon ist ein auf die Stativgröße angepasster Kugelkopf mit Gradeinteilung und Arca-Swiss kompatibler Schnellwechselplatte. [Foto: Rollei]
Das Rollei C5i ist zusätzlich als Aluminium-Version erhältlich. Dieses besitzt die gleichen Abmessungen wie die Karbon-Version, hat nur ein höheres Eigengewicht. [Foto: Rollei]
Auch das Rollei C6i ist als Aluminium-Ausführung erhältlich. [Foto: Rollei]
Fazit
Beide getesteten Carbon-Stative hinterlassen einen guten Eindruck, was an der schnellen und unkomplizierten Klemmung sowie der einfach zu handhabenden Einbeinfunktion liegt. Nicht so gut hat uns dagegen die leichtgängige Verschraubung des als Einbeinstativ abnehmbaren Stativbeins gefallen. Die vorhandenen Spike-Füße sind ein Plus, aber das Entfernen der aufgesteckten Gummifüße erfordert viel Kraft. Die mitgelieferten Kugelköpfe mit Arca-Swiss-Schnellwechselplatten sind sehr hochwertig.
Kurzbewertung
- Sehr gute Schnellspannung
- Einbeinstativfunktion
- Solider Stativkopf
- Spikes umständlich nutzbar