Leistungsfähige Powerbank mit bis zu 65 Watt USB-C

Rollei Powerbank 20.000 mAh 65.0 W im Test

2023-10-10 Gelegentlich testen wir Zubehör, das uns sozusagen vor die Flinte läuft, von dem wir annehmen, dass es für Fotografen interessant sein könnte. Ein solches ist die neue Powerbank von Rollei. Damit lassen sich nicht nur Smartphones und Digitalkameras aufladen, wie es bei Powerbanks üblich ist, sondern dank 65W starkem PowerDelivery über USB-C kann die leistungsfähige Powerbank sogar einen Notebook-Computer oder eine LED-Leuchte wie die neue Rollei Candela Bi-Color 60 W mit Strom versorgen. Das wollten wir einmal ausprobieren.  (Jan-Markus Rupprecht)

Die Rollei Powerbank 20.000 mAh / 65.0 W ist nicht sehr groß und mit 432 Gramm auch nicht einmal besonders schwer. Die schwarze Kunststoff-Oberfläche ist fein geriffelt und dadurch ziemlich griffig, aber leider auch kratzempfindlich. In ihrer länglichen Bauform erinnert sie an ein Netzteil – nur dass kein 230V-Kabel hineinführt, dafür aber mehrere USB-Kabel angeschlossen werden können. Ein kurzes Silikonkabel in "Rollei-Orange" ist sogar direkt integriert, kann also nicht verloren gehen. Dieses hat einen USB-C-Stecker am Ende, der in eine Vertiefung mit einer Buchse gesteckt werden kann und so eine "Trageschlaufe" bildet. Wem die Kabellänge nicht reicht, der kann ein längeres an die USB-C-Buchse anschließen. Die Buchsen und der Stecker am Kabel haben genau die gleiche Funktion: Der Strom geht da entweder rein oder raus, mit jeweils maximal 65 Watt. Über welchen der beiden, ist egal. Die andere, tief im Gehäuse versenkte Buchse dient übrigens wirklich nur als Garage für den Stecker und hat sonst keine Funktion. Die beiden anderen Buchsen sind USB-A-Buchsen und dienen, wie üblich, ausschließlich als Ladeausgang.

Die Laser-Beschriftung der Buchsen ist so klein und kontrastarm, dass man sie eigentlich auch hätte weglassen können. Den Sehtest haben wir jedenfalls nicht bestanden. Erst die Kamera des Smartphones mit groß aufgezogenem Zoom konnte da ganz schwach etwas erkennen: PD 65.0 W steht an der USB-C-Buchse und QC 30.0 W kann man mit allergrößter Mühe in der inversen Beschriftung der USB-A-Buchsen entziffern. Meint: PowerDelivery mit max. 65 Watt an USB-C und QuickCharge mit max. 30 Watt via USB-A.

Ein Quick-Charge-fähiges Mobilgerät hatten wir leider nicht zur Hand, insofern konnten wir den USB-A-Buchsen maximal 10 Watt entlocken. Die meisten Geräte wurden an USB-A sogar nur mit 5 bis 6 Watt geladen (das mag individuell sehr unterschiedlich sein, abhängig vom Ladekabel und angeschlossenen Gerät). Deutlich mehr geht da an der USB-C-Buchse: Da wurde ein Google Pixel 6a mit immerhin 18 Watt schnell geladen.

Darüber, was an den Ein- und Ausgängen insgesamt abgeht, informiert eine dezente Anzeige. Diese zeigt standardmäßig die noch verbleibende Kapazität in Schritten von 1 bis 100, also Prozent-genau an. Wenn man den seitlichen Power-Taster (übrigens das einzige Bedienelement) kurz antippt, kann man weitere Informationen entlocken. Geht dann Strom rein oder raus, leuchten entweder "IN" oder "OUT" und wenn die Powerbank geladen wird, blinkt die Prozentzahl. Ein weiteres kurzes Antippen der Power-Taste schaltet dann die Einheiten durch und auf dem Display erscheint, mit wie viel Volt und wie viel Ampere die Ein- oder Ausgänge gerade arbeiten. Wenn man sich für die gerade aufgenommene oder abgegebene Leistung in Watt interessiert, ist allerdings Kopfrechnen angesagt (W = V x A). Maximal 2 Ampere bei 9 Volt genehmigte sich beispielsweise das Google Pixel 6a, also 18 Watt. Die USB-A-Ausgänge lieferten in der Regel 5 Volt mit 1,1 bis 1,2 A (rund 6 Watt).

Schließt man dagegen ein stromhungriges Gerät an einen der beiden USB-C-Ausgänge an, handelt dieses per PowerDelivery eine Spannung von 20 Volt an der Schnittstelle aus und damit sind dann bis zu 65 Watt möglich. Oder sollte es zumindest aushandeln. Mit einem frühen USB-C-ASUS-Laptop klappte das nicht. Der war an regulären Netzgeräten bislang nicht wählerisch, einigte sich mit der Rollei Powerbank aber auf 9 Volt Spannung, was natürlich für einen Notebook-Computer nicht reicht. Folglich funktioniert das nicht. Alle anderen Geräten, die wir ausprobiert haben, liefen mit der Powerbank aber ohne Probleme, beispielsweise ein neuerer HP-Laptop.

Während ich diese Zeilen tippe, sind es übrigens gerade einmal 0,4 bis 0,5 A, die der 15-Zoll-HP-Laptop mit voll aufgedrehter Helligkeit die meiste Zeit über abfordert. Nur selten springt die Anzeige kurz auf 1,1 oder 1,2 Ampere. In der Regel verbraucht so ein sparsamer Rechner also nur 8 bis 10 Watt, wenn er nicht gerade intensiver mit etwas beschäftigt ist oder sein Akku wieder nachgeladen wird. Der auf der Powerbank aufgedruckte Kapazität von 74 Wh nach (von denen man nie 100 % herausbekommt) könnten also rund 6 bis 7 Stunden zusätzlicher Notebook-Betrieb mit dem Zusatzakku drin sein. In der Praxis wird es weniger sein, eher so 5 bis 6 zusätzliche Stunden dürften es sein, wenn man nicht gerade sehr rechenintensive Sachen macht. Aber das ist ja auch schon was.

Um unnötige Lade- und Entladeverluste zu vermeiden, sollte man die Powerbank an den voll aufgeladenen Notebook-Computer anschließen und zunächst die Powerbank "leersaugen" und danach das im Laptop eingebaute Akku. Erstens greifen dann die automatischen Stromsparmaßnahmen, wenn es am Ende wirklich eng wird. Zweitens vermeidet man unnötige Ladeverluste. Aufgeladen werden beide Geräte dann später mit Netzstrom.

Wenn man die 65 Watt abfordert bzw. ein Gerät anschließt, das die 20 Volt benötigt, dann lassen sich die anderen Anschlüsse der Rollei Powerbank übrigens nicht gleichzeitig nutzen. Notebook betreiben (selbst wenn es nur 10 Watt konsumiert) und Smartphone laden (selbst an USB-A mit nur 5 Watt) geht nicht gleichzeitig. In dem Moment, wo man ein zusätzliches Gerät anschließt, egal welches, schaltet die Spannung am USB-C-Anschluss von 20 V auf 12 V herunter und damit kann das Laptop nichts anfangen und spring dann komplett auf den internen Akku um. Gleichzeitig mehrere Smartphones, Tablets, Smartwatches oder Kameras laden oder betreiben, das geht hingegen.

Was übrigens auch nicht geht, ist ein paralleles Laden und Entladen in Verbindung mit solchen großen Geräten. Also die Powerbank zwischen Laptop-Netzteil und Laptop einschleifen, in der Hoffnung, das Netzteil würde die Powerbank wieder aufladen, während der Laptop nur ein paar Watt abfordert – das funktioniert leider nicht. Aber auch hier gilt wieder: sobald nur "normale" Geräte wie Smartphones, Tablets, Smartwatches usw. geladen werden sollen (mit weniger als 20 V Spannung), geht das schon. Man kann also durchaus ein Netzteil anschließen, das die Powerbank lädt und gleichzeitig mehrere "normale" Smart-Geräte, die dann geladen werden.

Dabei kann man dann einen Fehler bemerken, der allerdings nicht allzu schlimm ist. Mehrmaliges Drücken des Power-Knopfes bringt dann nacheinander Spannung und Strom von Ausgang und Spannung und Strom vom Eingang aufs Display. Allerdings wechselt dann die Anzeige "IN" und "OUT" nicht entsprechend mit, sondern bleibt durchgängig auf "IN" stehen. Wir können verraten: Das erste Wertepaar ist das, was in der Summe rausgeht, das zweite Wertepaar ist das, was in der Summe reingeht. Wenn beim Durchtasten also 75 – 9,1 V – 1,8 A – 20 V – 2,2 A angezeigt wird, dann heißt das, dass die aktuelle Restladung bei 75 % liegt, die an den Ausgängen angeschlossene Geräte 9,1V/1,8A abnehmen und die Powerbank mit 20V/2,2A geladen wird (in diesem Fall an einem 60W-Laptop-Netzteil).

Die Powerbank lädt sich an einem leistungsfähigen Netzteil also mit immerhin 44 Watt wieder voll. Es lohnt sich also, ein leistungsfähiges Netzteil zu verwenden, wenn man die Powerbank schnell wieder einsatzbereit haben will. Wenn der Ladevorgang über Nacht Zeit hat, reicht natürlich auch ein normales, kleines Ladegerät. So kann man beispielsweise die Powerbank an ein einfaches 10W-Ladegerät anschließen und Smartphone, Smartwatch und Kamera an die Powerbank. Am nächsten Morgen ist dann alles aufgeladen.

Die Rollei Powerbank 20.000 mAh / 65.0 W kostet zum Zeitpunkt dieses Tests 69 Euro (die UVP gibt Rollei mit 99 Euro an, was aber eher als "Streichpreis" zu sehen ist).

Fazit

Mit der Möglichkeit, auch Laptop-Computer mit bis zu 65 Watt Leistungsaufnahme über USB-C mit Strom zu versorgen, hebt sich die Rollei Powerbank 20.000 mAh / 65.0 W von üblichen "Smartphone-Powerbanks" ab. Mit der Leistung ist sie auch in der Lage, moderne 60-Watt-LED-Foto/Video-Leuchten mit USB-C-Stromversorgung zu betreiben. Von einem leistungsfähigen USB-C-Ladegerät (z. B. von einem Laptop) profitiert die Powerbank auch beim Laden, das in unserem Test mit 44 Watt erfolgt. Ein gleichzeitiger Betrieb mehrerer Geräte schließt allerdings potenziell stromhungrige Geräte, wie Laptops, aus. Als praktisch erwies sich das unverlierbar fest angeschlossene, kurze Kabel. Wem dieses zu kurz ist, der schließt einfach am zweiten USB-C-Anschluss ein normales Kabel an.

Kurzbewertung

  • Kann auch Laptops über USB-C mit Strom versorgen
  • Schnelles Wiederaufladen über USB-C
  • Genaue Prozent-Anzeige für die Restladung
  • Keine Verbrauchs- und Ladeanzeige in Watt

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Autor

Jan-Markus Rupprecht

Jan-Markus Rupprecht, 59, fotografiert mit Digitalkameras seit 1995, zunächst beruflich für die Technische Dokumentation. Aus Begeisterung für die damals neue Technik gründete er 1997 digitalkamera.de, das Online-Portal zur Digitalfotografie, von dem er bis heute Chefredakteur und Herausgeber ist. 2013 startete er digitalEyes.de als weiteres Online-Magazin, das den Bogen der digitalen Bildaufzeichnung noch weiter spannt.